Für Freiheit, Lincoln und Lee. Michael Schenk

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Für Freiheit, Lincoln und Lee - Michael Schenk

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sagte sie leise und ihr Herz pochte wie wahnsinnig. „Werde ich nun geküsst oder muss ich erst ohnmächtig werden?“

      Zum ersten Mal lag sie in seinem Arm und sie spürte, dass sie hierhin gehörte. Sie fühlte seinen aufgeregten Herzschlag durch den Wollstoff der Uniform. Ihre Lippen fanden sich ganz selbstverständlich und sie beide merkten nichts von dem Gedränge um sich herum. Als sie sich voneinander lösten, erröteten sie beide und mussten lachen.

      „Komm in die Kutsche, Timmy“, sagte sie fröhlich. Dann musterte sie ihn besorgt. „Oder…, ich meine, ich weiß gar nicht…“

      „He.“ Er grinste wieder und bot ihr seinen Arm, half ihr galant in das Gefährt hinein. Die Kutsche wankte ein wenig, als Friederike über den Tritt ins Innere stieg und sich auf die gepolsterte Bank setzte. Timothy Arguille hielt den Griff des Schlages in der Hand und zögerte. „Ich, äh, ich weiß gar nicht…“

      Friederike hielt ihm ihre behandschuhte Hand entgegen. „Ich habe gewartet, Timmy. Du verstehst, was ich meine?“

      Der junge Seeoffizier nickte langsam. „Ich auch.“

      Er stieg zu ihr und nahm neben ihr Platz. Ihre Hände fanden sich und sie lächelten sich an. Jedes Wort schien unnötig zu sein, obwohl sie sich doch so viel zu sagen hätten.

      Der Kutscher über ihnen bewegte sich unruhig und beugte sich zu der kleinen Trennscheibe. „Verzeihen Sie, Madam, soll ich noch warten oder soll ich Sie jetzt irgendwohin bringen?“

      „Irgendwohin, wo es ruhig ist und wo wir miteinander reden können“, antwortete Friederike unkonzentriert. Sie spürte kaum, wie die Kutsche nach einem kurzen Moment anruckte.

      „Ich muss gestehen, dass ich sehr viel für dich empfinde“, sagte Timothy Arguille langsam. „Seit ich dich zum ersten Mal auf der Celeste sah. Wie du an Bord kamst und neben deiner Mutter gestanden hast. In diesem blauen Kleid. Deine Haare haben wie Gold geglänzt.“ Er räusperte sich und Friederike spürte, dass er Angst verspürte, seine Worte könnten ihren Widerwillen hervorrufen. Beruhigend drückte sie seine Hand. „Ich bin fast verrückt geworden“, fuhr er fort, „weil ich mich dir doch nicht nähern durfte, du verstehst? Schiffsoffiziere und Passagiere, das ist ein Tabu. Der Kapitän hätte mich kielgeholt.“ Friederike wusste nicht genau, was das war, nur, dass es sich um eine sehr alte Form der Bestrafung auf Schiffen handelte. Doch um nichts in der Welt wollte sie ihn jetzt unterbrechen. Jetzt, da sich ihre Gefühle offenbarten. „Ich bin nur ein einfacher Schiffsoffizier, du verstehst? Ich bin ständig unterwegs, nur selten und nur kurz in einem Hafen…“

      Sie legte den Kopf kaum merklich an seine Schulter und die Bewegung verschob ihren Hut. Friederike nahm ihn ab und warf ihn achtlos auf die gegenüberliegende Polsterbank. „Ich glaube nicht, dass das eine Rolle spielt, Timmy. Nicht, wenn man sich zugetan ist.“

      Timothy Arguille räusperte sich. „Friederike Ganzweiler, ich, äh, ich liebe dich. Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt.“ Er löste ihren Kopf von seiner Schulter und blickte sie ernst an. „Würdest du… äh, ich meine, würdest du meine… meine…“

      Er verstummte unsicher und Friederike hob ihre Hände, streichelte über seine Wangen. „Ja, das würde ich, erster Offizier Timothy Arguille.“

      Erneut fanden sich ihre Lippen und sie trennten sich erst, als die Kutsche rumpelnd über eine Bodenschwelle fuhr. Sie lachten sich an und Timothy blickte neugierig aus dem Fenster.

      „Wo sind wir hier eigentlich?“

      „Keine Ahnung.“ Friederike beugte sich ein wenig vor und klopfte gegen die Trennscheibe. „Kutscher, wo sind wir hier?“

      „Nur ein paar Minuten noch, Madam und Sir.“ Der Kutscher hatte sie offensichtlich als Paar anerkannt, obwohl dies für Friederike und Timothy keine Rolle spielte. „Es wird Ihnen gefallen.“

      Wenig später hielten sie im Vorortbereich New Yorks. Als sie aus dem Fenster spähten, erkannten sie ein zweistöckiges Gebäude, das inmitten eines ausgedehnten Gartens lag. Die Holzfassaden waren weiß gestrichen, mit Ausnahme verspielter Ecktürme, die ungewöhnlich für die Gebäude in der Stadt waren. Über dem Gartentor hing ein sanft schaukelndes Schild, das auf freie Zimmer hinwies.

      „Das ist die Pension der Witwe Parker“, erklärte der Kutscher und kletterte vom Bock herunter. „Nehmen Sie es mir nicht übel, Madam und Sir, aber ich denke, dies wird Ihnen gefallen. Sehr ruhig und ausgesprochen diskret.“

      Der Mann öffnete den Schlag und Friederike und Timothy sahen sich lächelnd an und stiegen dann aus. Timothy gab dem Kutscher Geld, was den Mann sichtlich zufrieden und ehrerbietig seinen Zylinder lüften ließ. Ohne ihn weiter zu beachten, gingen sie Hand in Hand auf das Gartentor zu und öffneten es. Während hinter ihnen die Kutsche davonrollte, schritten sie über den weißen Kies des Weges. Die hölzernen Stufen der Veranda knarrten ein wenig, als sie die kleine Treppe hinaufgingen.

      Timothy blickte Friederike fragend an. „Sollen wir wirklich? Ich möchte nichts tun, das…“

      Friederike lächelte und griff an ihm vorbei an die Türglocke, zog den Griff. „Ich möchte es, mein Liebster.“

      Timothys Gesicht zeigte erneut die beiden Grübchen und dieses entrückte Lächeln, mit dem verliebte Menschen die Welt umarmen könnten. Dieser Ausdruck wandelte sich auch nicht, als eine ältere Dame an der Tür erschien und sie öffnete.

      „Wir suchen eine Unterkunft, gnädige Frau“, sagte Timothy lächelnd. „Leutnant Timothy Arguille von der R.M.S. Celeste und… äh, und…“

      „Gattin“, ergänzte Friederike hilfreich. Das Wort kam ganz selbstverständlich über ihre Lippen.

      Die Witwe zog für einen Moment die Stirn in Falten, dann gab sie ihnen die Tür frei. „Das Zimmer kostet 10 Cents, mit Frühstück macht es 30.“ Sie musterte Friederike nachdenklich und ihr Blick wanderte wieder zu Timothy. „Dies ist ein anständiges Haus, Herr Leutnant. Ich sehe keine Ringe.“

      Timothy Arguille räusperte sich. „Noch nicht, gnädige Frau, noch nicht. Doch ich versichere Ihnen, dass wir sie bald tragen werden.“

      Die Witwe lächelte verständig. „Nun, vielleicht sind Sie noch nicht kirchlich getraut, junger Mann, aber mein guter Charly hat immer gesagt, wenn zwei Herzen sich vereinigt haben, so sind sie vor Gott verbunden. Haben Sie Gepäck?“

      Mechanisch schüttelten beide den Kopf und die Frau geleitete sie durch den geräumigen Vorraum an einen hölzernen Tresen, damit sie sich im Gästebuch eintragen konnten. Durch eine offen stehende Schiebetür erkannte man einen kleinen, aber gemütlichen Speiseraum, in dem zwei Männer saßen.

      „Es ist derzeit sehr ruhig“, erklärte die Witwe Parker. „Ich biete gute Hausmannskost und wenn Sie viel Appetit verspüren, so können Sie auch einen Nachschlag haben.“

      Sie hatten Hunger und vielleicht war es auch eine seltsame Scheu, die sie veranlasste, nicht auf das Zimmer zu gehen, sondern sich in den Speiseraum zu setzen.

      Während sie Tee tranken und auf das warme Essen warteten, hielt Timothy die Hand Friederikes. Nervös leckte er sich über die Unterlippe und schien noch immer nicht fassen zu können, dass sie einander gefunden hatten. „Ich möchte, dass du meine Frau wirst, Friederike Ganzweiler. Mit allem drum und dran. Ich weiß, es wird nicht leicht für dich, weil ich so oft auf See bin und vielleicht werden deine Eltern nicht mit mir einverstanden sein, aber ich wünsche mir nichts sehnlicher,

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