Druide der Spiegelkrieger. Werner Karl

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Druide der Spiegelkrieger - Werner Karl

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Flügeln. Seine Lippen öffneten sich nun zu einem schelmischen Grinsen, das überraschend weiße Zähne zeigte. Mit einer ruhigen Geste strich sich der Alte die Kapuze in den Nacken und braunes, von silbernen Fäden durchzogenes, schütteres Haar fiel in langen Strähnen herab.

      »Mein Name ist Kennaigh …« Túan hatte den Eindruck, dass dies nicht der vollständige Name des Alten war.

      »Ich bin das, was im Süden ein Weiser genannt wird.« Wieder lächelte Kennaigh verschmitzt. »Ich schlage vor, du begleitest mich zu meiner bescheidenen Behausung. Ich lade dich ein zu Speis und Trank, zu einem Ruhelager und … Frieden.«

      Als wäre das sein Stichwort gewesen, schob der Wolfswelpe seine spitze Schnauze aus Túans Umhang und blickte ein wenig verschlafen auf den Alten.

      Wieder hatte Túan das Gefühl, dass Kennaigh eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen.

      »Mein Name ist Túan. Ich habe wirklich etwas gespürt, schon vor dem Wald. Und seit ich ihn betreten habe …«

      Kennaigh lächelte und wies mit dem Stab in eine Richtung. »Das ist der Grund, warum ich mich dir gezeigt habe. Und der Grund, warum ich dich einlade, bei mir zu leben … und zu lernen … wenn du willst.«

      Kapitel VII

      Skotenpack

      A. D. 180, Mai

      Die Gruppe, die durch den Wald hastete, bestand aus neun kräftigen Männern. Vor rund einer Stunde hatten sie die Sicherheit des Kastells – und unmittelbar darauf auch die des Hadrianwalles – hinter sich gelassen. Nicht dass sie viel darauf gegeben hätten, denn nach ihrer Meinung bedurfte es nur einer ausreichend starken Kriegsmacht, um den Wall zumindest an einer Stelle durchbrechen zu können. Aber sie wussten, dass die Caledonier und Picten sich nicht auf die Farbe von Scheiße einigen konnten, so zerstritten waren sie. Auch sie selbst, Söldner von der skotischen Nachbarinsel, hatten kein Interesse an brüderlichen oder friedlichen Beziehungen zu ihren britannischen Vettern.

      Eirik, ihr Anführer, und seine acht Begleiter waren mehr gedungene Mörder denn bezahlte Söldner. Sie alle hatten die Macht Roms erlebt und sahen ihre einzige Überlebenschance darin, sich dem Stärkeren anzuschließen. Niemand von ihnen hatte auch nur einen Tag Hunger gelitten, seit er im Dienste Roms stand. Niemand musste fürchten, einen harten Winter nicht zu überleben. Stattdessen genossen sie die Annehmlichkeiten, die eine Großmacht bieten konnte. Freien Zugang zu Waffen und Lebensmitteln, Wein und Weibern. Als Gegenleistung erfüllten sie … Aufgaben. Alle in ihrer Gruppe hatten schon viele Männer gemordet, Frauen geschändet, und auch Kinder zählten zu ihren Opfern. In beiden Belangen.

      Das Allerbeste war aber, dass sie dafür auch noch bezahlt wurden. Und die Römer zahlten gut. Jeder der Skoten trug einen wohl gefüllten Beutel Goldstücke mit sich und in ihren Unterkünften im Kastell lagen der Dinge mehr, die einem skrupellosen Mann zufielen, wenn er den Willen Roms zur Zufriedenheit ausführte.

      Im Augenblick war Eiriks Trupp bestrebt, den Willen Roms, was hier in Britannia hieß: den Willen Magnus Lucius’, zu erfüllen. Der Praefectus Castrorum hatte sich in seinem Befehl an Centurio Trebius Servantus sehr vage und überaus vorsichtig ausgedrückt. Doch das wussten die Skoten selbstverständlich nicht. Sie hatten ihre Anweisungen vom Centurio bekommen, einem der engsten Vertrauten des Garnisonskommandeurs. Und seine Befehle hatten nichts an Deutlichkeit vermissen lassen.

      Eirik schauderte, wenn er an den kantigen Centurio dachte. Nicht wegen dessen überwältigender körperlicher Präsenz, die einfachere Gemüter schon allein aufgrund ihrer Gewaltigkeit in die Knie gezwungen hatte. Auch nicht wegen dessen sprichwörtlicher Verschlagenheit und Geschick in taktischen Fragen, sondern wegen seines Gesichtes.

      Genau in der Mitte der Stirn trug der Centurio ein Muttermal in Form eines Auges. Die Götter schienen sich einen Spaß daraus gemacht zu haben, dem ungewöhnlichen Mal im Zentrum auch noch eine beinahe kreisförmige und haarige Erhebung hinzuzufügen, was den Eindruck eines dritten Auges fast perfekt machte. Und dieses dritte Auge war es, das Eirik jedes Mal, wenn er es sah, Schauder über die Haut schickte.

      In seiner skotischen Heimat gab es viele Legenden und Schauermärchen. Und als Krieger verhöhnte er all jene, die auch nur ein Wort davon glaubten. Doch die Geschichte, die ihm im Kindesalter von einer alten Vettel bei flackerndem Feuerschein erzählt worden war, hatte ihn damals viele Monde lang schweißgebadet aus Albträumen hochfahren lassen. Ein Mann, so hatte sie mit zittriger Stimme erzählt, so stark und gewaltig, dass andere allein bei seinem Anblick das Fürchten bekämen, wäre sein, Eiriks, Tod. Doch nicht durch Kampf mit ihm solle Eirik sterben, sondern durch die Worte, die dieser Mann an ihn richten würde.

      Eiriks Entgegnung, dass es bei den Skoten, den Caledoniern, ja selbst bei den Römern viele Männer geben dürfte, auf die diese Beschreibung passte, veranlasste die Alte, ihm für lange Minuten wortlos in die Augen zu blicken.

      Er selbst und alle seine Freunde, die mit ihm der Vettel zugehört hatten, konnten während dieser Zeit kein Wort des Unglaubens von sich geben. In Stille gebannt, hatten sie Eirik und die Alte beobachtet und beinahe körperlich den Blick gespürt, der die beiden miteinander verband. Endlich, nach langen Minuten des Starrens, hatte die Alte geblinzelt und sich noch näher zu ihm herunter gebeugt. Noch heute stieg ihm der unangenehme Geruch ihres Atems – eine Mischung aus Met und Zwiebeln – hoch, wenn er an die Szene dachte.

      »Achte auf einen Mann mit drei Augen, Eirik«, hatte sie geflüstert, sodass nur er es hören konnte.

      Damals hatte er befreit aufgelacht. Denn von einem Menschen mit drei Augen hatte er noch nie in seinem Leben gehört. Götter, Dämonen und andere mystische Wesen, da gab es schon den einen oder anderen. Aber ein Mensch?

      Und als er dann, nach vielen Jahren des Kampfes, schließlich dem Römer Centurio Trebius Servantus gegenüberstand und dessen Gesicht erblickte, ging er in die Knie. Vor seinen damaligen Begleitern – und dem Centurio – erklärte er, dass er freiwillig sein Knie gebeugt hätte, als Zeichen seines Respekts vor den Muskelbergen des Römers.

      Oft hatte Eirik überlegt, den Römer einfach bei passender Gelegenheit zu töten. Doch die alte Vettel hatte gesagt, dass er durch dessen Worte den Tod fand. Und das ging über Eiriks Verstand. Wie kann ein Wort töten? Also verlegte er sich darauf, genau hinzuhören, wenn Trebius Servantus etwas zu ihm sagte.

      Die unmittelbare Folge davon war, dass er aus dem wilden Haufen der Skoten aus Sicht der Römer herausragte und rasch zu deren Anführer wurde. Doch immer hing eine Spannung zwischen dem Centurio und dem Skoten in der Luft, wenn sie zusammentrafen. Und beide fühlten diese Spannung. Beide lauerten auf verräterische Worte oder Bewegungen. Und ebenfalls hatten beide immer wie zufällig eine Hand in der Nähe eines Schwertgriffes.

      Der Skote schüttelte die Erinnerung ab und konzentrierte sich auf die Gegenwart.

      Auf ein stummes Zeichen Eiriks mit der Faust hielten sie an und schnauften verhalten. Alles an ihnen drückte Gewalt aus und das war auch so beabsichtigt. Narben und alte Verwundungen wurden nicht durch Kleidung oder Gürtel verdeckt, sondern sollten jeden Gegner von der ständigen Kampfbereitschaft der Männer überzeugen. Die Waffen, die sie trugen, waren an den Schneiden blitzblank und bestialisch scharf geschliffen. Die Griffe und Stiele jedoch zeigten überdeutliche Gebrauchsspuren und makabre Markierungen, welche die Anzahl der damit Getöteten dokumentierten. Und keine einzige Kerbe war geprahlt. Die Hälfte der Truppe hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, diese Vertiefungen mit dem Blut der Opfer zu verzieren, andere trugen abgeschnittene Ohren an einer Schnur um den Hals. Einer hatte sich auf Zungen in gleicher Weise verlegt. Und Eiriks

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