Jagd auf Cosima. Bärbel Junker
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Читать онлайн книгу Jagd auf Cosima - Bärbel Junker страница 16
Piet ist T O T!
„Tanja? Bitte Tanja, sag etwas“, flehte Mimi.
„Tot! Er ist tot“, flüsterte sie kaum hörbar.
„Was hast du gesagt? Du musst lauter sprechen, Kleines. Ich kann dich nicht verstehen.“
„Er ist tot!“, wiederholte sie mit etwas festerer Stimme.
„Oh, mein Gott! Das kann doch nicht wahr sein! Wieso?“, fragte Mimi erschüttert.
„Ich weiß nicht. Er lag auf dem Boden als ich kam, aber da war er schon tot“, krächzte Tanja, deren Hals vom vielen Weinen trocken wie Schmirgelpapier war.
„Oh Tanja! Es tut mir so unendlich leid“, schluchzte Mimi. Und nach einer Weile: „Connie war nicht zu Hause. Ich konnte sie nicht erreichen.“
„Schon gut.“
„Hast du die Polizei benachrichtigt?“
„Die Polizei?! Wieso die Polizei?“
„Du musst die Polizei benachrichtigen, Tanja. Sie werden klären, ob es ein Unfall oder etwas anderes war.“
„Du meinst ...“
„Dass Piet ermordet wurde. Ja, das meine ich. Menschen sterben nicht so einfach ohne Grund, Tanja“, sagte Mimi leise.
„Aber wieso? Wer sollte ihn töten? Er war doch so lieb und so freundlich“, flüsterte Tanja entsetzt.
„Ich rufe für dich die Polizei an, Liebes“, sagte Mimi sanft.
VERGIFTET!
Piet wurde vergiftet! Kommissar Heckert hatte es ihr gesagt, nachdem sie ihm von Piets Anruf bei Mimi erzählt hatte.
V E R G I F T E T !
Was hatte Piet ihr sagen wollen? Es hatte wie eine Warnung geklungen. Doch Warnung wovor? Sie würde es herausfinden, doch zuerst einmal musste sie zur Ruhe kommen.
Piet ermordet!
Wie sollte sie das Connie beibringen?!
Sie konnte es einfach nicht glauben, fühlte sich wie in einem grässlichen Albtraum gefangen, aus dem sie jeden Augenblick zu erwachen hoffte. Aber es war kein Albtraum, sondern brutale, schreckliche, unabänderliche Realität!
Piets Leichnam wurde in einem Sarg weggebracht. Die Spurensicherung ging bald darauf, nachdem sie die Wohnung versiegelt hatte. Dann verabschiedeten sich Kommissar Heckert und sein Assistent Inspektor Carmichel von ihr.
Als sie alle fort waren, stieg Tanja in ihren Wagen und machte sich auf den schwersten Weg ihres bisherigen Lebens.
CONNIE UND TANJA
Natürlich hatte Tanja nicht den Zweitschlüssel zu Connies Wohnung dabei. Also setzte sie sich auf die Treppe und wartete. Wie sollte sie es Connie sagen? Ihr graute so sehr davor, dass sie am liebsten davongelaufen wäre. Doch sie blieb natürlich, denn sie hatte keine Wahl.
Sie musste eingeschlafen ein. Das Klappen der Haustür schreckte Tanja auf. Connies Schritte auf der Treppe. Tanja stand auf und blickte übers Geländer.
„Hallo, Schwesterherz! Das ist aber ´ne Überraschung!“, rief die blonde junge Frau und eilte die Treppe hinauf. „Hallo, du Superjournalistin“, grinste sie.
Tanja stand vor ihr wie ein Stock und starrte sie an.
Connie trat einen Schritt zurück und musterte sie befremdet. „Was ist denn mit dir los? Du siehst ja schrecklich aus“, murmelte sie. „Was ist passiert?“
Tanja starrte sie aus erloschenen Augen an und brachte keinen einzigen Ton hervor.
Connie schloss die Tür auf. Sie hakte sich bei Tanja unter und führte sie ins Wohnzimmer. „Setz dich erst mal“, sagte sie und führte sie zum Sofa. Dann ging sie zum Barfach und schenkte Cognac in ein Glas. „Hier, trink das“, sagte sie und drückte Tanja das Glas in die Hand.
Tanja trank es in einem Zug aus.
„Und jetzt erzähle mir, was dich in diesen Zustand versetzt hat. Was ist passiert?“, fragte Connie leise.
Tanja versuchte sich krampfhaft zu konzentrieren. Doch ihre Gedanken surrten so hektisch wie ein Hornissenschwarm durch ihren Kopf und sprangen so wild durcheinander, dass ihr die Worte immer wieder entglitten. Sie starrte auf den Teppich, ohne ihn zu sehen.
Connie füllte das Glas nach und Tanja trank es wieder auf einen Zug aus. Diesmal schoss der Alkohol wie glühende Lava durch ihren erstarrten Körper und riss sie aus ihrer Benommenheit.
„Besser?“, fragte Connie besorgt.
„Ja, danke.“
„Mein Gott, Tanja, du hast mich fast zu Tode erschreckt! Endlich bekommst du wieder ein bisschen Farbe. Du sahst ja wie ´ne wandelnde Leiche aus. Was, um Gottes Willen, hat dich bloß in diesen Zustand versetzt?“
Wie sage ich es ihr? dachte Tanja verzweifelt und starrte Connie an. Wie bringe ich ihr schonend bei, dass Piet nicht nur tot ist, sondern ermordet wurde? Sie versuchte es zwei Mal vergeblich. Dann kehrte ihre Stimme wieder zurück. „Setz dich zu mir“, flüsterte sie.
Connie kam ihrer Aufforderung nach, aber in ihre himmelblauen Augen trat ein wachsamer Ausdruck. „Was ist los?“, fragte sie leise.
Tanja setzte mehrmals zum Sprechen an, wollte trösten, erklären, aber die Worte kamen einfach nicht über ihre Lippen, sondern blieben daran haften, als wären sie festgeklebt, bis in alle Ewigkeit.
Connie erkannte instinktiv die Hilflosigkeit ihrer sonst so forschen und selbstbewussten Schwester. Furcht nistete sich auf dem Grund ihrer blauen Augen ein.
Sie strich fahrig ihre langen blonden Haare aus dem Gesicht. „Ist was mit Piet?“, fragte sie ängstlich. Und als Tanja immer noch nicht antwortete: „Nun sprich schon endlich! Ist etwas mit Piet? Hatte er einen Unfall?“
Tanja brachte keinen einzigen Ton hervor.
Da hielt es Connie nicht mehr an ihrem Platz. Sie sprang auf und schüttelte ihre Schwester grob. „Verdammt noch mal, Tanja! Sitz da nicht so stocksteif herum und starr mich an, sondern sag mir endlich, was los ist!“
„Er ist tot!“, murmelte Tanja kaum hörbar. Aber Connie hatte es dennoch gehört.
„Tot? Piet? Wieso?“, flüsterte sie kreidebleich, und ihre langen Fingernägel krallten sich schmerzhaft in Tanjas Arm.
„Er wurde ermordet.“
„Was?! Was sagst du da? Ermordet?! Mein Piet?“, keuchte Connie verstört. „Das glaube ich nicht! Das kann nicht sein! Was redest du denn da für einen Unsinn!“, schrie sie plötzlich