Reise - Begleitung. Jürgen H. Ruhr
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„Erst hat er deren Sachen durchwühlt und dann hat er sie fotografiert!“ Der Dicke trat etwas näher und mischte sich ungefragt ein.
„Gut, bitte geben sie meiner Kollegin ihre Personalien. Wir kommen dann später auf sie zurück, falls erforderlich.“ Murrend nannte der Dicke der Polizistin Name und Anschrift, dann zog er Richtung Liegewiese davon. Nicht ohne mir noch einen letzten bösen Blick zuzuwerfen.
„Während wir dem Dicken hinterher schauten, sprach der Polizist leise in ein Mikrofon an seiner Jacke. Ich bekam nur mit, dass er meinen Namen dabei erwähnte. Nach wenigen Minuten wandte er sich wieder an mich: „Gut, Herr Lärpers. Hier ihr Ausweis. Darf ich dann bitte einmal ihre Kamera sehen?“ Er wartete nicht lange, sondern nahm mir die DSLR aus der Hand. Dann rief er die von mir eben gemachten Bilder ab. „Warum um alles in der Welt haben die die Frau und die Kinder fotografiert? Offensichtlich sind das ja die einzigen Bilder auf der Kamera. Bis auf das mit den Füßen im Fahrerraum!“
Oh, da musste ich im Auto versehentlich an den Auslöser gekommen sein.
„Haben sie die Frau um ihr Einverständnis gebeten?“, fragte er nun wieder und ich schüttelte den Kopf. „Sie können doch nicht einfach so hier Leute fotografieren! Ich werde die Fotos löschen.“ Schon drückte er mehrere Knöpfe, dann gab er mir die Kamera zurück. „Jetzt erklären sie uns doch einmal, was das hier sollte.“
Die Polizisten und Holger Hewa sahen mich neugierig an. Was sollte ich nun erklären? Dann würde alles auffliegen und Holger könnte weiter seinen Abenteuern ungestraft nachgehen. Mir kam eine Idee: „Ich erzähle ihnen alles, aber nicht im Beisein dieses Mannes dort.“ Ich zeigte auf Holger. Der hob beide Hände: „Ich bin zwar neugierig, worum es geht, aber ich lasse sie gerne mit dem Spinner alleine. Ich muss sowieso wieder - mein Kollege ist schon viel zu lange allein da draußen.“ Holger quetschte sich an den Beamten vorbei, drehte sich in der Tür stehend aber noch einmal zu mir um: „Ach ja, bevor ich es vergesse: Sie haben hier Hausverbot. Lassen sie sich bloß nie wieder hier blicken!“ Dann verschwand er durch die Tür.
Ich atmete auf. Dann kramte ich in meinen Taschen nach dem Detektivausweis, was die Polizistin aber unwillkürlich zu ihrer Dienstwaffe greifen ließ. Beschwichtigend hob ich beide Hände - ebenso, wie es Holger vorhin getan hatte.
„Mein Name ist Jonathan Lärpers ...“
„Das wissen wir schon“, unterbrach mich der Polizist, wobei seine Kollegin den Kopf schüttelte „Ich wusste das noch nicht.“
„Gut, also, Herr Lärpers - weiter.“
Ich begann noch einmal von vorne. Schließlich musste alles seine Richtigkeit haben. „Mein Name ist Jonathan Lärpers ...“
Diesmal unterbrach mich die Frau: „Ja, das sagten sie schon.“
„... und ich bin Privatdetektiv.“ Ich hielt den Beamten meinen Detektivausweis hin. Der Polizist studierte ihn sorgfältig und machte sich eifrig Notizen. „Detektei ‚Argus’? Aha. Wer ist denn der Inhaber?“
Er hatte mich ein wenig aus dem Konzept gebracht. „Bernd gehört die Detektei.“
„Bernd? Hat ihr Bernd auch einen Nachnamen?“
„Heisters. Bernd Heisters.“ Er notierte fleißig weiter. Dann gab er mir den Ausweis zurück.
Rasch erklärte ich: „Ich habe den Auftrag - also, die Frau von Holger Hewa hat uns beauftragt - ihn zu beschatten, da sie vermutet, dass er eine Freundin hat und ihr untreu ist. Nach meinen Recherchen kann es sich durchaus um die von mir fotografierte Frau handeln.“
Die Polizistin sah mich an: „Seine Frau?“ - „Nein, seine Freundin. Ich habe den Liegeplatz observiert und plötzlich stand Holger hinter mir. Als Beweis hatte ich die Frau schon einmal fotografiert, aber natürlich sollte Herr Hewa mit auf das Foto. Dann wäre mein Auftrag abgeschlossen.“ So, diese Erklärung dürfte genügen, jetzt konnten die Polizisten sich ein Bild machen.
Die Frau sah mich an: „Es ist ja mächtig warm heute, finden sie nicht auch?“ Ich wusste zwar nicht, was das jetzt mit meinem Fall zu tun hatte, trotzdem nickte ich heftig. Natürlich war es warm und im Auto erst recht! Neunundvierzig Grad Celsius. Ich hatte ja auch keinen Parkplatz im Schatten gefunden.
„Sie gehen jetzt am besten nach Hause. Nicht wieder auf die Liegewiese. Haben wir uns verstanden?“ Ich nickte. Na klar, jetzt würde ich ja Holger mit seiner Liebsten dort poussierend antreffen. Steckte die Polizei etwa mit dem Mann unter einer Decke?
Während ich den Raum verließ, rief die Polizistin noch hinter mir her: „Herr Läsers, sie werden noch von uns hören ...“
Ich überlegte, vielleicht doch einen Abstecher über die Liegewiese zu machen - einen ganz kurzen nur, so für ein oder zwei Fotos - bemerkte dann aber, dass die beiden Polizisten mich beobachteten. Also zuckte ich mit den Schultern, was unter meiner Decke kaum zu sehen war, und strebte an den Umkleidekabinen auf den Ausgang zu.
Bis ich an dem Waschbecken für Badebekleidung vorbeikam. Mir kam der Gedanke, einmal kurz meinen Kopf unter den Wasserhahn zu stecken. Eine kurze Abkühlung. Das konnten mir selbst die strengen Polizisten nicht verwehren. Schließlich hatte ich ja Eintritt bezahlt. Einmal Erwachsener. Und ich wollte ja auch nicht ins Schwimmbecken. Das ging ja sowieso nicht, da ich keine Badehose anhatte. Aber kurz den Kopf unter kaltes Wasser. Da musste gehen!
Vorsichtig legte ich die DSLR Kamera auf den Rand des Waschbeckens und vergewisserte mich, dass sie dort sicher und gut lag. Dann drehte ich langsam den Hahn auf. Wie köstlich spritzte das kühle Nass heraus. Während ich abwechselnd mit einer Hand die Decke über meinen Schultern hielt, spritzte ich mit der anderen kaltes Wasser über meine Arme. Wie gut das tat! Dann tauchte ich in einer fließenden, raschen Bewegung den ganzen Kopf unter den Strahl. Eiskalt! Es klirrte und schepperte in meinen Ohren.
Als ich mich wieder aufrichtete, erkannte ich, dass das Klirren und Scheppern von der Kamera her stammte, die jetzt im Waschbecken genau unter dem Wasserstrahl lag. Rasch drehte ich den Hahn wieder ab. Vorsichtig hob ich die Kamera hoch und begutachtete sie von allen Seiten. Nichts passiert, kein Schaden. Zum Glück! Ich drehte den Einschaltknopf, um zu sehen, ob noch alle Funktionen gegeben waren. Die Kamera gab ein kurzes, zischendes Geräusch von sich. War das jetzt gut oder nicht? Ich drückte ein paar Mal den Auslöser, hörte aber nichts mehr. Vielleicht musste das Ding ja erst einmal trocknen ...
Mein Wagen stand mittlerweile wieder in der prallen Sonne und an der Windschutzscheibe prangte ein großer Zettel: ‚Geh’ zur Fahrschule, dort lernst du richtig parken - du Idiot’.
Wie kleinlich die Leute aber auch waren!
II.
Am nächsten Morgen klingelte mich mein Wecker zeitig aus dem Schlaf. Abends hatte ich die Kamera noch mit in meine Wohnung genommen und mit einem Fön getrocknet. Leider zeigte sie trotzdem keine Funktion mehr. Vielleicht war ja auch die Batterie leer. Gleich am Montag würde Birgit sie zur Reparatur geben müssen, schließlich brauchte ich die Kamera für meine Überwachung. Heute müsste allerdings mein Smartphone reichen. Falls ich Holger Hewa endlich einmal mit einer seiner Freundinnen vor die Linse bekommen würde.
Auf meinem Handy befand sich eine Mitteilung von Bernd, eine SMS in der er mich bat, um zehn Uhr in seinem Büro zu sein. Das passte mir nun gar nicht, da in dieser Zeit ja dann keine Observierung stattfinden würde. Ich rief