Villa Heckel. T. D. Amrein

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Villa Heckel - T. D. Amrein Aus der Reihe Krügers Fälle

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      Sein erster Weg, nachdem er sich am Stadtrand von Freiburg in einer behäbigen Pension einquartiert hatte, führte Eugen nicht zum Nachlassgericht, sondern zur Stadtverwaltung. Zum Einwohnermeldeamt, um mit „seinem“ alten Personalausweis, einer sogenannten Kennkarte, einen neuen, gültigen Ausweis zu erhalten.

      Wolfgang hatte ihm das Dokument mitgegeben, „nur für alle Fälle“, wie er betont hatte. Sie sahen sich nicht besonders ähnlich, aber nach fünfzig Jahren war es schwierig, das verblichene und abgeschabte Bild der richtigen Person zuzuordnen.

      Von den Fingerabdrücken auf dem Dokument ließen sich nur noch zwei dunkle Flecken erkennen.

      Zur Ergänzung besaß Eugen auch noch den Brief des Nachlassgerichts, der den Grund für seinen Aufenthalt und das Anliegen erklärte.

      Ohne besonderen Aufwand erhielt Eugen einen vorläufigen Ausweis, den er verwenden konnte, bis das endgültige Dokument fertiggestellt war.

      So leicht war aus Eugen Ulbrich Wolfgang Heckel geworden.

      Sehr schwer fiel dagegen, sich an den anderen Namen zu gewöhnen, sich überall damit vorzustellen. Ein einziger Versprecher konnte das Ende der Erbschaft bedeuten. Eugen stammte aus Süddeutschland, wie Wolfgang. Seine Aussprache, mit leichtem Akzent, passte. Dass ihn jemand nach fünfzig Jahren als Eugen erkennen könnte, hielt er für unwahrscheinlich.

      ***

      Fast täglich besuchte er das Haus, um den Besitz zu sichten. Einziehen wollte er jedoch nicht, um eine mögliche Begegnung mit alten Bekannten von Wolfgang zu vermeiden.

      Vom Bargeld, das auf einer einheimischen Sparkasse lag, hatte er gleich eine halbe Million auf sein Konto in Amerika überwiesen, falls er doch plötzlich verschwinden musste. Den Rest ließ er auf dem Konto, für den täglichen Bedarf, für eine eventuelle Flucht. Die Bankkarte, die er erhalten hatte, ermöglichte ihm, überall in Europa Geld abzuheben.

      Sein Ziel blieb jedoch, in Amerika zu leben. Sobald alles geregelt war, konnte er sich dort ein ruhiges Plätzchen suchen. Sich mit dem Bargeld und dem Erlös für das Haus sowie dem Inventar, sich einen schönen Lebensabend gönnen.

      Unter seinem eigenen Namen, nur in einer anderen Gegend, in Florida zum Beispiel.

      An Wolfgang Heckel schrieb er regelmäßig, berichtete von Schwierigkeiten, dass es möglicherweise ein Jahr dauern würde.

      Das Haus, oder besser die Villa, fand er vollgestopft mit antiken Möbeln, die er zuerst sorgfältig durchsuchte. Den Dachboden füllte eine riesige Menge abgestelltes Mobiliar. Dazu die Bilder an den Wänden und der Inhalt der Schubladen und Regale. Bis er alles gemessen, eine Liste mit Einzelheiten geschrieben und jedes Stück grob, im Rahmen seiner Möglichkeiten, bewertet hatte, würden sicher einige Wochen vergehen.

      Sobald die Übersicht erstellt war, wollte er damit ein

      Angebot von den Antiquitätenhändlern der Gegend einholen. Mit etwas Glück lag eine weitere halbe Million drin, so schätzte er.

      ***

      Es war schon später Nachmittag, Eugen hatte sich einen Kaffee gekocht. Dazu genoss er einen alten Kognak, von dem sich noch eine ganze Menge im Keller fand, als ihn die Hausglocke aufschreckte. Besuch, damit hatte er gar nicht gerechnet. Kam auch sehr ungelegen. Rasch schob er die auf dem Tisch ausgebreiteten Papiere zu einem Haufen zusammen.

      Klar würde er abwarten, ob sich der ungebetene Gast von selbst verzog. Die Glocke schlug ein zweites Mal an.

      Eugen schob sich ans Fenster. Ein Mann mittleren Alters, die Hände in den Hosentaschen, Filzhut, eher einfach gekleidet. Auf jeden Fall kein Beamter oder sonst eine wichtige Person, das sah Eugen auf den ersten Blick. Er scharrte irgendein Muster in den Kiesweg, während er wartete.

      Ein neugieriger Anwohner, der sich nicht schämte, seine schlechte Angewohnheit zur Schau zu stellen.

      Eugen zuckte mit den Schultern. Der konnte klingeln, so oft er wollte, sein Ziel würde er damit nicht erreichen.

      Kurz entschlossen knautschte er ein Stück Papier zusammen, dass er zwischen Glocke und Hammer der altehrwürdigen Anlage klemmte.

      Befriedigt stellte er eine Viertelstunde später fest, dass sich der Besucher verzogen hatte.

      Sein Blick fiel auf das Muster, das im Kiesweg zurückgeblieben war.

      Undeutlich zwar, aber zu entziffern: Ulrike lässt grüßen.

      „Was zum Teufel…“, brummte er, „soll das denn bedeuten?“

      Als er am nächsten Morgen zum Haus ging und kurz bei der Schrift stehen blieb, tauchte wie aus dem Nichts der Besucher von gestern neben ihm auf. „Hallo Wolfgang“, begrüßte er ihn grinsend.

      „Wer sind Sie?“, fragte Eugen verständnislos.

      „Du erkennst mich also nicht, gut, das kann ich verstehen. Ich war damals erst sechs, als ich dich zum letzten Mal gesehen habe!“

      Eugen atmete auf. Kein guter Bekannter, der den Schwindel gleich bemerken würde.

      „Wer sind Sie?“, wiederholte Eugen die Frage.

      „Das spielt eigentlich keine Rolle“, lautete die spöttische Antwort. „Hauptsache, ich weiß, wer du bist. Ich habe dich zwar ebenso wenig erkannt wie du mich, aber du musst ja Wolfgang Heckel sein, sonst wärst du nicht hier“, stellte der Besucher fest.

      „Was willst du denn nun von mir?“ Eugen wechselte auch ins Du.

      „Ich wollte dich an Ulrike erinnern.“

      „Ulrike“, wiederholte Eugen. „Tut mir leid, ich habe keine Ahnung.“

      Der Besucher grinste aufs Neue, „die hast du ganz bestimmt nicht vergessen, das kannst du mir nicht weismachen.“

      Eugen zuckte mit den Schultern. „Ist aber so“, beharrte er.

      „Genaugenommen ist das auch egal“, erwiderte der Besucher, es ändert nichts daran, dass ich dir zugesehen habe, wie du ihre Leiche weggeschleppt hast, damals, da oben in den Büschen.“

      Er deutete in Richtung Süden. „Erinnerst du dich jetzt?“

      Eugen suchte fieberhaft nach einer Lösung. „Gehen wir ins Haus“, sagte er schließlich.

      2. Kapitel

      Ein ruhiger Sonntagnachmittag im Elsass. Jemand hatte die Idee gehabt, man könnte Karten spielen.

      Kommissar Krüger hatte ein äußerst schlechtes Blatt, das wie erwartet keinen einzigen Stich schaffte. Die Damen, Michélle und Elisabeth, kicherten, als Guerin ihnen erklärte, dass sie schon wieder eine Runde und somit auch das Spiel gewonnen hatten.

      Seit Michélle gekündigt hatte, sah er sie nur noch selten. Jetzt war sie nicht mehr seine Untergebene, trotzdem sprach sie ihn manchmal noch mit „Chef“ an. Nur zum Spaß, ihr Verhältnis war jetzt völlig unbefangen.

      Die

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