Sie wollen doch betrogen werden!. Michael Aulfinger

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Sie wollen doch betrogen werden! - Michael Aulfinger

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lehnte sich zurück. Er war für diesen Tag geschafft. Bald ging er ins Bett, und schlief sofort ein. So bekam er nicht mit, daß Harry noch mal die Wohnung verließ. Seine Wut auf dem Chef ließ ihm keine Ruhe. Er konnte sehr rachsüchtig sein. Der Chef hatte ihn nicht umsonst rausgeworfen. Das ließ er ungern auf sich sitzen. Ein Grinsen spiegelte sich um seinen Mund wieder, als er daran dachte, daß er noch einen Schlüssel für das Burgtheater hatte, was dem Chef nicht bekannt war, da Harry vorgesorgt hatte. Man weiß ja nie, was man noch gebrauchen kann. Es war spät in der Nacht, als er in seiner alten Arbeitsstätte einbrach, und so 60 Dosen Red Bull, Lebensmittel verschiedener Art wie Snickers, Alkoholika und Gummibärchentüten mitgehen ließ. 2 Laptops im Wert von 1500,- DM sowie 500,- DM aus der Kinokasse, die sich noch unvorsichtigerweise dort befunden hatten, ließ er außerdem gerne mitgehen. Das war seine erste Beute.

      Das Diebesgut verstaute er in seinem Zimmer. Als Thomas sah, was sich dort befand, stellte er ihn zur Rede, doch Harry winkte ab.

      „Du hast damit nichts zu tun. Ich war es alleine, und werde auch dafür sorgen, daß es verschwindet. Okay?“

      Thomas, der froh war davon ausgeschlossen zu sein, ließ es damit bewenden. Sehr wohl war ihm nicht in der Haut, aber den Mut seinen Freund anzuzeigen, hatte er auch nicht.

      So sagte er auch nichts zu Harry, als dieser zwei Wochen später wieder dem Burgtheater einen nächtlichen Besuch abgehalten hatte. Wieder wurde Harry nicht erwischt, und er hatte reichlich Beute gemacht, die sich in seiner Art nicht vom ersten Beutezug unterschied. Außer, daß sich diesmal 400 Gutscheine und dreißig M & M Tüten darunter befanden. Das Geld, gab er genauso schnell aus, wie beim ersten Mal. Da er nicht kochen konnte, ging er regelmäßig bei McDonalds essen.

      Weitere drei Wochen später – es war inzwischen August, wurde Harry übermütig, und brach zum dritten Mal mit seinem Schlüssel im Burgtheater ein. Als das Schloß aufging, lachte er sich ins Fäustchen. Sind die dumm, sagte er sich, daß sie das Schloß noch nicht ausgewechselt hatten. Siegesgewiß nahm er das Geld, wieder 500,- DM, und die Lebensmittel an sich und machte sich gleich davon, unwissend allerdings das er diesmal nicht so viel Glück hatte. Sein Chef war nämlich nicht ganz so untätig gewesen, wie er gedacht hatte. So wurde er von einer neu installierten Kamera auf frischer Tat beim Griff in die Kasse gefilmt.

      Am nächsten Tag klingelte es. Da Thomas ein Langschläfer war, rieb er sich die Augen, als er zur Tür ging und sie öffnete. Sekundenschnell, wurde er jedoch hellwach, als er 5 Männer vor der Wohnungstür erblickte. Die vorderen drei outeten sich sofort als Kripobeamte. Die hinteren zwei erkannte er als Angestellte vom Kino. Nachdem die Kripobeamten sich ausgewiesen hatten, verlangten sie Harry zu sprechen, der auch kam. Sie wedelten mit einem Haftbefehl vor seinem Auge herum. Dann sahen sie sich in der Wohnung um.

      Thomas verstand die Welt nicht, denn er hatte den Eindruck, das die Kripobeamten das Diebesgut aus dem Kino gar nicht wahrnahmen, beziehungsweise nicht wahrnehmen wollten, denn obwohl die Gummibärchen Tütenweise, der Alkohol, und die Laptops offen herumlagen, gingen sie daran vorbei, als wenn es nicht da wäre.

      Nach fünfzehn Minuten verabschiedeten sie sich wieder und nahmen Harry mit. Thomas ging nun doch davon aus, daß er erst mal wieder allein sein würde. Aber weit gefehlt. Es vergingen gerade mal drei Stunden, als Harry mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht in der Türzarge stand.

      Mit stolz geschwellter Brust versuchte er vor Thomas alles herunter zu spielen.

      „Es war nichts. Typisch Beamten. Die hatten keine Lust, und waren froh als ich wieder weg war. Ich wollte ihnen nicht die Pause verderben.“

      Er versuchte es als Lappalie hinzustellen, und ein Gefühl der Unantastbarkeit und der Unbesiegbarkeit machte sich allmählich in ihm breit. Er grinste über das ganze Gesicht. Langsam merkte er, daß er anstellen konnte, was er wollte. Nach ein paar Stunden war er wieder frei. Keiner konnte ihm was. Hatte er einen Freischein? Selbst die Polizei wollte sich nicht mit ihm abmühen. Konnte er sich erlauben was er wollte? Das war nicht schwer heraus zu bekommen. Phantasie hatte er ja, und es fiel ihm eine ganze Menge Möglichkeiten ein, um das zu erfahren.

      Kapitel 3

      Das Altersheim lag am Rande der Möllner Altstadt. Es war im Villenstil gebaut, machte aber im ganzen einen etwas herunter gekommenen Eindruck. Ein neuer Außenfarbanstrich hätte Wunder gewirkt, und das Gebäude würde gleich viel freundlicher erscheinen. Aber dem Betreiber war eine Renovierung zu kostspielig, so daß er es lieber ließ wie es war. Daher übergriff die trostlose Stimmung die von dem Gebäude ausging, auf die Stimmung der Senioren und Beschäftigten. Die älteren Leute machten auch dadurch einen apathischen Eindruck.

      Harry hatte hier eine Anstellung als Altenpfleger gefunden. Harry kam mit seiner netten Art gut an. Auch mit dem Pflegerpersonal gab es zuerst keine Probleme. Doch es sollte nicht allzu lange dauern, und Harry hatte wieder das Gefühl, daß er sich mehr rausnehmen konnte, als ihm zustand. Petra, seine Kollegin von der Frühschicht hatte sich eines Tages gewundert, daß ihr Handy verschwunden war. Eine intensive Suche blieb erfolglos, einen Verdacht hatte sie auch nicht. An Ihre Kollegen hatte sie nicht gedacht. Auch Harry, der Neue, machte doch einen netten Eindruck. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ein neues Handy zu kaufen.

      Petra kam morgens um 6 Uhr zur Frühschicht, als sie die Gartenpforte aufmachte, um die fünf Meter bis zur Eingangstür des Altersheim zurück zulegen. Die Eingangstür befand sich in einem kleinen Wintergarten, wo die älteren Leute nachmittags saßen, und aus dem Glasfenster dem Treiben auf der Straße zusahen. Rattanmöbel waren aufgestellt, ein Dreisitzer, ein Zweisitzer, mehr Platz war nicht vorhanden. Auf dem Dreisitzer lag friedlich eingeschlafen der neue Kollege Harry, der die Nachschicht hatte. Als Petra die Tür aufschloß, drang ihr sein Schnarchen an das Ohr. Wütend darüber, daß Harry in seiner Nachtschicht geschlafen, und nicht seiner Arbeit nachgegangen war, sprang sie wie ein Pantherin auf Harrys Ruhelager zu, und weckte ihn unsanft indem sie seine Schulter schüttelte.

      „Harry, aufwachen. Du pennst während der Arbeit. Frechheit. Was machen die Alten?“ Petra war wirklich erbost.

      „Uaaaaah“, er streckte sich, öffnete überrascht seine Augenlider, und fragte die Augen reibend:

      „Was ist, wo bin ich?“

      Petras Wut wurde immer größer.

      „Du spinnst, wenn das der Chef sieht, kannst du fliegen. Du hast aber auch Nerven, dich hier so offen auf den Präsentierteller hinzulegen, wo jeder von außen reinsehen kann.“

      „Mach dir mal nicht ins Hemd.“ Harry hatte sich allmählich gesammelt. Mühsam war er dabei sich aufzurichten. Grinsend fügte er hinzu „Du mußt ja nichts sagen. Wie soll der Alte es denn rauskriegen.“

      „Indem der Alte es selbst gesehen hat. Herr Flosbol, sie sind in zehn Minuten in meinem Büro.“

      Harrys Herz blieb fast stehen, als er aus der Richtung der Tür den Chef sprechen hörte. Dieser hatte noch von der Straße her, durch das große Glasfenster mitangesehen, wie Petra ihn geweckt hatte, und sich dann der Tür genähert.

      Zehn Minuten später fand sich Harry im Büro des Alten ein, um seine fristlose Kündigung entgegen zu nehmen. Seine Arbeitspapiere konnte er auch gleich in Empfang nehmen.

      In diesem September des Jahres 2001 fand er noch einen Job in der Kleinstadt, als Konfektionierer. Seine Aufgabe bestand nur darin Werbeartikel zusammen zustellen. Da er nicht sehr unter Aufsicht stand, konnte er seinen Rucksack mit wertlosen Werbeartikeln füllen, die er mitgehen ließ. Einige verschenkte er, andere wiederum warf

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