Beautiful Soup. Katja Pelzer

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Beautiful Soup - Katja Pelzer

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nicht raus“ vor sich hin brabbelte.

      Es gibt ja Menschen, deren Hirnstamm unmittelbar mit ihrer Zunge verbunden ist. Die also eins zu eins akustisch auswerfen, was gerade so durch ihr limbisches System wabert. Ute schien ein solcher Mensch zu sein.

      Mich wiederum kostet es durch meine Dünnhäutigkeit beinahe übermenschliche Kräfte, Geräusche, vor allem laute, schrille, plötzlich einsetzende, auszublenden.

      Bereits ein tropfender Wasserhahn in der Nachbarwohnung kann mir den Schlaf und die Konzentration rauben.

      Und jetzt also Ute.

      Ich gab naturgemäß kaum etwas von mir Preis. Jammerte nicht, verkündete jedoch auch nicht begeistert, wenn mal etwas lief. Reagierte aber immer unmittelbar auf Utes Auswürfe, weil sie mich ja ohnehin aus meiner Tüftelei rissen.

      „Hast du’s auch schon raus?“, fragte sie mich und ich dachte nur, wenn du so weitermachst, heute nicht mehr. Ich schüttelte aber einfach nur den Kopf und hoffte, das würde besonders abweisend wirken und ihr signalisieren, dass ich nicht zum Reden hier war.

      Irgendwie gelang es mir trotzdem, irgendwann in Teamarbeit mit Jaschar auf einem Din-A3-Blatt ein Spiel zu konzipieren, das David später mit uns in Python programmieren wollte.

      Außerdem schrieben wir gemeinsam einen Code um den Body-Mass-Index BMI zu berechnen. Das aber schon in Python selbst und nicht mehr auf dem Papier.

      Und dann war der erste Mittwoch auch schon rum.

      Am Ende war ich froh, dass die Kollegin meine Anregung, in der Mittagspause Ampeln umzuprogrammieren, nicht aufgegriffen hatte. Mir dröhnte auch so nach meinen ersten Python-Lektionen der Schädel.

      Schon allein die vielen Plattformen, auf denen wir uns zunächst einmal anmelden mussten!

      Das war schon mal ganz schön viel Datenklumpatsch auf einmal. Eigentlich zu viel für meinen Geschmack. Aber für das Erlernen einer Programmiersprache mit einem solch klangvollen Namen, mache ich schon mal eine Ausnahme.

      Ich war am Ende unseres ersten Seminartages jedenfalls trotz aller Anstrengungen noch immer hochmotiviert.

      Es war als wäre ich Teil einer geheimen Gruppe, die eine Verschwörung plante. Als würden wir uns daran machen, die Weltordnung neu zu definieren.

      Na ja. Zumindest fühlte es sich so an.

      Drittes Kapitel

      Mein Arbeitsleben ist dagegen viel banaler.

      Da beschäftige ich mich jetzt gerade beispielsweise damit, dass der Koch, der in unserer Sendung kocht und dessen Rezepte ich internettauglich mache, einen Tag nachdem wir die Seite gebaut haben, doch tatsächlich auf die Idee gekommen ist, sein Rezept am Vorabend einmal selbst nach zu kochen und daraufhin alles noch einmal total verändert hat. Er hat nämlich festgestellt, dass er zu viele Eier, zu wenig Mehl und zu wenig Knoblauch hineingetan hat. Ich muss das jetzt in unserem CMS also im Content Management System ändern.

      Das ist natürlich nicht weiter dramatisch, aber schon irgendwie lästig. Ich möchte eine Baustelle, die bereits abgeschlossen war, ungern nochmals aufsuchen.

      Ich tue es aber natürlich ohne zu Murren, denn das ist schließlich mein Job.

      „Was bist du für ein Sternzeichen?“, fragt der Kollege, der derzeit Bademeister im Online-Pool ist, also in meinem Nischen-Bereich der Redaktion, in meine Bemühungen hinein.

      Er sitzt wie immer im konservativen Herrenanzug und nicht im weißen Bademeisterdress mir gegenüber.

      Wir haben leider eine sehr hohe Fluktuation hinsichtlich des uns dirigierenden Redakteurs.

      Diesen hier hat mein Sternzeichen bisher nicht interessiert. Warum also jetzt?

      Und da dieser Kollege eigentlich überhaupt keine Rolle spielt, außer eine nervige, und darüber hinaus gänzlich austauschbare, sei er hier einfach Redakteur genannt.

      Es ist ja allgemein bekannt, dass die allermeiste journalistische Arbeit beim Fernsehen ohnehin die Freien erledigen, nicht die Redakteure. Trotzdem sind die Redakteure häufiger krank als die Freien. Was nichts daran ändert, dass ihr Gehalt Monat für Monat auf ihrem Konto landet, ob sie nun in der Redaktion hocken oder zu Hause. Bei uns Freien sieht das etwas anders aus. Wenn wir nicht arbeiten, bekommen wir auch kein Geld.

      Wir Freien machen aber ja eben nur unsere journalistische Arbeit. Und die Redakteure tragen unterdessen die ganze Verantwortung, müssen im Ernstfall ihren Kopf hinhalten und im allerschlimmsten Fall die Zeche zahlen.

      Ansonsten machen sie Dienst nach Vorschrift. Einige noch ein bisschen weniger.

      Aber natürlich gibt es auch bei den Redakteuren und Redakteurinnen Ausnahmen von dieser Regel. Dieser Redakteur ist allerdings keine. Er ist sogar ein ganz besonders gutes Beispiel für die Regel. Aber das ist er so engagiert und gleichzeitig so unauffällig, dass niemand mitzukriegen scheint, was genau er eigentlich die ganze Zeit tut.

      „Warum?“, frage ich gegen, als er sich nach meinem Sternzeichen erkundigt.

      Ich war gerade sehr vertieft in das Rezept für die etwas andere Spargelquiche, das ich für unsere Seite überarbeiten soll und verstehe nicht, warum er mich mit etwas noch Banalerem allen Ernstes davon abhalten will.

      Tatsächlich schaut er mich recht ernst über den Halbmonden seiner Lesebrille an.

      „Ich will dir dein Horoskop vorlesen.“

      Will er? Aber warum? Und warum werde ich gar nicht gefragt, ob ich das überhaupt will? Ist das nicht etwas aufdringlich? Vielleicht sieht er es ja als Dienst an der Kollegin zugunsten der Arbeitsatmosphäre. Immerhin wird in Indien jede Hochzeit aufgrund eines präzise berechneten Datums geschlossen, das sich nach den Horoskopen der Brautleute richtet.

      Auch ich lese selbstverständlich manchmal mein Horoskop. Aber nicht bei der Arbeit. Und ich glaube natürlich nie, was drin steht. Zumindest nicht, wenn es etwas Negatives ist. Nur die positiven Sachen. Manchmal lese ich ein altes Horoskop. Also eins, das sich auf die vergangene Woche oder den vergangenen Monat bezieht. Dann staune ich manchmal, wie zutreffend es im Nachhinein dann doch ist. Aber es nützt natürlich rückwärts gerichtet auch nicht wirklich etwas. Ich kann mein Verhalten nicht mehr zurücknehmen und an die Vergangenheit anpassen.

      Von alldem abgesehen, will ich jetzt wirklich nicht von meinem Redakteur so etwas Intimes wie mein Horoskop vorgelesen bekommen. Auf gar keinen Fall.

      Nachher steht da irgendetwas, wie – Sie sind heimlich verliebt in einen Kollegen. Und am Ende will er dann auch noch meinen Aszendenten wissen! So weit kommt’s noch.

      „Also, was bist du?“, hakt er nach. Wie kann man bloß so hartnäckig sein?

      „Wassermann“, sage ich widerwillig. Ich kann schon auch sperrig sein. Aber dieses Mal gebe ich mit einem inneren Seufzen nach. Sich Sträuben kostet ja schon auch unnötig Energie und kann im Zweifel sogar noch anstrengender sein als Nachgeben.

      Mein

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