Fünfunddreißigtausend Jahre vor unserer Zeit oder wie der Mensch den Wolf zähmte.. Karl Reiche
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Читать онлайн книгу Fünfunddreißigtausend Jahre vor unserer Zeit oder wie der Mensch den Wolf zähmte. - Karl Reiche страница 10
Erst gegen Abend, als der Rüde sicher war, das Gebiet des anderen Rudels verlassen zu haben, machten sie die nächste Rast. Sie waren in den letzten Stunden ständig bergauf gelaufen und befanden sich jetzt in einem kleinen Tal in den Bergen. Die beiden Altwölfe waren müde und ausgepumpt und die beiden Welpen vollständig am Ende ihrer Kräfte. Immer noch keuchend tranken sie noch etwas Milch und fielen dann sofort in einen tiefen Schlaf der völligen Erschöpfung.
Es war klar, für die beiden Welpen reichte die Milch nicht, um sie für diese Strapazen bei Kräften zu halten und auch die Altwölfe mussten dringend etwas fressen.
So war es unvermeidlich, dass die beiden Altwölfe in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages die beiden Welpen allein ließen, um auf die Jagd zu gehen. Die Wölfin drückte sie vorher in ein Versteck und befahl ihnen damit, dort zu verharren.
Von der Erschöpfung des Vortages hatten sie sich einigermaßen erholt und so spielten sie miteinander, jagten und balgten sich und waren, trotz der Abwesenheit ihrer Eltern, bester Laune.
Ohne jede Vorwarnung sprang plötzlich ein Luchs von einem Felsen hinunter, packte die kleine Wölfin und biss ihr das Genick durch.
Noch während seine Schwester starb, rannte der kleine Rüde wieder um sein Leben. Er wusste genau, dass nur noch schnelle Flucht ihn retten konnte. Als er nach einer Weile merkte, dass er nicht verfolgt wurde, hielt er an und suchte sich ein Versteck, kroch hinein und blieb dort keuchend liegen.
Erst nach einer ganzen Weile beruhigte er sich wieder und versuchte, sich zu orientieren. Zu dem Versteck von heute Morgen konnte er nicht zurück. Aber wie sollte er seine Eltern wieder finden? Zu heulen, um sie auf sich aufmerksam zu machen, wagte er nicht:
Der Luchs konnte ja noch in der Nähe sein und sein Heulen würde ihn unweigerlich zu ihm führen.
So irrte er eine Zeit lang im Tal umher. Als die Sonne immer tiefer sank und schließlich unterging, wühlte er sich einen Eingang in ein dorniges Gestrüpp und kroch hinein. Hungrig und einsam verbrachte er eine unruhige Nacht. Immer wieder schreckte er hoch, lauschte und sehnte sich nach der Wärme und der Nähe seiner Mutter und nach der Sicherheit, die sie und der Rüde für ihn bedeuteten.
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