Sie wollen doch betrogen werden!. Michael Aulfinger

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Sie wollen doch betrogen werden! - Michael Aulfinger

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Thomas wollte nicht den Eindruck im Raum stehen lassen, daß er sich drücken wolle.

      „Das kriegen wir schon hin.“ Harrys Optimismus machte allen Mut, und sie gingen von einer langen Zeit des Bestehens der Wohngemeinschaft aus.

      Carola hatten sie auf einer Party kennen gelernt, und sich gleich gut verstanden. Ihre Körperfülle war recht beeindruckend, wozu noch ihre geringe Körpergröße kam. Ihre rundlichen Wangen ragten als herausragendes Element im Gesicht hervor. Aber sie war ein lieber Mensch, auf dem man sich verlassen konnte. Da sie studierte erging es ihr genau wie den anderen zwei. Sie litt an akutem Geldmangel. Deshalb sah jeder einen Vorteil für sich in einer Wohngemeinschaft.

      Zuerst lief auch alles gut zusammen. Da Thomas sich viel auf Touren in Europa befand, war er wenig zuhause, so daß die anderen schalten und walten konnten wie sie wollten. Dazu kam, daß Thomas Ende Juli Carolas Freundin Jule kennen lernte, in die er sich gleich verliebte. Es dauerte auch nicht lange und Thomas wohnte fast ausschließlich bei Jule. Ende September fand auch schon die Verlobung statt. So bekam Thomas nicht mehr viel mit, was sich in seiner eigentlichen Wohnung abspielte.

      Da Carola studierte, hatte sie von Anfang an Schwierigkeiten ihren monatlichen Teil zur Miete beizusteuern, aber die ersten Monate ging es noch. Harry war es auch ganz recht, daß er weniger unter der Aufsicht von Thomas stand, so konnte er mehr seine Phantasie spielen lassen. Die Verwirklichung dieser manifestierte sich in neuen Bestellungen, die immer größere Dimensionen annahmen.

      So bestellte er beim Telekomshop unter dem Namen Manuel Koslowski drei Faxgeräte der besseren Kategorie. Zusätzlich mußten es auch noch drei aktuelle Handys sein. Insgesamt belief sich die Bestellung auf 1.400,- Euro. Da Harry wieder dringend Bargeld benötigte, erinnerte er sich an Oliver, den er gleich kontaktierte. So kam er wenigstens zu der Hälfte des Wertes, und Oliver konnte sie bestimmt mit Gewinn weiter verschachern.

      Carola studierte fleißig weiter, und Thomas war in seiner knappen Freizeit nicht mehr von Jule zu trennen. So konnte Harry ungestört wieder weiter bestellen. Getreu dem Motto Frechheit siegt, erinnerte er sich wieder der Firma Conleys. Diesmal zog er die Sache größer auf, indem er gleichzeitig unter drei verschiedenen Namen bestellte. Einer davon war der bekannte Namen Koslowski, aber mit einem anderen Vornamen und einer anderen Adresse versehen. Wenn Bankverbindungen verlangt wurden gab er immer seine alte Kontonummer an. Sein Konto wurde nämlich von der Kreissparkasse wegen zu großer Anhäufung von Rücklastschriften gekündigt. Ankommende Rechnungen hat er nie bezahlt, ergo sie gleich dem Altpapierüberantwortet.

      In der Wohnung stapelten sich die Kataloge. Von Quelle, Otto über Neckermann, bis zu rein spezifischen Katalogen wie Konrad Elektronik oder von Baumärkten war alles zu finden. Da er die bezogenen Waren selber nicht benötigte und auch nicht mehr unterbringen konnte, suchte und fand er neue Abnehmer seiner Hehlerware. So erschlossen sich ihm neue Bekanntschaften und Abnehmer jenseits der Legalität.

      Die Videotheken im Kreis zitterten schon bei der Nennung seines Namens. So kam es, daß er bald keine Filme mehr in allen Videotheken ausleihen konnte. Er hatte sich zum Beispiel eine Play Station mit Spielen ausgeliehen, und ganz vergessen sie zurück zu geben.

      Doch immer ging bei ihm auch nicht alles glatt. Harry hatte einmal hervorragende Winterreifen bestellt, die bald geliefert werden sollten. Da er nicht zu Hause war, nahm sein Nachbar die Reifen entgegen und unterschrieb die Lieferung. Da er wenig Platz hatte, wurden die Winterreifen im Flur angeliefert, wo sie lagern sollten, bis Harry wieder anwesend wäre. In letzter Zeit hatte Harry seinem neuen Hobby dem Zug fahren gefrönt, und war weniger zu Hause. Natürlich fuhr er schwarz. Seine Exkursionen führten ihn durch ganz Deutschland. Als er von einem seiner Ausflüge wieder in seiner Türschwelle erschien, mußte er feststellen, daß die Reifen nicht da waren. Sie wurden geklaut. Sein Gemüt, das sonst eher ruhig war, kann in Streßsituationen eskalieren, wie jene eine war. So etwas hatte er noch nie erlebt. Er war es gewohnt, andere zu betrügen und zu beklauen, aber selber beklaut zu werden? Frechheit. Wie konnten sie nur? Wie schlecht war doch die Welt.

      Er konnte es nicht auf sich sitzen lassen, so kam es, daß Harry der sonst immer angezeigt wurde, diesmal auf der anderen Seite stand und selber eine Anzeige wegen Diebstahls aufgab.

      Kapitel 8

      Nachdem er sich wieder gefangen hatte, kam neuer Ärger auf. Carola hatte ihre Versprechungen hinsichtlich der Mietzahlungen nicht eingehalten, und da ihre Mitmieter nicht konnten und nicht wollten, so dauerte es nicht lange, bis die Kündigung der Wohnung im Briefkasten lag.

      Thomas war von Jule nicht mehr zu trennen, und zog ganz zu ihr nach Mölln, in einer kleinen Dachgeschoßwohnung. Sie befand sich am Waldesrand, in einer sehr ruhigen Gegend. Harry war zwar oft bei den beiden, die sich gut verstanden, doch mußte er für sich nun eine neue Bleibe finden. Manchmal übernachtete er im Wohnzimmer auf der Couch. Die beiden Kater liefen um ihn herum, aber es störte ihn nicht. Er mochte Katzen. Zuerst versuchte er sich bei seinen Freunden anzuhängen, aber da es ein Liebespaar war, fühlte er sich als störendes Glied, welches sie ihm auch ausdrücklich zu verstehen gaben. Wenn er kam, ging er gleich in die Küche, machte den Kühlschrank auf, holte sich heraus, was ihm mundete, oder schmierte sich ein paar Schreiben Brot ohne zu fragen. Zuerst wurde es noch hingenommen, weil sie Mitleid mit ihm hatten, aber es kam der Punkt, wo sie ihm wissen ließen, daß sie diese Eigenmächtigkeit nicht gutheißen konnten. So war die Stimmung zwischen ihnen auch bald vergiftet, dazu kam auch noch, daß sie mitbekamen, welche krummen Touren er unternahm. Da sie sich etwas für ihn verantwortlich fühlten, versuchten sie auf ihn einzureden, und ihn von seinen illegalen Taten abzubringen, aber Harry dachte anders. Er hatte weltfremde Ansichten und lebte in seinem eigenen Rechtssystem, welches für andere ein undurchdringlicher Dschungel war, und sich niemand anderes darin zurechtfand. Psychologen hatten ihre Statements abgegeben, und sie als wohlklingende Worte in psychologischen Gutachten geparkt. Da er durch seine Straftaten ein guter Bekannter des Jugendgerichts inzwischen war, bekam er im November über die Jugendgerichtshilfe eine Wohnung, welche in der Nähe des Ratzeburger Bahnhofs lag. Das Sozialamt übernahm großzügigerweise neben der Miete auch noch die Kaution. Wer denkt denn bei so viel Wohlfahrt auch noch ans stupide arbeiten? Er wollte mitnehmen, was er bekommen konnte.

      Carola war damals im Streit mit Harry ausgezogen, bei dem verbale Schimpfwörter der übelsten Sorte ausgetauscht wurden. Sie war innerlich so aufgewühlt, daß sie beim verlassen der Wohnung die Hand zur Faust ballte. Ihre Augen traten hervor, und sie war innerlich so aufgewühlt, daß sie sich trotz ihres enormen Gewichtes auf die Zehen stellte und dabei ein paar Zentimeter an Größe gewann. Dabei schwor sie Rache. Sie fand Unterschlupf in Breitenfelde, und hat ihren Kontakt zu Jule nicht abbrechen lassen. Sie trafen sich oft, und unterhielten sich über den gemeinsamen Bekannten Harry.

      Kapitel 9

      Das Handy klingelte. Thomas fuhr den Wagen, und sah kurz in den Rückspiegel, als Harry nach dem Handy griff. Außerdem befanden sich noch Jule, und deren Mutter Rebecca im Wagen. Die vier waren auf dem Weg zu einem Möbelhaus nach Bad Segeberg, weil sie Möbel kaufen wollten, vor allen Dingen wollte Harry dabei nicht kleinlich sein.

      „Ja, ich heiße Harry Flosbol. Ja, genau, das Telefon geht immer noch nicht. Nein, im Moment bin ich nicht zu Hause.“ Harry macht eine Pause, und lauschte seinem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung, dabei räusperte er sich leicht.

      „So gegen 16.00 Uhr werde ich wieder zu Hause sein, wir sind gerade auf dem Weg um Möbel zu kaufen. Genau. Also bis heute Nachmittag. Tschüß.“

      Harry nahm die neugierigen Blicke der Insassen wahr, die wissen wollten, was es mit dem Anruf auf sich hatte. Stolz erzählte er.

      „Wißt

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