MAD-MIX2: Corona-Shorts. Mari März

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MAD-MIX2: Corona-Shorts - Mari März

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ihm nach, dann auf das Handy. Hier habe ich doch den Beweis ...

      Das Display ist schwarz.

      Ich drücke sämtliche Knöpfe.

      Nichts.

      Hektisch laufe ich zur Schaukel, suche im Karton nach einem Kabel. Sagte Mutter nicht vorhin, sie hätte versucht, es aufzuladen? Da ist das Kabel, unter den Tagebüchern. Es ist kaputt, direkt am Stecker gebrochen. Ich will es trotzdem versuchen und laufe zurück in die Garage, den Karton unter meinem Arm. Irgendwo muss hier doch eine Steckdose sein? Den Karton stelle ich auf die Werkbank, wo meine Augen akribisch nach Blutflecken suchen.

      Doch da ist nichts.

      Kein Blut. Kein Sperma.

      Eine Steckdose. Direkt vor mir an der Wand. Ich ramme den Stecker hinein, verbinde das Kabel mit dem Handy.

      Nichts.

      Wieder drücke ich alle Knöpfe.

      Das Display bleibt schwarz.

      »Was tust du hier?«

      Meine Schwester steht jetzt an derselben Stelle wie eben noch Onkel Dieter. Auch sie taxiert mich.

      »Wo ist Lissi?«, stelle ich ihr dieselbe Frage.

      »Mel, beruhige dich! Du wirst gleich abgeholt.«

      Abgeholt? Von wem? Hat Mutter meine Tasche gefunden, kann ich endlich mit dem Taxi ins Hotel und morgen zurück nach New York?

      Aber vorher muss ich Lissi finden.

      Ich soll still sein, aber das will ich nicht.

      Nicht mehr.

      »Mama telefoniert gerade mit deinem Therapeuten. Alles ist gut, Mel.«

      Nichts ist gut. Welcher Therapeut?

      »Willst du mich verarschen? Ich habe hier Beweise, dass ...« Ich halte das Handy hoch, es fühlt sich kalt an. Verzweifelt schaue ich auf das schwarze Display. »Da waren Fotos«, rufe ich und strecke meiner Schwester das Telefon entgegen.

      »Nein, Mel. Da waren keine Fotos. Du bildest dir das nur ein.«

      Was? Warum sollte ich das tun? Ich habe sie doch deutlich gesehen.

      Die Nachrichten.

      Die kleine Lissi.

      Und Papa.

      Aber Papa ist tot.

      Wir waren heute bei seiner Beerdigung. Jemand hat sich einen schlechten Scherz mit mir erlaubt. Oder kommt das vom Kiffen? Die Sehnsucht nach einem Joint ist plötzlich übermächtig. Ich muss mich beruhigen.

      Sei still!, dröhnt es in meinem Kopf.

      Aber ich will nicht still sein, will mich nicht beruhigen. Nicht mehr. Das alles kann doch nicht nur Einbildung sein.

      Das Handy in meiner Hand vibriert.

      Schau unter die Werkbank!

      Triumphierend halte ich das Telefon gegen das Sonnenlicht. Jetzt habe ich den Beweis. Doch meine Schwester ist nicht mehr da. Verwirrt sehe ich in den Garten. Die Haustür schließt sich gerade.

      Wieder vibriert das Handy.

      Beeil dich!

      Ich stürze zurück in den Schatten und falle auf die Knie. Jede Menge Kisten stehen unter der Werkbank. Nur mit Mühe gelingt es mir, sie beiseitezuschieben. Was soll ich hier finden? Meine Finger tasten in der Dunkelheit, bis in die letzte Ecke – dort, wo kein Licht scheint.

      Da! Ich fühle etwas Weiches.

      Widerwillig greife ich danach.

      Es könnte ein totes Insekt sein.

      Entschlossen richte ich mich auf, halte dieses Etwas ins Licht. Sonnenstrahlen tanzen darum.

      Ein rotes Gummibärchen.

      Die mochte ich früher am liebsten.

      Nein, Stopp! Ich hasse Gummibärchen!

      Stimmen werden laut. Meine Mutter kommt aus dem Haus, läuft durch den Garten zur Straße.

      Du wirst gleich abgeholt.

      Panisch schaue ich mich um. Wo soll ich hin? Rund um den Garten ist eine Mauer, der einzige Weg nach draußen führt über das Tor zur Straße. Dort, wo meine Mutter jetzt steht und ...

      Die Beweise! Ich muss die Beweise sichern. Das Handy. Sein Display ist wieder schwarz. Atemlos drücke ich darauf herum, ziehe das Kabel ab und schüttle es. Die hintere Klappe fällt ab. Kein Akku. Dieses Handy hat keinen Akku!

      Habe ich mir tatsächlich alles nur eingebildet?

      Aber das Gummibärchen!

      Noch immer halte ich es in der Hand, die feucht ist vor Angst. Die rote Gelatine schmilzt, breitet sich aus wie Blut. Aus einem Impuls heraus stecke ich das Gummibärchen in den Mund.

      Die roten mochte ich früher am liebsten.

      Mir wird schlecht. Ich spucke roten Schleim.

      Blut und Sperma.

      Was ist nur los mit mir? Wer ist diese Lissi?

      »Sie werden dich jetzt abholen.«

      Meine Schwester ist wieder da. Wie ein Engel steht sie im Sonnenlicht und schaut voller Mitleid auf mich herab.

      »Wer ist Lissi?«, frage ich verzweifelt.

      »Hör auf damit! Du bildest dir das alles nur ein.«

      Ich kann es nicht glauben. Kopfschüttelnd lege ich das Handy in den Karton. Wer auch immer mich jetzt abholt, ich werde die Erinnerungen mitnehmen. Behutsam ziehe ich den Deckel hervor, den meine Mutter vorhin unter den Karton gesteckt hat. Ich hebe ihn hoch, bedecke das Handy, meine Tagebücher und verschließe mein Memo. Sanft streichen meine Finger über den Deckel, bis sie etwas offenbaren, das mich erstarren lässt. Auf dem Deckel sind fünf Buchstaben. Ordentlich aus rosarotem Buntpapier ausgeschnitten, abgeklebt, mit einem Glitzerfilzstift umrandet.

      LISSI.

      Erkenntnis explodiert in meinem Kopf. Meine Finger krampfen sich um den Deckel mit den fünf Buchstaben. Es gibt keine Lissi. Nicht mehr! Ihre Seele starb an meinem sechsten Geburtstag.

      »Mel-Schätzchen, dein Taxi ist da. Ich hatte so gehofft, dass du diesen Tag nicht kaputtmachst. Gerade heute zur Beerdigung deines lieben Papas.«

      Mir wird wieder schlecht.

      Ich schmecke Blut.

      Blut und Sperma.

      Wie

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