Druide der Spiegelkrieger. Werner Karl

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Druide der Spiegelkrieger - Werner Karl

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bist zwar kein Römer«, drang die Stimme des Druiden nah an seine Ohren, »aber einer ihrer Speichellecker.«

      Sein Gegner musste ganz dicht bei ihm sein, aber Eiriks Augen konnten immer nur seine Därme betrachten, die aus ihm herausquollen.

      »Du bist eine Schande für dein Volk«, fuhr die Stimme gnadenlos fort und Eirik fühlte plötzlich keinen Schmerz mehr, sondern nur noch Dunkelheit, die auf ihn hereinstürzte. Seine Hände rutschten auf der nassen Masse aus Blut, Darm und dessen stinkendem Inhalt ab und patschten auf den Boden. Eirik machte einen schwachen Atemzug. Die letzten Worte, die er vernahm und die sein Verstand noch verarbeiten konnte, waren von Enttäuschung und Verachtung gefärbt.

      »Und deine britannischen Vettern sind im Grunde meine Brüder. Du jedoch bist nichts als dreckiges Skotenpack!«

      Die Frau erwachte schreiend und mit zuckenden Gliedern. Kein Seil, keine Fessel hinderte sie daran sich aufzuführen wie eine Furie. Mehr als eine Minute wehrte sie unsichtbare Gegner ab, bis ihr gequälter Verstand endlich registrierte, dass sie gegen Geister kämpfte. Ihre fahrigen Bewegungen verlangsamten sich und ihre Hände näherten sich dem wirren Vorhang aus zerzausten Haaren. Zögernd steckte sie die Finger in die Strähnen und schob sie so langsam auseinander, als würden sie in zähem Schleim stecken. Nicht weit von ihren Füßen entfernt stand eine Schale mit Wasser, zu der sie augenblicklich stürzte und in gierigen Schlucken das Nass trank. Sie verschüttete in ihrer Hast mehr, als ihre trockene Kehle erreichen konnte, aber sie hielt nicht inne, bis die letzten Tropfen entweder verloren oder von ihr aufgeleckt waren. Ruhiger werdend ließ sie die Schale ins Moos sinken und begann stumm zu weinen. So saß sie eine lange Weile halb zusammengesunken da und gab sich ihrer Trauer hin. Als sie keine Tränen mehr zu vergießen hatte, hob sie den Kopf und blinzelte durch das verfilzte Haar.

      Zwischen geschwollenen Augenwülsten sah sie einige Meter weiter eine Gestalt an einem Lagerfeuer sitzen, dessen leises Knistern sie erst jetzt bewusst wahrnahm. Noch bevor sie erschrocken davonstürzen konnte, hörte sie eine tiefe, aber beruhigende Stimme sagen: »Hab keine Angst vor mir, Weib. Ich habe deine Peiniger alle getötet.«

      Die Gestalt rührte sich dabei keinen Fingerbreit und zögerte einige Lidschläge lang, als schien sie zu überlegen, ob sie sagen konnte, was ihr noch auf dem Herzen lag. »Nein, das ist nicht ganz richtig. Einer zog es vor, sich der gerechten Strafe durch Flucht zu entziehen.«

      Noch immer bewegte sich der Mann nicht.

      Die Frau richtete den Oberkörper ein wenig auf, blieb jedoch sitzen und ihre Finger schoben nun endgültig die Haare vor den Augen beiseite. Der Anblick, der sich ihr bot, brachte sie noch mehr in Verwirrung. Anstelle eines Kriegers saß da ein scheinbar sehr großer Mann, in eine verschmutzte Kutte gehüllt. Die Kapuze verdeckte den Kopf und von seinem Gesicht waren nur die Spitze der Nase und das Kinn zu sehen. Als er mit einem langen Ast im Feuer herumstocherte, die Glut ein wenig heller aufloderte und das Feuer neuen Sauerstoff erhielt, offenbarte der gelbrote Schein einen kräftigen Arm, der mit allerlei Zeichen geschmückt war.

      Mit erstaunlich fester Stimme sprach die Frau und ignorierte dabei ihre aufgeplatzten Lippen.

      »Ich danke dir … Druide.« Für zwei, drei kurze Wimpernschläge wartete sie darauf, ob er ihr widersprach. »Ich habe dir mein Leben zu verdanken.«

      Wieder hielt sie inne, aber er sagte nichts und bewegte sich auch nicht. Stumm starrte er ins Feuer.

      »Wie kommt es, dass du in der Lage warst, ganz allein die Skoten zu besiegen?«

      Er schien über ihre Frage nachzudenken, und es verging eine ganze Weile, in der sie sich fragte, ob er ihre Frage verstanden oder überhaupt gehört hatte, so angestrengt verharrte sein Blick auf dem Feuer. Gerade, als sie ihn erneut ansprechen wollte, bewegte er sich und stocherte wieder mit dem Ast in der Glut. Schließlich legte er ihn beiseite und warf einige kleinere Äste in das beinahe heruntergebrannte Feuer. Als er damit fertig war, hob er beide Hände und streifte die Kapuze in den Nacken. Sein Kopf wandte sich ihrem zu.

      Ihre anfängliche Verwirrung war der Neugier gewichen und den Schmerz um den Verlust ihrer Familie drängte sie vorerst in den Hintergrund. Die Zeit des Trauerns würde noch kommen. Jetzt aber nahmen sie die Augen des Druiden so gefangen, schlugen sie in einen Bann, der weder Zwang, noch Bedrohung oder Gefahr ausdrückte, sondern etwas völlig Unerwartetes.

      Zorn, unendlicher Zorn.

      Das Feuer in seinen Augen schlug die echten Flammen des neue Nahrung verzehrenden Lagerfeuers um Längen. Das, was da in diesen beiden Augen loderte, war eine Kraft, die alles verschlingen konnte, was sich ihr in den Weg stellte. Gleichzeitig erkannte sie, dass der Zorn nicht ihr galt.

      Die Frau brauchte keine Erklärung von ihm, wie er es geschafft hatte, acht Männer zu vernichten und in die Flucht zu schlagen.

      Plötzlich war sie sich ihrer Nacktheit bewusst und schlug im Reflex die Arme vor ihre von Flecken übersäten Brüste. Doch kaum hatte sie dies getan, ließ sie die Hände wieder sinken und trat aus der Dunkelheit näher an das Feuer heran. Im Lichtschein erkannte sie, dass ihr Körper gewaschen worden war. Auf Kratzern und kleinen Schnittwunden klebte eine hellgrüne Paste. Die Stellen, welche bunte Flecken zierten, waren hauchdünn mit der gleichen Paste bestrichen worden. Ihre Finger tasteten zaghaft in ihr Gesicht und fühlten auf den geschwollenen Lidern und an einer Stelle auf der Stirn gleichermaßen die trocken gewordene Kruste der Paste. Sie setzte sich am Feuer nieder.

      »Die Heilpaste wird abfallen und die Wunden darunter geschlossen sein. Die Schwellungen dürften schon morgen soweit abgenommen haben, dass du wieder ungehindert sehen kannst. Die Blutergüsse werden noch eine Weile deinen Körper zieren. Auf dein Kleid musst du noch ein wenig warten, bis es trocken ist.«

      Er deutete auf eine Astgabel, an dem ihr Kleid zum Trocknen hing. Alle Risse waren mit sichtlichem Geschick geflickt worden und ihre Sandalen standen neben dem Gestell.

      »Du hast scheinbar viele Talente, Druide. Ich habe noch nie von einem Weisen gehört, der waschen und flicken … oder kämpfen kann.«

      Endlich bedachte er sie mit einem verhaltenen Lächeln und der Zorn verschwand aus seinem Blick.

      »Ich gebe zu, dass ich mich mit vielen … Dingen beschäftige, manchen mit gutem Erfolg, manchen mit weniger.« Sein Lächeln verschwand und Traurigkeit färbte seine Stimme. »Es tut mir leid, dass ich nicht eher in dieses Tal kam …«

      »Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen, dass du mir das Leben gerettet hast. Oder dass du dieses Pack geschlagen hast.« Sie schüttelte den Kopf und plötzlich schossen ihr erneut Tränen aus den Augen. »Aber meine Söhne … und mein Mann … sie sind verloren.«

      Er ließ sie weinen, bis die Tränen nach langer Zeit endlich versiegten, stand schließlich auf und trat ruhig an das Gestell am Feuer. Er tastete den groben Stoff ab und reichte ihr das Kleid.

      »Es ist zwar noch nicht völlig trocken, aber besser als gar nichts für die Nacht.«

      Sie nahm es entgegen und schlüpfte hinein. Auch die Sandalen zog sie sich über und stopfte Moos und Gras zwischen die Riemen.

      Als sie damit fertig war und beide wieder am Feuer saßen, reichte er ihr stumm ein Stück Wild und etwas Brot. Sie kaute zuerst zaghaft, dann mit zunehmendem Appetit. Ein paar Mal verzog sie schmerzverzerrt die Lippen, aber sie aß weiter, bis ein fein säuberlich abgenagter Knochen im Feuer landete und sie mit ein paar Schlucken Wasser nachspülte.

      Dann blickte sie ein wenig ratlos um sich.

      »Was

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