Für Freiheit, Lincoln und Lee. Michael Schenk

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Für Freiheit, Lincoln und Lee - Michael Schenk

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zu versammeln.

      Am 17. Oktober wurde John Brown mit seinem Männern von Bürgern des Ortes Harpers Ferry angegriffen, während Milizen aus Virginia und Maryland auf das Arsenal vorrückten. Brown und seine Männer verschanzten sich im Zeughaus. Nachmittags trafen Unionstruppen unter Colonel Robert E. Lee und Lieutenant J.E.B. Stuart ein. Mit Sturmbock und Bajonetten griffen die Unionstruppen an, stürmten das Arsenal, wobei ein Soldat und zwei von Browns Männern getötet wurden.

      John Brown wurde vom Staat Virginia wegen Hochverrats, Mord und Anstiftung zum Aufruhr angeklagt und für schuldig befunden. Am 2. Dezember des Jahres 1958 wurde John Brown in Charleston öffentlich gehenkt und ging in die Geschichte ein.

      Ein alter Mitstreiter John Browns, selbst Farbiger, war empört über Browns Versuch, die Schwarzen zum Aufstand aufzuwiegeln und schrieb: „Ich bin empört über mich und das ganze Negergesindel, Gott verdamme sie alle.“

      Doch für die Gegner der Sklaverei wurde John Brown zu einem Symbol der Sklavenbefreiung stilisiert.

      Auch im Süden zeigte John Browns Tod eine paradoxe Wirkung. Obwohl man im Süden nicht müde wurde, zu versichern, wie gut es den Sklaven gehe und wie wohl sie sich dort fühlten, gab es eine regelrechte Hysterie wegen möglicher Sklavenaufstände. Sie wurde durch das freimütige Bekenntnis vieler Nordstaatler genährt, John Brown habe es immerhin gewagt, den Sklavenstaaten, die ungestraft den Norden schikanierten, die Stirn zu bieten.

      Als in Boston eine Gedenkveranstaltung für John Brown abgehalten wurde, war jener Lafayette zugegen, der als Franzose nach Amerika gekommen war und als General im Unabhängigkeitskrieg für die Freiheit der Vereinigten Staaten gekämpft hatte. „Niemals hätte ich um Amerikas Willen mein Schwert gezogen“, bekannte er in einer Ansprache, „wenn ich geahnt hätte, dass ich dadurch mithalf, eine Nation von Sklaven zu gründen.“

      John Browns Tat spaltete die Nation. Ein Mann aus North-Carolina schrieb: „Ich bin immer ein glühender Unionist gewesen, aber ich gestehe, dass die Billigung des Frevels von Harpers Ferry meinen Glauben in die Union erschüttert hat. Ich will lieber das Unheil in Kauf nehmen, das aus einer Spaltung der Union erwachsen mag, als mich noch weiter den Unverschämtheiten des Nordens auszusetzen.“

      Kapitel 12 1858 – Ein persönlicher Verlust

      Frau Friederike Arguille schüttelte sich instinktiv, als sie aus dem Regen in den Eingangsbereich des Demokratieclubs trat. Hilfsbereit eilte der Butler herbei und nahm Hut und Schirm entgegen, half ihr gekonnt aus dem Mantel. „Es ist eine Freude, Sie wieder bei uns zu sehen, Frau Arguille. Die Herrschaften sind im Kaminzimmer.“

      Die Herrschaften waren meistens im Kaminzimmer, selbst wenn dieser nicht brannte. Es war einfach der gemütlichste Raum im Gebäude des Demokratieclubs, oder Debattierclubs, wie er ebenso genannt wurde, denn noch immer trafen sich hier die ins Exil gegangenen Demokraten aus Deutschland, und tauschten hier Neuigkeiten und Meinungen aus.

      Inzwischen hatte man Friederike endgültig akzeptiert, obwohl die Herren ansonsten die Anwesenheit von Damen nicht schätzten. Vielleicht lag es daran, das Friederike, nach ihrer Hochzeit mit Timothy Arguille, noch an Liebreiz gewonnen zu haben schien. Vielleicht lag es auch daran, dass sie resolut genug war, sich über die Vorurteile der Männer hinwegzusetzen.

      „Kind.“ Karolina Ganzweiler tauchte in der Tür eines Nebenraumes auf und lächelte erfreut. „Ich habe gar nicht mit dir gerechnet.“

      Sie nahmen sich in die Arme und Friederike erwiderte die Geste voller Wärme. Karolina hatte ihre Ehe mit Timothy akzeptiert und Friederike hätte dies eigentlich nicht erwartet. Vielleicht war Karolina einfach froh gewesen, dass ihre Tochter nun endlich unter der Haube war, und Timothy war immerhin Erster Offizier eines großen Postschiffes, mit der Aussicht, bald das Kapitänspatent zu bekommen. Inzwischen galt Karolinas Sorge einem Enkelkind, welches sich noch immer nicht einstellen wollte. „Kind, dein Mann sollte wirklich öfter zu Hause sein“, pflegte sie seufzend zu sagen. „Die ganze Zeit immer auf dieser schrecklichen wackelnden See…“

      „Die anderen sind alle schon da?“, erkundigte Friederike sich und strich eine nass gewordene Locke aus ihrer Stirn.

      Karolina zuckte die Achseln. „Ich denke ja, Kind. Gott, du weißt ja, dass ich mich für solche Dinge nicht interessiere.“ Nein, Politik war noch immer nicht Karolinas Interessengebiet und würde dies wohl auch niemals werden. „Dein Vater und ich wollen nachher ins Theater. Eines dieser neueren Stücke.“ Karolina Ganzweiler seufzte. „Ich schätze ja eher die klassischen Stücke, aber Josef sagt, ihm hängt Shakespeare einfach zum Hals heraus.“

      „Wir werden uns bestimmt nachher noch sehen, Mama“, erwiderte Friederike freundlich. Sie ging zu der massiven Tür hinüber, die ins Kaminzimmer führte, klopfte kurz an und trat dann ein.

      „Ah, Frau Arguille.“ Mathias von Erlenburg blickte vom Kamin herüber und schnippte etwas Asche von seinem Zigarillo. „An solch einem verregneten Tag ist es eine ganz besondere Freude, wenn Sie etwas Sonne zu uns bringen.“

      Sie nickte ihm zu und begrüßte dann von Schenck und Gottfried Wenzel, die gemeinsam mit von Erlenburg und ihrem Vater Josef eine Art deutscher Kaufmannsgilde in New York bildeten. An einem der kleinen Tische sah sie den alten Optikermeister Fürchtegott Trautmayer, der fröhlich winkte und dabei seinen Gehilfen Friedrich anstieß. Man spürte, dass Friedrich Baumgart die Ehe „seiner“ Friederike mit Timothy noch immer nicht ganz akzeptierte, auch wenn er sich sichtlich Mühe gab, es sich nicht anmerken zu lassen.

      Friederike beugte sich zu ihrem Vater und küsste ihn auf die Wange. „Ich hoffe, es geht dir gut, Papa?“

      „Aber natürlich, mein Liebes“, antwortete Josef und man merkte ihm die Freude an. Seit das Ehepaar Arguille ein kleines Haus in einem der Vororte gekauft hatten, sahen sich Vater und Tochter eher selten. „Ich wünschte, wir könnten uns öfter sehen, Tochter.“

      „Ach, Papa.“ Friedererike strahlte ihn an. „Du und deine Geschäfte. Du hast doch kaum noch Zeit, für etwas anderes. Wenn ich nicht gelegentlich zu euch käme oder Mama mich besuchte, würde ich glatt annehmen, wir würden auf verschiedenen Kontinenten leben. Und wenn wir uns sehen, dann sprichst du meist von Waren, Terminen, Kosten und Gewinnen.“

      „Krämer bleibt Krämer“, warf von Erlenburg mit freundlichem Lächeln ein. „Ob nun in Frankfurt oder hier in New York, Geschäft ist und bleibt Geschäft. Und Ihr Vater, verehrte Friederike, gehört zu den erfolgreichsten. Es mag sein, dass er bald sogar mit dem Beschaffungsamt der Regierung handelt.“

      Friederike sah ihren Vater fragend an und Josef Ganzweiler nickte erfreut. „Nun, nichts großes, mein Liebes. Die Regierung will offensichtlich die Armee reorganisieren und man erwägt, meine Dienste in Anspruch zu nehmen.“

      „Papa, das ist doch großartig“, freute sich Friederike. Sie nahm in einem der freien Ledersessel gegenüber ihrem Vater Platz.

      „Ach, nichts wirklich besonderes“, wiegelte Josef ab. „Regierungen sind ja meist eher knauserig.“

      „Aber er hat den Fuß in der Tür“, wandte von Erlenburg ein. „Nur keine falsche Bescheidenheit, mein lieber Ganzweiler.“

      „Sie haben da wirklich großes Potenzial, verehrter Ganzweiler“, sagte von Schenck. Er zog einen Kienspan aus dem Kamin und entzündete paffend eine Zigarre. „Die politische Entwicklung in den Staaten weist auf große Ereignisse hin. Nicht unbedingt angenehme Ereignisse.“ Von Schenck stieß eine blaugraue Dunstwolke aus. „Die Südstaatler werden immer

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