INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Vier. Eberhard Weidner

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INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Vier - Eberhard Weidner Inquisitor Michael Institoris 1

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versteckte, konnte Wolfgang nicht abschließend klären, auch wenn der Ausflug des Mannes zum Waffenhändler und in die Nähe des Vatikans genug Raum für Spekulationen ließ.

      Damit löst sich Butchers Operation wohl gerade im wahrsten Sinne des Wortes in Rauch auf, überlegte Wolfgang. Außer natürlich, Institoris überlebte den Angriff seiner Kollegen und entkam. Dann konnte er noch immer sein Rendezvous mit dem Schweizergardisten wahrnehmen und seinen – den wichtigsten und abschließenden – Beitrag zum Gelingen des ehrgeizigen Plans der Luziferianer leisten. Nero und die Hexe waren dagegen nur noch Randfiguren und nicht mehr wichtig. Sie konnten ruhig draufgehen. Für Wolfgang galt im Grunde dasselbe, allerdings hatte er ein persönliches Interesse daran, in dieser Nacht nicht zu sterben. Außerdem konnte er noch immer einen wichtigen Beitrag zur laufenden Operation leisten, indem er das Grundstück fluchtartig verließ und hinterher dafür sorgte, dass Institoris seine Verabredung einhielt – sofern dieser ebenfalls entkam.

      Das ferne Krachen eines Gewehrs riss ihn aus seinen Überlegungen. Da er davon ausging, dass die Angreifer keine Schrotflinten, sondern schallgedämpfte, vollautomatische Waffen bei sich hatten, musste es Nero sein, der sich gegen die Angreifer zur Wehr setzte. Der Nekromant war passionierter Jäger, der seine Jagdbeute eigenhändig präparierte und in einem eigenen Jagdzimmer zur Schau stellte, und hatte eine imposante Waffensammlung. Somit war zumindest Nero noch am Leben und leistete Widerstand. Und indem der Gastgeber die Aufmerksamkeit der Eindringlinge auf sich lenkte, verschaffte er Wolfgang eine größere Chance, zu entkommen.

      Wolfgang überlegte nur kurz, was er tun sollte, da es in seinen Augen keine Alternativen, sondern nur eine Möglichkeit für ihn gab. Er musste sich eines der Fahrzeuge aus der Garage schnappen und verschwinden, bevor die Angreifer es auch auf ihn abgesehen hatten. Wenn er Pech hatte, war dieses Gebäude ebenfalls schon umstellt und würde alsbald gestürmt werden. Er musste also so rasch wie möglich von hier weg. Und selbst wenn die Eindringlinge ihn noch nicht im Visier hatten, würde sich das spätestens dann ändern, wenn sie ihren Job in der Villa erledigt hatten.

      Nicht für eine einzige Sekunde kam er auf den aberwitzigen Gedanken, zur Villa zu schleichen und den Nekromanten, die Hexe und den Inquisitor gegen die Angreifer zu unterstützen. Die anderen mussten schon selbst sehen, wie sie mit heiler Haut davonkamen. Für ihn zählte nur der eigene Pelz, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Das Schicksal von Nero und Marcella interessierte ihn demgegenüber herzlich wenig. Der Nekromant war unter den Luziferianern in Rom und Italien ein Big Player. Er hatte Wolfgang in den letzten Tagen trotz aller Annehmlichkeiten, die seine Küche und die Chauffeurwohnung geboten hatten, wie einen Lakaien behandelt. Wolfgang hatte sich nicht beschwert, tief in seinem Innersten, das er vor jeder anderen Person sorgsam verschloss, hatte er sich jedoch gedemütigt gefühlt, da er auf eine Stufe mit den anderen Dienstboten gestellt wurde. Was immer Nero daher widerfuhr, Wolfgang würde ihm keine einzige Träne hinterherweinen, wenn der Mann heute Nacht ins Gras biss. Für ihn gab es nur eine einzige Person, der er loyal ergeben war und von der er sich wie ein Befehlsempfänger behandeln ließ, und das war Butcher. Denn auch wenn er es nie laut eingestanden hätte, hatte er sogar ein wenig Angst vor dem Rudelführer. Neros Anweisungen hatte er dagegen nur erfüllt, weil Butcher dies bei ihrer letzten Besprechung unmittelbar vor der Abreise in München von ihm verlangt hatte. Außerdem hätte es nur seine Aufgabe erschwert, wenn er sich den Nekromanten zum Feind gemacht hätte.

      Gegen die Hexe, die während der Fahrt von München nach Rom im Leichenwagen mehrere Stunden unmittelbar neben ihm gesessen hatte, hegte er eigentlich keine Aversionen. Aber da sie ihn andererseits auch als Frau nicht reizte, war ihm ihr Schicksal letzten Endes egal. Freunde waren sie während der langen Autofahrt jedenfalls nicht geworden. Aber das hatte nichts zu bedeuten, da Wolfgang ohnehin keine Freunde hatte.

      Bei Michael Institoris sah die Sache anders und komplexer aus. Als Inquisitor war er der Todfeind jedes Luziferianers. Auch Wolfgang hatte schon Rudelangehörige und flüchtige Bekannte an die Inquisition verloren, und allein deswegen wäre es für ihn Vergnügen und tiefe Befriedigung zugleich, wenn der Inquisitor sinnigerweise von seinen eigenen Leuten abgeschlachtet werden würde. Andererseits war Institoris für Butchers Operation von herausragender Bedeutung, sodass Wolfgang insgeheim wünschte, er würde diesen nächtlichen Angriff ebenfalls unverletzt überstehen und entkommen.

      Doch trotz dieses Wunsches, der einzig aus Notwendigkeit und nicht aus Mitgefühl oder echter Sorge geboren war, war Wolfgang sein eigenes Überleben wichtiger. Daher kam es ihm nicht einmal ansatzweise in den Sinn, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um den Inquisitor zu retten oder zumindest zur Flucht zu verhelfen. Butcher würde ihm schon nicht den Kopf abreißen, wenn der Inquisitor starb, da Wolfgang schließlich nichts dafürkonnte und hinterher behaupten würde, er habe alles versucht, aber gegen die Übermacht keine Chance gehabt, etwas für den Mann zu tun.

      Wolfgang war noch vollständig angezogen – er trug, sorgsam aufeinander abgestimmt, eine schwarze Cordhose, ein T-Shirt von derselben Farbe und dunkelgraue Turnschuhe – und musste sich daher nicht erst noch anziehen. Die bevorzugte Farbe seiner Kleidung würde ihm bei seiner Flucht zugutekommen, da er auf diese Weise leichter mit der Dunkelheit verschmolz. Er ließ alles andere zurück – sogar das Buch von Goethe und die Opern-CD –, da jedes Teil im Gegensatz zu seinem Leben ersetzbar war, und startete.

      Er rechnete damit, dass auch bei seinem gegenwärtigen Domizil jederzeit die Eingangstür aus den Angeln gesprengt werden und ein schwer bewaffneter Haufen eindringen könnte, doch noch war in der unmittelbaren Umgebung alles ruhig. Selbst aus der Garage unten war die ganze Zeit über kein verdächtiger Laut zu hören gewesen. Dennoch gelang es ihm nicht, sich zu entspannen. Im Gegenteil, der Umstand, dass nichts passierte, zehrte noch stärker an seinen Nerven.

      Als er das Wohnzimmer hinter sich ließ und in den Flur kam, schnappte er sich die Schlüssel für den Jaguar. Er war ohnehin davon ausgegangen, dass er den Wagen in dieser Nacht benötigen würde, um dem Inquisitor und der Hexe zur Vatikanstadt zu folgen. Deshalb hatte er aus reiner Bequemlichkeit die Schlüssel nicht wieder zurückgegeben, sondern einfach mit nach oben genommen und auf den hüfthohen Flurschrank gelegt. Nun kam ihm seine eigene Faulheit zugute.

      Es gab zwei Eingänge zur Chauffeurwohnung. Einer davon führte direkt von draußen herein und war über eine Treppe an der Rückseite des Gebäudes zu erreichen. Daneben gab es eine unmittelbare Verbindung zwischen Garage und Wohnung, sodass der Chauffeur nicht jedes Mal außen herumgehen musste, sondern auf direktem Weg zu den Fahrzeugen gelangen konnte.

      Wolfgang entschied sich für den direkten Weg, und das nicht nur, weil er befürchtete, die Killer der Inquisition könnten bereits vor der Tür nach draußen auf der Lauer liegen. Vor der geschlossenen Tür verharrte er kurz, um auf ungewöhnliche Geräusche zu lauschen. Als er nichts hörte, öffnete er sie vorsichtig und folgte den dahinter liegenden Treppenstufen ins Erdgeschoss.

      Beim Verlassen des Wohnzimmers hatte er das Licht der Leselampe brennen und den CD-Player weiterlaufen lassen, um etwaige Gegner in dem Glauben zu bestärken, er hielte sich noch immer dort auf. Auf seinem Weg zur Treppe hatte ihn daher die leise Musik der italienischen Oper begleitet, doch jetzt verstummte die Musik, weil die Oper zu Ende war. Im ersten Moment irritierte ihn die unvermittelt einsetzende Stille. Er horchte erneut, aber außer dem Pochen seines eigenen Pulsschlags war es absolut still. Nicht einmal vom Hauptgebäude waren noch Geräusche zu hören. Möglicherweise war der Kampf dort schon zu Ende. Ein Grund mehr, sich zu beeilen. Wolfgang gab sich innerlich einen Ruck und stieg weiter in die Tiefe. Er machte auf seinem Weg nirgends das Licht an, um seinen Aufenthaltsort nicht zu verraten. Zum Glück kannte er den Weg mittlerweile gut genug, um sich auch im Halbdunkel zurechtzufinden. Und wo es zu dunkel war, wie hier im fensterlosen Treppenaufgang, tastete er sich mit den Händen voran.

      Am Fuß der Treppe befand sich eine weitere Tür, hinter der die aus einem einzigen großen Raum bestehende Garage lag. Dort gab es keinerlei Trennwände, hinter denen er Deckung finden konnte, sondern nur Säulen, die das obere Stockwerk trugen.

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