AMAZONEN und Männer. Franck Sezelli

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AMAZONEN und Männer - Franck Sezelli

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auch aufgeregtes Gemurmel. Ohne anzuklopfen, wurde die Tür aufgerissen und im Raum standen drei bewaffnete hochgewachsene junge Frauen. In ihren Gürteln steckten große Dolche, in den Händen hielten zwei eine Doppelaxt, eine trug ein Schwert. Vor der offenen Tür scharten sich viele Frauen und gafften hinein, um soviel wie möglich vom Geschehen im Inneren der Hütte mitzubekommen.

      Tohona tat ganz unerschrocken: »Seid gegrüßt, liebe Schwestern Bâtzinú, Teúcatô und Uépaca! Was führt euch in meine Hütte?«

      Die als Bâtzinú Angesprochene sprach mit unduldsamer Stimme: »Toâ'pa schickt uns, um das Mannsstück abzuholen. Er soll jetzt endlich Ak'Chin beiwohnen.« Und an Pedro gewandt, fuhr sie fort: »Du! Kommst du freiwillig mit oder sollen wir dir Fesseln anlegen?«

      Zu seiner Liebsten gewandt, zuckte der junge Mann entschuldigend mit den Schultern und sagte dann zu den Ordnungshüterinnen: »Ganz ruhig! Ich komme schon mit. – Du siehst doch, was hier los ist, Tohona, da kann ich nichts machen.« Das letzte war für die Hausherrin bestimmt, wenn man bei einer solchen Hütte diesen Begriff gebrauchen kann.

      Auch die Situation war nicht so, dass sich Tohona als Herrin der Lage fühlen konnte. Als Pedro zwischen den Bewaffneten Bâtzinú und Teúcatô zur Tür hinausgeführt wurde, warf sie sich von hinten an ihn und umklammerte ihn. »Ich lass dich nicht gehen, bleib bei mir! Ich liebe dich doch! Lass mich nicht allein!«

      Der dritten Ordnungshüterin, Uépaca, gelang es, sie mit Gewalt von dem Mann loszureißen. Schließlich war Uépaca wesentlich kräftiger als Tohona. Sie war nicht umsonst vom Ältestenrat als Ordnungshüterin bestimmt worden. »Du kommst mit mir! Die Älteste will dich sprechen.«

      Ak'Chin überhäufte Pedro zunächst mit einer Flut von Vorwürfen, von denen er zum Glück nicht viel verstand, weil sie die Sprache ihres Volkes benutzte, die der junge Siedler nur unzureichend beherrschte. Dann befahl sie ihm, ein Stück mit wilden Büschen bewachsenes Land hinter ihrem Haus zu roden und umzugraben. »Ich will hier ein Gemüsebeet anlegen, also arbeite ordentlich und gründlich!«

      Pedro war froh, allein gelassen zu werden und machte sich an die Arbeit. Ab und zu kam seine neue Herrin, um nach dem Rechten zu sehen.

      Am späten Nachmittag schlich Tohona heran, sie wollte keinesfalls von ihrer Konkurrentin entdeckt werden, und winkte Pedro hinter einen großen Busch in der Nähe. »Liebster, ich halte es ohne dich nicht aus. Bitte, sieh zu, dass du in der Nacht wegkannst und komm zu mir! Ich warte auf dich!«

      Der Dienstverpflichtete fühlte sich hin- und hergerissen. Er war glücklich über die offensichtliche große Liebe dieser Eingeborenen, aber hatte auch Angst vor der Rache der Dorffrauen, wenn er ihnen nicht zu Willen war.

      »Mal sehen, was sich ergibt«, wimmelte er die Lieb­ste ein wenig ab. »Was wollte denn die Älteste von dir?«

      »Ach, nichts weiter, nur Vorhaltungen wegen unserer Sitten und Traditionen, die ich beachten soll.« Sie schaute ringsum, ob sie beobachtet wurde, und lief dann schnell weg. »Denk dran, ich warte auf dich!«, rief sie noch im Wegdrehen.

      Erstaunlicherweise war Ak'Chin zufrieden mit seiner Arbeit, lobte ihn sogar. Ich glaube, sie will noch was von mir, dachte sich der schlaue Bauernsohn im Stillen. Als dann Zeit zur Nachtruhe war, legte sich Pedro auf die weichen Felle, drehte sich zur Seite und murmelte: »Es war ein anstrengender Tag, ich möchte nur noch schlafen.« Fast im gleichen Moment war er eingeschlafen – oder tat zumindest so. Die neben ihm liegende Ak'Chin hatte sich das ganz anders vorgestellt. Aber was sollte sie machen?

      Als die Frau in der Nacht wach wurde, war der Platz neben ihr leer. Mit einem schlimmen Verdacht stand sie auf und rannte zum Haus der verhassten Tohona. Leise schlich sie an die Tür und lauschte. Von drinnen klangen verräterische Geräusche …

      Im ersten Moment wollte sie wütend hineinstürmen, dann aber besann sich die Betrogene. Was sollte es bringen? Am nächsten Morgen beachtete sie den Mann gar nicht, der wieder auf ihr Lager gefunden hatte, sondern lief zu Toâ'pa.

      Die Älteste rief Tohona zu sich, die alles gestand: »Was soll ich machen? Ich liebe Pedro! Ich möchte ihn nie mehr missen. Ja, ich habe ihn des Nachts auf mein Lager bestellt – und er ist gekommen. Er liebt mich ebenfalls!«

      So etwas war der Häuptlingin in ihrem ganzen Leben nicht untergekommen. Sie war ratlos. Die Frauengemeinschaften der Eodeva lebten in ihren Dörfern seit Ewigkeiten ohne Männer – und sie liebten dieses Leben in Freiheit, ohne Rücksicht auf das andere Geschlecht. Natürlich hatten auch die Eodeva Bedürfnisse, aber dafür holten sie sich eben von Zeit zu Zeit Männer aus der Umgebung, früher mit List und Gewalt, heute mittels des Abkommens. So werden auch Töchter geboren und das Frauenvolk bleibt stark. Die überflüssigen Jungen nehmen ihnen heute die Klöster der Spanier ab. Toâ'pa hatte noch nie davon gehört, dass eine Eodeva einen Mann für sich allein haben wollte. Es war immer klar, dass er der Gemeinschaft gehörte. Der Ältestenrat bestimmte, wann er bei welcher ihrer Schwestern wohnen durfte.

      Die Dorfälteste redete mit Engelszungen auf die Verstörte ein, führte ihr noch einmal die Jahrhunderte alten Traditionen und Sitten ihres Volkes vor Augen und warnte vor dem Chaos, das sich ergäbe, wollte man diese über den Haufen werfen. Tohona hielt die ganze Zeit den Kopf gesenkt, hinter ihren nach vorn fallenden schwarzen Haaren sah man ihre Tränen nicht.

      Auch Pedro wurde zur Clanchefin gerufen, Bâtzinú und Teúcatô führten ihn vor Toâ'pa. »Was bist du nur für ein Mann? Habe ich dir bei deiner Ankunft in Matacori nicht persönlich erklärt, was deine Pflichten sind? Hat meine Tochter dich nicht in der ersten Nacht gut eingeführt?«

      O, das war eine heiße Nacht, erinnerte sich der Bauernsohn. Mit Setásura würde er jederzeit gern wieder zusammensein – egal, wie sehr er Tohona liebte. Die Häuptlingstochter war seine Erste, das war ein unvergessliches Erlebnis. Sie hatte ihm gezeigt, was seine Aufgabe im Dorf sein würde. Die Töchter und Mägde der Siedler waren immer abweisend gewesen, sie wollten erst geheiratet werden.

      »Und?«, unterbrach die alte Frau seine Erinnerungen, »wirst du jetzt deinen Mann stehen?«

      »Ich …, ich …«, stammelte der junge Mann eingeschüchtert. Die beiden Bewaffneten neben ihm hatten ihre Dolche gezückt.

      »Ich mache, was Ihr wollt, Herrin!« Dazu nickte er heftig mit dem Kopf.

      Am Tage arbeitete der Dienstverpflichtete wieder eifrig und machte alles, was Ak'Chin von ihm verlangte zu ihrer vollsten Zufriedenheit. Auf dem gemeinsamen Lager mit dieser Frau musste er allerdings immer wieder an seine geliebte Tohona denken. Zwischendurch blitzte auch einmal ein Gedanke an die Häuptlingstochter Setásura auf. Nur die Frau neben ihm mit ihren fettigen Haaren, den fleischigen Armen und dem übel riechenden Atem – so kam sie ihm jedenfalls vor – wollte ihm absolut nicht gefallen. So drehte er ihr auch diesmal bald den Rücken zu.

      Mitten in der Nacht öffnete sich leise die Tür. Tohona war so frech, hereinzuschleichen und den Liebsten zu wecken. Schnell waren beide in ihrer Hütte und fanden sich in einer leidenschaftlichen Umarmung auf dem Nachtlager wieder.

      Noch vor Sonnenaufgang holten die Ordnungshüterinnen das Paar aus dem Bett. Pedro wurde in eine kleine Blockhütte gesperrt, vor der Teúcatô und Uépaca Wache hielten.

      Die undisziplinierte und offensichtlich uneinsichtige Tohona band man an einen Pfahl auf dem Platz in der Mitte des Dorfes. Viele Frauen kamen vorbei, um sie anzustarren, manche beschimpften sie heftig. Andere fragten bloß: »Was machst du nur, Schwester Tohona?«

      Gegen Mittag band sie Bâtzinú los und brachte sie zu Cucúripa, der Schamanin

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