Für Freiheit, Lincoln und Lee. Michael Schenk

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Für Freiheit, Lincoln und Lee - Michael Schenk

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„Aber ich glaube, sie werden einverstanden sein. Und wenn nicht, so werde ich dennoch deine Frau, Timmy. Ich habe so lange auf dich gewartet, ohne zu wissen, worauf ich eigentlich warte. Aber als ich heute den Namen Celeste in der Zeitung las, da war es mir mit einem Mal klar. Ich liebe dich, Timothy Arguille.“

      Er strahlte sie an und nippte an seinem Tee. „Ich… ich muss dich das fragen, bitte sieh es mir nach. Doch auf dem Schiff, da… da sprachst du manchmal von… äh…“

      Friederike dachte daran, wie selbstsicher Timothy als Seeoffizier war und wie schüchtern er ihr gegenüber in diesem Augenblick wirkte. Sie drückte seine Hand. „Friedrich? Das ist vorbei, Timmy.“ Jetzt, wo sie es aussprach, wurde ihr bewusst, dass sie nichts mehr mit Friedrich Baumgart verband. Eine Freundschaft, ja, doch keine gemeinsame Zukunft. Die saß hier vor ihr und sie würde dies Friedrich, ihren Eltern und aller Welt deutlich machen. „Er ist ein guter Freund, doch du bist mein Mann.“

      Das Essen wurde serviert, doch sie registrierten es gar nicht, sahen sich an und die Welt versank um sie herum. Witwe Parker sah das Essen kalt werden, doch sie wollte nicht durch das Abräumen stören, wartete mit verständnisvollem Lächeln, bis das Paar sich vom Tisch erhob und untergehakt und lachend die Treppe ins Obergeschoss hinauf ging. Sie dachte an ihren verstorbenen Mann Charly und was der Reverend wohl zu dem Paar gesagt hätte. „Wenn zwei Herzen sich vereinigt haben, so sind sie vor Gott verbunden, nicht wahr, Charly?“

      Die Zimmertür fiel hinter Timothy und Friederike zu und sie standen in dem kleinen Zimmer, ohne es wirklich wahrzunehmen. Beide verspürten eine undefinierbare Unsicherheit, Furcht, den anderen zu verletzen, und doch war es so selbstverständlich, was sich zwischen ihnen ergeben musste. Sie standen voreinander, hielten sich in den Armen und küssten sich. Ihre Küsse wurden leidenschaftlicher und erfüllt von Gier.

      Noch nie hatte sich Friederike Ganzweiler einem Mann wirklich hingegeben. Da war immer diese Furcht gewesen, den letzten und unwiderruflichen Schritt zu tun. Doch nun löste sie bereitwillig ihr Kleid und schlüpfte aus den Röcken.

      Friederike empfand einen kurzen Schmerz, als sie zur Frau wurde, doch dann schwemmte die Leidenschaft alle Ängste fort und sie gaben einander hin.

      Kapitel 11 1858 – Harpers Ferry

      Im Jahr 1958 kämpfte Abraham Lincoln für einen Sitz im Senat. Er nahm die blutigen Vorgänge in Kansas zum Anlass, dass die bisherige Politik nicht geeignet sei, dem Morden zu begegnen. Würde man es tolerieren, so würde dies den Sklavereibefürwortern Tür und Tor öffnen, eine Expansionspolitik der Sklaverei in den Westen zu betreiben. Lincoln sah nun jene Bedrohung auf den Norden zukommen, welche der Süden, als Argument zur Aufweichung des Missouri-Kompromisses, angeführt hatte – der jeweils Andersdenkende könne die neuen Territorien nutzen, um der eigenen Sache Stimmen zuzuführen. In seinem Wahlkampf machte Lincoln klar, dass der einzige Weg, dies zu verhindern, darin bestehe, die republikanische Partei zu wählen. Sie, die Republikaner, seien es, die sich mit ganzem Herzen dafür einsetzten, die Sklaverei als moralisches, soziales und politisches Unrecht zu brandmarken.

      Der Südstaatler Douglas trat dem entschieden und ebenso engagiert entgegen. „Lincoln meint, der Neger sei sein Bruder. Ich glaube nicht, dass der Neger in irgendeiner Weise mit mir verwandt ist. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika wurde von Weißen etabliert, zum Nutzen der Weißen und ihrer Nachkommen, und in dem Bestreben, dass die Regierungsgewalt von Weißen ausgeübt und gelenkt werde. Der Neger muss für immer in einer untergeordneten Position bleiben.“

      Douglas beschwor die Apokalypse einer Gleichstellung der Farbigen, bis hin zu der unaussprechlichen Vorstellung, ein Neger könne um die Hand einer weißen Farmerstochter anhalten. Eine solche Vorstellung war selbst für die Gegner der Sklaverei absurd. Douglas drängte Lincoln somit dazu, zu definieren, wie dieser sich denn einen befreiten Sklaven vorstelle. Lincoln geriet in Zugzwang. Trat er für die völlige Gleichstellung der Farbigen ein, warf er eine Rassenfrage auf, welche viele weiße Sklavereigegner verunsichern würde. Es war ein Unterschied, ob man sich dafür einsetzte, dass ein armer Schwarzer nicht mehr ausgepeitscht wurde oder dieser arme Schwarze plötzlich die gleichen Rechte erhalten sollte.

      Abraham Lincoln reagierte schließlich auf die Worte von Douglas. „Alles, womit man mir die Idee einer vollkommenen sozialen und politischen Gleichstellung unterstellt, ist nichts als trügerische und absurde Wortklauberei, mit der man auch beweisen kann, dass eine Rosskastanie ein kastanienbraunes Ross ist. Die Farbigen haben einen Anspruch auf all die natürlichen Rechte, welche in der Unabhängigkeitserklärung aufgeführt sind. Das Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück. Aber ich verstehe nicht, warum ich eine Negerin, nur weil ich sie nicht zur Sklavin haben will, notwendigerweise zur Frau nehmen muss. Ich befürworte weder heute, noch habe ich dies jemals getan, Bestrebungen, die soziale und politische Gleichstellung der weißen und der schwarzen Rasse herbeiführen. Ich befürworte weder heute, noch habe ich dies je getan, dass Neger zu Wählern oder Geschworenen gemacht oder zur Ausübung eines öffentlichen Amtes befähigt werden oder dass Mischehen zwischen Weiß und Schwarz zugelassen werden sollten. Auch will ich hinzufügen, dass es einen physischen Unterschied zwischen den Rassen gibt, der es nach meinem Dafürhalten auf immer verbieten wird, dass beide auf der Basis sozialer und politischer Gleichstellung leben. Lasst uns all diese Haarspalterei über diesen und jenen Mann, diese und jene Rasse und die Minderwertigkeit jener beenden. Man sollte sich im ganzen Land als ein Volk zusammentun, bis wir aufs Neue aufstehen können und erklären, dass alle Menschen gleich geschaffen sind. Ob Weiße und Schwarze an geistiger und moralischer Begabung ebenbürtig sind oder nicht, in dem Recht, das Brot, welches er mit seiner Hände Arbeit verdient hat, zu essen, ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen, darin ist er sowohl mir als auch Richter Douglas ebenbürtig.“

      Der Versuch Lincolns, die Wogen zu glätten, schlug fehl. Neben den hitzigen politischen Debatten trug auch die Tat John Browns dazu bei.

      John Brown, als fanatischer Gegner der Sklaverei, rechnete fest damit, Sklaven befreien und in den bewaffneten Kampf gegen ihre ehemaligen Herren führen zu können. Dazu benötigte er Männer und Waffen. Brown glaubte, die Schwarzen würden wie die Bienen zu ihm schwärmen, wenn er ihnen Waffen böte. Die Waffen, mit denen er dies bewerkstelligen wollte, befanden sich im Unionsarsenal Harpers Ferry in Virginia. John Browns „Befreiungsarmee“ bestand aus 17 Weißen, darunter drei seiner Söhne, und fünf Schwarzen. Er ließ drei Männer zur Bewachung seiner Farm zurück und begann seinen Überfall am 16. Oktober 1858.

      Harpers Ferry lag auf einer Halbinsel, die vom Zusammenfluss des Potomac und Shennandoah gebildet wurde und war ringsum von steilen Höhenzügen umgeben. Eine Eisenbahnbrücke und ein Bahnhof boten die Möglichkeit, den Inhalt des Arsenals im Bedarfsfall rasch an Truppen der Union zu überführen. Die Eisenbahnlinie führte mitten zwischen den Gebäuden des Arsenals hindurch, parallel zum Potomac, bevor sie den Fluss überquerte. In dem Arsenal wurden Waffen und Munition gelagert, und die dort aufgestellten Maschinen erlaubten auch deren Herstellung.

      Das Arsenal hatte eine denkbar ungünstige taktische Position, falls Brown und seine Männer dort belagert würden. Doch er hoffte darauf, so raschen Zuwachs für seine „Armee“ durch Farbige zu erhalten, dass er allem standhalten konnte und ein Fanal der Freiheit setzen werde. Begleitet vom eifrigen erschlagen aller Südstaatler, die dem Zorn Browns und seines Gottes Jehova nicht entkommen würden.

      Das Arsenal wurde nur von einem einzigen Posten bewacht und John Brown nahm es im Handstreich. Der einzige Tote des Überfalls war ausgerechnet ein freier Schwarzer, nämlich der Gepäckaufseher des Bahnhofs, der von Browns Brückenposten getötet wurde. Brown stoppte den Zug, der Harpers Ferry passieren sollte, hielt ihn mehrere Stunden auf, während er darauf wartete, dass seine ausgesendete Patrouille ihm die Scharen befreiter Sklaven zuführen werde. Schließlich ließ er den Zug weiterfahren, worauf das Zugpersonal und die Fahrgäste natürlich Alarm

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