Completely - Auf immer und ewig. Mej Dark
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Completely - Auf immer und ewig - Mej Dark страница 4
„Mein tapferer Wolfsbursche wird doch ein paar Tröpfchen ertragen!“, säuselte sie.
„Wir haben Bella beim Händchenhalten mit Lex erwischt“, lenkte Wladimir ab. „Da haben wir sie lieber mitgenommen!“
Ian grunzte zustimmend und warf mir einen anklagenden Blick zu. Ich rollte genervt die Augen. Glaubte der wirklich, er hätte eine Chance? Andererseits war seine dümmliche Verliebtheit irgendwie putzig. Vorsicht, Kleines, geh nicht zu nah ans Feuer, sonst verbrennst du dich …
Unsere Mitverschwörerin musterte verblüfft mein Gesicht. „Du hältst plötzlich Händchen mit Lex? Gehört das zum Plan?“
„Der Mistkerl hat sie sogar abgeleckt!“, ergänzte Wyatt und klopfte seinem Zwilling tröstend auf die Schulter. Dabei machte er ein mitleidiges Gesicht, als wünschte er ihm zum Ausgleich zehn Flaschen besten Whiskys.
Cassy legte sich eine Hand ans Ohr, als hätte sie sich verhört. „Wie?“, fragte sie und stierte mich noch erstaunter an. „Er hat dich so richtig abgeschlabbert?“
„Nur die Hand!“, erklärte ich. „Lex hat sie plötzlich genommen, ich konnte nichts tun und irgendwelchen Quatsch dahergeredet. Kann sein, dass er mich wieder hypnotisieren wollte!“, log ich etwas dazu.
„Hypnotisiert? Kann mich mal einer aufklären?“, mischte Wyatt sich ungeduldig ein. Er kraulte sich mit seinen schwarz lackierten Nägeln das Kinn wie ein Maler, der darüber nachsinnt, welche Farbe der nächste Pinselstrich haben sollte.
Cassy schenkte ihm gut gelaunt einen weiteren Kuss. „Geduld, Liebster! Eins nach dem anderen. wir klären euch gleich auf.“
Sie ging voran. Im Gegensatz zur Straße war es hier gemütlich warm. Vom Winter traten wir direkt in den Sommer.
Nachdem wir unsere Mäntel wie Maulwurfshügel im Zimmer verteilt hatten, fläzten wir uns in die Sessel und auf das Sofa. Aus Vorsicht nahm ich einen der gepolsterten Einzelsitze, damit sich Ian nicht „rein zufällig“ neben mich quetschte. So viel Nähe zu ihm war mir nicht geheuer.
Cassys Zimmer präsentierte sich sehr originell, wie in einem Landhaus eingerichtet. Es könnte glatt der Serie Vampire Diaries entsprungen sein. Die Couch und die Sessel waren mit edlem rotem Samt bezogen und an der Wand hing ein riesiges uraltes Gemälde, welches sie in einem Antiquitätenladen aufgestöbert hatte. Der hier in der Gegend typische Holzfußboden und zwei Geweihe an der Wand fügten der Einrichtung eine archaische Note hinzu.
„Was gibt es denn so Geheimnisvolles?“, fragte Wyatt nach, kaum dass er im Sessel saß. Cassys Freund kam als ungeduldiger Geradeausdenker gleich zur Sache. Alles musste sofort klar sein, am besten idiotensicher geteilt in Schwarz und Weiß.
„Wir brauchen eure Hilfe!“, begann Cassy unseren Plan aufzudecken.
„Aber sicher doch!“, sagte er jovial und knabberte genüsslich an seinen langen Nägeln. „Wozu sind echte Freunde denn da?“
Sein wortkarger Zwilling nickte bedeutungsvoll und beäugte mich mit gierigen Augen. Wahrscheinlich zog er mich gedanklich aus. Ein Schauer rieselte über meinen Rücken. Stellten sich meine Nackenhaare auf?
„Doch jeder Freundschaftsdienst hat natürlich seinen Preis“, präzisierte Wyatt in gewohnter Manier. „Und diesen wollen wir endlich einfordern.“
Er bleckte die Zähne in Cassys Richtung. Wir alle wussten, um was es ihm ging. Er war ein erwachsener Mann und bei denen reagierten die biologischen Bedürfnisse über jede Vernunft. Die beiden ausgewachsenen Kerle gingen einzig deshalb mit uns in eine Klasse, weil sie bei ihrem wahren Alter gewaltig gelogen hatten. Sie nutzten jeden Vorteil gnadenlos aus.
„Erzähl du!“, wies Cassy mich an.
„Nein, du kannst das besser!“ Mir war es peinlich, erneut eine Verschwörung gegen Lex anzuführen, der ja seit frühesten Kindertagen mein bester Kumpel war.
„Okay!“, übernahm die Angesprochene doch wieder das Wort und trank sich mit einem Schluck aus der Bierbüchse etwas Mut an. „Lex ist nicht der, der er zu sein vorgibt“, erklärte sie den Brüdern. „In seinem Körper steckt jemand anders und er macht heimlich Sachen mit Bella.“
„Welche Sachen?“, Ian machte argwöhnische Augen wie eine Kuh. Er glaubte ja, ein Vorrecht auf mich zu haben.
„Na ja, Hypnose und so“, ergänzte Cassy.
„Der Hypnotiseur aus den Black Hills!“ Lachend öffnete Wyatt den Verschluss seines Getränks. Er goss sich die Hälfte des Bieres direkt in den Rachen und rülpste. „Entschuldigung!“
Das war natürlich ironisch gemeint, denn eher fand man die Kronjuwelen der Queen auf der Straße als Scham bei diesem Rüpel. Er hatte sich noch nie in seinem Leben für irgendetwas geschämt und betrachtete seine Halsgeräusche als ausgezeichnete Witze. Womöglich glaubte er, damit selbst ein Konzert von Mozart untermalen zu können.
„So in etwa“, murmelte ich, sein widerliches Benehmen übergehend. Wir waren das einfach gewohnt. Zwar hieß es im Mainstream überall, dass Vorurteile nicht stimmten und Lakota-Jungs nicht anders wären, aber Wyatt und sein Bruder bewiesen jeden Tag das Gegenteil. Sie entsprachen genau dem ungehobelten Bild, das Mama mir von jungen indianischen Männern gezeichnet hatte – und sie waren sogar selbst stolz darauf.
Beide Brüder musterten mich mit vorquellenden Augen. „Das ist nicht dein Ernst!“ Zwei Atemzüge lang sahen sie einander symbolträchtig an. Schließlich schielte Wyatt schräg zu seiner Cassy, mit blanken Zähnen eine Antwort fordernd.
„Findet ihr es nicht auch komisch, dass Bellas Zauberei wirklich funktioniert hat?“, erklärte sie, ohne sich von dem Wolfsbruder einschüchtern zu lassen. „Wir denken, es liegt irgendwie an Lex. Er verbirgt ein Geheimnis vor uns.“
Wyatt lachte. „Vielleicht haben wir an Halloween einfach zu viel gekifft. Ich kann bis jetzt nicht glauben, was da gelaufen ist. Das war voll krass!“ Er wies auf seine Kopfwunde. Mittlerweile hatte sich auf der Narbe brauner Schorf gebildet.
„Es steckt viel mehr dahinter, als wir ahnen!“, ereiferte sich seine Freundin. „Bestimmt verfügt Lex über besondere Kräfte. Er hypnotisiert Bella und womöglich auch uns!“
Die Russenzwillinge wirkten schockiert und tauschten wieder diese merkwürdig wissenden Blicke.
„Mistkerl!“, brummte der wortkarge Ian. Das wollte schon etwas heißen.
„Vielleicht ist er tatsächlich der angekündigte Jäger“, meinte sein Bruder.
„Jäger?“ Ich verstand gar nichts. Scheinbar hatte ich mich geirrt und nicht Wyatt, sondern ich war die Dümmste im Bunde.
„Ach, das ist so eine verrückte Geschichte, die in unserer Familie erzählt wird“, winkte er ab. „So ein Märchen der Lakota-Indianer halt.“
„Erzähl es uns!“, forderte ich.
Der Indianer rang etwas mit sich und schielte erneut zu Cassy. Ich fragte mich, was das sollte. Suchte er eine Erlaubnis? Wartete er auf ein Nicken oder auf ein Kopfschütteln?
„Na