Fünfunddreißigtausend Jahre vor unserer Zeit oder wie der Mensch den Wolf zähmte.. Karl Reiche

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Fünfunddreißigtausend Jahre vor unserer Zeit oder wie der Mensch den Wolf zähmte. - Karl Reiche

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En rieb grinsend seinen Hinterkopf. „Ich hätte gern mehr als nur meine Haare geopfert, um dein Leben zu retten“, murmelte er dann lakonisch. Mona fiel ihm mit einem verliebten Lächeln noch einmal in die Arme. „Danke En, dir auch Kaar.“

      „Kommt, wir müssen weiter und die Anderen suchen. Hoffentlich sind die wenigstens gut an Land gekommen.“

      Doch bevor er sich abwandte, um am Fluss entlang nach dem Rest ihrer Gruppe zu suchen, hockte Kaar sich noch einmal ans Ufer, schöpfte mit der Hand eine kleine Menge Wasser und ließ es wieder in den Fluss rinnen.

      „Geist des Flusses, wir danken dir für deine Hilfe und dass du uns erlaubt hast, Monas Leben zu retten.“

      Ehrfürchtig und dankbar taten En und Mona es ihm nach.

      Dann liefen sie das Ufer entlang stromabwärts und fanden die anderen Mitglieder ihrer Gruppe bereits nach kurzer Zeit. Ian und Petr hatten als Erste den Strand erreicht und das Boot mit den am anderen Ende hängenden Schwimmern an Land gezogen.

      Sie waren vom kalten Wasser stark ausgekühlt, froren trotz des warmen Sonnentages und beschlossen deshalb, zunächst ein großes Feuer anzuzünden, um sich wieder aufzuwärmen.

      „Was machen wir mit dem Boot?“, fragte En, nachdem sie ihre Kleidung wieder angezogen hatten und allen wieder warm geworden war. „Wir lassen es hier. Vielleicht findet es jemand, kann es gebrauchen und freut sich“, schlug Kaar vor. Alle, bis auf Ian, nickten zustimmend. „Warum sollen wir es hier zurücklassen“, mäkelte der. „Es hat uns doch so viel Arbeit gekostet, es herzustellen.“

      „Es ist zwar nicht schwer, aber viel zu sperrig, um es mitzunehmen“, antwortete ihm En. „Und Felle haben wir mehr als genug.“

      Der Rest ihrer Wanderung war dann einfach. Sie folgten diesem Wasserlauf einige Tage flussabwärts und kamen an die Stelle, an der er in den großen Fluss mündete. Es war ein breiter Strom der, wie Monas Vater es ihnen beschrieben hatte, hier fast genau nach Süden floss. Sie brauchten diesem Strom nur noch nach Norden zu folgen.

      Nach einem Marsch von einem weiteren halben Mondzyklus sahen sie schon von weitem das Lager der Leute am großen Strom.

      Mitten im späten Frühsommer kamen sie bei der Höhle der dort lebenden Menschen an.

      Plötzlich war ein grauer Schatten über dem sich ängstlich duckenden Welpen. Er packte ihn mit dem Maul, sprang mit ihm durch die Flammenwand, erreichte den noch nicht brennenden Teil des Waldes und trug ihn in rasenden Sprüngen davon. Sein Vater war gerade noch rechtzeitig gekommen.

      Die Wölfin folgte dem Rüden auf dem Fuß, packte die kräftigere der beiden kleinen Wölfinnen ebenfalls mit dem Maul, warf noch einen letzten, schmerzlichen und verzweifelten Blick auf ihre beiden kleinsten Welpen und raste hinter dem Rüden her.

      Gegen jeden anderen Feind hätte sie gekämpft, um das Leben ihrer Welpen zu schützen, aber sie wusste, gegen diesen Feind konnte sie nicht kämpfen. Da half nur schnelle Flucht.

      Auf diese Weise konnten die Altwölfe wenigstens zwei ihrer Welpen retten.

      Die beiden erwachsenen Wölfe rannten, so schnell sie konnten, vor den sich immer weiter und schneller ausbreitenden Flammen davon. Der Rüde übernahm die Führung und führte sie instinktiv im rechten Winkel zu der Richtung, in die sich das Feuer ausbreitete, nach Südwesten.

      Trotzdem wurde es knapp, denn angefacht von dem kräftigen Nordwestwind entwickelte sich ein starker Funkenflug, der die Flammen über die Wipfel der Bäume vorantrug. Manches Mal rasten sie durch Waldstücke, wo sie am Boden gerade noch durchkamen, über ihnen die Baumkronen aber bereits brannten.

      Doch sie hatten Glück. Gerade als das Feuer sie überholte und die Flammen sie fast eingeschlossen hatten, fing es endlich an, wolkenbruchartig zu regnen und die Ausbreitung des Feuers verlangsamte sich.

      Der bereits in Flammen stehende Wald aber brannte größtenteils nieder und damit auch ihr bisheriges Jagdrevier.

      Sie mussten weiter und sich ein neues Revier suchen.

      Zunächst aber machten sie eine Rast, um sich von dem schnellen Lauf zu erholen und auch, damit die Wölfin die beiden Welpen säugen konnte. Da die Wölfin Milch für vier Welpen hatte, jetzt aber nur noch zwei versorgt werden mussten, reichte ihre Milch, um die beiden Kleinen satt zu bekommen, ohne ihnen zusätzlich Fleisch anbieten zu müssen.

      Nach einer Weile wurde der Rüde unruhig. Er hatte vor einiger Zeit an einer markanten Stelle die Duftmarke eines fremden Alpharüden bemerkt und wusste, dass sie sich im Revier eines anderen Rudels befanden. Sie mussten dieses Gebiet schleunigst verlassen. Image

      Als sich die Altwölfe etwas erholt hatten, eilten sie deshalb weiter, ohne den beiden Welpen etwas Schlaf zu gönnen.

      Die Gefahr, von dem anderen Rudel entdeckt und angegriffen zu werden, war zu groß. Langsam aber stetig zogen sie weiter. Die Welpen wurden jetzt nicht mehr im Maul getragen, sondern trotteten hinter den beiden Altwölfen her. Sie verlangsamten aber natürlich das Tempo und ermüdeten bald.

      Notgedrungen legte die kleine Wolfsfamilie deshalb bereits am frühen Abend eine weitere Rast ein.

      Die Wölfin säugte noch einmal die vollkommen ausgepumpten Welpen und die konnten sich endlich hinlegen und von den Schrecken und Strapazen dieses Tages erholen.

      Im frühen Morgengrauen ging es bereits weiter und wieder bestimmten die langsamen Welpen das Tempo.

      So kam es, dass die Wölfe, in deren Revier sie sich befanden, sie einholten.

      Plötzlich versperrten ihnen sechs ausgewachsene Wölfe den Weg. An ihrer Spitze ein großer Rüde.

      Drohend knurrend näherten die sich der kleinen Gruppe. Während die Wölfin sich breitbeinig über ihre beiden am Boden kauernden Welpen stellte und kampfbereit die Zähne fletschte, stelzte der Rüde hoch aufgerichtet, mit steil aufgestellter Rute, drohend geöffnetem Maul und gezeigten Zähnen auf den fremden Leitwolf zu. Er machte dem fremden Rüden damit eindeutig klar, dass er um das Leben seiner Wölfin und seiner beiden Welpen kämpfen würde.

      Der Leitwolf des fremden Rudels hatte jedoch eigentlich keine große Lust auf einen Kampf. Durch das Feuer in der Nachbarschaft waren viele Tiere in ihr Revier geflohen und sie hatten reichlich Beute gemacht. Sein Rudel war satt und zufrieden. Sie waren zwar den beiden in ihr Revier eingedrungenen Wölfen zahlenmäßig weit überlegen, aber so wie die beiden sich darstellten, würde es ein harter Kampf werden. Dabei würde sicherlich auch sein Rudel nicht ungeschoren davonkommen.

      An der Körperhaltung des fremden Leitwolfes erkannte der Rüde, dass dieser nicht unbedingt kämpfen wollte. Also signalisierte auch er, dass er nachgeben würde, senkte seine Rute und bog seinen Hals mit gesenktem Kopf und angelegten Ohren zur Seite.

      Dann drehte er sich um, schnappte sich einen der Welpen und rannte davon; die Wölfin mit dem anderen Welpen im Maul rannte hinterher.

      Das fremde Rudel ließ sie ziehen, auch wenn die Drohung ihres Auftauchens unmissverständlich war:

      Verschwindet

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