INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Vier. Eberhard Weidner

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INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Vier - Eberhard Weidner Inquisitor Michael Institoris 1

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atmete Wolfgang auf. Er fuhr einen Bogen und bremst. Dass dadurch die Bremslichter aufleuchteten und ein deutliches Ziel boten, konnte er nicht verhindern. Anschließend schob er rasch den Schaltknüppel in den ersten Gang und stieg aufs Gas, sodass die Reifen auf dem Pflaster kreischend durchdrehten. Doch das war ihm egal, da es jetzt nicht mehr auf Heimlichkeit, sondern auf Schnelligkeit ankam. Sollten die Feinde ruhig hören, dass er davonfuhr, solange sie nur nicht in der Lage waren, ihn einzuholen. Das grelle Quietschen des Gummis zerriss weithin hörbar die Stille und war sicherlich auch in jedem Winkel der Villa wahrnehmbar.

      Doch Wolfgang hatte keine Zeit, einen Blick zu der Stelle zu werfen, wo das Loch in der Fassade des Hauses klaffte, durch das die Angreifer eingedrungen waren, und nachzusehen, ob jemand nach draußen rannte. Er konzentrierte sich auf den schmalen Fahrweg, der zum Tor führte. Rasch schaltete er die Gänge hoch, während der Wagen schneller wurde. Eigentlich fuhr er für diese Verhältnisse viel zu schnell, doch er musste ein Wagnis eingehen, wenn er es schaffen wollte. Und das Risiko wurde belohnt, da er ohne Zwischenfall zum Tor gelangte. Als die schmiedeeisernen Gitterstäbe nur noch ein gutes Dutzend Meter vor der Kühlerhaube des Wagens lagen, betätigte er einen weiteren Knopf der Fernbedienung, worauf sich die beiden Torflügel automatisch nach innen öffneten. Die beiden Hälften des Tors bewegten sich mit einer Langsamkeit, die an seinen Nerven zehrte. Ständig rechnete er damit, dass dunkle Schatten von beiden Seiten aus dem Gebüsch auf den Weg sprangen und damit begannen, die Windschutzscheibe und Frontpartie des Jaguar mit Feuergarben zu überziehen, um seine Flucht zuletzt doch noch zu vereiteln. Deshalb wagte er es nicht, den Wagen auch nur ein kleines bisschen langsamer rollen zu lassen und den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Er vertraute darauf, dass er das Tempo des Jaguar und die Geschwindigkeit, mit der die beiden Hälften des Tores auseinanderschwangen, perfekt aufeinander abgestimmt hatte, um genau rechtzeitig hindurchfahren zu können, sobald es problemlos möglich war. Und tatsächlich war die Lücke breit genug, als sie der leicht schlingernde Wagen passierte. Lediglich der rechte Außenspiegel wurde beim Durchfahren abgerissen, da Wolfgang eine Spur zu weit nach rechts gekommen war. Ansonsten geschah jedoch nichts. Der Jaguar schleuderte auf die Straße, wo um diese Uhrzeit niemand unterwegs war. Wolfgang riss das Steuer herum und brachte das ausbrechende Fahrzeug mit protestierend aufheulenden Reifen auf die richtige Spur. Ohne Beleuchtung verschwand der Wagen anschließend in der Nacht.

      Im Innern stieß Wolfgang einen lang gezogenen, tiefen Seufzer aus, als er allmählich realisierte, dass er tatsächlich mit heiler Haut davongekommen war. Allerdings war ihm bewusst, dass es die Angreifer nicht auf ihn, sondern in erster Linie auf die Personen im Hauptgebäude abgesehen hatten. Und er fragte sich, wie es dem Inquisitor, der Hexe und dem Nekromanten ergangen war. Hatten sie den Angriff unbeschadet überstanden? War es ihnen unter Umständen sogar ebenfalls gelungen, aus der Villa zu entkommen?

      Antworten auf seine Fragen erhielt er etwa eine halbe Stunde später, als er den Inquisitor und die Hexe sah, die nebeneinander die abschüssige Straße des Aventin herunterkamen und sich wie Hänsel und Gretel, die sich im Wald verirrt hatten, an der Hand hielten. Dabei sahen sie sich ständig um, als fürchteten sie, sie könnten verfolgt und jeden Moment eingeholt werden.

      Wolfgang hatte den Wagen in einer schmalen Querstraße hinter einem anderen Auto geparkt, wo es kaum zu entdecken war, sich auf die Lauer gelegt und geduldig gewartet. Seine Geduld wurde belohnt, als er Institoris und Marcella bemerkte, die eilig voranschritten, um möglichst schnell möglichst weit von Neros Anwesen und damit von den Angreifern wegzukommen.

      Dabei sah es fast so aus, als müsste der Inquisitor die Hexe hinter sich herzerren und als würde sie ihm nur widerstrebend folgen. Gibt es etwa schon den ersten Krach zwischen den Verliebten, und das noch vor der Hochzeitsnacht?, dachte Wolfgang amüsiert. Ihm war selbstverständlich nicht verborgen geblieben, dass zwischen den beiden etwas gelaufen war, obwohl sie so unterschiedlich waren und in verschiedenen Lagern standen. Wolfgang redete zwar nicht viel und hielt sich dezent im Hintergrund, aber gerade deshalb sah er vieles – auch so manches, was nicht für seine Augen bestimmt war – und zog in der Regel die richtigen Schlüsse. In diesem Fall vermutete er, dass die raffinierte Hexe den Inquisitor ins Bett gelockt hatte, um ihn leichter kontrollieren zu können. Und vielleicht war der Mann ja inzwischen dahintergekommen, dass die Frau nur mit ihm spielte. Aber wie auch immer es sich verhielt, ihm konnte es letzten Endes egal sein.

      Wichtig war, dass es Institoris geschafft hatte, seinen Häschern zu entkommen. Butcher würde beruhigt sein, dass die sorgfältig geplante Aktion nicht doch auf der Zielgeraden gescheitert war. Und obwohl Wolfgang nichts dafürkonnte, dass die Inquisition das Versteck des vermeintlichen Verräters ausfindig gemacht und gestürmt hatte, war ihm dennoch seit seinem eigenen Entkommen mulmig zumute gewesen bei dem Gedanken, er müsste Butcher mitteilen, dass die Operation gescheitert war. Zu oft wurde der Überbringer schlechten Nachrichten zur Rechenschaft gezogen, weil niemand anderes zur Hand war, an dem man seinen Frust auslassen konnte.

      Auch die Hexe hatte den Angriff überlebt, obwohl es um sie nicht schade gewesen wäre. Neros Fehlen ließ allerdings vermuten, dass er entweder ins Gras gebissen hatte oder von der Inquisition gefangen genommen worden war. Geschieht dem arroganten Pinsel ganz recht!, dachte Wolfgang und grinste schadenfroh.

      Nachdem das Händchen haltende Pärchen die Einmündung passiert hatte, ließ er noch ein paar Minuten verstreichen, bevor er den Wagen startete und losfuhr. An der Einmündung stoppte er und hielt Ausschau. Die Hexe und der Inquisitor waren schon ein gutes Stück entfernt, da sie es eilig hatten und rasch ausschritten.

      Doch in diesem Augenblick näherte sich aus der Richtung, in die sie gingen, ein Wagen, der schon von Weitem als Taxi erkennbar war. Wäre es ohne leuchtendes Taxischild von der anderen Seite gekommen, wären die beiden wohl rasch von der Straße verschwunden und hätten sich in die Büsche geschlagen oder in den Schatten verborgen, aus Angst, es könnte sich um die Eindringlinge handeln. So aber sahen sie den Wagen nicht als Bedrohung, sondern schienen ihn im Gegenteil erwartet zu haben. Michael hob die linke Hand, in der er einen merkwürdig geformten Koffer trug. Es gelang ihm, die Aufmerksamkeit des Taxifahrers zu erregen. Das Taxi wurde langsamer, als es die beiden nächtlichen Spaziergänger erreichte, wendete mitten auf der ansonsten verwaisten Straße und kam neben ihnen zum Stehen. Vermutlich hatten sie den Wagen durch einen Anruf übers Handy bestellt. Rasch stiegen die Hexe und der Inquisitor ein. Die Beleuchtung des Taxizeichens erlosch, und das Fahrzeug fuhr los.

      Auch Wolfgang reagierte umgehend. Er schaltete die Scheinwerfer an und fuhr los, um nicht den Anschluss zu verlieren. Um diese Zeit herrschte vor allem in dieser Gegend kaum Verkehr, und das hatte für einen Verfolger, der unentdeckt bleiben wollte, nicht nur Vorzüge. Einerseits war die Gefahr gering, dass er das verfolgte Fahrzeug mit einem anderen, ähnlich aussehenden Wagen verwechselte. Und sollte er es doch aus den Augen verlieren, würde er es rasch wieder entdecken, sobald er die Stelle erreichte, an der der andere abgebogen war. Andererseits würde er bei dieser geringen Verkehrsdichte einen größeren Abstand halten müssen und dennoch leichter zu entdecken und nach kurzer Zeit als Verfolger identifizierbar sein. Die Verfolgung mit dem Auto um diese Uhrzeit war daher wie eine Wanderung auf einem schmalen Grat, die Wolfgang aber gut genug meisterte. Es gelang ihm nicht nur, am Taxi dranzubleiben und es auch dann nicht zu verlieren, als sie in die sogar um diese Zeit belebteren, überwiegend von Nachtschwärmern bevölkerten Teile Roms kamen und der Verkehr etwas dichter wurde, sondern schaffte es wohl auch, weder von den beiden Fahrgästen noch vom Fahrer des Taxis entdeckt zu werden, da sie nicht den geringsten Versuch unternahmen, ihn abzuschütteln.

      Nachdem sie den Aventin hinter sich gelassen hatten, fuhren sie durch die nächtlichen Straßen der Metropole in Richtung Stazione Termini, wo Wolfgang erst vor Kurzem gewesen war, als er den Inquisitor dorthin chauffiert hatte. Wie alle Großstädte dieser Welt schlief auch die Ewige Stadt nie wirklich.

      Zunächst argwöhnte Wolfgang, die Hexe und der Inquisitor wollten zum Bahnhof, um mit dem Zug aus Rom zu verschwinden. In diesem Fall hätte er umgehend reagieren und Butcher Meldung erstatten müssen. Entweder wäre es dann seine Aufgabe

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