Druide der Spiegelkrieger. Werner Karl
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Читать онлайн книгу Druide der Spiegelkrieger - Werner Karl страница 18
Argyll fiel ihr Zögern auf und er hakte nach.
»Bist du dir nicht bei allen deinen Gefährten sicher, dass sie von deinem Stamm sind?« Sein Blick auf ihre identischen Schwestern war eine Mischung aus sexuellem Interesse und Vorsicht. »Ich habe schon Zwillinge gesehen, die sich wie ein Ei dem anderen glichen, aber du und deine … Schwestern sind wohl das Verrückteste …«
Er stoppte abrupt und seine Nackenhaare sträubten sich wie bei einem räudigen Hund, als sein Blick auf die anderen Krieger fiel, die hinter Fiona standen. Ein vollbärtiger Riese ragte hinter der Frau auf und auch neben ihm standen zwei Männer, die dem ersten bis aufs letzte zerzauste Haar glichen. Argylls Blick wanderte durch die ganze Gruppe und je länger er sich die Gesichter besah, umso blasser wurde sein eigenes. Ein dumpfes Grauen meldete sich in den Tiefen seiner Eingeweide und sein Magen machte Bestrebungen, sich in seiner Form den Windungen seiner Gedärme anzupassen.
Unwillkürlich machte er einen Schritt zurück. Seine Hand wollte schon den Griff seines Schwertes berühren, zuckte aber in letzter Sekunde davor zurück und dann stieß Argyll mit dem Rücken an einen schlanken Mann, dessen Gesicht fast vollständig bemalt war. Narbenmuster betonten zusätzlich bestimmte Teile der Symbole und gaben ihnen eine plastische Lebendigkeit, die zum Leben erwachte, als der Mann ein breites Grinsen aufsetzte und Argyll abfing.
»Langsam mein Freund.« Seine Stimme klang wie das Grollen in einen Abgrund stürzender Felsbrocken. Jedes Wort kollerte und strafte seine Bedeutung Lügen.
Argylls Gesicht nahm eine wächserne Färbung an, als er hinter und neben dem Narbenmann nicht weniger als acht gleich aussehende Männer sah, die wie ein Rudel nackter – und hungriger – Wölfe um ihren Leitwolf gruppiert waren.
»Was seid ihr für Cruithin? Was für ein Weib ist in der Lage, derart identische Krieger zu gebären?«
Er ahnte natürlich nicht, dass für diesen dunklen Zauber sein Freund aus Jugendtagen verantwortlich war.
Fiona fasste Argyll an einer Schulter und drehte ihn wieder zu sich herum.
»Genau jenen, der uns das Leben zurückgab. Ihn suchen wir.« Mit einem Blick in den Norden wandelte sich ihr Tonfall. »Und dort wartet er auf uns. Er ruft uns.«
Der Narbenmann nickte zustimmend. »Meine Ohren hören nichts, aber mein Körper spürt den Ruf. Wir sollten gehen. Er wartet auf uns!«
Ohne den völlig verwirrten Argyll auch nur noch eines Blickes zu würdigen, machte sich der ganze Trupp in Richtung Norden wieder auf den Weg. Der Wald endete in einer Entfernung von etwa zwanzig Schritten und fiel dann in ein Tal ab, an dessen Ende sich die steinernen Reste einer kleinen Gletscherzunge befanden.
Argyll verließ ebenfalls den Wald, blieb an dessen Rand stehen und verfolgte die seltsamen Picten mit seinen Blicken solange es ihm möglich war und versuchte zu verstehen, was das eben für eine merkwürdige Begegnung gewesen war. Als der Letzte des Trupps hinter einem mannsgroßen Felsen Gletscherschutts verschwand, griff sich Argyll seinen Bogen und schlug ein schnelles Tempo an.
Er wollte so rasch wie möglich sein Heimatdorf erreichen und von den seltsamen Kriegern berichten. Er hoffte, dass ihm sein Fürst, oder ihr Druide, eine Erklärung dafür geben könnte.
Den Hasen ließ er unbeachtet im Moos liegen.
Argyll deutete stumm auf den Berggrat und die dort in einer Reihe hintereinander marschierenden Krieger. Alasdair mac Fidach, sein Fürst, und Murchadh, ihr noch recht junger Druide, blickten in die angezeigte Richtung.
Auf die Entfernung sahen die Krieger wie ganz normale Cruithin aus und die beiden tauschten einen misstrauischen Blick miteinander.
Trotzdem waren beide mehr als entschlossen, dem in ihren Ohren wirr klingenden Bericht des Horchpostens auf den Grund zu gehen. Es konnte nicht angehen, dass hier – weit nördlich des Römerwalles – etwas vorging, das den Einheimischen unbekannt war. Vor allem die Schilderungen von gleich aussehenden Kriegern erschienen Alasdair und Murchadh als ein Punkt, der es wert war, selbst an der Verfolgung der nach Norden strebenden Kämpfer teilzunehmen.
Mit knapper Geste setzte Alasdair die Schar der Berittenen in Bewegung und fegte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit an ihrer Spitze in ein Tal hinein. Dieser Weg würde es ihnen erlauben, lange vor den Marschierenden die nördliche Flanke des Berges zu erreichen, auf dessen Grat die Krieger soeben die Spitze erreicht hatten und ebenfalls mit schnellen Schritten wieder hinunterliefen.
Der Berg endete auf einer dicht mit Bäumen bewachsenen Hochebene und bot sowohl den Reitern als auch den Läufern hervorragende Deckung.
Letztere jedoch achteten nicht auf die reichlichen Deckungsmöglichkeiten, die sich ihnen boten, und auch ihre Achtsamkeit ließ zu wünschen übrig. Sie schienen weder nach links noch nach rechts zu blicken, hatten weder eine Vorhut noch Flankenschutz ausgesandt und trampelten mehr, als dass sie marschierten, über Stein und Geröll.
Die sich im Wald verteilenden Reiter der Fidach hatten gerade ihre Positionen eingenommen, als der erste Läufer den Fuß des Berges verließ und auf dem flacheren Waldboden langsamer voranschritt. Nach und nach folgten ihm die anderen und bildeten keine geschlossene Schar, sondern einen Haufen kleiner und größerer Gruppen.
Alasdair, Argyll und Murchadh saßen nebeneinander auf ihren Pferden und versuchten, die Tiere an verräterischem Schnauben und Wiehern zu hindern. Auch die doppelten Reihen der hinter den dichten Büschen und Bäumen wartenden Krieger der Fidach tätschelten die Hälse ihrer Reittiere und flüsterten ihnen beruhigende Worte in die aufgerichteten Ohren.
Und doch konnten sie nicht verhindern, dass sich das erste Pferd mit einem nervösen Schnauben verriet, kaum, dass es den ersten Läufer vor die Augen bekam.
Der entdeckte Krieger blieb stehen und schnupperte wie ein Tier mit seiner erhobenen Nase in den Wind. Mit untrüglicher Sicherheit ortete er die Pferde und natürlich auch die Menschen, die auf ihnen saßen.
Als beide Seiten erkannten, dass sie weder Römer noch andere Fremde, sondern beide Cruithin waren, verließen die Reiter ihre Verstecke und lenkten ihre Pferde langsam auf die Läufer zu, die sich nun wieder zu einer Gruppe vereinten.
Argyll war der einzige der Berittenen, der sich beherrschen konnte, als die Läufer nahe genug heran waren, um Einzelheiten erkennen zu lassen. Die anderen Reiter, mehr als zweihundert an der Zahl, keuchten auf, als ihr Verstand erfasste, was ihnen ihre Augen zeigten.
Erschrockene Rufe, tänzelnde und scheuende Pferde, welche die Gefühle ihrer Reiter und wie eine giftige Wolke die Aura der auf sie zutretenden Läufer mit deutlichen Anzeichen der Angst aufnahmen, erfüllten den sonst ruhigen Wald.
Mehrere Pferde bäumten sich jäh auf. Ihre Reiter hatten alle Hände voll zu tun, um nicht abgeworfen zu werden und die aufkommende Furcht in den Tieren und ihnen selbst mühsam niederzuringen.
Die hundert Krieger zu Fuß standen still und sagten weder ein Wort, noch machten sie irgendeine Bewegung. Beide Seiten ahnten, dass nur ein Funke genügen würde, um sie zu den Waffen greifen zu lassen, ob Cruithin auf beiden Seiten oder nicht. Alte Feindseligkeiten waren zwischen Taexalae und Fidach zwar schon seit Jahren nicht mehr vorgekommen, doch Misstrauen und der seltsame Anblick, dazu noch die Reaktion der aufgeregten Tiere, schwebten wie eine drohende Wolke über ihnen.
Nur langsam legte sich die Nervosität. Die Reglosigkeit und vor allem die spärliche Bewaffnung der Läufer trugen dazu bei, dass sich nach und nach eine trügerische