Diara und der weiße Vogel. Silke May
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Читать онлайн книгу Diara und der weiße Vogel - Silke May страница 3
»Ich werde mir morgen etwas einfallen lassen«, gab Seth von sich und streichelte spontan über Diara‘s Knie, während er sich neben sie niederließ.
Langsam verdunkelte sich der Himmel, während die drei Freunde, nebeneinander auf ihren Umhängen saßen und getrocknetes Brot und Obst zu sich nahmen. Ihre Wasserbeutel aus Ziegenleder, hatten sie mit klarem Bergwasser neu aufgefüllt, dass in unmittelbarer Nähe vom Gipfel als kleiner Bach herunterrann. Sie legten sich auf ihre Umhänge und schauten zum Himmel.
»Gute Nacht, Diara und Seth«, »gute Nacht, Golo und Seth«, »gute Nacht, Diara und Golo«, murmelten sie sich untereinander zu. Diara sah noch eine Weile zu den Sternen und der schmalen Mondsichel, bis auch sie, vom leisen Rauschen des Windes in den Schlaf gesungen wurde.
»Diara … wach auf, wir müssen weiter«, hörte sie die Stimme Golo’s dicht an ihrem Ohr. Sie blinzelte zum Himmel, der die Morgendämmerung ankündigte. Langsam setzte sie sich auf und sah das Seth nicht mehr neben ihr lag.
»Wo ist Seth?«
»Seth ist schon unterwegs, er sucht für deine geschundenen Füße etwas. Bis du fertig gefrühstückt hast, ist auch er wieder da.«
»Seit wann seid ihr wach und wie spät mag es wohl sein?«
»Ich schätze, dass es erst vier Uhr morgens ist. Auf diesen Höhen kann man es nur schätzen, da einem der Horizont näher erscheint und das Aufgehen der Sonne hier oben früher sieht.«
Golan hielt ihr eine Handvoll Kekse hin.
»Hm … fein, das sind Honig Kekse von deiner Mutter?« Golan nickte und lächelte sie an. Während Diara sich die Kekse schmecken ließ, sah sie von weitem Seth näher kommen.
»Da kommt Seth, so wie es aussieht, hat er nichts für mich gefunden.« Golo sah zu Seth.
»Nun ja, mich hätte es auch überrascht, wenn er hier in diesem kahlen Felsengelände etwas gefunden hätte.«
Mit großen Schritten näherte sich Seth und winkte ihnen.
»Ich habe für deine geschundenen Füßchen etwas Feines mitgebracht«, triumphierte er, während er näher kam. Er setzte sich neben Diara und forderte sie auf ihm ihre Stiefel zu geben. Während sie ihm diese reichte, scherzte Golo: »Hast du feinen Sand mitgebracht?«
»Nein … für unsere kleine Prinzessin habe ich etwas ganz Besonderes gefunden. Feines weiches Moos«, antwortete Seth und zog das Moos aus seinem umgehängten Beutel. Er polsterte Diara‘s Schuhe damit aus und als sie die Schuhe anlegte, seufzte sie.
»Danke Seth, das ist unheimlich weich, damit gehe ich wie auf Wolken.« »Na dann pass auf, dass du nicht abhebst und uns davon schwebst«, gab dieser lachend von sich. Nachdem sie ihre Bündel wieder zusammengepackt hatten, traten sie ihren weiteren Weg an.
Über glitschige Steine führte der Weg abwärts, anschließend über den steinernen Steg eines kleinen Bergbachs. Sie hielten kurz an und füllten ihre Wasserbeutel mit frischem eiskaltem Quellwasser auf. Der kalte Bach hinterließ einen Nebelschleier, der direkt über dem Wasser schwebte. Die Sonne stand bereits als roter Feuerball am Horizont.
Die drei Freunde waren von diesem Anblick überwältigt. Keiner von ihnen hatte jemals die Sonne am Horizont aufgehen sehen. Sie verweilten einen Moment, bis sie sich entschlossen hatten, weiter zu gehen. Sie gingen weiter abwärts bis zur Schlucht, die ihren Berg von dem gegenüberliegenden Berg trennte. Rätselnd standen sie vor dieser engen Schlucht und schauten in die Tiefe.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Seth.
»Wahrscheinlich müssen wir hinunterklettern«, antwortete Golo.
»Oder wir springen hinüber«, schlug Diara vor.
»Hinüber springen wäre gut, ist aber sehr gefährlich. Auch wenn sie nicht breit ist, dennoch ist sie breit genug, um eventuell hineinzufallen«, stellte Seth fest.
»Es ist zu gefährlich, auch ein Abstieg in die Schlucht ist sehr riskant.« Golo überlegte.
»Auch wenn es unseren Weg deutlich verlängert, es bleibt uns nichts anderes übrig, als auf den einfacheren Weg, den Berg hinunterzusteigen.« »Das heißt also … diesen Berg hinunter bis ins Tal und dann drüben wieder hinauf. Bei den Birken, da sind wir ja ein Jahr mit den Bergen beschäftigt!«, rief Diara entsetzt aus.
Ihre Begleiter zuckten kurz mit den Schultern. »Weißt du etwas Besseres?«
Sie standen grübelnd da und schauten immer wieder zum gegenüberliegenden Berg.
»Wer sagt denn, dass diese Schlucht erst im Tal zu Ende ist, vielleicht haben wir Glück und sparen uns vom halben Berg den Abstieg.«
»Seth du hast einfach einen klugen Kopf. Du bist zwar kein sehr guter Kämpfer, aber dafür hast du immer gute Einfälle. Ihr beide ergänzt euch Ideal«, sagte Diara. Golo wollte schon aufbegehren, aber der letzte Satz von Diara hatte ihn wieder versöhnt, denn schließlich war er wirklich ein sehr guter Kämpfer. Davon überzeugt, dass sie nicht den ganzen Berg hinuntergehen müssten, machten sie sich erneut auf den Weg.
Die kahle Felsengegend hatten sie inzwischen verlassen und stiegen vorsichtig zwischen den Wurzeln der Nadelbäume und niederen dichten Gehölzen, abwärts. Diara ging zwischen Golo, der vor ihr ging und Seth hinter ihr, als es plötzlich seitlich von ihnen im Gehölz knackste. Abrupt blieben sie stehen und horchten auf. Sie sahen alle drei angespannt zum dichten Gehölz, aus jungen Tannen und vielen am Boden liegenden abgestorbenen Ästen.
»Seht ihr was?«, flüsterte Golo. Diara und Seth schüttelten den Kopf. »Welche Tiere mag es hier wohl geben?«, fragte Diara leicht angespannt. Plötzlich schoss ein braunes zotteliges Tier größer als eine Ziege auf sie zu. Es rammte Seth und dieser kam zu Fall.
Sekundenlang standen Golo und Diara da, den Blick starr auf Seth und dem Ungetüm gerichtet.
»Ein Molov!«, rief Golo entsetzt aus und zog seinen Bogen aus dem Halfter. Er spannte den Bogen und der Pfeil brachte das Tier gerade noch rechtzeitig zur Strecke, bevor es seine Reißzähne in Seth‘s Körper schlagen konnte. Immer noch starr vor Schreck starrten sie alle drei auf das am Boden liegende Tier.
»Danke, das war knapp«, sagte Seth und schob den Kopf des toten Tiers von seinem Körper weg.
Ein übler Geruch ging von dessen offen stehendem Rachen aus. Seth schüttelte sich vor Ekel. Er betrachtete die Kratzer am Arm und an den Händen, welche ihm dieses Tier beigebracht hatte.
Er stand auf und befreite seine Kleidung von der feuchten Walderde. Sie sahen auf das am Boden liegende Tier.
»Ich habe noch nie so ein Tier gesehen«, gab Diara geschockt von sich. »Aus dieser Nähe habe ich auch noch nie einen Molov gesehen«, antwortete Golo, immer noch die Augen auf das Tier gerichtet.
»Golo glaubst du, dass es mich fressen wollte?« Golo zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß es nicht aber auf jeden Fall hätte es dich töten können, schau dir seine riesigen Reißzähne an. Mit einem Biss kann er deinen ganzen Brustkorb öffnen. Schauderhaft!« Golo durchfuhr ein Schauder ob dieses Gedankens. Diara schob Golo vom Tier weg.
»Lasst