AMAZONEN und Männer. Franck Sezelli

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AMAZONEN und Männer - Franck Sezelli

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jungen Schwestern. Du hättest eines Tages sogar in den Ältestenrat gewählt und später sogar Häuptlingin werden können. Du enttäuschst mich.«

      »Ich habe doch gar nichts Schlimmes gemacht! Niemandem ist etwas Böses widerfahren. Aber ich liebe Pedro und möchte immer mit ihm zusammenbleiben!«

      »Du weißt, das das nicht geht, Schwester! Wir sind ein Volk stolzer Frauen! Niemand darf uns beherrschen! Wenn wir Männer im Dorf duldeten, würden sie bald die Macht an sich reißen und uns befehlen. So wie es überall in den anderen Dörfern ist – und wie ich weiß, auch im fernen Spanien und sonst auf der Welt. Das wollen wir nicht!«

      Cucúripa machte eine Pause und ging zu einem Regal an der Wand, von wo sie eine kleine Holzschüssel holte. Sie war mit Wasser gefüllt und mit einem Geflecht aus Schilf abgedeckt, durch das man hindurchsehen konnte. Die Schamanin zeigte in eine dunkle Ecke des Raumes und sagte: »Du erinnerst dich, Tohona, dass du vor zwei Tagen in diesen Topf Pipi gemacht hast. Jetzt sieh einmal in diesen Schilfkäfig! Die Kröte hat gelaicht, siehst du das?«

      Die junge Frau beugte sich über die abgedeckte Schüssel. Dort sah sie eine Kröte im Wasser und ringsum an den auch darin befindlichen Pflanzen klebten lange Schnüre weißer Kügelchen.

      »Ich habe die Kröte in dein Pipi gesetzt und noch in der Nacht hat sie angefangen, Eier zu legen. Das ist der Beweis dafür, dass du schwanger bist, liebe Tohona. Du wirst unserem Dorf sicherlich bald ein Töchterchen schenken können. Was also willst du noch mit einem Mann?«

      »Aber …, aber …, nicht doch deswegen! Ich liebe ihn, möchte ohne ihn nicht mehr leben!«

      »Aber was soll das? Das gab es doch noch nie bei den Eodeva! Du bekommst dein Kind – und wenn du später noch eines willst oder auch nur mal wieder einen Mann auf deinem Nachtlager haben möchtest, so wird dir dieser Wunsch erfüllt werden. So wie allen Frauen vor dir und nach dir!«

      »Aber ich möchte Pedro! Ich möchte immer mit ihm zusammenleben, ihn nie mehr hergeben!« Die Verliebte blieb uneinsichtig.

      Die weise Frau seufzte: »Das ginge nur, wenn du unser Dorf verlässt und mit dem Bauernlümmel zu den Spaniern gehst. Er würde aber eine harte Strafe von seinen Herren bekommen, weil er gegen unseren schon viele, viele Jahre bestehenden Friedensvertrag verstoßen würde. Und dein Leben würde ein völlig anderes werden. Die Männer würden über dich bestimmen, nicht nur dein Pedro, alle in seinem Haus und im Dorf. Du hättest gar nichts zu sagen, wärest nur eine Arbeitskraft und müsstest Pedro immer zu Willen sein, egal, wie du dich gerade fühlst. Bei diesen Menschen gibt es ein heiliges Buch, nachdem sie sich richten, und darin steht: ›Die Weiber seien untertan ihren Männern als dem HERRN. Denn der Mann ist des Weibes Haupt.‹ Willst du denn Untertanin sein von Pedro und seinem Vater und vielleicht auch seinen Brüdern? Ich glaube, das würde dir nicht gefallen! Überlege dir alles gut! Wenn die Sonne über unserem heiligen Berg steht, wirst du vor dem Ältestenrat zu deinem Verhalten Rede und Antwort stehen müssen.«

      Am Nachmittag versammelte sich der Rat der Ältesten von Matacori auf dem Dorfplatz. Diesmal band man Pedro an den Pfahl, gegenüber stand die ungehörige Tohona zwischen den Ordnungshüterinnen Teúcatô und Uépaca. In zwei Halbkreisen zu beiden Seiten der Übeltäter hatten die Ratsfrauen Platz genommen, auf der einen Seite saß die Häuptlingin, gegenüber auf der anderen die Schamanin.

      Zuerst erörtete die Versammlung das unerhörte Verhalten von Tohona, also das überlange Festhalten des Mannes in ihrer Hütte und die anschließende Verweigerung Pedros gegenüber Ak'Chin bei gleichzeitiger Fortsetzung des gemeinsamen Lagers mit der Diszi­plin­losen. Als Tohona um ihre Stellungnahme gebeten wurde, blieb sie dabei: »Ich liebe Pedro! Ich möchte nur noch mit ihm leben. Bitte lasst ihn mir!«

      Sie war nicht zur Vernunft zu bringen. Toâ'pa machte ihr klar, dass sie unter keinen Umständen in Matacori und auch in keinem anderen der Dörfer der Eodeva weiter mit Pedro zusammen sein könnte. Sie würde nicht mehr zu ihnen gehören, der Rat müsste sie verstoßen.

      »Dann gehe ich mit Pedro mit in sein Zuhause«, schluchzte sie.

      Alle Argumente, die Tohona die Illusionen nehmen sollten, die sie offenbar von der Männerwelt da draußen hatte, schlug sie in den Wind.

      »Würdest du denn deiner Dienstpflicht zukünftig nachkommen, wenn Tohona nicht mehr im Dorf ist?«, fragte eines der alten Weiber den jungen Mann.

      »Aber – ich denke, Tohona will mit mir kommen …«, antwortete der Gefesselte, dabei seiner Liebsten in die Augen schauend.

      Mit schneidendem Ton erwiderte die Clanchefin: »Deine Zeit bei uns ist noch nicht um! Willst du Krieg provozieren?«

      Der Bauernsohn erschrak, er kannte die Erzählungen von den grausamen Kriegerinnen, die früher in die Dörfer der Kolonisten eingefallen waren. Bisher hatte er nur die Strafe der Regierung des Gouverneurs gefürchtet. Er wusste nicht, was ihn da erwartete, er kannte keine Beispiele. Da fiel ihm Felipe ein, der etwas einfältige Sohn des Nachbarn. Er war ganz neidisch gewesen, als er hörte, dass Pedro in ein Amazonendorf geschickt wurde.

      »Was wäre, wenn statt meiner ein anderer stattlicher Mann zu euch kommt?«, wagte der an den Pfahl Gebundene zu fragen.

      Eine lebhafte Diskussion entspann sich, in deren Ergebnis festgelegt wurde, dass das Dorf sich nicht beim Gouverneur beschweren würde, wenn der Ersatzmann innerhalb von einer Handvoll Tagen bei ihnen wäre, er die Erwartungen der Frauen erfüllen würde und die volle Dienstzeit ableistete.

      Pedro wurde erneut in das kleine Blockhaus gesperrt, Tohona durfte in ihre Hütte, um ein paar ihrer Habseligkeiten zu packen, die sie mitnehmen wollte. Vor ihrer Tür hielt zunächst Teúcatô Wache und wechselte sich während der Nacht mit Bâtzinú und Uépaca ab.

      Noch vor Sonnenaufgang weckten die Ordnungshüterinnen die Verbannten. Die Schamanin kam noch einmal zu Tohona, um sie ein letztes Mal umzustimmen: »Willst du dein Töchterchen wirklich der von Männern beherrschten Welt aussetzen?« Sie fand kein Gehör, es war vergeblich.

      Dann wurde das Paar aus dem Dorf getrieben. Pe­dro trug einen Teil der Sachen, die seine Liebste gepackt hatte. Es waren vor allem die weichen Felle, aber auch einige Töpfe und Pfannen. Und ein wenig Proviant. Die drei bewaffneten Wächterinnen folgten im Abstand zweier Steinwürfe den Ausgestoßenen, bis sie das Gebiet der Frauendörfer verlassen hatten.

      »Ich bin so glücklich, Pedro, mit dir ein neues Leben anfangen zu können.« Tohona himmelte ihren Weggefährten an.

      »Ich bin froh, nach Hause zu kommen. Du bist jetzt meine Frau!« Der Siedlersohn war stolz auf seine schöne Geliebte.

      Nach über zwei Tagen anstrengenden Fußmarsches und zwei kalten Nächten langten die beiden hungrig und erschöpft am Hof von Pedros Vater an.

      Fernández empfing seinen Sohn mit den Worten: »Was machst du denn schon hier? Und wen bringst du da mit?«

      Pedro stellte Tohona als seine Frau vor, die nun das Leben mit ihm teilen würde.

      »Tohona? Was für ein seltsamer Name! Ist das etwa deine Metze von den Amazonen?«

      »Sie stammt aus dem Dorf, in das ich geschickt wurde. Ich habe sie lieb gewonnen und sie liebt mich!«, antwortete der Sohn.

      »Das ist doch gar kein richtiger Christenmensch!« Fernández verzog angewidert das Gesicht. »Ach! Was soll’s? Kannst du wenigstens kochen?«, wandte er sich an die Eingeborene.

      »Si,

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