Beautiful Soup. Katja Pelzer

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Beautiful Soup - Katja Pelzer

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das Problem, dass meine Grenzen nicht respektiert werden. Meine Körpergrenzen. Ich bin nicht gerade klein geraten und doch werde ich ständig übersehen.

      Diese ganze Dünnhäutigkeit macht den Umstand, dass ich Journalistin bin, auch nicht gerade einfacher. Jemandem wie mir ist es in der Redaktion eindeutig zu eng, zu laut, zu unhöflich, zu ungehobelt.

      Fünftes Kapitel

      Gottseidank gibt es April.

      Da fühle ich mich bei der Arbeit nicht immer wie ein Alien. Denn April und ich, wir sind uns einig.

      Uns ist bewusst, dass der Mensch nur ein Staubkorn auf dieser Erde ist. Dass wir uns alle nichts einbilden sollten auf unsere ach so hochentwickelte Spezies und unsere vermeintlichen Errungenschaften, die vor allem eins bewirkt haben: Unseren Planeten zu plündern und den Menschen zu entmenschlichen. Wenn er nicht auf der Flucht vor Krieg und Dürre ist, dann ist er es vor sich selbst.

      Aber wir beide, April und ich, wir haben privat die Welt im Döschen.

      Wir sind vom Markt und müssen nicht mehr mit hungrigen Augen durch die Welt stromern und uns mit diesem ganzen Dating-Theater beschäftigen.

      Glücklicherweise ist das vorbei.

      Ich wüsste tatsächlich auch gar nicht mehr, wie das geht, mit dem Kennenlernen. Das läuft ja heute völlig anders ab und kaum noch analog. Nicht mehr in der Kneipe, im Club oder Café lernen sich die Füreinander-Bestimmten kennen, sondern eher auf Tinder, okcupid und derlei Apps.

      Aber uns kann das ja egal sein.

      April und ich wird sind angekommen.

      Wir sind beide glücklich verheiratet, müssen nicht mehr nach links und rechts schauen und brauchen uns weder bei Tinder noch bei Twitter anzumelden. Müssen niemanden mehr auswählen und niemandem folgen.

      Wir haben uns gefunden, uns und einander und unsere Männer.

      Noch dazu hat April zwei sehr wohlgeratenen Söhnen das Leben geschenkt, die ihr ganzer Stolz sind.

      Ach ja, und sie haben natürlich, wie es sich für eine vollständige Familie in heutigen Zeiten gehört, einen Hund. Fritz heißt der, ist ein Grand Basset Griffon Vendéen und so unfassbar süß, dass er mich eigentlich auch schon fast dazu gebracht hat, mir einen Hund anzuschaffen.

      Er überrollt einen, trotz seiner recht kurzen Beine, mit seinem Temperament und freut sich wie ein Schneekönig über jeden Menschen.

      Einfach jeden.

      Na ja, ich bilde mir schon ein, dass er sich über mich ein bisschen mehr freut, als über den durchschnittlichen April-Besucher.

      Wenn Fritz spielen will, dann ist er außer Rand und Band. Und das trotz seiner acht Jahre. Er ist wuschelig und kompakt und hat die schönsten Augen, die ein Lebewesen haben kann. Ich bin ihm jedenfalls seit unserer ersten Begegnung verfallen.

      Aber erstens will mein Mann keinen Hund. Und zweitens kann ich mich nicht um einen Hund kümmern, weil ich meistens arbeite.

      Fritz ist jedenfalls eine Augenweide.

      April erzählt mir beim Lunch, den wir wie gewohnt bei unserem Lieblingsmittagsitaliener in Köln in Domnähe zu uns nehmen, die neuste Anekdote.

      Sie waren am Wochenende zum Shoppen in Düsseldorf. Auch Kölner haben manchmal das Bedürfnis die nette kleine Nachbarstadt zu besuchen. Und nirgendwo sind vermutlich die notorischen Ketten und Läden so wunderbar zentral angeordnet wie in Düsseldorf.

      Jedenfalls gehen sie so ihres Wegs nahe der Kö als sich plötzlich zwei kleine, arabisch aussehende Kinder – ein Mädchen und ein Junge – auf Fritz stürzen. April und ihre Familie bleiben stehen und lassen den Kindern ihren Spaß. Dann will Fritz aber auch irgendwann weiter. Gehen Sie also weiter. Sie setzen sich in ein Café und am Nachbartisch sitzt ein Scheich.

      Ein echter.

      Das ist in Düsseldorf nicht so ungewöhnlich. Im Breidenbacher Hof soll es eine ganze Krankenhausetage geben, die eigens für Gäste aus dem Ausland, vor allem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und die an ihnen durchgeführten medizinischen und kosmetischen Eingriffe eingerichtet wurde.

      Da sitzt also dieser Scheich und fragt Aprils Mann Tim, (Frauen nehmen Scheichs ja generell eher nicht als Gesprächspartner wahr), „Wie viel kostet der?“

      Es war wohl eindeutig, dass Fritz gemeint war und dass es sich bei dem Mädchen und dem Jungen um die Scheich-Kinder handelte.

      Ich kann es nicht fassen und schlage entgeistert die Hand vor den Mund: „Die glauben wohl, sie können alles kaufen“, sage ich, als ich mich wieder beruhigt habe.

      „Aber echt!“

      „Und was hat Tim geantwortet?“

      „Natürlich, dass wir Fritz nicht verkaufen.“

      „Guter Mann“, sage ich.

      „Aber der Scheich hat nicht lockergelassen. Er hat angefangen zu bieten.“

      „Nein“, sage ich und bin fassungslos.

      „Doch! Irgendwann war er bei zwanzigtausend Euro angelangt. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich angefangen, mir auszumalen, was ich mit zwanzigtausend Euro alles machen könnte.“

      „April!“, ich bin jetzt noch fassungsloser.

      „Ich weiß. Aber nein, wir würden ihn natürlich niemals hergeben. Und außerdem wäre es ihm bei den Saudis eh viel zu heiß. Und wahrscheinlich würden sie ihn nur im Palast halten. Da würde er nie wieder draußen sein können und rumschnuppern können.“ Sie schüttelt den Kopf.

      Der Scheich hat es dann wohl auch irgendwann eingesehen. Er hat gelächelt und ihnen den Kaffee ausgegeben. Dafür durften seine Kinder noch ein bisschen mit Fritz spielen.

      Solche Sachen erlebt nur April. Aber ich habe ja auch keinen Fritz.

      Sechstes Kapitel

      Und Gottseidank gibt es Sam.

      Sam ist so was wie ein philosophischer Buddhist oder ein buddhistischer Philosoph und er hat diesen coolen Kaffeewagen direkt am Dom. Den nennt er das kleine Café Glück. Und tatsächlich macht er seine Kunden durch die Bank glücklich. Glaube ich zumindest. Denn er strahlt so viel Lebensfreude und Gelassenheit aus, dass dieser Gemütszustand unmittelbar auf alle Café-Glück-Besucher abfärbt, wie eine frisch gestrichene Bank.

      Ich gehe immer noch ein bisschen beschwingter zur Arbeit, wenn ich vorher bei Sam vorbeigeschaut habe.

      Sein Sojacappuccino hat auf mich die gleiche Wirkung, wie der Milchreis mit Zimt und Zucker, den meine Mutter früher oft mittags zum Nachtisch gemacht hat. Oder der Grießbrei, den meine Oma immer gekocht hat und in den sie jede Menge Amarettini hineinbröselte.

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