Der verschwundene Vater. Michael Aulfinger

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Der verschwundene Vater - Michael Aulfinger

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soll das heißen?“

      Obwohl Cordula wußte, in welche Richtung der Streit ausarten würde, konnte sie nicht diese gegen ihre Person gerichtete Spitze ignorieren. Alleine schon, um den wenigen Respekt zu retten, den ihre Tochter vor ihr haben sollte. So meinte sie wenigstens.

      „Du hast mir gar nichts zu sagen.“

      „Ach nein Fräulein, und warum nicht? Ich dachte immer, du wärst meine Tochter. Davon bin ich immer ausgegangen.“

      „Ich laß mir nur noch was von Papa sagen. Von dir schon gar nichts mehr.“ Als sie das sprach, drehte sich Sonja auch schon weg, um in ihr Zimmer zu entschwinden.

      „Aber dein Vater ist nicht da. Da mußt du schon mit mir vorlieb nehmen.“ Cordula schrie regelrecht den Fakt heraus.

      Wütend drehte sich Sonja um. Bei ihrer schrillen Stimme überschlug sich dieselbe nahezu.

      „Natürlich ist er nicht da. Weil du ihn vergrault hast. Kein Wunder.“

      Cordula meinte sich verhört zu haben. Das konnte unmöglich Sonjas Meinung sein.

      „Was habe ich? Wie meinst du das?“

      „Na, wie ich es sage. Wegen dir ist Papa doch abgehauen. Weil er von dir und deiner ewigen Nörgelei genug hatte. Es ist ganz alleine deine Schuld. Und jetzt tu nicht so, als wärst du das arme Opfer. Du bist der Täter.“

      Basta, das saß. Starr vor Schreck war Cordula unfähig sich zu bewegen. Mit so einer unbegründeten Beschuldigung hatte sie niemals gerechnet. Schon gar nicht von ihrer eigenen Tochter. Stets war sie davon ausgegangen, daß sie ein harmonisches Familienleben geführt hatten. Die Eltern mit den Kinder, sowie die Kinder und die Eltern untereinander. War sie andauernd einem Irrtum erlegen? Hatte sie sich täglich in ihrem Harmoniebedürfnis etwas vorgemacht?

      Sie meinte nicht.

      „Also, nun reicht es aber. Ich habe bestimmt euren Vater nicht vergrault. Da tust du mir unrecht. Ich leide genauso wie ihr beiden darunter, daß er verschwunden ist. Wenn nicht noch mehr.

      Und solltest du tatsächlich der Meinung sein, daß ich ihm vergrault habe, so unterliegst du einem großen Irrtum. Du hast solange Stubenarrest, bist du deinen Fehler eingesehen, und dich bei mir für diese ungerechte Unterstellung entschuldigt hast.“

      „Glaubst du wirklich, daß du deine Ungerechtigkeit dadurch festigst, indem du mich wie einen Verbrecher wegsperrst? Ich glaube nicht, daß da der Stubenarrest die richtige Erziehungsmethode ist. Aber gut. Ich beuge mich der brutalen Gewalt. Dadurch kommt Papa aber bestimmt nicht wieder.“

      „Es stimmt nicht, was du dir in deinem Hirn zusammen braust. Ich habe deinen Vater nicht verjagt. Im Gegenteil. Wir waren sehr glücklich miteinander.“

      „Das meinst du. Warum ist er wohl weg? Mach dir doch nichts vor. Und mir schon gar nicht, oder denkst du das ich blöde bin?“

      Wütend drehte sich Sonja um. Es war ihr anzumerken, daß sie für vernünftige Argumente nicht zugänglich war. Cordula versuchte es trotzdem, als sie erkannte, daß ihre Tochter eiligst die Treppe hinauf eilte.

      „Sonja.“

      „Pah.“

      Es war das einzige Wort, was noch aus dem ersten Stock hinunter hallte. Wütend über die ungerechte Beschuldigung, aber sich auch gleichzeitig hilflos fühlend, ging sie in die Küche zurück. Auto­matisch wischte sie die einzelne, verirrte Träne hinweg, die ihr an der Wange entlang lief.

      Zwei Tage später hatte sich ihr Verhältnis zu Sonja soweit geändert, daß sie gar nicht mehr miteinander sprachen oder auf andere Weise kommunizierten. Sie schritten einfach aneinander vorbei, ohne sich nur anzusehen, geschweige denn ein Wort miteinander zu wechseln. An Versöhnung war keineswegs zu denken. So sehr hatten sich die Fronten verhärtet.

      Der einzige, bei dem Cordula ein wenig Beistand fand, war ausgerechnet Dennis. Von Tag zu Tag lockerte sich seine Verschlossenheit, die er dennoch nicht vollkommen aufgab. Es geschah sogar an diesem Tage, daß er sich nach der Schule unvermittelt hinter seiner Mutter stellte, und sie von hinten mit seinen Armen an der Taille umarmte. Zuerst wirkte Cordula erstarrt, denn eine solche Zuneigung hatte sie schon seit langem nicht mehr erfahren. Dann spürte sie, wie es ihr gut tat, und sie ein wohliger Schauer übermannte. Sie drehte sich um, und sah ihn mit feuchten Augen an. Die Gefühle überwältigten sie. Die Tränen dabei konnte sie gerade noch zurückhalten. Das sprechen fiel ihr trotz­dem schwer. Ihre Freude war unbeschreiblich. Zärtlich strich sie ihm durch das Haar.

      „Wir schaffen das schon.“

      „Das glaube ich auch. Papa wird schon wieder kommen. Hoffentlich. Denn nicht nur wir warten auf ihn.“

      „Ja,“ bestätigte Cordula. „Nicht nur wir warten. Auch auf der Arbeit warten sie auf ihn. Ich habe gestern mit seinem Chef gesprochen. Papa ist solange beurlaubt. Sobald er wieder da ist fängt er ganz normal auf der Arbeit an. Als wäre es nur Urlaub gewesen. Es wird alles wieder gut werden, und so wie früher.“

      „Das ist gut.“ Dennis nickte. „Aber das meine ich nicht. Auch die zwei Männer warten auf ihn.“

      „Welche zwei Männer?“ Dennis Äußerung ließ Cordula aufhorchen.

      „Na, die zwei Männer, die seit Wochen oft auf der anderen Straßenseite in dem Auto sitzen. Sind sie Dir noch nie aufgefallen?“

      Irritiert schüttelte Cordula ihren Kopf. Das war ihr neu. Wegen ihrer nervlichen Anspannung war ihr das bestimmt nicht aufgefallen. Unter normalen Umständen würden ihr solche Details bestimmt nicht entgehen. Aber was war in diesen Tagen schon normal.

      „Nein. Wirklich nicht. Aber weißt Du, ich hatte in letzter Zeit viel um die Ohren.“

      „Sicherlich. Das weiß ich. Ich dachte ja nur, daß du wissen wolltest was die Männer von mir wollten.“

      Erneut lag es an Cordula irritiert drein zu schauen.

      „Wie? Du hast mit ihnen gesprochen? Was haben sie gesagt?“

      „Ja, der eine dünnere Mann sprach mich gestern nach der Schule hier vor dem Haus an. Er wollte wissen, ob ich weiß, wo mein Vater sei. Das war alles.“

      „Und was hast Du geantwortet?“

      „Ich weiß es nicht. Das ist ja die Wahrheit. Gelogen habe ich nicht. Nicht das er denkt, ich würde die Unwahrheit sagen.“

      „Richtig. Gelogen hast du nicht. Und was sagte er dann?“

      „Er fragte nur, ob ich wisse wann er wieder zurück sei. Er müsse mit ihm reden. Aber auch das wußte ich ja nicht. Dann dankte er mir, drehte sich um und ging zu seinem Auto zurück. Die beiden Männer fuhren dann später weg. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. Aber ich habe von meinem Zimmer aus ein Foto von ihnen mit meinem Handy gemacht, als sie am Auto standen. War das richtig, oder falsch?“

      „Hast du gut gemacht. Wird wohl nichts wichtiges gewesen sein. Das waren wahrscheinlich Bekannte von Papa die hörten, daß er vermißt wird und netterweise wissen wollten ob er wieder da sei. Das ist doch lieb von ihnen.“

      Sie gab ihrem Sohn einen liebevollen Klaps, der darauf hin unbekümmert in

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