AMAZONEN und Männer. Franck Sezelli

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AMAZONEN und Männer - Franck Sezelli

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verabschiedete Cunni Mutter und Tochter, und ich war auf einmal allein mit der Regentin. Auch die Dienerinnen und Soldatinnen, die vorher noch unauffällig im Hintergrund gestanden hatten, waren verschwunden.

      »Franck, ich möchte dich bitten, mich zu duzen und mich Cunni zu nennen. Es wäre schön, wenn wir Vertrauen zueinander fassen. Diese offiziellen Formalien mag ich im Verhältnis zwischen Frau und Mann überhaupt nicht. Und genauso möchte ich uns sehen: eine Frau und ein Mann, die die Gelegenheit haben, zusammenzutreffen und sich näher kennenzulernen.«

      Natürlich war ich verblüfft und konnte mir gar nicht vorstellen, was das bedeuten sollte. Aber selbstverständlich nahm ich den Vorschlag an.

      Cunni führte mich in ein kleines Zimmer mit Gemälden, Vitrinen und verschiedenen anderen Ausstellungsstücken.

      »Als Wissenschaftler interessiert dich sicherlich die Geschichte meines Königreiches. Einen Teil hast du unterwegs ja schon gehört, wie ich über die entspre­chenden Kanäle erfahren habe.«

      Darauf war ich nicht gefasst. Hier hat die Obrigkeit offenbar überall Augen und Ohren, erkannte ich, oder es betrifft nur mich als besonderen Gefangenen, der nun Staatsgast genannt wird. Ich ließ mir aber nichts anmerken. Die Prinzessin führte mich zu einer Vitrine.

      »Hier siehst du die Gründungsdokumente unseres Staates: Dort die Urkunde, die Fuerte von Scheyde zur Königin von Femina ernannte, und da eine geographische Karte mit der kaiserlichen Zusicherung, die Grenzen des darauf verzeichneten Territoriums des König­reiches für alle Zeiten zu respektieren.«

      »Ihr …, äh, du gehörst zur Familie derer von Scheyde? Kaiserlich? Was für ein Kaiser? Wie kam es dazu? Wenn ich fragen darf, Hoheit?«

      »Sei doch nicht so förmlich, Franck. Natürlich darfst du fragen. Fuerte von Scheyde, damals Präsidentin des Feminatischen Bundes, besuchte am 8. August 1866 Kaiser Maximilian. Sie war eine Nachfahrin der kurpfälzischen Adligen, die den Aufbruch der Frauen aus Pennsylvanien angeführt hatte. Der Besuch und die Komplimente der interessanten Frau von Scheyde waren dem einsamen Monarchen sicherlich nicht unangenehm und er freute sich darüber, mit ihr deutsch reden zu können.«

      »Wieso deutsch reden?« Ich verstand nicht.

      »Maximilian war Habsburger, der jüngere Bruder des österreichischen Kaisers. Er war 1864 auf Betreiben Napoleons III. zum Kaiser Mexikos ernannt worden, allerdings bei den mexikanischen Granden ziemlich unbeliebt. Ihm fehlte jede Machtbasis.

      Das war auch der Grund, weshalb der Kaiser von Mexiko zum Zeitpunkt des Besuchs der feminatischen Amtsträgerin gerade Strohwitwer war. Seine Frau Charlotte war nämlich im Sommer 1866 persönlich nach Europa gereist, um Kaiser Napoleon III. und Papst Pius IX. um Hilfe anzuflehen.«

      »Wusste das die feminatische Präsidentin?«

      »Das ist nicht überliefert, genauso wenig, wie die Zusammenkunft der beiden im Einzelnen verlief und was sie besprochen haben. Jedenfalls kehrte meine Vorfahrin nach vierzehn Tagen mit diesen zwei Papieren zurück.«

      »Das war ja clever von dieser Frau«, warf ich ein. Cunni schmunzelte angesichts meiner Laxheit gegenüber ihrer Vorgängerin, nahm es mir aber nicht übel.

      »Königin Fuerte von Femina rief das Königreich aus, alle feminatischen Städte und Dörfer erkannten ihre Herrschaft an. Mit der Geburt eines gesunden Mädchens neun Monate nach der Visite von Fuerte beim Kaiser wurde der dauerhafte Anspruch meiner nun hochadligen Familie auf die Macht in Femina unterstrichen. Und obwohl der Kaiser schon im Mai 1867 entmachtet und anschließend sogar hingerichtet wurde, hielten sich auch alle kommenden Regierungen Mexikos und des Bundesstaates Sonora an diese staatliche Zusage.«

      »Da kann ich nur gratulieren!« Was sollte ich dazu auch sagen? Vielmehr machte mir mein persönliches Schicksal im Haus der Herrscherin erhebliche Sorgen.

      Im Moment erwiesen sie sich als unbegründet. Es wurde ein sehr anregender Abend. Cunni entpuppte sich als intelligente und aufgeschlossene Gesprächspartnerin. Sie fragte mich sehr gründlich über die Umstände in Deutschland aus. Immer wieder kam sie dabei auf das Verhältnis der Geschlechter zueinander zu sprechen und drückte ihr Erstaunen darüber aus, dass die europäischen Frauen einen Mann ganz für sich allein beanspruchen. Sie hielt das für unnatürlich und Verschwendung von Ressourcen. Darin sah sie auch die Ursache für die Dominanz der Männer in den meisten Staaten dieser Welt. Meine Erklärungen zur Emanzipation der Frauen tat sie lachend ab. Im Laufe des Abends tranken wir einige Gläser Wein und sie flirtete ganz offen mit mir.

      So wunderte ich mich nicht mehr, als die Prinzessin, nachdem ich mich in dem mir zugewiesenen Zimmer zum Schlafen gelegt hatte, zu mir kam und unter meine Decke schlüpfte. Ich kann mir keinen Mann vorstellen, der sich in dieser Situation einer solch attraktiven und zugleich mächtigen Frau verweigert hätte.

      In den Armen von Cunni bekam ich in dieser und den folgenden Nächten einen ziemlich intimen Einblick in die Probleme des Landes. Sie war eine sehr zärtliche, einfühlsame Frau und klagte flüsternd: »Weißt du, die Tage sind für mich oft so stressig, voller Termine. Und immer wieder will jemand eine Entscheidung von mir – möglichst sofort. Gut, meine Großmutter, die Königin, ist alt, es ist vernünftig, dass sie die Aufgaben weitergegeben hat. Meine Mutter ist offizielle Thronfolgerin, drückt sich aber vor der Verantwortung, immer muss ich regieren.«

      »Du bist doch eine starke und kluge Frau – und auf die große Verantwortung kannst du doch stolz sein«, versuchte ich sie zu trösten. Was mir wohl auch gelang, wenn man das an der Zahl ihrer heißen Küsse messen kann.

      »Du hast doch Ministerinnen, was für Entscheidungen bereiten dir denn Probleme? Wenn ich dich so etwas überhaupt fragen darf?«

      »Du bist Ausländer und neutral, du darfst mich fragen. Es sind die Männer, die auch wir brauchen, ohne allerdings den Charakter unserer Frauengesellschaft gefährden zu wollen. In der Vergangenheit gab es immer mal Gefangene aus Kriegen und den Nachbardörfern, später auch Entsendeabkommen mit dem mexikanischen Staat. Heutzutage halten wir uns eine kleine Anzahl von Männern selbst, die von Kindesbeinen an dazu erzogen werden, den Frauen alle Wünsche zu erfüllen. In jeder Stadt haben wir ein Männerhaus, das genügt, um bei Tanzveranstaltungen und mittels persönlicher Besuche den Bedürfnissen der Frauen Genüge zu tun. Auch für die ständige Aktualisierung der Bestände unserer Samenbank und die Bevölkerungsreproduktion ist das ausreichend. Ich habe allerdings Sorgen wegen der Gesundheit meines Volkes. Wir brauchen sozusagen neues Blut, oder wissenschaftlich formuliert, neue Gene.«

      »Ich verstehe, Inzucht und so … Öffnet das Land doch einfach für Touristen!«

      »Da kommen dann lauter Paare aus euren Ländern, das nützt unseren Frauen gar nichts. Aber du bringst mich auf eine Idee …«

      Beim Essen an einem der nächsten Tage, zu dem die Regentin die Präfektentochter Franca und eine hübsche Vierundzwanzigjährige mit blauschwarzen Haaren eingeladen hatte, die mir als Tochter der Gerichtspräsidentin Grandames vorgestellt wurde, rückte Cunni mit einer ungewöhnlichen und mich schockie­renden Bitte heraus. »Es ist mir ein besonderes Anliegen und wäre Franca und Offerta eine große Freude, wenn du die nächsten Nächte mit ihnen das Lager teilen würdest. Sie wünschen sich ein Kind. Ich darf dir versichern, dass du dem Königreich damit einen unschätzbaren Dienst erweisen würdest.«

      »Aber … aber …« Ich war sprachlos.

      Cunni war wirklich einfühlsam und wusste Bescheid. »Du hast Angst, Vater zu werden? – Väter gibt es bei uns nicht! Für alle Kinder gibt

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