Maggie. Bettina Reiter
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Seine Lippen waren nur wenige Zentimeter von ihren entfernt. Sein Gesicht so unverschämt nahe, in dem sich Verblüffung widerspiegelte, bevor er befreit lächelte. Auch ihm schienen plötzlich jegliche Worte zu fehlen, ehe er sanft ihr Kinn umfasste, und als die rotgoldene Abendsonne das umliegende Land in warmes Licht hüllte, küssten sie sich. Zuerst zaghaft, bis sie von Leidenschaft erfasst wurden. Nie hatte sich Maggie begehrter gefühlt. Sicherer, als in Alecs starken Armen, der ihr zeigte, was wahre Liebe tatsächlich bedeutete. Versteckt hinter dem Castle gab sie sich ihm hin. Schenkte ihm alles, was sie zu geben vermochte und versank in seinen fordernden Berührungen, die ihren Körper zum Lodern brachten. Nie hatte der Sternenhimmel heller gefunkelt. Der Mond klarer geleuchtet, der ihre schweißigen Körper aus dem Dunkeln hob und Zeuge dieser unglaublichen Nacht wurde.
Unter Alecs erfahrenen Händen fühlte sich Maggie wie Wachs, denn er erkundete sie, als wäre sie eine Kostbarkeit. Im nächsten Moment suchte er fiebrig ihre Lippen, die sich ihm bereitwillig öffneten. Die Vertrautheit zwischen ihnen schuf eine völlig neue Welt, in der es keine Tabus gab. Keine Ängste, weder Hemmungen noch Fragen. Mit Alec hier unter freiem Himmel zu schlafen war Antwort genug. Sie liebten sich, im wahrsten Sinne des Wortes.
War es ein Wunder, dass Maggie in den folgenden Tagen wie auf Wolken ging? Am liebsten hätte sie die ganze Welt umarmt und lächelte nachsichtig, wenn andere betonten, es schon immer gewusst zu haben. Auch ihre Mom, Alecs Eltern oder ihre beste Freundin Christin freuten sich wie kleine Kinder, dass sie nun offiziell ein Paar waren und diesen Umstand genoss Maggie in den folgenden Jahren jede Sekunde. Ob am Tag oder in den Nächten voller Leidenschaft.
Als sie eine Fortbildung in London besuchte, verging sie beinahe vor Sehnsucht nach Alec und hatte im Nachhinein keine Erklärung dafür, wie sie es ohne ihn ausgehalten hatte. Aber auch diese zwei Monate waren vorbeigegangen, und jetzt lagen Alec und sie unter einem der Apfelbäume. Zärtlich liebkoste er Maggies Lippen.
„Du machst mich verrückt, weißt du das?“, raunte er mit diesem gewissen Ton in der Stimme, der Maggies Erregung verstärkte. Sie ahnte, dass auch er sie wollte. Hier und jetzt.
„Woanders gerne, aber es ist helllichter Tag, Alec Campbell“, versuchte sie die erotische Stimmung mit einer saloppen Aussage zu verscheuchen. Fehlte noch, dass sie sich ungeniert liebten. Vor den Augen seiner Eltern und den Schafen auf der Weide, wobei sich diese zuletzt daran stören würden.
„Weißt du noch, was ich dich vor Jahren gefragt habe?“ Zärtlich streichelte Alec über Maggies Wange.
Gespielt rollte sie mit den Augen, während ihr ein wohliger Schauer über den Rücken lief. Kam jetzt die Frage aller Fragen? „Wie könnte ich das vergessen?“ Sie lachte, obwohl sie ähnlich angespannt war wie damals. Allerdings hatte sich ihr Bild bezüglich Robin Hood und Marian erheblich geändert. Inzwischen hatte Maggie den Film unzählige Male gesehen und zerfloss jedes Mal aufs Neue angesichts dieser romantischen Liebe. Einer Liebe, die genau so tief war wie die zwischen Alec und ihr. Nichts und niemand würde je etwas daran ändern können, denn das, was sie verband, war mit keinen Worten zu beschreiben und mit nichts zu vergleichen.
„Zu der Zeit bin ich ein Kind gewesen“, wandte Alec ernst ein. „Heute bin ich erwachsen und es gibt keine Frau, mit der ich meine Zukunft lieber verbringen möchte, als mit dir. Das war mir nie klarer, als nach deiner Rückkehr aus London.“
„Also bin ich keine zweite Wahl?“, zog sie ihn auf.
„Du bist die erste, obwohl ich deinen Hang zu Michael Bolton nicht verstehe“, flüsterte er grinsend und küsste sie zärtlich. „Aber in einer Sache hat er recht: Wie soll ich ohne dich leben?“, zitierte Alec eine Zeile aus einem ihrer Lieblingslieder How Am I Supposed To Live Without You. Erwartungsvoll blickte er sie an. Wartete Alec auf ein Lob, da er scheinbar doch aufmerksamer auf den Text gehört hatte, als es bislang den Anschein machte – oder hoffte er auf eine Antwort? Nur, auf welche? Konkret hatte er die Frage X nicht gestellt.
„Äh, und weiter …“, versuchte Maggie ihm zögernd auf die Sprünge zu helfen.
„Wie weiter?“
„Na, Hochzeit und so …“
Erneut grinste er. „Der Antrag kommt erst. Ich möchte, dass es ein besonderer Moment ist.“
„Ich weiß auch so, dass ich dich heiraten will“, erwiderte Maggie enttäuscht. Leider war sie nicht gerade die Geduld in Person und wartete schon lange auf seinen Antrag. Dass dieses Gespräch erneut nicht in die gewünschte Richtung ging, machte ihr zu schaffen. „Vor allem, da dein Schneidezahn nachgewachsen ist“, schob sie murrend nach und musste trotz ihrer Stimmung grinsen, da sie Alec als den kleinen Jungen von damals vor sich sah.
Er runzelte die Stirn. „Muss ich das verstehen?“
„Nein.“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Es reicht, wenn ich es tue.“
Zwei Wochen später fuhr Alec mit ihr zum Castle und machte einen ziemlich nervösen Eindruck. Maggie beschlich ein erwartungsvolles Gefühl, das sich bestätigte, als sie auf das Lichtermeer vor dem Castle blickte. Überall brannten Kerzen in bunten Gläsern, die auf jene Stelle zuführten, an der sie sich zum ersten Mal geliebt hatten. Dort lag eine Decke, auf der ein mit vielen Köstlichkeiten gefüllter Picknickkorb stand. Sogar an Pasties hatte Alec gedacht, die niemand besser zubereitete als seine Mom.
Mit gespannter Miene nahm Alec ihre Hände in seine. Maggie spürte ihren Herzschlag bis in die Fingerspitzen. „Du bist mein Leben, Maggie“, flüsterte Alec mit rauer Stimme. „Ich würde alles für dich tun und es wäre noch zu wenig, um dir zu zeigen, was ich für dich empfinde. Aber solltest du je Zweifel an meiner Liebe haben, dann schau mir in die Augen und du wirst wissen, was du mir bedeutest.“ Mit dem Daumen glitt er sanft über Maggies Wange, um die Tränen fortzuwischen, die sie nicht zurückhalten konnte, da Everything I Do von Bryan Adams aus dem kleinen Transistorradio neben dem Picknickkorb erklang. Alec hatte scheinbar die Weckfunktion aktiviert, um nichts dem Zufall zu überlassen. „Robin Hood und Marian“, hörte sie ihn leise sagen, „das sind wir, Mag’. Du und ich, gegen den Rest der Welt, wenn es sein muss.“ Mit wässrig glänzenden Augen zog er sie an seine muskulöse Brust. Maggie schmiegte sich an ihn und als sie engumschlungen unter dem sternenklaren Nachthimmel tanzten, spürte sie seinen schnellen Herzschlag an ihrer Wange.
Zwei Menschen, die eins waren. Die schon immer eins gewesen waren und nichts, keine einzige Sekunde mit Alec würde sie je vergessen. Weder was ihre Kindheit betraf noch diesen magischen Abend, an dem sie einander festhielten und sich mit behutsamer Zärtlichkeit küssten, als geschähe es zum ersten Mal. Und als der letzte Ton des Liedes verklungen war, öffnete Alec eine kleine Samt-Schatulle. Darin glänzte ein goldener Ring mit einem roten Rubin. In diesem Moment wusste Maggie, dass sie alles hatte, was sie sich je erträumte. Ihr Leben war perfekt und sie die glücklichste Frau der Welt.
♥♥♥
Ein Jahr später
Maggie warf einen Blick auf ihren Schreibtisch. Das Ablagefach war leer, der PC ausgeschaltet, die Unterschriftenmappe lag in Ernies Büro und alle Rechnungen waren raus. Fein säuberlich hatte sie alles aufgearbeitet, womit dem gemeinsamen Urlaub mit Alec nichts mehr im Weg stand. Gestern hatte er sie mit dem Vorschlag überrascht, mit ihr nach St. Agnes fahren zu wollen. Dabei würden sie bald heiraten! Ihn brachte das natürlich nicht aus der Ruhe, klar, er hatte sich bislang nicht gerade ein Bein für die Hochzeitsplanung ausgerissen. In Maggie herrschte hingegen