Druide der Spiegelkrieger. Werner Karl

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Druide der Spiegelkrieger - Werner Karl

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und hob ganz sachte seine rechte Hand in den Nacken. Er empfand Verständnis und Wut zugleich.

       Die Vögel haben nur ihr Nest beschützt. Dabei haben sie aber einen Welpen getötet, der niemals eine Bedrohung ihres Nestes dargestellt hatte.

      Seine Finger tasteten nach dem Griff des langen Messers, das in einer Lederscheide steckte. Er drehte seinen Oberkörper noch langsamer und nahm Ziel.

      Der Wurf kam so blitzschnell, dass die Klinge den Hals des Männchens an den Baumstamm nagelte und seine Gefährtin ein erschrockenes Tschit-it-it-it-et-it von sich stieß. Sie behielt den entsetzten Blick noch bei, als der Stein, den Túan vor seinen Füßen aufgenommen und seinem Messer hinterhergeschickt hatte, sie mitten in die Brust traf.

      Die Kornweihe fiel aus dem Nest und landete nicht weit entfernt von dem wartenden Wolfswelpen. Der sah zuerst zu Túan, und ihre beiden Blicke versanken für einen sehr langen Moment ineinander, dann siegte der Hunger.

      Der kleine Wolf tapste zu dem toten Greifvogel und begann gierig dessen Blut aus der aufgeplatzten Brust zu lecken. Nach kurzer Zeit jedoch verlegte er sich darauf, Fleischfetzen abzureißen und rasch in seinem kleinen Maul verschwinden zu lassen.

      Túan grinste und kletterte den Baum zum Nest hoch, schnappte sich das Männchen und die drei unversehrten Eier, die darin lagen, und rutschte behutsam mit seiner Beute wieder zu Boden. Es dauerte nicht lange, bis ein Feuer in einer Mulde knisterte und der Hahn sich an einem hölzernen Spieß drehte.

      Während er den Vogel briet, beobachtete Túan den Welpen, der – umringt von einem Haufen mittelbrauner Vogelfedern – immer noch in Sichtweite dasaß und jeden seiner Handgriffe und Bewegungen mit höchster Konzentration verfolgte.

      Von der weiblichen Kornweihe war außer den Federn und den Knochen nichts übrig geblieben. Doch der Kleine leckte sich unentwegt das Maul und sein Blick wechselte zwischen Túan und dessen Geflügelbraten, der verführerische Düfte von sich gab, hin und her.

      Túan grinste, drehte den Vogel ein letztes Mal und hielt ihn sich dann vor die Nase.

      »Riecht gut, nicht wahr?«, sagte er leise und der Wolfswelpe spitzte die flauschigen Ohren. Seine Zunge leckte erneut übers Maul.

      Túan nahm sein Messer und schnitt ein Stück Fleisch ab, führte es zum Mund und prüfte vorsichtig die Hitze des Bratens. Dann schob er es hinein und kaute genüsslich.

      »Hmm … was meinst du? Belassen wir es dabei? Du hast Mama gefressen und mir gehört Papa?«

      Der kleine Wolf legte den Kopf schief.

      »Oder möchtest du noch einen Nachschlag?«

      Der Junge steckte den Braten samt Spieß schräg in den Boden und zog eine flache Holzschale aus seinem Sack. Er nahm die drei Eier, schlug sie hinein und schob die Schale langsam in Richtung des Welpen. Dann zog er sich ans Feuer zurück und widmete sich seinem Abendmahl.

      Túan nagte gerade am letzten Knochen, als die Vorsicht des Welpen von dem lockenden Duft der Eier überwunden wurde. Wieder machte der Kleine drei Schritte, blieb stehen, musterte Túan, der überdeutlich schmatzte und scheinbar wegblickte, um dann wieder ein paar Schritte zu machen.

      Als er allerdings die Schüssel erreicht hatte, schmatzte er nicht minder genießerisch als der Mensch vor ihm, der sich seine weit auseinander stehenden Mundwinkel wischte und nun offen den Welpen ansah.

      »Endlich satt?« Túan bemühte sich, ruhig zu sprechen und sich nicht hastig zu bewegen.

      Der kleine Welpe schnuffelte noch mal in der leeren Schale und setzte sich dann auf seine Hinterbeine.

      »Also, ich leg mich jetzt hin, mein Freund«, sagte Túan müde und warf einen Blick auf das verlöschende Feuer. Er zog den Stoff seiner Kleidung um sich und bettete den Kopf auf das Moos. Nach fünf Herzschlägen war er eingeschlafen.

      Túan spürte nicht mehr, wie nach Einbruch der Nacht der Wolfswelpe heranschlich und sich an ihn schmiegte.

      Kapitel V

      Alles nur Lügen

      A. D. 179, September

      Mit hastiger Geste riss sich Centurio Trebius Servantus seinen mit einem roten Kamm verzierten Helm vom Kopf und donnerte seine Rechte ans Herz.

      »Ave, Magnus Lucius.«

      Lucia, die am Rande des Saales hinter einem Wandvorhang lauschte, grinste in sich hinein. Sie hatte sich schon immer über die Härte amüsiert, mit der Centurio Servantus ihren Vater grüßte. Vielleicht dachte der Soldat, dass ein harter Schlag seine Ergebenheit auf besondere Weise betonte.

      Der Angesprochene winkte lässig ab und schob sich eine Dattel zwischen die schmalen Lippen. Mit halb geöffnetem Mund kaute er darauf herum und ein dünnes Rinnsal des Saftes lief aus seinem Mundwinkel. Ein wenig verwirrt sah der Centurio einen Tropfen das sonst makellose Gewand des Praefectus Castrorum besudeln und beglückwünschte sich insgeheim, dass er seinen Blick rechtzeitig davon lösen konnte, bevor es dem Garnisonskommandeur der XX. Legion auffiel.

      »Weißt du, Trebius«, sprach dieser genießerisch. »Das ist es, was ich an Rom so schätze. Selbst hier, im primitiven Britannia, auf einer Insel voller Barbaren, bemalter Halbaffen und Dummköpfen, erfreue ich mich der Annehmlichkeiten römischer Kultur. Und das Beste daran ist, dass diese Früchte auch noch recht frisch sind.«

      Er vermied es zu erwähnen, dass der Reiter ein Pferd zuschanden geritten hatte, nur um die Früchte in genießbarem Zustand vom fernen Hafen hierher zu bringen. Aber vielleicht wusste er es auch gar nicht, denn es bestand die Möglichkeit, dass der Verwalter des Magazins vergessen hatte, ihm diesen Verlust mitzuteilen.

      Trebius Servantus war sich eigentlich sicher, dass dem so war, denn Magnus Lucius schätzte es nicht, auf die Kosten seiner luxuriösen Vorlieben angesprochen zu werden. Und was war schon ein voll ausgebildetes Reitpferd gegen eine Schale voller köstlicher Datteln? Nun, dann musste der Verwalter eben neue Pferde der Einheimischen in die Dienste der XX. Legion stellen. Für einen Augenblick grübelte er über die Frage, wie die Händler es wohl geschafft hatten, im britannischen Sommer das Eis am Schmelzen zu hindern, welches die Früchte während der Überfahrt frisch gehalten hatte.

      »Wo bist du mit deinen Gedanken, Centurio?« Die Frage kam leise, aber mit einem hellwachen Unterton, der Trebius sofort wieder ins Hier und Jetzt zurückbrachte.

      Lucia in ihrem Versteck musste an sich halten, um nicht loszukichern. So abwesend hatte sie Servantus bisher nur bei einem Gelage beobachtet, bei dem er zu viel Wein genossen und sich zu sehr auf eine Sklavin konzentriert hatte. Und wie immer musste dann eine Sklavin an Lucias statt sein Nachtlager teilen, denn Lucia verstand es geschickt, die ständigen Annäherungsversuche des Centurio abzuwehren, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen.

      »Ich … äh, mein Herr. Ich dachte über eine Meldung nach, die in ihrer wesentlichen Aussage vor einigen Wochen schon einmal an mich herangetragen wurde. Damals hielt ich es für eine Narretei, doch nun … zum zweiten Mal …«

      »Spann mich nicht auf die Folter, Trebius. Du weißt, dass ich alles wissen will, was in meinem Einflussbereich – und darüber hinaus – geschieht. Ich bin kein Idiot wie zum Beispiel Aquila Tassimo, dieser Narr. Ich bin ein großer Freund von … Informationen.« Er betonte das Wort in einer

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