Unter Piraten. Miriam Lanz

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öffnete ihm die verglaste Tür zur Achterkajüte und trat mit Verbeugung einen Schritt zurück. Wilde presste seine Lippen zusammen, um nicht zu schmunzeln. Das Verhalten des Leutnants war wirklich vorbildlich, um nicht zu sagen, erstaunlich.

      Als der Kapitän eintrat, erhoben sich die Kommandanten der 'Pride' und der 'Emperor', Offizier Murdoch und Offizier Jessop, sowie Leutnant John Potter, ein ausgesprochen junger, sehr gradliniger, fähiger und impulsiver Mann, wie Wilde schnell festgestellt hatte.

      "Gentlemen", meinte er mit einem knappen Nicken und ließ sich am Kopf des großen Tisches nieder. Auch die übrigen Männer nahmen Platz.

      "Im Namen aller Anwesenden möchte ich Euch zu der erfolgreichen Auslöschung des ersten Piratenschiffes gratulieren", meinte Murdoch, wobei seine hellen, ausdruckslosen Augen auf seinen Kapitän gerichtet waren.

      "Nun, Sir, dies war nicht allein mein Verdienst, sondern vielmehr das der gesamten Flotte. Daher halte ich Eure Gratulation für überflüssig", erklärte Andrew langsam und nahm einen Schluck Tee. Das empörte, beinahe verachtende Aufblitzen in den Augen des um Jahre Älteren war ihm nicht entgangen. Ebenso wenig, wie das amüsierte Lächeln Potters.

      Nach wenigen Minuten des Schweigens, zog er schließlich einige Seekarten heran und die Offiziere begannen, mögliche Routen zu kalkulieren, bei denen die Wahrscheinlichkeit auf Piraten zu treffen hoch war.

      Am späten Nachmittag verkündete Hard, dass ein weiteres flaggenloses Schiff in Sicht gekommen war.

      ---

      Kate Wickfort kniete neben dem Bett ihrer jüngsten Tochter und streichelte ihr sanft über die Augenbrauen. Das Kind starrte Dr. Steward wimmernd an, aber seine ruhige Stimme und seine überlegten Bewegungen schienen sie zu beruhigen.

      „Anne, ich werde dir jetzt etwas zu trinken geben. Danach wirst du müde und wenn du wieder aufwachst, wirst du dich viel besser fühlen“, erklärte der Arzt. Es war Anne unmöglich, ihm nicht zu glauben.

      „Mrs. Wickfort, wenn Ihr Eurer Tochter helfen würdet?", fragte er Annes Mutter, wobei er der Frau einen Becher reichte.

      Während der Arzt seine Arzneien in seiner Tasche zu verstauen begann, nahm Kate Wickfort Anne auf den Schoß und führte ihr den Becher an die Lippen. Das Mädchen verzog angewidert das Gesicht, als sie die bittere Flüssigkeit hinunterwürgte.

      Steward hielt in seiner Bewegung inne. Seine blauen Augen ruhten auf dem Mädchen. Für einen flüchtigen Augenblick glaubte der Arzt, seine Nichte in dem Bett zu sehen. Auch Gwyn hatte bittere Medizin gehasst. Steward musste die Tränke stets mit Honig versüßen, da sich seine Nichte vehement geweigert hatte, sie unversüßt zu sich zu nehmen. Bei dem Gedanken an seine quengelnde Nichte, lächelte der Arzt traurig.

      „Sir?“ Kate Wickfort musterte ihn besorgt. “Sir, ist alles in Ordnung?“

      „Mrs. Wickfort wenn ich Euch wohl kurz sprechen könnte?“, fragte Steward, ohne weiter auf die Frage einzugehen.

      „Selbstverständlich, Sir". Mrs. Wickfort öffnete die Tür und bedeutete dem Arzt ihr zu folgen.

      „Wo gehst du hin, Mami?“, piepste Anne schläfrig.

      „Ich möchte ganz kurz etwas mit deiner Mutter bereden und dann wird sie sofort wieder zu dir kommen“, meinte Steward schlicht ohne das Mädchen anzusehen; er verspürte den Wunsch einfach aus dem Haus zu stürzen. Diese Anne, in ihrem ganzen Verhalten, erinnerte ihn so sehr an Gwyn...

      „Ich bin gleich wieder da, Liebling“. Mrs. Wickfort lächelte ihre Tochter an und führte den Arzt über einen schmalen Korridor in einen mager eingerichteten Salon.

      „Bitte nehmt Platz, Sir!“ Sie wies auf einen Sessel, dessen Bezug abgewetzt war. Ihre Nervosität war nicht zu übersehen.

      „Darf ich Euch etwas zu trinken anbieten, Sir?“, fragte sie, wobei sie begann, sich an den auf einem Tablett aufgereihten Gläsern zu schaffen zu machen.

      „Nein, danke. Aber Mrs. Wickfort setzt Euch doch und beruhigt Euch! Eure Tochter hat nur einen leichten grippalen Infekt. Sie schwebt völlig außer Lebensgefahr. Ich habe ihr einen Saft aus Anserine und Eisenkraut verabreicht. Der wird ihr Fieber senken. Ich werde morgen noch einmal nach ihr sehen.“

      Kate Wickfort atmete sichtlich erleichtert auf. Sie bezahlte den Arzt und begleitete ihn zur Tür. „Einen guten Tag, wünsche ich Euch, Sir!“, verabschiedete sich die Frau.

      „Den wünsche ich ebenfalls“, entgegnete der Arzt und verließ das alte Haus, um zu Fuß den Weg zurück zu seiner Villa anzutreten.

      Der heutige Tag war ungewöhnlich anstrengend gewesen. Er war heute Morgen noch vor Sonnenaufgang von Witherby geweckt worden wegen eines Schlaganfallpatienten. Sofort danach wurde er zur Festung gerufen, um sich um einige Soldaten zu kümmern, die sich von einem spanischen Schiff Fieber geholt hatten - Steward hatte ihnen strikte Bettruhe verordnet. Am frühen Nachmittag wurde er zum Goldschmied gerufen, der sich einen unkomplizierten Armbruch zugezogen hatte und unmittelbar danach zu Anne Wickfort.

      Doch, um ehrlich zu sein, kam ihm die ungewohnt hohe Zahl seiner Patienten sehr gelegen, da ihn so keine Zeit blieb, um an das Ereignis zu denken, das sich am heutigen Tag zum zehnten Mal jährte.

      Tatsächlich war es wohl einer der schönsten Tage seines Lebens, aber den Umständen entsprechend hätte er das Datum lieber vergessen, um sich den erneuten Schmerz zu ersparen.

      An jenem Abend war er erst spät nach Hause gekommen. Er hatte eine Visite bei dem Landgrafen, der an einer schleichenden Grippe litt und wurde beim Gehen von dessen altem Gärtner aufgehalten, der ihn um ein Rezept gegen seine Rückenschmerzen gebeten hatte.

      Es war zu jener Zeit, als er der Wirkung des Mohnsaftes verfallen war. Als er endlich in der Bibliothek saß und im Begriff war, wieder in die wunderbaren Träume einzutauchen, kündigte Mary ihm den Besuch von Commodore Stevens an, der - wie sie sagte - in einer äußerst wichtigen Angelegenheit mit ihm sprechen wollte.

      An das Gespräch konnte sich der Arzt noch gut erinnern. Er hatte die Nachricht vom Tod seines Bruders und dessen Frau völlig gleichgültig hingenommen. Dr. Steward hatte seinen jüngeren Bruder seit Jahren nicht mehr gesehen und seine Schwägerin kannte er im Grunde nicht. Von Gwyn hatte er an diesem Tag das erste Mal gehört.

      Auch nach annähernd drei Jahren war er noch immer nicht über den Tod seiner Frau hinweg gekommen und das Letzte, was ihm damals gefehlt hatte, war ein kleines, elternloses Mädchen. Dr. Steward hatte genug mit seinen eigenen Emotionen zu kämpfen. Wie konnte man von ihm verlangen, sich seiner Nichte und deren Sorgen anzunehmen?

      Nachdem er Gwyn gesehen hatte, die sich damals an den Commodore geklammert hatte und ihn skeptisch musterte, hatte er Stevens sogar den Vorschlag unterbreitet, das Mädchen mitzunehmen, doch er hatte darauf bestanden, das Kind bei ihm zu lassen.

      Rückblickend betrachtet wusste er, dass es das Beste war, das ihm passieren konnte.

      Vor zehn Jahren war er jedoch ganz anderer Meinung gewesen: Nachdem sich der Commodore verabschiedet hatte, hatte der Arzt versucht, seine Gedanken zu ordnen. Sein erster Einfall war, Gwyn auf eine Internatsschule zu schicken, doch in Anbetracht ihres Alters konnte er dies erst in einigen Jahren ernsthaft in Erwägung ziehen...

      Als Steward am nächsten Morgen das Speisezimmer betrat, saß das Mädchen bereits schüchtern neben ihrer Gouvernante und beobachtete ihren Onkel,

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