Completely - Auf immer und ewig. Mej Dark

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aus. Nun ja, zumindest war ich gespannt und die anderen rülpsten nicht.

      „Zwei unserer Vorfahren waren ebenfalls Zwillinge“, begann Wyatt. „Sie hatten damals Streit mit einem Schamanen. So nennt man unsere Zauberer. Der belegte sie glatt mit einem Werwolffluch. Und als sie kamen, um sich an dem Alten zu rächen, mischte sich ein blutsaugender Dämon ein, den sie ordentlich bissen. Normalerweise stirbt ein Vampir an einem solchen Biss. Der Schamane wollte deswegen irgendwie den von ihm gemachten Fluch zurücknehmen, damit der Blutsauger überlebt. Aus irgendeinem Grund konnte er es jedoch nicht.“

      „Und weiter?“, fragte ich.

      „Keine Ahnung. Ich bringe das auch nicht so zusammen. Unser Vater erzählt immer nur im Suff davon. Jedenfalls schickte der Zauberer die Seele des Blutdämons in die Zukunft. Der soll alle Nachkommen der Werwölfe töten und irgendwie so den Fluch lösen.“

      Wie bitte? Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ravenhort hatte etwas Ähnliches erzählt.

      „Klingt sehr verrückt!“, wandte ich ein und Cassy nickte. Schließlich musterte sie ihren Freund eindringlich. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir etwas verschwiegen. Wusste hier jeder mehr als ich?

      „Wenn man alles zusammenrechnet, was so passiert ist, erscheint es aber gar nicht so unlogisch“, wog Cassy ab. Da hatte sie recht. Die Dinge hingen alle plötzlich irgendwie zusammen. Wir waren Puzzleteile.

      „Ach, das ist letzlich sicher alles Scheiß!“, wiegelte Wyatt ab und goss den Rest des Bieres in seinen Mund. „Ich hätte dieses Märchen nicht erzählen sollen.“

      „Ja, das ist bestimmt Schrott!“, stimmte Ian zu. Wieso redete der plötzlich so viel? Ich blickte zu ihm. Er sah tief in meine Augen und ein merkwürdiges Lächeln umspielte seinen Mund. Schnell schaute ich weg. Sein offensichtliches Begehren machte mir Angst. Ojemine, der grobschlächtige Kerl stand wirklich auf mich! Wie brachte man einem Hund bei, nicht aufs Bett zu springen?

      „Geht die Geschichte noch weiter?“, fragte ich, um ihn abzulenken.

      „Na …“, fing Ian an.

      „Still!“

      Ich zuckte zusammen. Das Wort war grausig gezischt. Aus irgendeinem Grund wollte Wyatt nicht, dass sein Bruder mehr erzählte. Eine bedrohlich kalte Stille breitete sich aus.

      „Na, der Kerl soll sehr gefährlich sein“, setzte sich Ian über seinen Bruder hinweg. „Er will uns alle töten!“

      „Lex?“ Ich spürte es in meiner Kehle beben. Das konnte einfach nicht stimmen. Er benahm sich weniger gefährlich als Ian.

      „So wird es von Mund zu Mund weitergegeben!“, schloss Wyatt gewichtig.

      „Auf jeden Fall müssen wir herausbekommen, wer er wirklich ist“, nahm ich das Heft wieder in die Hand. Gleichzeitig war ich schockiert, welche Wendung das Drama genommen hatte. Zuerst hätte das seltsame Ding im Fluss Lex fast getötet, dann verhielt er sich derart sonderbar, dass ich ganz neue Gefühle für ihn entwickelte, und schließlich verwandelten sich die Zwillingsbrüder, Ravenhort und Cassy in der Halloweennacht. Zwar hatte mich Lex vor Ian als Werwolf gerettet, doch jetzt erfuhr ich, dass er aus der Vergangenheit stammen könnte, um die Werwolfbrüder zu töten. Wo war dann aber der richtige Lex?

      Mir wurde eines klar: Die alten Mythen und das, was gerade geschah, hingen miteinander zusammen. Bloß wie? Es wurde Zeit, in die Fußstapfen von Abraham Lincoln dem Vampirjäger zu treten. Wir mussten das Rätsel lösen, damit er uns den echten Lex wiedergab.

      Die Tage des Versteckspiels waren gezählt. Wer jagt hier wen? Ich würde Lex’ Köder sein. Doch eine Beute benötigte nun einmal einen außergewöhnlich intelligenten Plan, um ihren Verfolger zur Strecke zu bringen. Zum Glück hatten wir den und Lex wusste nicht, dass wir schon von seinem falschen Spiel wussten. Das verschaffte uns einen Vorteil.

      Der Gewinn

      Es war früher Nachmittag. Der melodische Gong der Klingel ertönte. Jemand stand an der Haustür und der kurze, gekringelte Schwanz von Blair, unserem schwarzen Mops, wedelte in Vorfreude auf die zu erwartende Abwechslung.

      Meine kleine Schwester Fiona, die ich bereits tief ins Herz geschlossen hatte, lief geschwind in den Flur, obwohl sie die Tür nicht öffnen durfte. Mama hatte es ihr verboten, weil sich in den Nachrichten die Meldungen über Verbrecher und Terroristen häuften. Fiona tat es trotzdem.

      Eine freundliche Stimme drang durch das Haus bis zu mir. Mein gutes Gehör ließ mich alles ausgezeichnet verstehen. Die Fremde entpuppte sich als Bellas Mutter. Sie war noch nie da gewesen, seit ich hier wohnte. Interessiert belauschte ich das Gespräch.

      „Ist denn auch dein Bruder da?“, hörte ich die Besucherin fragen.

      Ich legte die Stirn nachdenklich in Falten. Was wollte sie von mir? War etwas Gutes zu erwarten oder war besser Vorsicht angesagt?

      Inzwischen war auch meine Mutter zu den beiden getreten. Sie betrachtete mich ohne jeden Zweifel als ihren Sohn.

      „Wie geht es euch so?“, fragte sie den Gast höflich. Die ungewisse Zukunft der Nachbarsfamilie besorgte sie und natürlich war sie neugierig, wie alles endete. Alle in der Umgebung wussten, dass Bellas Familie seit dem schweren Unfall ihres Vaters mit finanziellen Problemen kämpfte. Durch eine dumme Verwechslung im Krankenhaus hatte er sein linkes Bein verloren und bisher keine Entschädigung erhalten. Sein Arbeitgeber, der Auftraggeber und das Krankenhaus, das den Fehler verzapft hatte, stritten seit Jahren darüber, wer verantwortlich wäre. Jeder wies die Schuld zurück und erklärte die andere Seite für zuständig. Die Gerichte ließen sich Zeit und die Rechtsanwälte freuten sich über steigende Honorare. Für sie war es ein juristisches Tauziehen, für die Betroffenen ging es um die Existenz. Nächste Woche sollte das Haus von Bellas Eltern zwangsversteigert werden, da seit Monaten die Kreditraten nicht mehr bezahlt wurden. Die Familie war bankrott. Wohin würde Bella dann ziehen? Ich hoffte, dass sie in der Nähe eine Unterkunft fand. Mein Herz fürchtete sich vor den Folgen dieser Veränderung.

      „Man kann es kaum glauben, aber wir sind in letzter Sekunde gerettet worden! Es ist ein Wunder, danke Gott!“, plapperte die Nachbarin aufgeregt. Ihre Stimme überschlug sich geradezu. „Holen Sie doch bitte Ihren Sohn, dann erzähle ich die Neuigkeit gleich für alle!“

      Meine Mutter und Fiona riefen gleichzeitig nach mir. Scheinbar arglos, als hätte ich bisher nichts gehört, trat ich aus dem Zimmer. Meine Bleibe mündete in den Flur, der wiederum zum beengten Vorflur des kleinen behaglichen Hauses führte. Die Eingangstür stand noch immer offen. Eiskalte Luft wehte ins Innere.

      „Kommen Sie doch herein“, bot meine Mutter der Nachbarin höflich an. Diese fröstelte schon, da sie keinen Mantel trug.

      „Nein, ich gehe gleich wieder und wollte nur ihren Sohn holen“, wiegelte Bellas Mutter ab und drehte den Kopf zu mir. „Lex, ich lade dich herzlich ein! Mein Mann will sich bei dir bedanken!“

      „Bedanken?“ Mama und Fiona machten verblüffte Gesichter. Ich ahnte jedoch etwas.

      „Wir können es selbst nicht glauben!“ Bellas Mutter sprudelte nur so vor Aufregung. In diesem Rausch hörte man ihren indianischen Akzent besonders deutlich und ich witterte einen süßen Geruch. Das musste Wein sein.

      „Das war eine Rettung in letzter Minute!“, frohlockte sie und

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