Druide der Spiegelkrieger. Werner Karl

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Druide der Spiegelkrieger - Werner Karl

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bediente. Eine sehr lange Reihe.

      »Herr, es gab ein Gerücht, dass eine Handvoll getöteter Feinde vom Schlachtfeld verschwunden war, bevor sich die einheimische Zivilbevölkerung der Leichen annehmen konnte …«

      Magnus Lucius schluckte den Rest einer Dattel hinunter und wischte sich mit einer kurzen Bewegung über den Mund. Es war nicht nötig, dass er etwas erwiderte, sein Blick sagte genug.

      »Ich ging der Sache selbstverständlich nach und schickte eine kleine Abteilung Reiter dorthin«, beeilte sich der Centurio. »Der Mann, der die Abteilung anführte«, fuhr er in seinem Bericht fort, »genießt mein volles Vertrauen und ich glaubte ihm, als er meldete, dass ihm nichts Außergewöhnliches aufgefallen sei, als er die Stätte mit aller Gründlichkeit untersuchte.«

      »Aber?« Der helle Unterton in der Stimme des Präfekten beinhaltete nicht nur Neugier, sondern auch ein winziges Lauern.

      Auch Lucia kannte diesen Ton ihres Vaters und strengte ihre Ohren an.

      »Diese zweite – heutige – Meldung besagt, dass nicht nur die Leichen verschwunden sind, sondern auch keinerlei … äh … Überreste aufzufinden waren.«

      »Ein hungriges Wolfsrudel vielleicht?«, warf Magnus Lucius ein. Eine eher rhetorische Frage.

      »Verzeih, Herr. Aber auf einem Schlachtfeld gibt es immer … äh, menschliche Spuren. Knochen, Schädel … Kleidung …«

      »Nichts dergleichen?« Die Frage klang harmlos, doch der helle Unterton nahm deutlich eine bedrohliche Färbung ein. »Die Picten tragen nur wenig, manche gar keine Kleidung, Trebius«, mahnte er an und blickte dabei lauernd auf seinen Centurio.

      »Du hast Recht, Herr«, antwortete der Soldat und neigte tief den Kopf. »Die tierischen Fetzen, die die meisten von ihnen tragen, verdienen die Bezeichnung Kleidung nicht. Doch ihre Anführer und Fürsten tragen Lederbeine, Gürtel, an denen ihre verdammten Krummschwerter hängen. Dazu primitiven Schmuck – kein Vergleich natürlich zu edlem römischen Geschmeide. Die meisten jedoch sind bis auf wenige Felle nackt, selbst ihre Frauen.«

      »Na gut, Centurio, was also denkst du, könnte passiert sein? Hat sie einer ihrer armseligen Götter geholt, samt all ihrer mickrigen Habe?«

      Der Centurio wand sich unter dem oberflächlich harmlos wirkenden Blick des Präfekten und trotz abendlicher Kühle erschienen einige Schweißtropfen auf seiner Stirn.

      »Es … es gibt Gerüchte über eine Gestalt, welche die Toten holt.«

      Lucia war plötzlich wie versteinert.

      »Doch nicht unser guter Pluto, der sie in die Unterwelt bringt?« Die spöttischen Worte ihres Vaters brachten sie in die Gegenwart zurück. »Wie heißt der Barbarengott, der die Picten ins Jenseits – in ihre Anderswelt – führt? Hahaha, mein guter Servantus. Was ist mit dir los? Hat dir der Wein das Hirn vernebelt? Als wäre den größten Teil des Jahres hier auf dieser verdammten Insel nicht schon Nebel genug. Sei froh, dass wir jetzt Sommer haben.«

      Schlagartig hatte sich die misstrauische Stimmung des Praefectus Castrorum in Spott gewandelt. Er schien den Aberglauben seines Offiziers als Beweis für die Nichtigkeit der Meldungen anzusehen.

      Centurio Trebius Servantus widersprach nicht, ersparte es ihm doch ein Donnerwetter für die Tatsache, dass er nicht schon die erste vage Meldung berichtet hatte. Dieser Fehler würde ihm nicht noch einmal unterlaufen, schwor er sich und lächelte verhalten.

      »Du hast wahrscheinlich Recht, Herr …«

      »Wahrscheinlich? Hahahahaa, Trebius, Trebius. Ich muss wirklich überlegen, ob ich mir einen so zaghaften Centurio leisten kann.« Er grinste breit und griff wieder in die Schale mit der schon arg geschwundenen Dattelportion und betrachtete das Exemplar genau, das er in seinen Fingern drehte. »Weißt du, Trebius, ich bin hier auf diese kalte Insel gekommen, um mir einen Namen zu machen. Einen Namen, den man auch im fernen Rom mit Achtung aussprechen wird, glaube mir! Ich bin absolut nicht der Mann, der sich von ein paar verschwundenen Halbwilden beunruhigen lässt. Viel zu lange haben meine Vorgänger gezögert, um mit diesem Haufen blauer Affen aufzuräumen.«

      Schlagartig wechselte wieder seine Tonlage und ein gefährlicher Klang mischte sich in seine nächsten Worte.

      »Nichtsdestotrotz wirst du den Skoten Eirik und sein Pack damit beauftragen, die Sache mit etwas mehr … Nachdruck zu verfolgen. Wir sollten auch die Feindschaft zwischen irischen und britannischen Skoten ein wenig neu beleben. Lass Eirik ein paar … unangenehme Dinge vollbringen. Mal sehen, ob das den einen oder anderen Verräter aus dem Wald treibt. Auch wenn alles nur Lüge und Aberglaube sind, so will ich doch wissen, wer sie in die Welt gesetzt hat und vor allem: warum?«

      Er zerquetschte die Dattel und der Saft quoll ihm aus seiner geballten Faust. »Genau das werde ich mit demjenigen tun, der solche Lügen in meinem Teil des Imperiums verbreitet, nicht wahr, Trebius?« Ein böses Grinsen stahl sich auf das Gesicht des Römers und mit lässigem Schwung hielt er die besudelte Hand zur Seite. Ein gallischer Sklave eilte sofort herbei und tauchte die schmutzige Hand behutsam in ein Becken mit duftendem Wasser.

      Der Centurio donnerte seine Rechte an den Brustharnisch, sodass es laut knallte. »Wie du befiehlst, Magnus Lucius, mein Präfekt.«

      Lucia schmunzelte dieses Mal nicht über die martialische Art des Centurio. Unbeweglich verharrte sie hinter dem Vorhang und dachte angestrengt nach.

       Wie soll ein einzelner Mann all die Toten verschwinden lassen?

      Kapitel VI

      Ein neuer Adept

      A. D. 167, Juni

      Trotz der Jahreszeit blies der Wind kühl aus dem Norden herab und Túan glaubte, den Geruch der auch während des Sommers schneebedeckten Gipfel darin zu schmecken. Es war mehr als dreißig Tage her, seit er sein zerstörtes Dorf verlassen hatte.

      Und die Hälfte der Zeit, seitdem der Wolfswelpe bei ihm geschlafen hatte und von da an nicht mehr von seiner Seite gewichen war. Die beiden verstanden sich stumm, auch wenn Túan ab und an mit dem Kleinen sprach und manchmal ein Pfeifen, manchmal einen kläglichen Laut als Antwort bekam, von dem der Welpe wohl glaubte, dass es Túan für ihn einnahm. Doch der hatte längst sein Herz an den Racker verloren, der immer längere Zeit neben ihm her hüpfte, bis der Punkt kam, an dem er einfach stehen blieb und zu müde zum Weiterwandern war. Dann nahm Túan den jungen Wolf lächelnd auf und trug ihn in seinem Umhang weiter.

      Die innere Stimme, die er schon früher in den Wäldern zu hören geglaubt hatte, hatte Túan unweigerlich in das Hochland gezogen. Stunde für Stunde, Tag für Tag, immer weiter nach Norden.

      Das ungleiche Paar, das Mensch und Tier bildeten, hatte schon nach kurzer Zeit die Gegend verlassen, die Túan zumindest nach den Erzählungen der Händler noch als heimatlich betrachten konnte. Mit grimmiger Zähigkeit hatte er Hügel erklommen, eiskalte Flüsse durchquert und einige beachtliche Berge überwunden. Nun stand er am Rand eines Waldes, der ihm völlig unbekannt war. Trotzdem zog dieser ihn an, als hinge Túan an einer unsichtbaren Schnur, der er nur zu folgen brauchte. Túan hatte keine Angst. In diesen Gefilden bestand nicht die geringste Gefahr, von römischen Einheiten aufgegriffen zu werden. Und gegen wilde Tiere würde er sich zu wehren wissen. Allerdings hatte Túan die Ältesten seines Stammes nur flüsternd von den Clans erzählen hören, die hier oben hausen sollten. Vacomagi,

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