Alvine Hoheloh. Amalia Frey

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Alvine Hoheloh - Amalia Frey Alvine Hoheloh - Blaustrumpf

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saß auf der mittleren Bank, Gretas Blick im Nacken und Alvine thronte freudig lachend auf der hinteren. Wieder plauderten sie angeregt über dieses und jenes nur leider, das verstand auch Alvine schnell, konnten sie unter diesen Umständen nicht frei über seine Familie reden. Dabei hätte er ihr so gerne das Herz ausgeschüttet und sie war so neugierig gewesen, wie die Kindheit dieses Menschen verlaufen war.

      So redeten sie über Politik, schließlich über Literatur, als sie auf einmal ein leises Röcheln vernahmen. Wie sie nun sahen, erschienen all diese Themen für Greta bei Weitem weniger interessant, denn sie schnarchte zahm vor sich hin.

      Die jungen Leute kicherten und so zog auch Theodor seine Stiefel aus, um seine Füße kurz im Wasser abzukühlen. Schließlich stellten sie die Zehen voreinander ab und vergleichen kindlich amüsiert den Größenunterschied und die verschiedenen Hauttöne.

      »Greta muss Ihnen vertrauen«, sagte Alvine dann, »sonst wäre sie nicht eingeschlafen.«

      »Warum auch nicht? Ich hatte nicht vor, Sie im See zu ertränken«, er zwinkerte ihr zu.

      »Ich gehöre nicht zu jenen Menschen, die sich ängstigen jeder Mann würde bei der ersten Gelegenheit über eine Frau herfallen, nur weil sie allein sind. Und wenn doch, gibt es noch immer die gute alte Hutnadel.«

      Theodor lächelte überrascht: »Da Sie heute keinen Hut tragen, darf ich wohl sagen: Danke, dass Sie mir vertrauen.«

      »Was wäre das für ein Leben, würde ich jeden Vergewaltiger an jeder Ecke fürchten«, gab Alvine müde zurück.

      Seine Mundwinkel zuckten merklich.

      »Oh Pardon, wenn Ihnen das Thema unangenehm ist«, wiegelte sie daraufhin ab.

      »Es gibt gewiss Angenehmere, aber da Sie darüber sprechen wollen: Ich bin selbstbewusst genug für einen Austausch.«

      »Ich bitte Sie, ich werde Rücksicht auf Ihren Selbstwert nehmen.«

      »Damit hat das nichts zu tun, ich sagte ja, dass mein Selbstvertrauen ausreicht, um mich mit einer intelligenten Frau über Urängste auszutauschen.«

      »Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind nicht das Gleiche, Herr Fürstenberg. Ich traue Ihnen durchaus zu, dass Sie allem gewachsen sind, aber bitte biedern Sie sich nicht an.«

      »Sie haben eine hohe Meinung von mir.«

      »Warum sollte ich nicht? Sind Sie nicht der Ansicht, wertvoll zu sein?«

      »Darüber habe ich bisher nie nachgedacht.«

      Sie lächelten einander traurig an und es war offensichtlich, dass es zu dieser Angelegenheit noch einige Fragen geben würde.

      Dann schreckte Greta aus dem Schlaf auf und ihrer beiden Gesichter stoben auseinander, um sofort das Gespräch über Handelsabkommen und Verkaufsstrategien fortzuführen und schließlich angeregt das Flottenwettrüsten zu diskutieren.

      Zum Abendbrot lud sie ihn ein. Das rustikale Esszimmer ihrer Großeltern, verziert mit Geweihen und anderen Jagdtrophäen, wirkte kühl. Der Dielenboden knarrte, wenn Schritte ihn belasteten.

      Noch erhitzt vom Tage verzichteten sie darauf, ein Feuer im Kamin entzünden zu lassen. Sie saßen voreinander an einem Ende des zwei Meter langen Esstisches. Als das Personal endlich fort war, befragte sie ihn zu seiner Kindheit.

      Er erzählte vom Lungenleiden seiner Mutter, von den strengen, aber wohlwollenden Großeltern und vom jähzornigen Vater. Beim Tod seiner Großeltern war er sieben Jahre alt gewesen und man brachte ihn dauerhaft ins Stadthaus, wo er zuvor nur alle paar Monate für wenige Tage zu Besuch gewesen war. Plötzlich waren all das Grün um ihn herum und die Spielkameraden verschwunden. Auch die Mutter blieb lange verschollen, weil, so verstand er irgendwann, sie sich am Meer auskurierte. Wenn er sie vermisste oder fragte, wann er heimdürfe (Heim hieß zurück in das Haus der Großeltern), dann schrie der Vater ihn an. Und sollte er darauf weinen, brüllte er noch mehr, weil Jungen nicht flennten.

      »Wie furchtbar«, warf Alvine ein, »warum soll es generelle Unterschiede geben in der Gefühlswelt der Geschlechter?«

      »Das mag wohl sein, jedenfalls trifft Ihre Vermutung auf mich zu. Meine Mutter sagte mir des Öfteren, dass ich ein viel gefühlvolleres Gemüt hatte, bevor mein Vater mich darin unterwies, dass ich es nicht haben sollte.«

      »Ganz offensichtlich blieb Ihnen aber ein großer Teil davon erhalten.«

      »Das mag vielleicht auch Ihr Umgang sein.«

      Alvine errötete hold lächelnd.

      Sie kamen wieder auf die Thematik Selbstwertgefühl zu sprechen und zu dem Schluss, dass er über wenig davon verfügte, jedoch hingegen ein starkes Selbstbewusstsein in ihm wohnte. Alvine meinte, bei ihr sei es andersrum, denn sie übte sich in der Selbstsicherheit. Nur ihre nichtvorhandene Geduld, vor allem mit sich selbst, mache ihr oft einen Strich durch die Rechnung.

      »Wir haben beide noch viel zu lernen«, schloss sie und lachte mit ihm, froh darüber, einen Weggenossen gefunden zu haben.

      Zum Abschied verbeugte er sich und küsste abermals ihre Hand, diesmal für einige sehnsuchtsvolle Augenblicke.

      »Und morgen müssen Sie schon gehen?«, rutschte es ihr traurig heraus.

      »Wenn Sie wünschen, kann ich morgen auch noch bleiben«, erwiderte er lächelnd, »mein Vater wird sowieso toben, egal wie lange ich fort sein werde.«

      »Lassen Sie uns morgen reiten gehen«, schlug sie vergnügt vor, »ich kann Ihnen ein ausgezeichnetes Rennpferd leihen.«

      Theodor tat am Abend und morgens nach dem Aufwachen etwas, das er ewig nicht getan hatte: Er betete. Als er feststellte, dass er erhört worden war, fiel er fast von seinem nichtvorhandenen Glauben ab – Alvine erschien wieder in Hosen.

      Wie versprochen stellte sie ihm einen weiteren Liebling ihrer Zucht zur Verfügung: Heros, ein Rappe, dessen muskulöser Rücken seinesgleichen suchte. Der Hengst beschnupperte Theodors dargebotene Handfläche neugierig.

      »Das ist ein gutes Zeichen. Wobei ich mir schon dachte, dass er Ihre Ausgeglichenheit spüren wird.«

      »Mag er Äpfel? Ich habe mir vom Wirt welche als Wegzehrung mitgeben lassen.«

      Die Gefragte lachte und kam nicht umhin, die sich ihr bietende Szene herzergreifend zu finden. Gierig schleckte die riesige Pferdezunge die Apfelspalten von Theodors Händen. Als Alvine auffiel, wie sehr ihr seine langen und dennoch kräftigen Finger gefielen, biss sie sich unmerklich auf die Lippe.

      Kurz darauf stieg er gekonnt in den Sattel und ließ den Hengst ruhig auf dem Hof umher traben. Als Pferd und Reiter sich offenbar angefreundet hatten, saß auch Alvine auf den ungeduldig scharrenden Strumpf auf und gab ihm wuchtig die Sporen.

      Eine wilde Jagd am Wasser entlang, über die Waldwege, die sich bis zu den Feldern erstreckten, folgte. Dann lenkte sie Strumpf durchs Weizenfeld und Theodor ließ seinen schwarzen Hengst amüsiert folgen.

      Inmitten all der goldenen Halme wuchs eine schattige Baumreihe, wo sie die Tiere grasen ließen und Theodor überrascht feststellte, dass es Damen gab, die auf Bäume kletterten.

      Unmerklich

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