Druide der Spiegelkrieger. Werner Karl

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Druide der Spiegelkrieger - Werner Karl

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auszutrocknen, bevor er sie seinem Gürtel zufügte.

      Zwischen Lederstücken, ein wenig Fell hier und da, zierten kohleschwarze Streifen und Ornamente ihre Haut. Sie wollten sich auch durch die Farbe ihrer Bemalung von den blauen Picten unterscheiden. Alle neun hatten sich ein drei Finger breites Band aus schwarzer Farbe auf Augenhöhe ins Gesicht gemalt. Das Weiß der Augen kontrastierte effektvoll mit dem finsteren Band und den eingebetteten Pupillen.

      Mit gelassener Ruhe blieb Eirik nahe den letzten Bäumen des Waldstückes stehen, durch das sie gerade gekommen waren. Dahinter lag ein weites, längliches Tal und wiederum dahinter erhoben sich die nächsten bewaldeten Bergketten. Tausend tanzende Geister hoben sich als Nebelschwaden faserig aus den Bäumen. Wie ausgemergelte, mehrfach gebrochene Finger, die sich langsam dem Himmel entgegenreckten und ihn nie erreichen würden, da die aufgehende Sonne sie vorher auflösen würde.

      Cullum, Eiriks bester Krieger, trat zu ihm und hob eine Hand zum gegenüberliegenden Wald. Sein ausgestreckter Finger schien einen der Nebelfinger aufzuspießen. Diese graue Säule stieg zu kompakt und gerade nach oben. Ihr fehlte die Zufälligkeit und die Männer erkannten dies augenblicklich.

      »Das ist kein Nebel«, sagte Cullum überflüssigerweise.

      Eirik nickte nur und spreizte die Finger einer Hand auseinander. Ohne ein Wort verteilten sich alle in einer weit gezogenen Linie, blieben aber an der Grenze zum freien Tal stehen.

      Für einige Minuten standen sie still und beobachteten die Nebelfinger. Tatsächlich verhielt sich einer der grauen Schleier ungewöhnlich; er strebte kerzengerade nach oben. Anstatt sich aufzufasern und zu verschwinden, stieg er stetig auf. Auch seine Farbe war ein wenig schmutziger als die grauweißen Fahnen des Morgennebels.

      Eirik hob beide Arme und spreizte jeweils drei Finger ab. Sofort folgten sechs seiner Männer dem Befehl und huschten in losen Dreiergruppen in das Tal hinein. Nur wenige Büsche und vereinzelte Felsbrocken dienten ihnen als Deckung. Aber diese nutzten sie konsequent und näherten sich rasch der Mitte des Tales, das von einem breiteren Bach, fast schon einem Flüsschen, durchzogen wurde, dessen eiskaltes Wasser munter plätschernd das Gefälle hinuntersprang.

      In diesem Augenblick riss die Fahne des Lagerfeuers abrupt ab, denn nichts anderes konnte der ungewöhnliche Rauch gewesen sein.

      »Man hat uns gesehen«, murmelte Cullum seinem Anführer zu und beobachtete, wie seine sechs Kameraden dies ebenfalls registriert und sich sofort in die kleinste Deckung geworfen hatten, die sie finden konnten.

      »Vielleicht … vielleicht auch nicht«, antwortete Eirik und wie zu seiner Bestätigung trat eine Frau am gegenüberliegenden Waldrand zwischen den Bäumen hervor und schritt den Hang zum Bach hinab. Sie trug einen braunen langen Einteiler, der um ihre Hüften mit einem Seil zusammengebunden war. Ihr Haar hatte die gleiche Bräune wie der grobe Stoff. Der tönerne Krug, den sie trug, war nur um eine Schattierung dunkler. Ihre Schritte waren kräftig und zielstrebig. Zwar blickte sie sich um, aber jede ihrer Bewegungen drückte Sorglosigkeit aus. Ihr Weg war ein schmaler Pfad und erst jetzt fiel Eirik die dünne Spur niedergetretenen Grases auf, die vom jenseitigen Waldrand geradewegs zum Bach hinunter verlief.

      Nur noch wenige Schritte trennten die Frau von dem hinter einem Grasbüschel liegenden Skoten. Sie bemerkte ihn erst, als dieser sich bewegte und mit drei, vier schnellen Schritten bei ihr war und sie brutal am Haar packte. Sie schrie vor Schmerz und Schrecken auf, der Krug fiel zu Boden und zerbrach in mehrere Stücke. Das Lachen des Skoten, der sie am Haar zerrte, hallte durch das Tal.

      »Dieser Idiot«, sagte Eirik nur und rannte mit Cullum und dem dritten Skoten im Wald ebenfalls ins Freie und auf den Bach zu. Sie hatten das wild raufende Paar noch längst nicht erreicht, als aus Richtung der Rauchsäule ein Mann mit zwei älteren Jungen, fast schon Männern, aus dem Wald herausstürzte. Alle drei hielten einfache Jagdspeere in den Händen und brüllten aus vollen Kehlen.

      Die drei hatten bisher nur den Skoten bemerkt, der die Frau – allem Anschein nach das Eheweib und Mutter der Speerträger – drangsalierte und nun versuchte, ihr den Stoff vom Leib zu reißen. Er war scheinbar so damit beschäftigt, dass er das Gebrüll in seinem Rücken entweder überhörte oder einfach ignorierte. Vielleicht verließ er sich auch auf seine Gefährten. Erst als ihn die drei Jäger fast erreicht hatten, stieß er die Frau in einem Bogen von sich und zog blitzschnell sein Schwert. Beide Bewegungen gingen fließend ineinander über und mit einem hässlichen Grinsen wandte er sich den Gegnern zu.

      »Graigh ist doch kein Idiot. Er weiß, dass die Frau zuerst mir gehört«, grinste Eirik und verfiel in eine langsamere Gangart. Cullum und der andere Skote taten es ihm gleich. Ruhig schritten sie den Hang hinab, langsam ihre Schwerter und Messer ziehend. Nachdem das Angstgeschrei der Frau in ein Weinen gewechselt war und die Jäger ihr Gebrüll einstellten, da sie sich nun vier statt einem Gegner gegenübersahen, klang das Ziehen der Klingen in der morgendlichen Stille unnatürlich laut.

      Cullum zog eine zweite Klinge und ließ beide Schneiden provozierend langsam aneinander entlang schleifen. Man sah es den Jägern förmlich an, wie ihnen eisige Schauder den Rücken hinunterliefen und sie sich gegenseitig in die Augen sahen. Es war ihnen klar, dass sie gegen vier professionelle Kämpfer keine Chance haben würden. Der ältere Mann rief seiner am Boden liegenden Frau irgendein Wort zu und sie griff sich eine der Tonscherben am Boden. Gleichzeitig bildeten er und seine Söhne einen engen Kreis um Graigh, der sich mit halb gebeugten Knien in Kampfstellung auf der Stelle drehte.

      Eirik und seine beiden Begleiter blieben stehen und auch die immer noch in Deckung liegenden restlichen Skoten rührten sich nicht.

      »Das wird interessant«, grinste Cullum und senkte beide Arme mit den Klingen.

      »Du magst Graigh nicht«, sagte Eirik, ließ aber die Jäger und seinen Kämpfer nicht aus den Augen.

      »Du hast Recht, er ist ein Arschloch. Nie weiß er, wann er seinen Verstand benutzen sollte anstelle seines Schwanzes.«

      »Du glaubst, Graigh hat Verstand?« Eirik lachte hart, doch plötzlich rief der Jäger seinem Weib wieder ein kurzes Wort zu und dann ging alles blitzschnell.

      Die Frau schleuderte die Tonscherbe mit aller Kraft und einer Zielgenauigkeit, welche die Skoten, Graigh allen voran, völlig überraschte. Die Scherbe traf ihn am Kopf und schnitt die Haut von der linken Augenbraue bis zum Haaransatz der Stirn auf. Blut strömte sofort hervor und blendete Graigh für einen Augenblick. Bevor er auch nur eine Hand erheben konnte, um das Blut wegzuwischen, traten alle drei Jäger im gleichen Augenblick auf ihn zu und rammten ihm die Speere in den Leib. Sie schrien dabei wild und behielten die Klingen in dessen Körper, ja sie machten noch einen weiteren Schritt auf den Aufgespießten zu, sodass die Spitzen ihrer Speere den Skoten durchdrangen und auf der anderen Seite wieder austraten. Sie brüllten immer noch, als sie mit einem Ruck die Schäfte drehten und dann aus dem Gegner herausrissen. Graigh knickte wie ein halb leerer Sack Kartoffeln haltlos in sich zusammen und blieb mit zuckenden Gliedern am Boden liegen.

      Dies war das Signal für den Rest der Skotengruppe. Sie erhoben sich aus der Deckung und stürmten von allen Seiten auf die Jäger zu. Deren nur für Sekunden aufblitzender Triumph wandelte sich in blankes Entsetzen, als sie nun acht schwarz gestreifte Mörder auf sich zukommen sahen. Der Mann zerrte die Frau in ihre Mitte und die drei Speerträger bildeten einen kleinen Ring um sie, doch der Kampf währte nur kurz.

      Innerhalb einer Minute waren die Speere unter der Wucht der erprobten Kämpfer zersplittert, die beiden jungen Männer fanden einen gnädigen, weil raschen Tod. Nur der Ehemann stand noch eine halbe Minute länger mit gespreizten Beinen über seiner am Boden liegenden Frau, sein Blut tropfte aus einem Armstumpf auf sie herab. Seine verbliebene Linke hielt sinnlos den klingenlosen Schaft seines Speeres

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