Villa Heckel. T. D. Amrein

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Villa Heckel - T. D. Amrein страница 7

Villa Heckel - T. D. Amrein Aus der Reihe Krügers Fälle

Скачать книгу

Krüger schickte Nina zurück, um den Mediziner zu holen. Sie, etwas blass, versuchte tapfer, sich nichts anmerken zu lassen. Deshalb bestand sie darauf, voll einsatzfähig zu sein. Außerdem sei das nicht ihre erste Leiche, es sei nur völlig unerwartet gekommen, deshalb habe sie geschrien. Behauptete sie zumindest. Krüger ließ sie gewähren. Immerhin war sie nicht zusammengeklappt.

      Schon nach fünfzehn Minuten kehrte sie zurück. Mit ihr ein älterer Herr, der sich als Doktor Henschel vorstellte.

      Krüger, in der Zwischenzeit durch das Fenster eingestiegen, hatte mit dem Schlüsselbund, das auf dem Tisch lag, die Haustüre aufgeschlossen, so dass der Doktor einfach eintreten konnte.

      Der Tote lag auf dem Boden. Er schien keinerlei Verletzungen zu haben. Offenbar hatte ihn der Schlag beim Essen getroffen, die angefangene, einfache Mahlzeit ließ darauf schließen.

      Die an einem Stuhl hängende Jacke enthielt eine deutlich herausragende, dicke Brieftasche mit mehreren tausend Mark sowie einen vorläufigen Ausweis auf den Namen Wolfgang Heckel, Jahrgang 1917. Das Bild wirkte neu, es stimmte absolut mit dem Gesicht des Toten überein.

      Auf die Frage, ob er die Bewohner kenne, hatte der Arzt geantwortet, dass die letzte Besitzerin kürzlich verstorben sei und das Haus eigentlich leer stehen würde.

      Der Doktor kam nach gründlicher Untersuchung zu dem Schluss, dass ein natürliches Ableben anzunehmen sei. Den Todeszeitpunkt konnte er nur schätzen, die Leichenstarre war schon wieder abgeklungen. Etwa drei Tage, so seine Vermutung. „Bewegt wurde die Leiche definitiv nicht, die Flecken sind scharf begrenzt, da bin sicher“, sagte der Doktor.

      Krüger hatte seine Beobachtungen bisher nicht erwähnt. Zusammen mit der Leichenschau ergab sich ein schlüssiges Bild.

      Wolfgang Heckel, immerhin schon neunundsiebzig, war einem Herzanfall erlegen. Eine Fremdeinwirkung ließ sich nicht feststellen.

      Nina kam die auf die Idee, dem Doktor das Bild des Toten zu zeigen, nach dem sie suchten.

      „Das ist Günther Zwiesel, einer meiner Patienten“, antwortete der Doktor, ohne zu zögern.

      Krüger rief Grünwald und Sieber zurück, während Nina den Arzt zu seiner Praxis begleitete, um die Adresse von Zwiesel zu bekommen.

      ***

      Die Wohnung Zwiesels gab nicht viel an Erkenntnissen her. Außer der Tatsache, dass nicht abgeschlossen war, eigentlich nichts Ungewöhnliches. Zwei Zimmer, eine Kochecke, die übliche Unordnung eines langjährigen Junggesellen. Zwiesel war seit Jahrzehnten geschieden, keine Kinder, das hatte der Arzt noch beitragen können.

      Die Identifizierung des Toten war ein wichtiger Schritt. Jetzt konnte seine Vergangenheit durchleuchtet und nach einem Motiv gesucht werden. Auch nach einer ganzen Woche zeichnete sich nichts ab. Günther Zwiesel war ein absolut unauffälliger Mensch gewesen, keine Umtriebe, Ämter oder Mitgliedschaften. War es überhaupt jemandem aufgefallen, dass er nicht mehr lebte?

      Ein Einkommen hatte er durch die Herstellung von Werkzeugstielen aus Holz erzielt, die er in einer winzigen Werkstatt im Untergeschoss seines Wohnhauses angefertigt hatte. Kein Job, um reich zu werden, es schien jedoch zum Leben gereicht zu haben.

      Eine Beziehung nach der Scheidung ließ sich nicht finden. Ab und zu hatte er eine Eckkneipe besucht, nicht den Stammtisch, den benutzten nur regelmäßig erscheinende Gäste. Gesprochen hatte er höchstens mit der Bedienung, die nicht einmal seinen Namen wusste. Stets war er allein gekommen und auch wieder gegangen.

      Und trotzdem: Günther schien jemanden so sehr gestört zu haben, dass er ihn erschossen hatte.

      Krüger dachte an eine Verwechslung. Oder hatte Zwiesel irgendwas mitbekommen, das nicht ans Licht dringen durfte? In Merzhausen?

      Der direkte Ablauf konnte ein Auftragsmord sein. Einfach erschossen und abgelegt. Dagegen sprach jedoch die verwendete Munition. Ein kleines Kaliber, das seit dem Krieg kaum noch Verwendung fand. Ziemlich unsicher, ob die Patronen überhaupt noch funktionierten. Ein Profi würde sich niemals auf so etwas einlassen.

      Andererseits war die Waffe vermutlich nirgends registriert. Es handelte sich schon fast um eine Antiquität, wie Erwin Rohr, der Chef der Spurensicherung in Freiburg, Krüger lächelnd erklärt hatte.

      Die sich daraus ergebende Spur in alte Zeiten schien wenig ergiebig, Günther war bei Kriegsende gerade sechs Jahre alt gewesen.

      Trotzdem, der Schlüssel musste irgendwo in der Vergangenheit liegen. Krüger konnte sich einfach nichts anderes vorstellen. Nur aus Gefühl, ohne klaren Hinweis, irgendwie musste es mit einer Frau zusammenhängen. Die sich jetzt gerächt hatte?

      Elisabeth, der er davon erzählte, hielt das immerhin für möglich. Für Krüger ein ausreichender Grund, in der Sache weiterzusuchen. Wenn Polizeirat Vogel das wüsste, dachte er. Ein Grinsen konnte er sich dabei nicht verkneifen.

      ***

      Auch Kommissar Gruber in Basel kam in seinem neusten Fall nicht weiter. Die Tote war nach der Entdeckung der Todesursache vom Badeunfall zum Mordfall geworden, was natürlich umfangreiche Ermittlungen auslöste. Die Frau war bisher nirgends als vermisst gemeldet, Gruber hatte keinen Namen, keinen Tatort, kein Umfeld.

      Sie schien aus besseren Kreisen zu stammen. Die teuren Ohrstecker und die sorgfältig manikürten Fingernägel wiesen darauf hin. Der Pathologe hatte Silikonkissen aus den Brüsten entnommen, die leider keinerlei Beschriftung aufwiesen.

      Inzwischen hatten sie sämtliche Schönheitsstudios in Basel und Umgebung abgeklappert, ohne jeden Erfolg.

      Die Obduktion hatte diverse Hinweise geliefert, so war der Frau vor längerer Zeit die Gebärmutter entfernt worden. Deshalb ließ sich auch nicht mehr feststellen, ob sie jemals Kinder zur Welt gebracht hatte. Das Alter korrigierte der Pathologe auf knapp fünfzig Jahre. Das Skelett wies keine verheilten Brüche auf, nichts ließ auf irgendwelche Beschwerden wie Gelenkprobleme oder Haltungsschäden schließen. Routinemäßig waren Röntgenbilder des Gebisses verschickt worden, bisher genauso erfolglos wie alles andere.

      Die Ohrstecker waren laut einem Experten von ausgezeichneter Qualität, kaum unter zehntausend Franken zu haben, pro Stück. Leider hatte sich der Meister, der sie angefertigt hatte, nicht verewigt. Nur die Materialpunzen waren vorhanden. Dass ihr der Schmuck nicht entwendet wurde, konnte daher rühren, dass der Verschluss sehr kompliziert gestaltet war und sich nicht einfach so öffnen ließ.

      Sie schien Ringe oder Armbänder getragen zu haben, entsprechende helle Stellen hatte Doktor Diener festgestellt. Die Schmuckstücke dazu fehlten.

      Der Bikini stammte aus England. Eine weit verbreitete Marke, die man fast auf der ganzen Welt kaufen konnte. Dieses Modell war allerdings nicht mehr in Mode. Ein schwaches Indiz, dass sie das Ding nicht selbst oder zumindest nicht freiwillig angezogen hatte.

      Der Eisennagel, ein absolut normales Teil, praktisch auf jeder Baustelle zu finden, brachte sie auch nicht wirklich weiter. Es schien bei entsprechendem Zeitaufwand möglich zu sein, den Hersteller zu ermitteln, nach genauer Analyse des Stahls sowie der Pressform. Aber ob das helfen würde? Diese Nägel wurden überall verkauft, ohne dass es jemanden interessierte, woher sie stammten.

      Erwin Rohr beschäftigte sich intensiv damit, wie ihr der Nagel ins Herz gestochen worden sein könnte. Einfach aufsetzen und einschlagen, wie bei einem Stück Holz, erschien unwahrscheinlich. Der Hammer hätte Spuren hinterlassen, an den Rippen oder auf der Haut. Trotzdem lag der Nagelkopf

Скачать книгу