Reise - Begleitung. Jürgen H. Ruhr
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Holger zog mich zu der Frau mit den beiden Kindern hin. Zu seiner Freundin. Wollte er mir die drei jetzt vorstellen? Das wäre ja noch schöner, dann könnte ich ihn bitten, mit denen für ein Foto zu posieren. Ich musste ihm ja nicht sagen, was ich vorhatte. Aber Holger Hewa wandte sich jetzt an die Frau: „Entschuldigen sie, fehlt bei ihnen etwas? Dieser Herr hier“, er zeigte auf den Dicken, der leicht hinter mir stand, „hat beobachtet, wie dieser Mann“, jetzt zeigte er mit dem nackten Finger auf mich, „in ihren Sachen gewühlt hat.“
Ich, gewühlt? Aber Holger sprach weiter: „Überprüfen sie doch bitte, ob etwas gestohlen wurde. Geld, Wertsachen oder sonst etwas. Obwohl wir ja immer davor warnen, Wertsachen in den Taschen zu lassen.“
Die Frau sah erstaunt hoch: „Ich habe keine Wertsachen. Und mein Geld ist sicher im Schrank eingeschlossen.“ Dann wühlte sie in ihrer Tasche. „Nein, es scheint nichts zu fehlen. Wer ist der Mann?“
Holger blickte mich an: „Ja, wer sind sie? Und was machen sie hier? Mir wurde berichtet, dass sie die Tasche dieser Frau durchsucht haben und - wie ich selbst sah - sie dann auch noch fotografierten. Was soll das also?“
Der Dicke schob sich etwas nach vorne: „Ich habe den Typ schon die ganze Zeit beobachtet. Der hat sich alle möglichen Taschen und Liegeplätze angesehen. Das kann nur ein Dieb sein.“
„Ich bin kein Dieb“, protestierte ich, wurde dann aber durch das Plärren eines der Kinder unterbrochen: „Ich habe Hunger, Mama, gibt es nichts zu essen?“ Mama wühlte in ihrer Tasche und brachte zwei der silbernen Päckchen zum Vorschein. Ich musste lächeln, denn jetzt würde sich zeigen, ob meine Vermutung richtig war. Befanden sich dort belegte Brötchen drin?
Ich beobachtete aufmerksam, wie die Kinder die Aluminiumfolie abwickelten. Und wirklich! Belegte Brötchen. Siegessicher lächelte ich Holger Hewa an.
„Was grinsen sie so?“, wollte der nur wissen und schüttelte den Kopf. „Erklären sie uns lieber, wer sie sind und warum sie diese Frau hier fotografiert haben.“
Natürlich durfte ich nicht einfach so mit der Wahrheit herausrücken, das hätte Holger garantiert misstrauisch gemacht. Jetzt lag es an mir, durch geschicktes Hinterfragen weitere Informationen über sein Verhältnis zu dieser Frau zu erlangen. Ich wusste sofort, wie ich den Mann verblüffen konnte: „Sie sind Holger Hewa“, begann ich meine Ausführungen und dachte ‚eins zu null für mich’. Aber Holger winkte lediglich ab: „Seit vorne die Tafeln mit unseren Fotos hängen, kennt hier jeder unsere Namen. Ich habe sie aber nicht gefragt, wer ich bin, sondern wer sie sind. Zeigen sie mir doch einmal bitte ihren Ausweis!“
Ich schüttelte den Kopf. Soweit kam es noch, dass ein x-beliebiger Badegast meinen Ausweis zu sehen bekam. „Ich glaube nicht, dass ich ihnen den zeigen werde.“ Dieses kurze Statement musste reichen. Und wie es mir schien, hatte ich Holger damit überzeugt. Der wandte sich nämlich um und sprach in ein kleines Handy.
In Gedanken rieb ich mir die Hände. Mehrere Fotos seiner Freundin nebst Kindern, ihn eindeutig dabei erwischt, wie er sich in ihrer Nähe herumtrieb und eventuell als Zeugen noch den Dicken. Der allerdings sah mich unverwandt böse an, so dass ich diese Möglichkeit doch eher ausschloss.
„Dann kommen sie einmal mit mir“, sprach Holger mich jetzt wieder an und riss mich aus meinen Gedanken. Wohin wollte er gehen - und was noch wichtiger war: was wurde jetzt aus dem gemeinsamen Foto?
„Würden sie - bevor wir gehen - dann bitte noch für ein Foto neben ihre Freundin treten?“
Holger sah mich fragend an. Ebenso wie die Frau. Lediglich der Dicke blickte weiter böse. Dem hatte ich doch gar nichts getan. Und ihn wollte ich ja auch nicht fotografieren ...
„Jetzt reicht es mir aber, Freundchen!“ Holger klang jetzt so böse, wie der Dicke guckte. „Ich kenne diese Frau nicht. Sie kommen jetzt mit und wehe sie weigern sich!“ Was dann wäre, sprach er nicht aus. Aber so, wie ich mich kannte, würde es für diesen ‚Lust - Holger’ schlecht ausgehen. Mir konnte der Mann nichts vormachen. Kannte die Frau angeblich nicht ...
Trotzdem folgte ich ihm und fand mich kurze Zeit später in einem Raum für Bademeister wieder. Umso besser, dann würde ich hier ja wenigstens einen vernünftigen Menschen treffen, dem ich alles erzählen konnte. Der Dicke war uns ebenfalls gefolgt, stand wie ein Wachposten an der Tür und ließ mich nicht aus den Augen. Mir hing immer noch die Decke um die Schultern und es war verdammt warm. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, am liebsten hätte ich die Decke fort gelegt. Aber ich schwieg beharrlich. Ebenso wie Holger und der Dicke. Und kein Bademeister kam. Endlich wurde es mir zu dumm: „Also, schön Herr Hewa. Jetzt sitzen wir hier und warten auf einen Bademeister. Wo bleibt der Mann denn?“
„Wir warten nicht auf einen Bademeister“, erklärte mir HH, „sondern auf die Polizei.“
Auf die Polizei? Was sollte das denn jetzt? Hier ging es doch um kein schwerwiegendes Verbrechen, sondern lediglich um seine außereheliche Beziehung. Wieso warteten wir jetzt auf die Polizei? Ich konnte meine Frage nicht unterdrücken: „Wieso warten wir auf die Polizei? Wollen sie mir das bitteschön einmal erklären?“
Holger schüttelte den Kopf: „Sie werden es schon noch früh genug erfahren - außerdem: da kommen die Herrschaften ja schon.“ In der Tat betraten jetzt ein Polizist und eine Polizistin den kleinen Raum, wobei der Mann mit sanfter Gewalt den Dicken beiseiteschob. Er trug Handschuhe, wie ich sie bei Bauarbeitern schon gesehen hatte.
„Guten Tag, wer ist hier Herr Hewa?“
Ich grinste. Jetzt ging es zur Sache. Wenn die Beamten schon so gezielt nach HH fragten, dann würde es ihm jetzt gewiss an den Kragen gehen. Nur schade, dass ich kein Foto machen konnte, auf dem er mit seiner Freundin zusammen zu sehen war.
Holger räusperte sich. „Das bin ich. Es handelt sich um diesen Mann hier - den mit der dreckigen Decke um die Schultern.“
Der männliche Polizist sah mich an. Aus seinem Blick las ich ein wenig Besorgnis - aber auch Belustigung. „Ist ihnen kalt, dass sie diese Decke so fest um sich geschlungen haben?“, fragte er mich grinsend, wurde aber sofort wieder ernst. „Dann zeigen sie uns doch einmal bitte ihren Ausweis.“ Die Polizistin wandte sich an Hewa: „Wie aus der Meldung hervorging, handelt es sich hier um einen mutmaßlichen Dieb ...“
Hewa nickte: „Dieser Herr dort hinten“, sein ausgestreckter Finger zeigte auf den Dicken, „hat den Mann beim Versuch etwas zu stehlen beobachtet. Und anschließend hat er sein Opfer auch noch fotografiert.“
Ich lächelte. HH gab sich aber redlich Mühe. Und das alles nur, um von seiner Liebschaft abzulenken. Der Polizist stand immer noch vor mir und hielt die Hand auf: „Ihren Ausweis bitte. Sonst muss ich sie mitnehmen zur Wache.“
Mühsam kramte ich meinen Ausweis hervor und musste dabei die Decke ein wenig loslassen. Sie rutschte vorne auf und gab die Sicht auf die Kamera frei. „Sie gehen mit der Kamera in ein Schwimmbad? Wollten sie hier fotografieren?“ Vermutlich konnte sich die Polizistin nicht vorstellen, dass man eine DSLR zum Fotografieren benutzte. Ich gab dem Mann meinen Ausweis und lächelte.
„Wurde denn etwas gestohlen?“ Der Polizist besah sich meinen Ausweis genau und verglich das Foto mit mir. Holger schüttelte den Kopf: „Die Frau sagt, dass nichts fehlt.“
„Welche Frau?“,