Ardantica. Carolin A. Steinert

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Ardantica - Carolin A. Steinert Ardantica

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Universität von Naurénya.«

      Sie kniff die Augen zusammen.

      »Die liegt nahe unserer Hauptstadt, Numäia.« Nun musterte er sie wirklich interessiert. »Wir spielen ein neues Spiel«, sagte er. »Nur noch eine Frage. Ich bin dran. Also, wo kommst du her?«

      »Vom Universitätsflur des mathematischen Instituts«, entgegnete sie und zog ihre Antwort ebenso auf, wie er seine. »In Potsdam. Das liegt dicht bei Berlin, der Hauptstadt von Deutschland.«

      »Hab’ ich es mir doch gedacht«, rief er. »Wie bist du hergekommen?«

      »Ich, ich weiß nicht – das waren zwei Fragen.«

      Er machte eine unwirsche Bewegung mit der Hand und sie zuckte zusammen.

      »Geh’ zurück«, forderte er und stand auf. So machte seine riesige Gestalt gleich noch mehr Eindruck auf sie.

      »Warum?«, fragte sie irritiert. Nicht, dass sie es nicht selber wollte. Dennoch war sie neugierig. Er starrte sie mit undurchdringlicher Miene an.

      »Nicht, dass die Raubkatze wiederkommt.« Er klang wieder vollkommen emotionslos, beinahe gelangweilt.

      Sie fand, das war ein ausreichendes Argument. Vorsichtig, ohne ihn aus den Augen zu lassen, bewegte sie sich gen Tür. Dort angekommen, linste sie angespannt nach links und rechts, doch von einer großen Raubkatze war weit und breit nichts zu sehen.

      Sie trat hindurch, zögerte erneut und wandte sich noch einmal um. Er hatte ebenfalls einen Schritt gemacht – als ob er ihr folgen wollte.

      »Dieses Naurénya, wo genau liegt es?«, hakte sie nach und versuchte den Verfolgungswahn abzuschütteln – warum sollte er ihr folgen?

      »Ich vermute, genau da, wo dieses Deutschland liegt.«

      Sie starrte ihn an. Dann warf sie schnell einen Sicherungsblick über die Schulter, bevor sie die Frage stellte, die am meisten in ihr brannte.

      »Bilde ich mir das alles nur ein?«

      »Was denkst du?«

      »Ich denke, es fühlt sich ziemlich real an.«

      »Es ist real.«

      »Und wer bist du?« Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie diese Frage noch gar nicht gestellt hatte.

      »Pan.« Er war offensichtlich jemand, der nicht gerne kommunizierte und sehr wortkarg war. Sie wusste, dass sie nun gehen sollte, zögerte aber immer noch.

      »Du denkst, du bist verrückt.« Er grinste wieder und sie wich zurück, als er näher trat. Sie kam sich neben ihm deutlich kleiner als ihre 1,65 Meter vor. »Vor sehr langer Zeit waren deine und meine Welt dieselbe, sie wurden getrennt. Und du dürftest nicht hier sein.« Wieder das Blitzen in seinen Augen, das sie nicht zu deuten wusste.

      »Warum?« Sie war sich selbst nicht sicher, auf welchen Aspekt seiner Aussage sich diese Frage bezog. Er ging auch überhaupt nicht darauf ein.

      »Umso interessanter ist es, dass du hier bist.«

      Sie verstand nur Bahnhof. Aber sie sah das Flackern. Direkt vor sich. Es war plötzlich erschienen und trennte ihn und sie. Er machte einen Schritt darauf zu. ›Oh nein!‹, dachte sie. Was, wenn es eine Art Ein-Personen-Portal war und er es zuerst betreten würde – vor ihr? Würde er dann in ihre Welt gelangen und sie würde hier festsitzen? Sie durfte nicht zögern.

      »Du hast ungewöhnliche Augen«, sagte er plötzlich und fixierte sie durch das flackernde Feld hindurch. Konnte er es auch sehen? »So etwas sieht man selbst hier selten.« Was wollte er? Mit einem Mal wollte sie nicht mehr darüber nachdenken. Entschlossen machte sie einen Schritt vor, sah noch, wie er blitzschnell seine Hand ausstreckte und …

      Knall! Sie stöhnte.

      »Oh, das tut mir leid!«, rief der Rothaarige erschrocken. »Ich habe nicht gewusst, dass … Hast du dir wehgetan?«

      »Schon gut«, murmelte Leyla und rieb sich die Stirn. Verblüfft starrte sie auf die weiße Tür und wich gerade noch rechtzeitig zurück, als diese erneut geöffnet wurde und eine größere Schar von Menschen hinausströmte.

      »Ley! Wo warst du? Was … warst du in einer Bio-Vorlesung?« Majik kam die Treppe hinunter und steuerte auf sie zu. Sie starrte weiterhin auf die Tür.

      »Alles in Ordnung, Kleines?«, fragte er und tippte

      sie leicht an. »Du warst nicht im Kurs.«

      Sie drehte sich zu ihm um.

      »Hast du Lust auf Tierpark?«

      Sie übte in der folgenden Woche den schwarzen Flecken erfolgreich auszuweichen. Dabei fiel ihr auf, dass das Flackern immer an den gleichen Stellen erschien – oder war. Vor der Mädchentoilette im ersten Stock, vor der Tür zu dem einen Vorlesungssaal, in dem sie zum Glück keinen Kurs hatte. Außerdem gab es in der Bibliothek in der Chemieabteilung ein großes Feld, das flackerte und im Park ein, zwei Stellen. Hinzu kamen einige weitere, kleinere Felder und Punkte, aber – so hatte sie bereits festgestellt – es passierte nichts, wenn sie dadurch lief. Je weiter sie sich von der Uni entfernte, desto weniger wurden diese Ausfälle oder wie sie es insgeheim nannte: Portale. Vollkommen ungestört konnte sie deshalb ihrer Arbeit nachgehen und war tatsächlich auch viel zu sehr mit irgendwelchen Dingen beschäftigt, um weiter über all das nachzudenken. Auch wenn es stets in ihrem Unterbewusstsein geisterte. Zum Teil ertappte sie sich sogar dabei, sich einen Spaß daraus zu machen, Portale zu finden. Aber betreten wollte sie vorerst keines mehr. Noch nicht. Natürlich hatte sie versucht das Phänomen zu googlen, aber die Suche hatte außer Buchempfehlungen und Verschwörungstheorien nicht viel hervorgebracht. Von Naurénya oder Numäia hatte Google noch nie etwas gehört, auch wenn sich Leyla nicht sicher war, ob sie es auch richtig geschrieben hatte.

      Majik hatte sie auch nichts von alledem erzählt. Aus irgendwelchen Gründen hatte sie sich dagegen entschieden. Doch er merkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Er merkte es irgendwie immer.

      Sie hatten beschlossen an ihrem freien Freitag in den Berliner Tierpark zu gehen. Während der Autofahrt bemerkte sie, dass er ihr fortwährend Blicke zuwarf.

      Sie lächelte. »Alles in Ordnung?«

      »Das wollte ich dich auch fragen.«

      Sie reckte sich im Sitz.

      »Ich bin gerade vollkommen entspannt«, meinte sie dann. »Ich habe zwei von fünf Präsentationen fertig, eine Idee für ein Hausarbeitsthema in Mathematisches Problemlösen und einen Prüfungsordner angelegt.«

      Er starrte sie an.

      »Ich nehme alles zurück. Du bist ganz die Alte. Es ist Mai! Das Semester hat gerade erst angefangen.«

      »Aber ich muss ja für Zwei lernen«, erwiderte sie grinsend und öffnete die Autotür. »Und ich habe mir im ersten Semester einen 1,0 Schnitt erarbeitet. Den will ich halten.«

      Er seufzte gespielt missmutig und stieg ebenfalls aus.

      »Was genau möchtest du denn im Tierpark?«

      »Das gute Wetter ausnutzen?«,

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