Diara und der weiße Vogel. Silke May

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Diara und der weiße Vogel - Silke May

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schau dort vorne gibt es Trollbüsche, bring mir bitte mehrere große Blätter davon.« Diara sah Seth fragend an.

      »Du willst doch nicht etwa …«

      »Natürlich will ich, wer weiß, wann uns so ein Braten wieder über den Weg läuft«, unterbrach er sie. Diara sah zu Golo, doch dieser unterstützte Kopf nickend Seths Aussage.

      Nicht ganz davon überzeugt ging sie los und schnitt mit ihrem Messer ein paar von den größten Blättern ab.

      »Diara sei vorsichtig wegen der Schlangen, denn sie halten sich sehr gerne in der Nähe von diesen Büschen auf«, hörte sie Seth laut sagen. »Natürlich, das wäre das Letzte, was ich jetzt auch noch möchte.«

      Seth hatte inzwischen große Stücke aus dem Körper des toten Tieres geschnitten, als sie mit den Blättern zurückkam. Golo nahm ihr die Blätter ab und lag sie ineinander, dann verpackte er darin die Fleischscheiben. »Wann willst du das Fleisch zubereiten, ohne dass der Rauch unsere Anwesenheit verrät?«, fragte Diara.

      »Heute Nacht ist der ideale Zeitpunkt, wir müssen uns nur nach einer geeigneten Stelle umsehen.«

      »Warum heute Nacht und nicht morgen?«, fragte sie.

      »Weil heute Nacht Neumond ist und deshalb wird auch der Rauch nicht so gut zu sehen sein, als bei hellen Mondschein.« Mit dieser Aussage gab sie sich zu zufrieden. Sie bückte sich und half Golo die letzten abgeschnittenen Fleischstücke einzupacken.

      »Wir brauchen noch mehr von den Blättern, damit wir sie später im gegarten Zustand wieder zum weiteren Transport, in frische Blätter einwickeln können.«

      Diara sprang auf und lief zum Gebüsch.

      »Ich glaub, dass wir jetzt genug haben. Seth wir können nicht das ganze Tier mitnehmen«, schmunzelte Golo.

      Das letzte abgeschnittene Fleisch war verpackt, als Diara zurückkam. An ihrem Gürtel hingen viele zusammen gebündelte Blätter.

      Zufrieden, dass für ein paar Tage mehr das Essen gesichert war, machten sie sich wieder auf den Weg.

      Sie hatten Glück. Die Schlucht reichte nur bis zur Mitte des Berges und sie mussten nicht bis ins Tal hinuntergehen. Freudig überrascht kletterten sie am Ende der Schlucht, wo keine Felsüberhänge mehr waren, aufwärts. Dennoch gestaltete sich der Aufstieg schwieriger, als sie erwartet hatten. Ein kleines Rinnsal machte die Felsen nass und glitschig. Mehrere Male kamen sie ins Rutschen und immer wieder mussten sie sich gegenseitig absichern und helfen. Diara kletterte flink aufwärts. Sie hatte wegen ihres besonders leichten Körpergewichts, kaum Probleme. Am meisten erwischte es Seth, der von allen dreien, der gewichtigste war. Mehrere Male mussten Golo und Diara ihn aus einer misslichen Situation befreien, welche für sie beide auch nicht ungefährlich war.

      Einmal wären sie beinahe alle drei in die Tiefe gestürzt, wenn Golo nicht so schnell reagiert hätte und das Schlimmste mit seinen immensen Kräften verhindert hätte.

      Endlich hatte die Kletterpartie ein Ende und sie konnten durch ein Waldgebiet bergauf weiter gehen.

      Die Sonne bewegte sich bereits dem westlichen Horizont zu.

      »Wir müssen uns jetzt noch, um Holz für das Feuer umsehen, während wir aufwärtsgehen«, forderte Seth seine Freunde auf.

      »Ja, das müssen wir, dafür können wir uns aber nicht viel Zeit lassen. Wir müssen so weit wie möglich zum Gipfel hochkommen.«

      »Unbedingt, sonst laden wir mit dem Fleischgeruch womöglich noch andere Tiere zum Essen ein«, bestätigte Golo.

      Während sie aufwärts gingen, sammelten sie reichlich Holz für das bevorstehende Feuer.

      »Das gibt ein herrliches Feuer. Ich freue mich schon auf einen guten Braten«, begeisterte sich Golo. Sein Blick fiel auf Diara, die soeben am Boden kniete und kleine knallrote Blumen pflügte.

      »Diara, bevor du deine Zeit mit Blumenpflücken verbringst, solltest du dich lieber nach Brennholz umsehen. Mit Blumen können wir kein Feuer machen.«, brummte Golo.

      »Feuer machen nicht, aber damit können wir das Fleisch würzen und etwas schmackhafter machen.«

      »Mit diesen roten Dingern, wirst du unser Fleisch nur ungenießbar machen – sonst nichts.«

      »Wirf sie weg, das Fleisch wird damit nicht gewürzt! Das würde uns noch abgehen, dass wir uns womöglich noch mit Übelkeit plagen müssen.« Diara warf leise vor sich hin murrend die gepflügten Blumen weg. Seth zwinkerte ihr zu und legte seinen Arm über ihre Schulter. »Er hat recht, wir können kein Risiko eingehen, auch wenn es von dir nur gut gemeint war.«

      Schweigend erreichten sie unterhalb des Gipfels, einen geeigneten Rastplatz, um Feuer zu machen und zum Übernachten.

      »Geschafft …, ich hoffe nur, dass es der schwierigste Aufstieg war und die anderen Gipfel leichter zu bezwingen sind«, gab Golo von sich.

      Sie bereiteten ihr Abendlager für die Nacht auf den Boden in einer großen Bergmulde und legten das Holz für das Feuer in die freie Mitte ihres Lagers.

      »Glaubt ihr wirklich, dass Zee sich auf einen der Berggipfel aufhält?«, fragte Diara.

      »Ich denke schon, denn wo sollte sie denn sonst sein?«, stellte Golo fest. »Vielleicht wurde sie von den Cors getötet«, antwortete Diara.

      »Nie …, dazu ist Zee viel zu wertvoll – auch für die Cors«, warf Seth ein und zündete den kleinen Holzhaufen an.

      Diara hatte sich auf ihren ausgebreiteten Umhang, der zwischen den Umhängen Golo‘s und Seth‘s lag, gesetzt. Sie beobachtete Seth, der geschickt das Fleisch auf einen von ihm spitz zugeschnittenen Ast aufgespießt hatte und jetzt auf zwei großen Steinen über das Feuer legte. Diara musterte Seth eine Weile.

      Im Schein des Feuers wirkte sein Gesicht bereits sehr männlich und sein langes weißes Haar, das er im Nacken zusammengebunden hatte, fiel ihm über die rechte Schulter. Er und sein Vater - Odo der Weise, waren die einzigen mit weißen Haaren, alle anderen hatten schwarzes Haar. Zu ihrer braunen Haut, welche einen leicht grünen Schimmer hatte, war es ein starker Kontrast, der sie sofort von den anderen hervorhob. Ihr Blick blieb an seinen schönen grünen Augen hängen.

      Wie schön und klar seine Augen sind, dachte sie.

      Seth sah Diara verwundert an.

      Gefallen sie dir? Hörte sie ihn in Gedanken fragen. Diara sah ihn überrascht an. Diara war überrascht, sie hatte zum ersten Mal einen Gedankenaustausch mit Seth. Ich habe nicht mit dir gesprochen, antwortete sie gedanklich. Seth grinste und sagte laut zu Diara: »Gesprochen nicht … aber gedacht und ich hab dir darauf geantwortet.«

      »Kannst du meine Gedanken hören?«

      »Ja … und seit wann kannst du es?«, fragte Seth.

      »Es war jetzt das erste Mal«, antwortete Diara.

      »Also Diara, ab jetzt kannst du nichts mehr vor mir verbergen. Denke jetzt nur noch gut über mich, sonst werde ich es dich büßen lassen.« »Konntest du immer schon meine Gedanken lesen?«, fragte Diara.

      »Nein,

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