Im Schatten des Deiches. Fee-Christine Aks
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Читать онлайн книгу Im Schatten des Deiches - Fee-Christine Aks страница 20
„Linda! Geh nach Hause! Lass-uns-in-Ruhe!“
„Sonst was?“
„Sonst zwingst du uns wirklich…“
„Wozu?“
„…die Polizei zu holen.“
„Ha! Das würdet ihr doch nie machen!“
„Warum denn nicht?“ fragt plötzlich eine kühle Stimme hinter ihnen, die Moritz einen freudigen Schauer über den Rücken schickt. „Das, was du da machst, das grenzt ja schon an Stalking.“
Linda fährt herum und starrt Lotta wütend an, während Moritz sich mit einem breiten Lächeln zu ihr umwendet. Sie schickt der Himmel. Aber wie kann sie so ruhig bleiben, jetzt da sich Linda wieder an seinen Arm hängt, sodass die zweite Tüte sich dem Boden nähert? Erst beim näheren Hinsehen erkennt Moritz, dass eine schmale Vene an Lottas Hals heftig pocht. Sie gibt sich tatsächlich also nur den Anschein, gelassen und ruhig zu sein.
„Pah, Stalking!“ macht Linda abfällig. „Moritz ist doch kein Filmstar. Obwohl er ja fast aussieht wie einer.“
„Für eine Unterlassungsklage wegen Belästigung würde es trotzdem reichen“, antwortet Lotta ungerührt. „Wenn du willst, Momo, dann erledigen wir das gleich hier an Ort und Stelle.“
„Haha“, lacht Linda, „sowas kann nur die Polizei, keine blöde Studentin.“
„So?“ erwidert Lotta mit schmalen Augen.
Moritz sieht kaum, wie sie in ihre Jackentasche greift. Einen Moment später ist er genauso perplex wie Linda, als Lotta ihnen ihren Dienstausweis entgegenhält. Polizeikommissarin Carlotta Strandt steht da neben dem Wappen der Hansestadt Hamburg und einer Erkennungsnummer.
„Ehrlich wahr?“ flüstert Linda.
Lotta nickt und steckt den Ausweis zurück in die Tasche. Stumm macht sie eine Handbewegung, der Linda kleinlaut und ohne zu zögern Folge leistet. Es ist wie Zauberei. Aber als Lotta Moritz die abgestellte Tragetasche abnimmt und sich in Richtung der ehemaligen Signalstelle aufmacht, folgt er ihr mit einem leicht verwirrten Lächeln, während Linda in Richtung der Bahnschienen davonläuft.
„Und dabei wollte ich euch nur fragen, ob ihr ein Ladegerät für Handys habt“, grinst Lotta. „Eins mit Micro-USB. Mein Android hat sich verabschiedet.“
„Äh, ja, klar“, antwortet Moritz, „ich habe auch ein Android-Handy.“
„Danke für deine Hilfe“, fügt er nach einigen Minuten hinzu, als sie endlich die alte Signalstelle erreicht haben. „Du hast uns gar nicht gesagt, dass du bei der Polizei bist.“
„Das bindet man nicht unbedingt gleich jedem auf die Nase“, antwortet Lotta mit einem leicht traurigen Grinsen und folgt ihm, nachdem er etwas umständlich die Tür aufgeschlossen hat, ins Treppenhaus, wo sie die schwere Einkaufstasche mit einem leisen Ächzen auf dem Boden abstellt. „Auch wenn alle Welt Castle, Law & Order oder Tatort kuckt, mag kaum jemand wirklich die Polizei.“
„Ich jetzt schon“, antwortet Moritz und stellt seine Tragetasche ebenfalls ab. „Aber das beschränkt sich ganz besonders auf eine gewisse Frau Kommissarin Strandt…“
Einer plötzlichen Gefühlsregung folgend macht er einen Schritt auf sie zu und streicht ihr mit einer zärtlichen Geste eine kurze kastanienbraune Locke aus der Stirn, sodass ihr die taubenblaue Wollmütze langsam vom Kopf rutscht.
Das warme Haselnussbraun ihrer Augen wird zu einem tiefen See aus Nuss-Schokolade, in dem er zu ertrinken droht. Ein feines Lächeln umspielt ihre zart rosenholzfarbigen Lippen, als er sich vorsichtig zu ihr hinunterbeugt. Einen Herzschlag später vergisst Moritz die Welt um sich herum. Es ist als ob er schweben würde, mit Lotta in seinen Armen und ihren Lippen auf den seinen. Sanft und vorsichtig tastet sich seine Zungenspitze von ihrem Mundwinkel die weichen Lippen entlang, findet plötzlich ihre suchende Zungenspitze und streichelt, lässt sich streicheln, jeden Millimeter ihres Mundes, während sich ein heißer wohliger Schauer nach dem nächsten über seinen Rücken stiehlt.
Sein Atem geht schnell und heiß, als er ihren zierlichen Körper zurück gegen die kühle Wand des Treppenhauses drängt und mit den Händen unter der Daunenjacke ihren sportlich durchtrainierten Rücken erkundet.
Nach scheinbar einer Ewigkeit, in der ihm seine Jeans mehr als einmal viel zu eng vorgekommen ist, schiebt sie ihn mit sanfter Gewalt ein Stück von sich weg und fixiert ihn mit ihren wunderschönen Augen, die nun mehr wie dunkles Mousse au chocolat sind. Ihre Lippen zittern leicht und ihr warmer Atem streift sanft sein Kinn, als sie leise fragt: „Geschieht das hier wirklich?“
Erst jetzt registriert Moritz, dass sie immer noch im Treppenhaus stehen und er tatsächlich wieder Boden unter den Füßen hat. Seine Unterarme stecken noch immer unter ihrer Daunenjacke, seine Hände an ihrer schmalen Taille, die sich ihm eben noch so verlangend entgegen gebogen hat. Er spürt die Hitze, die durch den Stoff ihrer Chino-Hose von ihr ausstrahlt, und auch das Verlagen, das seinem in nichts nachsteht.
„Ich glaube, ja“, antwortet er etwas verspätet. „Oder ich bin plötzlich eingeschlafen und wir beide träumen denselben Traum, aus dem ich heute morgen mit einem breiten Grinsen aufgewacht bin…“
„Ach ja?“
Ihr Augenaufschlag ist neckisch, ihre Stimme rutscht eine aufregende Nuance tiefer. Moritz muss sich sehr beherrschen, um ihr nicht sofort und hier auf der Stelle die Kleider vom Leib zu reißen und jeden Zentimeter von ihr mit seiner Zunge zu erforschen.
„Hm, tja, was sagen wir Basti?“ fragt sie, als er nicht antwortet, und sieht ihn mit ihren großen Knopfaugen so bittend an, dass er nicht anders kann als sie erneut zu küssen, ganz sanft nur und als Versprechen auf mehr. Er kann kaum einen klaren Gedanken fassen, aber vollkommen gleich, was er sagt, sie wird ihm mit Sicherheit zustimmen. Er muss nur seinen Wunsch in Worte fassen…
„Nun“, murmelt Moritz schließlich und blickt sie mit fragend hochgezogener Augenbraue forschend an, „dass du ein Ladekabel und einen Fachmann für Android-Handys brauchst, der dich natürlich umgehend nach Hause bringt.“
Ihre Mundwinkel zucken amüsiert, dann nickt sie, reckt den Hals und haucht einen Kuss auf sein glatt rasiertes Kinn.
*****
Lautes Türenknallen schreckt Karl Jostermann auf. Er ist offenbar doch kurz eingenickt auf dem gemütlichen Fernsehsessel in seinem bereits weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer. Als er die schrille Stimme seiner Enkeltochter im Flur vernimmt, weiß er sofort, dass etwas passiert sein muss.
„Und ich sag’s dir nochmal“, hört er Mats in genervtem Tonfall schreien, „du musst den Kerl vergessen. Er hat eine Andere, diese Kleine mit den haselnussbraunen Knopfaugen und den kastanienfarbigen Locken.“
„Nein, nein und nochmal nein!“ schreit Linda zurück. „Die doch nicht. Hast du nicht gesehen, wie sie seinen Freund Moritz angekuckt hat? Die ist niemals mit Sebastian zusammen. Er liebt mich, das weiß ich!“
„Und was war mit dieser Schwedin im Sommer?“ schaltet sich Kai