Reise - Begleitung. Jürgen H. Ruhr
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Reise - Begleitung - Jürgen H. Ruhr страница 21
„Das kann Zufall sein“, meinte ich leichthin und betrachtete eine der Flaschen. Mundspülung. Hmm. Das gab frischen Atem für den Tag - oder die Nacht. Je nachdem. Ich beschloss, ein paar dieser Flaschen zu kaufen. Später.
„Jon - athan? Wovon träumst du?“ - „Ich? Nichts, nichts. Ich dachte nur gerade, dass wir der Sache genau auf den Grund gehen müssen.“
Die hatten sogar zwei Sorten hier: Pfefferminz und Zahnfleischschutz. Brauchte ich Zahnfleischschutz? Eigentlich nicht. Die preisgünstigere Variante mit Pfefferminzgeschmack wäre für mich vollkommen ausreichend.
„Jon - athan? Was für wichtige Gedanken beschäftigen dich jetzt wieder? Du siehst so weggetreten aus ...“
Dass die Kleine nicht einmal den Mund halten konnte. „Wir müssen jetzt weitere Schritte einleiten.“ Pfefferminz, meine Entscheidung stand fest. Schließlich ging es meinem Zahnfleisch ausgezeichnet. Ich prüfte vorsichtig mit der Zunge. Nein, alles in Ordnung.
„Also, Jon - athan, was machen wir jetzt? Sollen wir die Leute observieren, sobald sie mit der Palette abhauen?“
„Genau, Birgit. Das habe ich auch gerade gedacht. Ich werde sie beobachten. Unauffällig, schließlich bin ich Profi. Sobald wir wissen, woran wir sind, können wir unser weiteres Vorgehen planen.“ Ich bedeutete Birgit mit der Zählerei fortzufahren. Dann schlich ich vorsichtig um die Regalreihe, bis ich die vier Einräumer fand. Lachend standen sie vor einer halbvollen Palette und schienen sich über irgendetwas zu amüsieren. Verstehen konnte ich leider nichts. Aber das musste ich ja auch nicht. Möglichst unauffällig verharrte ich hinter einem Stapel Kisten mit Gebissreiniger.
Bis sich eine Hand in mir wohlbekannter Art und Weise auf die Schulter legte. Langsam drehte ich mich um und blickte in das rote Gesicht Sanurskis.
„Was um alles in der Welt machen sie hier, Lärpers?“, schrie er und bekam auch sofort die Aufmerksamkeit der Vier. Die waren jetzt verstummt und schauten neugierig zu uns herüber.
„Sie sollen doch verdammt nochmal die Bestände zählen. Und das nicht hier, sondern dort hinten!“ Er zeigte mit dem Daumen in die Richtung, in der sich unsere Regale befanden.
Wieder einmal musste ich improvisieren und das tat ich - zugegebenermaßen - perfekt: „Ich wollte mir nur schnell“, schrie ich in der gleichen Lautstärke wie Sanurski, damit mich die zwei Frauen und Männer auch verstehen konnten, „eine Packung hiervon holen.“ Rasch zog ich eine Packung des Gebissreinigers aus dem Stapel und hielt sie Sanurski hin. Während hinter mir der Stapel polternd zusammenbrach, schrie ich erneut: „Nur eine Packung von ihrem schönen Sonderangebot hier. Ich wollte sie auch direkt bezahlen.“
„Lärpers, Lärpers! So geht das nicht. Sie sind hier um zu arbeiten und nicht, um durch die Abteilungen zu schleichen. Dafür werden sie nicht bezahlt. Einkaufen können sie nach ihrer Schicht oder in der Pause. Aber nicht mittendrin. Haben sie das verstanden?“
Bei der Lautstärke wäre es schwierig gewesen, die Worte nicht zu verstehen und so nickte ich nur ergeben.
„Dann räumen sie den Mist hier jetzt auf und kehren umgehend an ihre Arbeit zurück. Entweder sie machen heute länger und holen die verlorene Zeit nach oder ich ziehe ihnen die Stunde vom Arbeitslohn ab. Und jetzt sehen sie zu, dass sie unser Sonderangebot wieder genauso schön auftürmen, wie es vor ihrer Zerstörung war.“ Wutschnaubend drehte Sanurski sich um und ließ mich allein.
Ich warf einen Blick auf die Leute der Firma Pleckla, musste aber feststellen, dass die mittlerweile mit ihrer Palette verschwunden waren. Ein Ärgernis nach dem anderen!
Natürlich würde ich die Stunde nicht länger arbeiten, sollte Sanurski mir doch so viel Geld abziehen, wie er wollte. Hätte ich die Kaufhausdiebe erst einmal überführt, so würde er mir seine Dankbarkeit schon ganz von alleine zeigen.
Dafür sprudelte Birgit direkt mit Neuigkeiten heraus, kaum dass ich wieder vor meinem Regal stand: „Vorhin war Sanurski hier und hat dich gesucht.“
Na gut, das war keine Neuigkeit für mich. „Weiß ich, er hat mich ja auch gefunden. Wieso kommt der Kerl eigentlich immer dann, wenn man ihn nicht gebrauchen kann? Ich war so nahe daran die Diebe zu überführen.“ Ich hielt Daumen und Zeigefinger wenige Zentimeter auseinander, um Birgit begreiflich zu machen, wie nahe ich an der Bande heran gewesen war.
„Ich habe mit Sanurski gesprochen und er ...“ - „Ich auch“, unterbrach ich meine Kollegin. Die sah mich jetzt irritiert an, zuckte mit den Schultern und meinte: „Die Leute der Firma Pleckla arbeiten morgen in der Elektroabteilung.“
„Ha“, jubelte ich, „jetzt schnappe ich sie alle zusammen. Das Elektromännchen und seine Diebesbande.“ Voller Vorfreude rieb ich mir die Hände. Der morgige Tag war meiner.
„Ja, aber Jökelmöller wird in der Schuhabteilung eingesetzt.“
Was wollte die Zicke denn jetzt wieder von mir? „Und wer ist Jökelmöller? Sollte ich den kennen, liebe Birgit?“
Die Zicke nickte: „Jökelmöller ist dein schmächtiger Freund aus der Elektroabteilung. Dein Hauptverdächtiger.“
Aha. Ich kombinierte. Die gemeine Diebesbande ging in die Elektroabteilung, während der Hauptverdächtige und Organisator sicher bei den Schuhen saß! Wie raffiniert der Mann doch war.
„Sanurski hat mir das unter dem Siegel der Verschwiegenheit berichtet“, fuhr Birgit fort. „Jökelmöller, also dein Elektromännchen, weiß nämlich noch nichts davon, dass er morgen in der Schuhabteilung aushelfen muss. Das erzählt ihm unser Abteilungsleiter erst morgen früh.“
Ich schüttelte den Kopf. So viele Informationen auf einmal. Das Männchen aus der Elektroabteilung hieß Jökelmöller. Gut und schön, dafür konnte der Mann ja schließlich nichts. Aber jetzt sollte er nichts davon wissen, dass Sanurski ihn zu den Schuhen versetzte? Am gleichen Tag, an dem die Mitarbeiter der Firma Pleckla Elektro unsicher machen würden? Mir schwirrte der Kopf. Wie passte das jetzt alles zusammen? Steckte am Ende Sanurski da auch noch mit drin? Aber Birgit unterbrach abrupt meine wilden Gedankengänge.
„Außerdem trennt Sanurski uns beide. Er ist der Meinung, dass du mich alleine arbeiten lässt und zu viel deinen eigenen Interessen nachgehst. Ich konnte ihm ja schlecht erklären, dass wir hinter den Kaufhausdieben hinterher sind.“
„Was heißt das denn jetzt schon wieder?“, stöhnte ich und sah Schlimmes auf mich zukommen. Wieso Birgit und mich trennen?
„Sanurski setzt mich in der Elektroabteilung ein. Du sollst hier weiter Inventur durchführen. Aber das wird er dir morgen früh noch selber sagen.“
Erneut musste ich aufstöhnen. „Wie kommt dieser Idiot denn auf so eine hirnrissige Idee?“, wollte ich wissen, obwohl Birgit mir wohl kaum die Lösung würde sagen können.
„Das war meine Idee“, grinste sie mich an und lachte leise, als mein Unterkiefer hörbar nach unten klappte. „Sanurski sprach davon, uns zu trennen. Und er erwähnte, dass die Einräumer morgen in der Elektroabteilung tätig wären. Was lag da näher, als ihm nahezulegen mich in die Elektroabteilung zu versetzen.“