Kanonen für Saint Helena. Ole R. Börgdahl

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Kanonen für Saint Helena - Ole R. Börgdahl Falk-Hanson-Reihe

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Politik, mein lieber Freund, lassen wir das aus dem Spiel. Die Sache ist ohnehin nicht mehr zu ändern. Der Kaiser steht mit dem Rücken zur Wand. Es ist nett, dass Sie ihn noch einmal besuchen möchten, bevor er Frankreich erneut verlässt.«

      »Ich habe davon gehört, Sie verhandeln jetzt mit den Briten, aber ich habe nicht vernommen, dass der Kaiser nach Elba zurückkehrt.«

      »Elba, was sollen wir da«, rief Arnauld. »Wenn der Ruf Frankreichs nicht ertönt wäre, hätte Napoléon Elba schon im vergangenen Jahr verlassen. Ich kann Ihnen jetzt verraten, dass es einen ganz anderen Plan für die Zukunft eines Napoléon Bonaparte gab, nachdem in Europa alles gegen ihn war.«

      »Ein anderer Plan«, wiederholte ich. »Es hätte vielen Menschen das Leben gerettet.«

      »Nein, nein, auch das ist nicht die Schuld Napoléons. Er ist als Friedenskaiser nach Paris zurückgekehrt und hätte sich auch mit diesem Ludwig arrangiert, doch der Kaiser von Österreich hat dies ja nicht zugelassen.«

      »Österreich, Russland, die Preußen und nicht zuletzt die Briten haben es selbstverständlich nicht zugelassen. Es gab einen Vertrag und …«

      »Gut, dass Sie Österreich ansprechen«, unterbrach mich Arnauld. »Haben Sie sich nicht gefragt, wer hinter dem Anschlag steckt?«

      »Von welchem Anschlag sprechen Sie?«, fragte ich und dachte wirklich im ersten Moment, dass Napoléon auf Elba einem Mordanschlag entgangen war, von dem ich und andere nichts mitbekommen hatten.

      »Ich spreche von dem Meuchelmörder, den man Ihnen auf den Hals gehetzt hat. Ich kann Ihnen übrigens sagen, dass er es noch an Land geschafft hat, dort aber zwei Wochen später am Wundfieber verreckt ist.«

      Jetzt war ich doch sehr überrascht. »Dann haben Sie mit der Sache zu tun?«, fragte ich ruhig.

      »Selbstverständlich nicht, Monsieur Hanson.« Arnauld stampfte mit dem Fuß auf. »Ich verbitte mir diese Unterstellung, obwohl ich es nachvollziehen kann, dass Sie auch dafür uns die Schuld geben. Aber ich versichere Ihnen, hätte ich die Pläne gekannt, so hätte ich sie mit aller Macht verhindert. So habe ich erst im Nachhinein davon erfahren, mich dann aber auch mit der Angelegenheit beschäftigt. Ich habe versichert, dass Sie nicht im Auftrag des Kaisers handeln und es keinen Sinn macht, Ihnen nach dem Leben zu trachten.«

      Das Ganze klang immer merkwürdiger und ich begann zu zweifeln, dass Arnauld mehr wusste, als er zugab. Natürlich hatte er irgendwie von dem Anschlag erfahren, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, wie dieses Geheimnis nach außen gedrungen war. Ich hatte mich nur Överste Kungsholm anvertraut, aber vielleicht hatte er die Sache gemeldet und dabei war das Leck entstanden. Im Grunde war es jetzt auch nicht mehr wichtig, was Arnauld offenbar anders sah.

      »Aber Monsieur Hanson, wenn ich es richtig bedenke, macht uns der Mordanschlag auf Sie zu Verbündeten. Vielleicht sollte ich Sie in die Pläne des Kaisers einweihen. Sie könnten sich für unsere Sache einsetzen. Offenbar kennen Sie Doctor O'Meara, haben sogar Kontakt zu Monsieur Maitland, dem Kommandanten der HMS Bellerophon, die in der Bucht lauert.«

      »Ich stehe natürlich gerne mit meinem Rat zur Seite, aber bedenken Sie, dass Sanktionen gegen Napoléon in jedem Fall gerechtfertigt sind.«

      »Ja, wir würden gerne Ihren Rat hören und Ihre Meinung, wie die Sache ausgeht, was die Briten planen, wenn das nicht zu viel verlangt ist und Sie dadurch nicht Ihr Gewissen in Schwierigkeiten bringen.«

      »Ich denke, zunächst ist der Kaiser gut beraten, sich nicht dem berechtigten Zorn der Bourbonen auszusetzen. Die Briten und hier ein britisches Schiff, könnten ein vorläufiger Ausweg sein.«

      »So ist es ja auch geplant. Der Kaiser will sich Monsieur Maitland ergeben und darum bitten, ihn zunächst nach England zu bringen. Wir haben dann die finanziellen Mittel, den Kaiser samt Entourage nach Louisiana weiterreisen zu lassen.« Arnauld machte eine Pause. »Jetzt kennen Sie das große Geheimnis, den unser Plan beinhaltet. Louisiana hat eine besondere Bedeutung, Louisiana war noch vor wenigen Jahren französisch, Louisiana denkt noch immer französisch, wir haben dort viele Verehrer des Kaisers. Auf Elba war Napoléon nur ein Gefangener mit gewissen Freiheiten, in Louisiana könnte er dagegen einen Neuanfang unternehmen.«

      »Einen Neuanfang?«, fragte ich. »Was will er denn Neues anfangen, eine neue Armee ausheben, einen neuen Staat gründen oder besser gesagt einen Staat annektieren?«

      »Wir bräuchten Louisiana nicht zu annektieren, wir könnten es zurückkaufen, aber auch das ist nicht unser Plan. Louisiana soll nur eine Station sein. Bereits auf Elba haben wir den Grundstein gelegt, eine Delegation nach Übersee entsandt. Kennen Sie die Staaten und die politischen Verhältnisse Südamerikas?«

      Ich schüttelte den Kopf. Was entstand hier und jetzt, was wollte Arnauld mir sagen? Es konnte doch nicht sein, dass er mich in derart intime Pläne einweihte. Ich müsste aufschreien, weil Napoléon sein Werk fortsetzen wollte. An Europa gescheitert wollte er sich jetzt ein neues Opfer suchen. Südamerika, die Staaten Südamerikas waren eng mit denen Europas verbunden. Es gab Interessen der Spanier, aber auch der Briten. Es würde zu neuen Konflikten führen, deren Kriege nur auf anderem Terrain ausgetragen würden. Arnauld schien meine Gedanken zu erraten.

      »Louisiana ist schon das Ziel ein sehr langfristiges Ziel«, sagte er sanft. »Aber vergessen Sie das mit Südamerika, das ist auch überhaupt nicht der Plan des Kaisers. Im Grunde ist er müde, wünscht sich einen Ruhestand in einem britischen Dorf oder in einer nicht zu lebhaften Stadt. Seine Ansprüche für sich und die Seinen ist nicht sehr groß. Und wenn dies alles so kommt, wird Louisiana über kurz oder lang nicht mehr das Ziel sein. Der Kaiser hofft im Grunde auf die Gastfreundschaft der Briten.«

      »Ich bin kein Brite und wenn ich einer wäre, hätte ich wenig Einfluss. Ich kenne Captain Maitland überhaupt nicht und war auch noch nicht einmal auf der Bellerophon. Es tut mir sehr leid.«

      Arnauld nickte. »Das Gespräch hier bleibt unter Freunden, aber wenn Sie gezwungen werden, jemandem davon Bericht zu erstatten, erwähnen Sie bitte, dass der Kaiser keine bösen Absichten hegt. Er ist geläutert, will für jene, die jetzt die Macht in Europa übernommen haben, nicht zur Gefahr werden.«

      Das Gespräch soll unter Freunden bleiben. Was dachte sich Arnauld? Wir waren keine Freunde und würden es auch nie werden, nicht in hundert Jahren. Ich gab dem Mann dennoch die Hand.

      »Sie können sich auf mich verlassen, solange es in meiner Macht steht.«

      »Danke!« Arnauld deutete eine Verbeugung an. »Und jetzt melde ich Sie dem Kaiser. Er wird sich freuen.«

      *

      Ich musste dann doch noch eine halbe Stunde warten, bis man mich holte und im Gebäude zu einem Raum führte. Ich sollte sogleich eintreten. In dem Zimmer war es hell, aber ein Diener begann schon wieder die Vorhänge zuzuziehen. Doctor O'Meara war noch anwesend, was mich nicht störte. Napoléon stand neben einem kleinen Tischchen und schloss die letzten Knöpfe seiner Weste. Der Doctor trocknete sich währenddessen die Hände ab. Als schließlich der Diener mit der Waschschüssel in der Hand den Raum verließ, waren wir zu dritt.

      Napoléon lächelte. »Sie sind doch ganz sicher mit Ihrem Schiff hier, der Faucon. Sie sehen, ich weiß noch den Namen und das muss ich auch, denn habe ich ihn nicht ausgesucht? Faucon, wie Falke, wie Falk Hanson, Capitaine Falk Hanson.«

      Napoléon trat näher, so dass ich erst jetzt sein müdes Gesicht betrachten konnte, aus dem ich Enttäuschung und Resignation zu lesen glaubte.

      Er

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