Ardantica. Carolin A. Steinert
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»Du kannst am Wochenende nicht?«, wechselte Leyla spontan das Thema und Majik verharrte kurz.
»Ja, ich …« Er seufzte. »Können wir unser Treffen verschieben? Weil … Montag ist doch frei – Erster Mai, du weißt schon und da wollte ich nach Hause fahren.«
»Kein Problem«, warf sie prompt ein. »Ich wollte dich auch fragen, ob wir das verschieben können. Ich muss arbeiten. Kanyo hatte mal wieder einen kleinen Wutanfall von wegen 15-Stunden-Woche und so.« Kanyo war Chef in dem Café, in dem sie hin und wieder arbeitete, um das Geld für die eigene Wohnung in Berlin zusammenzukriegen. Unglücklicherweise ließ sie sich dort neuerdings nicht mehr allzu oft blicken, weil sie noch einen zweiten Job als Werkstudentin im Bereich Risk Management angenommen hatte. »Wirst du deinem Vater beim Golfen wieder einmal deinen Zukunftsplänen lauschen müssen?«, fragte sie und er verzog das Gesicht.
»Nicht ganz, aber fast genauso schlimm. Eigentlich fahre ich wegen Katja.«
Jetzt hielt Leyla inne. Sie stoppte kurz und sah ihn von der Seite an, biss sich aber gerade noch rechtzeitig auf die Zunge und schluckte ihre Kommentare herunter. Majik war es dennoch nicht entgangen.
»Ja, ja ich weiß. Ich sollte endlich Schluss machen und dieses Mal wirklich. Ihre Eifersucht treibt jeden noch in den Wahnsinn. Sie ist ein Nervenbündel und du kannst sie nicht ausstehen – sie dich auch nicht. Habe ich irgendetwas vergessen?«
»Das war schon eine ziemlich treffende Zusammenfassung, auch wenn ich es etwas anders verpackt hätte. Und ich hätte hinzugefügt, dass du schon acht verdammte Male mit ihr Schluss gemacht hast. Acht! Wo soll das hinführen?«
»Ich weiß, aber … Ach, lassen wir das Thema. Ich habe jetzt keine Lust über sie nachzudenken, sie hat mir gestern Abend schon wieder ein Ohr abgekaut. Am liebsten wäre es ihr, ich würde mein Studium hier schmeißen, zurückgehen und in Ilmenau studieren. Was übrigens nicht zuletzt an deiner Anwesenheit liegt.«
»Na, dein Vater würde sich freuen«, meinte Leyla, hakte sich bei ihm unter und zog nun ihn mit – Richtung Bibliothek. Sie hatten das Thema schon gefühlte hundertmal diskutiert und sie wussten beide, dass es nichts änderte. Majik würde bei Katja bleiben – aus Gründen, die Leyla wohl nie verstehen würde, ebenso wie er in Berlin bleiben würde, um seinem Vater zu trotzen und zu entfliehen.
Plötzlich schien er etwas unstet und versuchte das Gespräch wieder aufzunehmen.
»Also, zurück zum Thema. Wir haben ja am Freitag frei, dann werde ich nach Hause fahren. Da Montag frei ist … Also ich gehe dann noch Dienstagabend mit meiner Familie ins Theater. Weil … Also wegen des Hochzeitstages meiner Eltern und … Du hättest natürlich mitkommen können. Dann hättest du zu deiner Familie und … Aber ich dachte, wegen Katja und …«
Sie kniff die Augen zusammen. »Was ist los?«.
»Ich komme erst Mittwoch zurück. Abends. Spät.«
»Kein Problem. Ich gebe dir meine Mitschriften. Du hast ja Dienstag und Mittwoch eh nur Mathekurse und …« Sie hielt inne und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Oh.«
»Es tut mir leid, ich wusste nicht, wie ich es anders arrangieren sollte und …« Er sah sie aus seinen tiefbraunen Augen treuherzig an. »Wir feiern am Wochenende nach. Versprochen!«
»Schon okay«, sagte Leyla knapp, zog ihren Arm zurück und drückte die Bibliothekstür auf.
»Ley!«, meinte er etwas flehend.
»Nein, wirklich. Das ist okay, ich verstehe das. Wir können ja auch immer noch nächsten Samstag zu dem Film.«
Er wartete. Vermutlich auf eine ihrer sarkastischen Bemerkungen, die er so mochte. Aber sie schwieg, stopfte ihre Sachen in den Spind und schloss ab.
»Fertig?«
Er nickte seufzend und folgte ihr zu den Bücherregalen.
Die nächsten Tage schienen nur so an Leyla vorbeizufliegen. Gewissenhaft erledigte sie ihre Hausaufgaben, hetzte weiter zur Arbeit und am verlängerten Wochenende hatte sie keine Gelegenheiten über irgendwelche Dinge nachzudenken, da Kanyo sie als Kellnerin für Hochzeitsgesellschaften und Geburtstage einspannte.
Es passte ihr nicht sonderlich, so viel arbeiten zu müssen, aber sie brauchte das Geld und den April beendete sie immerhin mit einem dicken fetten Plus auf dem Konto.
Dienstag, in der Uni, fühlte sie sich allerdings plötzlich ziemlich einsam. Zwar saß sie endlich in der ersten Reihe, aber das befriedigte sie auch nicht. Lustlos kritzelte sie in ihr Notizbuch und konnte es kaum erwarten, endlich nach Hause zu kommen. Wohlwissend, dass der Mittwoch nicht anders verlaufen würde. Und so war es auch.
Ihre Laune erreichte einen absoluten Tiefpunkt. Um sich aufzuheitern, beschäftigte sie sich in Lineare Algebra mit Knobelspielen, statt mitzuschreiben.
Ihr Handy klingelte. Zum Glück nur lautlos, aber das Display begann verräterisch zu leuchten. Sie schaute darauf. Es war ihre Familie. Leyla drehte das Handy mit dem Display nach unten, um nicht in Versuchung zu kommen, aus dem Raum zu gehen, um das Telefonat anzunehmen und wartete darauf, dass der Dozent den Kurs beendete. Als das geschah, sprang sie sofort auf.
»Hey«, sagte eine Stimme hinter ihr und jemand tippte ihr auf die Schulter. Überrascht wandte sie sich zu der Kommilitonin um.
»Leyla Sealak, richtig?«, fragte die junge Frau und Leyla versuchte sich zu erinnern, wo sie das Gesicht schon einmal gesehen hatte.
»Ja?«, fragte sie leicht irritiert und etwas nervös darüber, mit einer fremden Person sprechen zu müssen, während sie ihre Tasche packte.
»Ich bin Emma. Ich habe mich bei dir und Majik zum Vortrag über Kryptografie hinzugeschrieben. Ich hoffe, das ist okay.«
Leyla blickte auf und erinnerte sich plötzlich daran, dass dies das Mädchen war, das Majik in der vergangenen Woche auf die Bartour angesprochen hatte. Die silbernen Haare – warum färbte sie sich die Haare grau, dachte Leyla kurz – waren doch recht auffällig.
»Äh. Okay. Ja, gut«, stammelte sie. »Gut zu wissen. Also, äh, wir haben noch keinen Plan. Also ich meine: Gliederung. Wir haben uns noch keine Gedanken zu dem Thema gemacht.«
»Super. Es ist ja auch noch ein bisschen Zeit bis zum Vortrag. Ich melde mich dann später einfach bei euch per Mail und dann können wir ja gemeinsam überlegen, wie wir vorgehen wollen«, sagte die junge Frau lachend und ging. Leyla seufzte. Nachdenklich schulterte sie ihre Tasche und folgte ihr aus dem Raum. Unschlüssig sah sie sich um. Das war der letzte Kurs für heute gewesen. Was sollte sie mit dem restlichen Tag anfangen? Allein? Sie könnte …
Das erneute Klingeln ihres Handys unterbrach den Gedankengang.
»Hey, Mom!«
Während sie erst den Geburtstagsglückwünschen ihrer Mutter, dann ihres Vaters lauschte und sich zum Schluss noch ein gekrähtes Lied ihrer kleinen Schwester anhörte, wanderte sie durch den angrenzenden Park der Uni. Die Maisonne schien herrlich und sie hatte beschlossen einen Relaxtag einzulegen. Das hieß, schön spazieren gehen,