Beautiful Soup. Katja Pelzer

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Beautiful Soup - Katja Pelzer

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vor und da steht dann etwas drin von reichlich Energie und guten Ideen, die mir im Job viel Anerkennung bringen werden. Ein richtig guter Tag scheint das also zu sein. Ohne dass ich davon bisher allzu viel mitbekommen habe.

      Liebe und Partnerschaft erspart er mir glücklicherweise. Nur sein eigenes Job-Horoskop muss er unbedingt noch mit mir teilen. Es spricht von großer Klarheit, die ihn weit bringen wird.

      Beides fände ich durchaus wünschenswert. Klarheit würde ihm wirklich gut tun, um seinen Job anständig zu machen und das soll ihn dann gerne auch weit bringen. Vor allem möglichst weit weg von hier und damit von mir.

      Ich frage ihn, woher das Horoskop stammt.

      „Aus der Bild“, sagt er und ich verspüre leichten Brechreiz.

      Von der Bild lasse ich mir ganz sicher nichts sagen. Nicht einmal mein Horoskop. Wenn ich mir schon ein Horoskop reinziehen muss, dann höchstens das Jahreshoroskop der Vogue. Aber das muss der Kollege nicht wissen.

      Ich bedanke mich artig und versuche weiter meiner Arbeit nachzugehen. Immer wieder unterbrochen von seinen Geistesblitzen und seinem verbalen Senf.

      Manchmal weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt so etwas bin, wie eine Teamplayerin. Am liebsten möchte ich einfach in Ruhe meinen Job machen. Damit habe ich in unserer winzigen Räumlichkeit ohnehin alle Hände voll zu tun. Abschirmen lautet die Devise. Gegen die sehr lebendige Geräuschkulisse, die entsteht, wenn Menschen seufzen, stöhnen, lachen, ächzen, niesen oder Gedanken absondern. Weil mir das so schwer fällt, denke ich oft, ich wäre besser zu Hause aufgehoben, im stillen Kämmerlein im so genannten neudeutschen Home Office.

      Redakteure dürfen das schließlich auch und das kann ja nicht allein damit zu erklären sein, dass sie die ganze Verantwortung tragen.

      Ich muss unterdessen eingeklemmt zwischen dem filterlosen Laserdrucker und mindestens vier Kollegen hinter großen Schreibtischen und mindestens zwei Monitoren pro Kopf, mein Arbeitsdasein fristen.

      Daher jetzt also das Programmieren.

      Vielleicht bringt mich Python ja weiter. Vielleicht komme ich damit irgendwann ganz groß raus und kann eines Tages eine App erfinden, mit der sich empfindsame Menschen eine Art virtuelle Schutzschicht zulegen können. So etwas wie ein Airbag, den zwar niemand sieht der aber andere Menschen den Mindestabstand einhalten lässt, räumlich wie psychologisch.

      So ein bisschen wie der Umhang von Harry Potter, der ihn unsichtbar macht.

      Wie das funktionieren soll, weiß ich noch nicht so genau. Aber ich bin ja auch noch Anfängerin. Das wird sich schon finden, sobald ich etwas routinierter bin mit Python.

      Mir wird schon irgendetwas einfallen, womit sich ein sinnvolles Leben finanzieren und die Welt verbessern lassen.

      Viertes Kapitel

      Drei Monate lang jeden Mittwochabend lerne ich also jetzt die Basis. Mein Mann findet das „eine gute Idee“. Und für gute Ideen entbehrt er mich auch schon mal einen Abend in der Woche und verzichtet auf eine warme hausgemachte Mahlzeit. Kleiner Scherz.

      Eigentlich kocht Peter viel besser als ich.

      Wenn er sich von der Arbeit erholen will, schaut er am liebsten Kochsendungen. Da sitzt er dann davor, wie andere vor dem Tatort.

      Sonntagsmorgens, wenn wir noch ein wenig länger gemütlich im Bett liegen bleiben, liest er Kochbücher, während ich in Romanen schmökere. Er wirkt dabei total gefesselt. Als sei ein Kochbuch der bessere Krimi. Er schaut allerdings auch versonnen und glücklich. Das Kochen ist seine Leidenschaft.

      Ich muss auch kein Kind um Erlaubnis fragen, wenn ich Mittwochabends kein Schlaflied singe oder keine Gutenachtgeschichte vorlese. Denn wir sind gewollt kinderlos.

      Und bevor jetzt in den Köpfen traurige Fragen und Bilder aufpoppen, wie Werbung im Internet – wir sind wirklich gewollt kinderlos! Also ich zumindest.

      Mein Mann hatte bereits drei Kinder mit einer anderen Frau, als wir uns kennenlernten.

      Und für mich stand unsere Beziehung von Anfang an, an erster Stelle. Auch wenn manche Mutter das jetzt vielleicht nicht verstehen kann.

      Mein Mann baut Raketen. Keine Feuerwerksraketen oder solche, mit denen Kriege geführt werden, sondern solche, die ins All fliegen. Das ist schon etwas komplexer. Ich finde das jedenfalls ziemlich beeindruckend. So eine Rakete baut sich schließlich nicht in einem Tag. Es sind viele Menschen beteiligt an so einem Raketenbau. Sie arbeiten Hand in Hand. Ein großes Team hat mein Mann. Er ist Ingenieur und hat echt was auf dem Kasten.

      Leider sehen wir uns nicht so oft, wie schön wäre, denn es macht ihm großen Spaß, Raketen zu bauen. Mehr darf ich darüber aber auch nicht erzählen. Denn das ist natürlich alles Top Secret. Und nicht einmal ich quäle ihn mit Fragen, obwohl ich das von Berufs wegen gerne und ständig tue. Aber privat versuche ich, es mir zu verkneifen, auch wenn das nicht immer so klappt, weil ich generell eher ein neugieriger Mensch bin. Neugierig auf Menschen.

      Mein Mann und ich wir genügen uns.

      Und daher gibt es darüber ansonsten auch nicht wirklich etwas zu sagen.

      Da halte ich es mit Tolstoi und seiner tragischen Anna Karenina:

      Glückliche Paare ähneln einander. Unglückliche sind jedes auf seine Weise unglücklich.

      Der gute alte Tolstoi hat das Prinzip zwar auf Familien angewendet, aber für Paare gilt das meiner Meinung nach ebenso.

      Da mein Mann Peter und ich glücklich sind, gibt es über uns also nichts weiter zu erzählen. Es sind schließlich die Dramen, die unterhalten und das menschliche Mitgefühl kitzeln. Wer will schon hören, dass jemand glücklich ist? Dass Zwei sich gefunden haben und gut miteinander zurechtkommen?

      Zu allem Überfluss ist auch meine Kindheit glücklich verlaufen. Ich war ein einzelnes Wunschkind. Meine Eltern haben sich neun Monate lang auf mich gefreut, mich mit Liebe ummantelt und trotzdem war noch genug Liebe übrig füreinander. Für mich waren die ersten Jahre meines Lebens die perfekte Mischung aus Geborgenheit und Freiheit.

      Und so gibt es auch über meine Familie nichts weiter zu erzählen. Also ist auch diese Geschichte hier zu Ende.

      Meine Geschichte beginnt an jener Stelle, an der romantische Filme enden, mit „Und-sie-lebten-glücklich-bis-an-ihr-Lebensende “.

      Das Meet Cute – die erste Begegnung zwischen Boy und Girl, liegt in der fernen Vergangenheit. Sie haben sich bekommen. Na und?

      Ich, Carla, bekomme Beklemmungen, wenn in der Schlange vor der Supermarkt-Kasse jemand nicht den Mindestabstand zu mir einhält – etwa drei Meter.

      Wenn ich beim An- oder Ausziehen in der Dunkelheit eines Kleides oder Pullovers hängen bleibe. Ich eine Tür nicht finde, die mich hinausführt. In engen, fensterlosen Räumen, in der überfüllten U-Bahn/Tube/Metro, im dunklen Keller oder bei IKEA.

      Das ließe sich endlos fortführen. Aber ich will hier selbstverständlich niemanden langweilen.

      Außerdem sind mir einige

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