Sky-Troopers 2 - Die Beutewelt. Michael Schenk
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Es folgte ein kurzer Code, der den Absender als High-Command identifizierte. Für die Soldaten der C-Kompanie war das höchst ungewöhnlich, denn die oberste Kommandoebene wandte sich normalerweise nicht direkt an eine einzelne Truppe, sondern gab ihre Befehle über die jeweiligen Kommandoebenen weiter.
Von Joana abgesehen, hatte keiner der Männer oder Frauen mit dieser Aufforderung gerechnet. Sie gingen ihren verschiedenen Beschäftigungen nach. Einige wurden von dem Weckimpuls des Implants im Schlaf überrascht, andere hielten sich in verschiedenen Teilen der Basis auf und nutzten die Freizeitangebote. Der Befehl löste eine Menge Flüche aus, doch die Aufforderung, sich sofort zu sammeln, ließ keine Alternative zu.
Mario Basari, Master-Sergeant der C-Kompanie, war stolz auf seine italienischen Vorfahren und gehörte zu jenen Unteroffizieren, die man mit recht als Rückgrat der Raumlandungstruppen bezeichnen konnte. Nach Erhalt des Befehls tippte er an sein eigenes Implant und stellte die Verbindung zu den Mitgliedern von „Charlie“ her.
„Hier Basari. Ihr habt es gehört. Riordan und Pankroff sind im Vergnügungszentrum auf Deck Drei der oberen Ebene. Galley, Sie sind am nächsten dran. Sie sorgen dafür, dass die beiden eingesammelt werden. Die machen bestimmt wieder ein Wettsaufen. Stopfen Sie den Jungs notfalls eine Ausnüchterungspille in den Hals, aber schleifen Sie sie zum Sammelpunkt. Und jetzt bewegt euch und tut so, als wäret ihr noch am Leben.“
Mario Basari trug die Uniform der Sky-Cavalry, obwohl er sich eigentlich in seiner Freizeit befand. Unter den Troopern kursierten immer wieder Behauptungen, man habe ihn in Zivilkleidung gesehen, doch die meisten hielten das für unmöglich. Basari war Basari. Die himmelblaue Hose zeigte immer die scharfe Kniefalte und fiel auf Schuhe, die wie schwarzes Glas glänzten. Die dunkelblaue Jacke war sicherlich aus der Haut heraus gewachsen und das schwarze Barett mit der gelben Einfassung der Sky-Cav saß stets exakt eine Fingerbreite oberhalb der Augenbrauen. Das goldene geflügelte Pferd, Symbol der Raumkavallerie, befand sich an der linken Brustseite, direkt über dem Namensschild. Obwohl sich die Haare des Veterans längst grau gefärbt hatten, wirkte der große Mann durchtrainiert.
Der Master-Sergeant und Joana Redfeather trafen vor dem Briefingroom zusammen. Da Joana mit dem Befehl zum Sammeln gerechnet hatte, trug auch sie Uniform. Basari salutierte vor seiner Vorgesetzten. Er hatte bereits unter ihrem Vater, dem Hoch-Admiral, gedient und war bei ihrem ersten echten Landungseinsatz auf Hanari dabei gewesen. Sie empfanden einen großen gegenseitigen Respekt und schätzten, wo es möglich war, den lockeren Umgangston, der unter Troopern üblich war.
„Man hat uns kalt erwischt, Ma´am“, gestand Basari. „Ein paar der Jungs und Mädels werden wohl nicht in vorzeigbarem Zustand sein. Wir sollten uns erst in zehn Tagen wieder auf der Trafalgar einschiffen. Sie wissen nicht zufällig, was hier los ist, Captain?“
„Wir fliegen schon in drei Tagen, Sarge, und wir werden nicht mit der Trafalgar fliegen.“ Joana wies zur Tür. „Wir werden an einem Testflug mit einem neuen Schiff teilnehmen und da drin sind ein paar Leute, die uns die nötigen Infos geben werden.“
„Okay, Ma´am.“ Basari räusperte sich. „Als Troopers sind wir ja gewohnt, dass wir essen müssen, was man uns auf den Teller klatscht.“
„Also dann, gehen wir essen“, meinte Joana lächelnd.
„Wenn Sie gestatten, Ma´am, würde ich gerne darauf achten, dass keiner von uns versehentlich an der Tür vorbei läuft“, wandte Basari ein.
Joana nickte und betrat den Besprechungsraum. Sie wusste, warum der Master-Sergeant vor der Tür warten wollte. Es gab ihm die Gelegenheit, den einen oder anderen Trooper noch ein wenig in Form zu bringen, falls dies erforderlich sein sollte. Niemand würde ihnen einen Vorwurf machen können, da sie überraschend aus ihrer Freizeit gerufen worden waren, aber Basari achtete sehr darauf, den Ruf der Truppe untadelig zu halten.
Für die Invasion auf Hanari war eine riesige Flotte erbaut worden. Alle regulären Kampfregimenter kamen dabei zum Einsatz und eine Vielzahl von Freiwilligentruppen war einberufen oder angeworben worden. Mit dem Ende der Rettungsmission war sofort damit begonnen worden, die meisten Schiffe abzuwracken oder kommerziellen Zwecken zuzuführen. Die Freiwilligen waren entlassen und die Truppenstärke der Sky-Cavalry reduziert worden. Von den hundertzwanzig Soldaten, die einst zur Sollstärke von Joanas Kompanie gehört hatten, war diese nun auf fünfundvierzig geschrumpft.
Joana war die Erste, die den Raum betrat. Auf dem Podium waren fünf Sitzgelegenheiten aufgestellt, von denen drei bereits genutzt wurden. Sie erkannte zwei Zivilisten, einen Mann und eine Frau, sowie eine Offizierin in der Uniform eines Schiffskommandanten. Da diese den gleichen Rang wie Joana innehatte, nickte sie der Unbekannten freundlich zu und setzte sich in die vordere Reihe.
Die Männer und Frauen ihrer Kompanie trafen nun einzeln oder in kleinen Gruppen im Briefingroom ein. Alle trugen Zivilkleidung und vielen waren Unmut oder Neugierde ins Gesicht geschrieben, warum man sie verfrüht aus ihrer Freizeit zusammenrief. Einigen war anzumerken, dass sie Alkohol oder andere Rauschmittel konsumiert hatten. Niemand würde ihnen daraus einen Vorwurf machen können, denn keiner hatte mit dem Sammelruf gerechnet.
Corporal Dan Riordans Gesicht und Augen waren leicht gerötet. Er warf einen kurzen Blick zum Podium und ging dann, mit sehr konzentrierten Schritten, zu einer der Sitzgelegenheiten in der hintersten Reihe. Als er Joana bemerkte, winkte er ihr fröhlich zu. „Hey, Sie sehen gut aus, Captain.“
„Danke für das Kompliment, Riordan“, erwiderte Joana. „Ich wünschte, ich könnte das auch von Ihnen behaupten.“
June Galley, Sergeant und einer der beiden Kanoniere der Kompanie, machte eine entschuldigende Geste und bugsierte ihren Freund dann in einen Sitz. Die beiden machten oft ihre Scherze, bei denen der vorlaute Riordan meist den Kürzeren zog, waren bei Kampfeinsätzen jedoch ein nahezu unschlagbares Team.
Joana bemerkte den missbilligenden Blick der Zivilistin, der Riordan galt, während die Schiffskommandantin verstohlen lächelte.
Jerome Kelly trat ein. Der Lieutenant schien ein wenig alt für seinen Dienstgrad, doch das täuschte. Er war während der Hanari-Mission Major und Befehlshaber eines Bataillons gewesen und froh, nach dem Truppenabbau eine Stellung als Joanas Stellvertreter gefunden zu haben. Er empfand keinerlei Neid gegenüber Joana, wie das bei einigen anderen Zurückgestuften der Fall war, und galt als erfahren und kaltschnäuzig. Kelly warf einen langen Blick über den Raum, zwinkerte Joana zu und setzte sich dann in eine der hinteren Reihen. Normalerweise hätte er neben seinem Captain gesessen, doch Joana verstand, dass ihr Lieutenant, aufgrund derselben Erfahrung wie Basari, die Truppe im Auge behalten wollte.
Schließlich kam auch der Master-Sergeant herein und signalisierte Joana damit, dass die Kompanie vollzählig war.
Joana erhob sich und sah die Offizierin auf dem Podium an. „C-Kompanie vollzählig, Captain.“
Die Angesprochene erhob sich. Von Basari kam ein halblautes „Ruhe im Glied“ und die Flüstergespräche der Trooper verstummten schlagartig.
„Ich bin Captain Tamara Jellenkova und befehlige die D.S. Lightning. Wie Sie alle wissen, will man den neuen Nullzeit-Sturzantrieb für die Schiffe der Direktorats-Flotte erproben. Dies soll unter Einsatzbedingungen geschehen. Ursprünglich war es beabsichtigt, diese Erprobungen mit dem Trägerschlachtschiff Trafalgar durchzuführen. Auf Anweisung des High-Command des Direktorats werden sie stattdessen mit einem vollkommen neuen Schiffstyp stattfinden. Dazu wurde die Lightning gebaut. Sie ist der erste Patrouillen- und Einsatzkreuzer der neuen Baureihe und Sie, Troopers, haben die Ehre, sich in zwei Tagen auf ihr einzuschiffen.“ Es gab ein paar halblaute Bemerkungen,