Jagd auf Cosima. Bärbel Junker

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Jagd auf Cosima - Bärbel Junker

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die Augen kommt, kapiert?“

      Eddy schwieg erschrocken. Er arbeitete seit drei Jahren für Schmidt und kannte dessen Grausamkeit, hatte sie mehr als einmal miterlebt.

      „Also seht zu, dass ihr das Band beschafft“, sagte Schmidt kalt und legte auf. Die Zeitungstante würde hier also vorerst nicht auftauchen. Auch gut! Dann nahm er sich eben den Biologen zuerst vor. Als er van Cliff kurz darauf aus dem Gasthaus kommen sah, eilte er ihm hinterher.

      Van Cliff hatte ihn noch nicht bemerkt. Er wollte gerade in seinen Wagen steigen, als Schmidt mit eisernem Griff von hinten seinen Arm umklammerte.

      Der Wissenschaftler federte überraschend wendig herum und versetzte dem Agenten einen gezielten Schlag in die Magengrube, der es in sich hatte. Doch der BKA-Mann ließ nicht los. Schmidt hielt eisern fest, blockte van Cliffs nächsten Schlag ab und versetzte ihm einen Handkantenschlag, der ihn in die Knie zwang.

      „Hören Sie mit dem Unsinn auf. Ich will nur mit Ihnen reden“, sagte Schmidt und ließ van Cliffs Arm los.

      „Was wollen Sie?“, knurrte der Biologe und rieb sich seinen schmerzenden Arm.

      „Meine Vorgesetzten bitten Sie um Ihre Mitarbeit in einem Team hoch qualifizierter Wissenschaftler“, sagte der Agent. „Es ist ein äußerst lukratives Angebot, meine ich.“

      „So, meinen Sie. Und woran arbeiten diese hoch qualifizierten Wissenschaftler?“, fragte van Cliff spöttisch.

      „Das erfahren Sie an Ort und Stelle, sobald sie zugesagt haben.“

      Der Biologe musterte sein Gegenüber geringschätzig. „Sagen Sie Ihren Rädelsführern, dass ich für sie niemals und für kein Geld der Welt arbeiten würde“, sagte er eisig. „Lieber würde ich verhungern!“

      „Auch dann nicht, wenn Menschen in Gefahr wären?“

      „Auch dann nicht“, entgegnete der Wissenschaftler eiskalt. Er stieg in seinen Wagen und zog die Tür hinter sich zu. Mit einem satten Brummen sprang der Motor an und van Cliff fuhr davon.

      „Verdammter Mist! Der Boss wird toben“, zischte Schmidt. Wütend ging er zum Gasthof zurück.

      SKRUPEL

      Entsetzt starrte Tanja auf Cosima, die den gesamten Bildschirm ausfüllte. Das konnte doch nicht wahr sein! Welcher Verrückte züchtete denn so ein Monstrum? dachte sie gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen.

      Als die Computersimulation des Bodensees auf dem Bildschirm erschien, lief es ihr eiskalt den Rücken herunter. Diese Szene erinnerte sie fatal an den Albtraum der vergangenen Nacht.

      Der Teilungsprozess der Wasserkiller jedoch war ihr nicht neu, den hatte sie schon am Forellenteich in van Cliffs Wasserflasche beobachtet.

      „Na, was sagen Sie? Ist das ein Knüller oder nicht?“, fragte Bartels leutselig, als die Vorführung beendet war. Aber da war noch ein anderer Ausdruck in seinem feisten Gesicht. War es Schadenfreude oder Spott? Doch bevor sich Tanja darüber klar werden konnte, war der Ausdruck aus seinem Gesicht verschwunden. Vielleicht hatte sie es sich ja auch nur eingebildet.

      „Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, oder was?“, knurrte Bartels gereizt.

      „Der Film ist unglaublich. Aber welcher Irre erschafft eine solche Kreatur? Wozu soll das gut sein? Diese Cosima und ihre makabre Brut erfüllen doch keinen anderen Zweck als zu töten. Sie zerstören die Existenzgrundlage der meisten Lebewesen. Und was dann?“, fragte Tanja schockiert.

      „Gut gebrüllt Löwe“, feixte Bartels. „Aber dieser Film ist Ihre ganz große Chance. Sie werden ihn in unserem Fernsehsender PFL zur besten Sendezeit dem Publikum mit sämtlichen Fakten vorstellen, die Sie bisher zusammengetragen haben. Das ist Ihre ganz große Chance, Tanja“, sagte Bartels schleimig.

      Weshalb tut er das? war Tanjas erster Gedanke. Was für eine enorme Chance für meine Karriere ihr Zweiter. Und ihr dritter Gedanke gefiel ihr überhaupt nicht, denn er appellierte an ihr Gewissen.

      „Haben Sie daran gedacht, dass Cosimas Anblick und das, was sie bewirkt, die Angst der Menschen so schüren könnte, dass sie in Panik geraten?“, fragte Tanja aus ihrer dritten Überlegung heraus.

      Bartels starrte sie verständnislos an. „Ach was“, winkte er ab. „Sie übertreiben mal wieder. Die Zuschauer werden doch ununterbrochen mit Gewaltmeldungen überschüttet. Die sind abgebrüht. Und die paar sensiblen Menschen die das aus der Fassung bringt, die zählen nicht.“

      „Aber ich ...“

      „Kein aber! Stellen Sie sich nicht so mimosenhaft an. Schließlich sind Sie Journalistin und nicht Mutter Theresa“, knurrte er unwirsch. Und nachdem er noch eine Weile auf sie eingeredet hatte, erklärte sie sich trotz ihrer Skepsis einverstanden.

      Nach ihrem Gespräch mit Bartels machte sich Tanja auf die Suche nach Piet, den sie wie immer bei einer der Sekretärinnen erwischte, der er schöne Augen machte. Schon von weitem wies ihr sein feuerroter Haarschopf den Weg.

      „Sie hatte sich schon fast in mich verliebt“, grinste Piet, als er neben ihr ging. Allerdings meinte er das keineswegs ernst, denn er war in den festen Händen ihrer Schwester, die er von ganzen Herzen liebte.

      „Und was glaubst du unverbesserlicher Don Juan würde Connie dazu sagen?“, fragte Tanja lächelnd.

      „Sie hätte es ja gar nicht gewusst“, konterte er. „Es sei denn, du hättest mich verraten. Aber jetzt mal im Ernst, Tanja, wo drückt dich der Schuh?“

      „Ich benötige deinen analytischen Verstand, Piet. Ich möchte mit dir über Bartels und meine Wasserkiller-Story sprechen. Hast du heute Abend Zeit? Wir könnten uns bei Mimi treffen. Vielleicht hat Connie Lust mitzukommen. Es ist sehr wichtig“, bat Tanja.

      „Für dich habe ich immer Zeit, Schatz, das solltest du doch wissen“, sagte Piet schlicht.

      „Von wegen Schatz! Lass das bloß niemanden hören, sonst kommen wir noch ins Gerede.“

      „Na, wenn schon! Mir wäre es eine Ehre, mit dir ins Gerede zu kommen, dir etwa nicht?“, flachste Piet.

      Tanja knuffte ihn freundschaftlich in die Seite. Lachend steppte er zur Seite. „Hör auf damit, Piet, sonst glaubt es tatsächlich noch jemand“, bat sie. „Du kennst doch unsere lieben Kollegen.“

      Er nickte. „Okay, Kleines. Aber ich wollte dir noch etwas sagen, du Superjournalistin. Dein heutiger Artikel war zwar nichts für schwache Nerven, besonders der Fotos wegen, aber er war ganz große Klasse. Du bist zurzeit der absolute Star, doch hüte dich vor den Neidern. Sie lauern schon in den Startlöchern“, warnte er.

      „Ich weiß“, beruhigte sie ihn. „Aber vielen Dank für die gut gemeinte Warnung.“

      „Okay, Süße, halte die Ohren steif. Neunzehn Uhr bei Mimi, passt dir das? Ich muss mit Connie nämlich noch einen Krankenbesuch machen. Ach so, noch was. Ich habe etwas über unseren lieben Chef erfahren, was vielleicht für dich von Interesse sein könnte. Ich erzähle es dir heute Abend, vielleicht weiß ich dann sogar noch mehr“, versprach Piet etwas geheimnisvoll.

      „Okay.

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