Maggie. Bettina Reiter

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Maggie - Bettina Reiter Liebesromanzen in Cornwall

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zweihundert Jahre alte Granitsteinbau war der einzige Luxus, den sich Polly und Hank gönnten. Als kleines Mädchen war Maggie stets über die Weihnachtstage mitgefahren. Irgendwann reisten die Campbells ausschließlich im Spätsommer dorthin, da sie einen guten Vorarbeiter beschäftigten, auf den sie sich verlassen konnten. Obwohl sich Alecs Dad trotzdem eher grollend fügte, da er sich nur schwer von der Farm loseisen konnte. Aber in der Hinsicht blieb Polly hart. Sie war ein Sommermensch und wollte diese Jahreszeit genießen.

      Es waren herrliche Tage, in denen Alec und Maggie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang im Wasser planschten oder Sandburgen bauten. Als Teenies lernten sie Surfen und Alec probierte sich im Tauchen. Das war Maggie nicht geheuer, die – wie auch beim Drachenfliegen – lieber am Strand blieb und sich sonnte. An den Abenden gingen sie häufig auf Muschelsuche. Alec beteiligte sich nur mit mäßiger Freude daran und bekam einen regelrechten Lachanfall, als sie eine schillernde Perlmuttmuschel in Herzform aus dem Sand zog und sich kaum beruhigen konnte. Wütend über Alecs Reaktion warf sie das gute Stück in hohem Bogen fort. Jungs konnten sowas von dämlich sein!

      Allerdings blieben ihr Alecs draufgängerische Art und die zunehmende Männlichkeit nicht verborgen. Sogar in der Schule strengte er sich plötzlich an und entwickelte ziemlichen Ehrgeiz, da er plötzlich Tierarzt werden wollte. Den Ausschlag dafür gab das kleine Lämmchen, dem sie gemeinsam an einem kalten Sonntagmorgen auf die Welt geholfen hatten. Leider war es in ihren Armen gestorben. Beide hatten sie wie die Schlosshunde geheult und sich tagelang mit ihrem schlechten Gewissen herumgeplagt, da sie Alecs Eltern nicht geweckt hatten. Zwar versicherten diese, dass das Lamm auch mit deren Hilfe keine Chance gehabt hätte, trotzdem fühlten sie sich schuldig. Seitdem hatte sich Alec geschworen, dass ihm so etwas nie wieder passieren würde. Darum die neuen Zukunftspläne. Aber von nichts kam nichts, weshalb er sich jede gute Note hart erarbeitete. Hank verfolgte diese Wandlung jedoch mit Argusaugen, da er befürchtete, dass die Schafzucht mit ihm sterben würde. Bis Alec ihm versicherte, die Farm trotz seiner beruflichen Absicht übernehmen zu wollen und dass sein Engagement nur kurzzeitig dem Lämmchen gegolten habe. Vielmehr läge es an Doris Witterspoon, bei der Alec Nachhilfe nahm. Eine Vorzeigeschülerin, die sich auch sonst sehen lassen konnte. Dennoch verbrachte Alec nach wie vor die meiste Zeit mit Maggie. Nicht zuletzt, weil ihr Vater kurz vor Ostern einem Herzinfarkt erlag. Nun waren ihre Mom und sie alleine. Es dauerte Monate, bis Maggie mit diesem Verlust einigermaßen umgehen konnte, da sie sehr an ihrem Dad gehangen hatte.

      Alec war die ganze Zeit über für sie da gewesen und irgendwann nahm sie wieder am Leben teil. Am Wochenende gingen sie ins Kino oder zum Line-Dance ins Texas. Standesgemäß mit Cowboyhut und Cowboystiefeln. Es machte unheimlich Spaß, zu Country-Liedern zu tanzen. Alec schwärmte ohnehin von Kindesbeinen an für diese Musik und weiterhin für Doris. Trotzdem hörte er sich geduldig Maggies Jammern wegen Blake an, der sie geflissentlich übersah. Bis er es eines Tages nicht mehr tat. Mit Ende sechzehn verlor sie schließlich ihre Unschuld. Leider stellte sich bald heraus, dass der Quarterback des American-Football-Teams mehr Schein als Sein war. Alec ging es mit Doris ähnlich und so teilten sie ihre Erfahrungen, um danach ihr einstiges Versprechen zu belachen. Doch das Lachen sollte zumindest Maggie vergehen, denn kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag änderte sich alles.

      Auf einmal schlug ihr Herz höher, sobald Alec in Sichtweite kam. Wobei der bloße Gedanke an ihn vollkommen ausreichte, damit ihr Puls raste und sie sich auf nichts mehr konzentrieren konnte. Außer auf den Blick aus ihrem Schlafzimmerfenster, von wo man die Farm teilweise sehen konnte. Alec hatte keine Ahnung, wie oft sie sich zu ihm träumte.

      Zweifellos hatte sie sich in ihn verliebt. In ihren besten Freund! Das wurde Maggie endgültig klar, als er sie an ihrem Geburtstag mit seinem neuen Motorrad zum Line-Dance abholte. Es war ein lauer Sommerabend. Die Grillen zirpten und sie hatte die Zusage der örtlichen Schreinerei in der Tasche, dass sie in einer Woche ihre Arbeit als Assistentin des Chefs antreten konnte. Das rückte jedoch in weite Ferne, als sie zögernd auf Alec zuging. Sie, die ansonsten aus dem Haus stürmte, sobald er vor der Türe stand!

       Während er den Helm abnahm und ihr ein strahlendes Lächeln schenkte, wurde Maggies Mund trocken und als hätte sie jemand im selben Augenblick aus ihrem bisherigen Leben hinauskatapultiert, betrachtete sie Alec mit den Augen einer erwachsenen Frau. Jede Berührung beim anschließenden Line-Dance fühlte sich wie ein Stromschlag an. Bei Hudson Moores Lied Just Wanna Love You wäre sie am liebsten aus dem Raum gelaufen und brachte den Abend nur mit Mühe hinter sich. Darum schützte sie Kopfschmerzen vor, als Alec sie danach auf einen Drink einladen wollte.

      Zuhause lag sie schlaflos im Bett. Übermannt von ihren Gefühlen und voller Angst, was diese Wendung zu bedeuten hatte. Das Ende ihrer Freundschaft? Maggie wurde beinahe übel bei dem Gedanken. Nein, soweit durfte es nicht kommen. Also musste sie sich etwas einfallen lassen!

       ♥♥♥

      Je öfter Maggie in der nächsten Zeit Alecs Anrufe ignorierte oder Ausreden vorschob – um nichts mit ihm unternehmen zu müssen – desto einsilbiger wurde er. Bis sie eines Tages mit ihrem türkisen Fahrrad zum Basset Denkmal fuhr und in sich versunken auf ihrem Stein saß. Mit der nagenden Frage in sich, wie sie ihre Liebe zu Alec unterdrücken konnte. Aber dafür hätte ihr schon jemand das Herz herausreißen müssen. Womöglich liebte sie ihn schon ihr ganzes Leben lang, ohne dass es ihr bewusst gewesen war.

      „Sieh an, du hier? Ich dachte, du musst Überstunden machen“, hörte sie plötzlich Alecs beißende Stimme hinter sich und wandte sich erschrocken um. In der gewohnten Lässigkeit sprang er vom Pferd, band die Zügel um einen Weidenstrauch und schritt auf sie zu.

      Wie erstarrt blickte Maggie ihm entgegen und verscheuchte das Bild, wie er sie stürmisch in seine Arme riss und küsste. „Ja … äh … ich …“ Weiter kam sie nicht, da er sich neben sie setzte. So dicht, dass sich ihre Schultern berührten. Nicht anders als früher, und doch war alles anders.

      „Warum weichst du mir aus?“, kam er ohne Umschweife zur Sache und trieb sie damit in die Enge. Alec hatte nie lange mit Dingen hinter dem Berg gehalten. Gerade das mochte sie an ihm. Diese Geradlinigkeit und seine ehrliche Art. Diesmal hätte sie jedoch gut darauf verzichten können.

      „Wie, ausweichen?“, stellte sie sich dumm und fuhr sich fahrig durch das lange brünette Haar.

      „Tu nicht so.“ Unvermittelt umfasste Alec ihre Schultern, was Maggies Haut zum Glühen brachte. An jeder verdammten Stelle ihres Körpers und das waren einige! „Was ist los? Bist du verliebt?“ Er verengte die Augen.

      „Äh, so… sozusagen.“

      „Wusste ich es doch!“, rief Alec aus und ließ sie los. Leider – und Gott sei Dank. Himmel, in ihrem Gehirn schwamm nur noch weiche Masse. „Wer ist der Glückliche?“ Dieselbe Frage hatte er ihr damals bei Blake gestellt. Allerdings um einiges enthusiastischer.

      „Ist noch … äh, zu frisch … nicht spruchreif.“

      „Seit wann sprichst du in halben Sätzen?“, blaffte er sie an. „Wer ist der Typ? Wo hast du ihn kennengelernt?“

      Maggie blickte ihm in die Augen, in denen sich der Himmel spiegelte. Alles um sie herum versank auf einmal in Belanglosigkeit. Sie sah nur Alec, der sie schmerzvoll betrachtete. „Bist du etwa … eifersüchtig?“, wisperte Maggie.

      „Ja!“, gab er unumwunden zu. Sein Atem berührte ihren Mund. „Weil ich dich liebe, Mag’.“ Er klang beinahe verzweifelt. „Es ist einfach so passiert. Ich kann es mir selbst nicht erklären und ich will es auch nicht.“ Ohne, dass Maggie etwas dagegen tun konnte, sammelten sich Tränen in ihren Augen. Zu unglaublich war sein Geständnis! „Vielleicht liebe ich dich schon mein ganzes Leben lang“, sprach er atemlos weiter, als hätte er Angst vor dem, was er sagte. Oder davor, was er damit laut aussprach. „Toll,

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