Ardantica. Carolin A. Steinert

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ardantica - Carolin A. Steinert страница 4

Ardantica - Carolin A. Steinert Ardantica

Скачать книгу

sagte sie und lächelte leicht, als sie auflegte. Sie verstaute ihr Handy in der Tasche, als ein merkwürdiges Geräusch ertönte. Immer noch mit dem Blick in der Tasche, verlangsamte sie ihr Tempo. Ein unheimliches Knirschen und Knacken begleitete ihre Schritte. Sie verharrte, sah noch einmal auf ihr Handy, doch das schien in Ordnung. Sie machte einen weiteren Schritt. Es knirschte. Aus dem Augenwinkel nahm sie etwas wahr. Sie löste ihre Augen von der Tasche und blickte ganz langsam auf.

      »Was um …?«, stieß sie panisch hervor und wich zurück. Weiter und immer weiter zurück. Ihr Puls raste. Sie stieß die Luft aus, atmete schnell. Es knackte abermals. Dann stand sie wieder auf dem gepflasterten Weg und starrte mit schreckensbleichem Gesicht in den Schlosspark. Ein leichter Wind säuselte durch die Blätter und irgendwo erklang frohes Vogelgezwitscher.

      »Ich werd’ irre«, flüsterte Leyla und suchte mit den Augen angstvoll und doch hoffend, dass sie nicht irre wurde, nach dem, was sie eben gesehen hatte. Aber alles war ruhig. Nur vor ihren Augen bewegte sich die Luft, als würde sie vor Hitze flirren und hauchzarte, schwarze Fäden durchzogen Leylas Blickfeld an dieser Stelle. War doch etwas mit ihren Augen nicht in Ordnung? Leyla stolperte weiter rückwärts. Jetzt wollte sie ganz dringend nach Hause. Ihr Handy klingelte abermals.

      »Leyly! Happy, happy Birthday!«, ertönte es und während Leyla zum Bus taumelte und abwechselnd die Augen schloss, stark blinzelte und durch die Gegend starrte, lauschte sie nun den Glückwünschen ihrer Kindergartenfreundin Andrea.

      »Ich dachte ja erst, du bist vielleicht in town und hast mir nicht Bescheid gesagt«, rief die und Leyla versuchte sich auf das Gespräch zu konzentrieren.

      »Was? Wieso?« Sie sah sich um und blinzelte erneut. Aber da waren keine schwarzen Flecken mehr.

      »Ich bin Majik gestern übern Weg gelaufen.«

      »Majik?«, fragte sie irritiert.

      Dann, langsam, begann ihr Gehirn wieder damit, die Arbeit aufzunehmen.

      »Ja, Ilmenau ist halt nicht so groß, ne. Und da dachte ich, ihr macht euch einen fetten an deinem Geburtstag, in der Heimat und du sagst mir einfach nicht Bescheid. War erst echt ein bisschen angepiekst. Aber nee, dann kam Katja angestiefelt und ich dachte mir so: woa, nee, ne?! Und mir war alles sofort klar.«

      Leyla musste ein Lachen unterdrücken. Andrea war immer alles sofort klar, auch wenn sie nicht selten die falschen Schlüsse zog. Aber sie revidierte ihre Meinung auch sehr gerne, von daher war das kein Problem.

      »Hättest doch mit ihm runterfahren können und wir hätten ’nen Girlsday gemacht.«

      »Ich habe Uni, Andy!«, rief Leyla beinahe tadelnd.

      »Scheint Majik ja auch nicht zu stören. Hat er heute schon angerufen?«, fragte Andrea sehr interessiert.

      »Ja, ungefähr sieben Mal.«

      »Du bist nicht rangegangen?«

      »Ich habe Uni …«

      »Ach, bitte! Wer kennt deinen Stundenplan und die Pausenzeiten besser als er? Du bist sauer! Weil er nicht da ist, an deinem Geburtstag? Vermisst du seine Gesellschaft?« Aus irgendeinem Grund klang Andreas Stimme triumphierend und Leyla wusste, dass sie wieder ihre Schlüsse zog.

      »Nein, ich verstehe das«, versuchte sie das Gespräch zu retten, denn sie wusste, was kommen würde.

      »Ja, ich finde auch, dass er mit Katja Schluss machen sollte. Ihr wärt das perfekte Paar.«

      »Andy!«, tadelte Leyla schwach und stieg in den Bus ein.

      »Ist doch wahr«, fuhr Andy ein wenig gekränkt von der genervten Zurechtweisung fort. »Gefühlt ganz Ilmenau weiß, dass er nur mit Katja zusammen ist, weil er dich nicht haben kann. Nur du checkst das nicht. Oder willst es nicht checken.«

      Leyla überlegte kurz, ob sie vehement widersprechen sollte, dann sagte sie aber nur: »So lange er nichts sagt, kann ich so tun, als wüsste ich nichts. Er ist mein bester Freund!«

      »Bei dir klopft jemand an«, lenkte Andrea ein und Leyla warf einen Blick auf das Display.

      »Majik.«

      »Na, dann will ich mal nicht die Leitung weiter besetzen. Hasta luego, Süße.« Und mit diesen Worten legte Andrea einfach auf.

      »Du bist sauer auf mich«, sagte Majik leise und etwas anklagend, als Leyla wortkarg neben ihm herlief. Tatsächlich hatte es gerade herzlich wenig mit Majik zu tun, dass ihre Stimmung so merkwürdig war. Zweimal hatte sie am gestrigen Tag noch dieses komische Flackern an der Uni gesehen und allmählich machte sie sich wirklich Sorgen. Nur halbherzig hatte sie deswegen Majiks Geschenk begutachtet: Ein Comic mit Leyla in der Hauptrolle – die Figur hatte wirklich verblüffend viel von Leyla, auch wenn sie ihrer Ansicht nach deutlich hübscher war, als Leyla sich selbst fand – und einen »Ich gestalte dir einen rundum coolen Tag«-Gutschein. Sie hatte sich abwesend bedankt und alles in die Tasche gepackt.

      »Ich bin nicht sauer«, sagte sie nun.

      »Ich musste dir auf den Anrufbeantworter sprechen, um dir zu gratulieren, weil du nicht ans Telefon gegangen bist. Und als ich dich heute Morgen abholen wollte, warst du schon auf dem Weg zur Uni. Allein. Mit dem Bus!«, sagte er. Es war jedoch kein Vorwurf in seiner Stimme. Sie sah ihn von der Seite an und fühlte sich plötzlich unglaublich mies, als sie sah, wie traurig er dreinschaute. Sie war natürlich auch tatsächlich ein wenig enttäuscht gewesen, aber hatte sie dazu eine Berechtigung?

      »Tut mir leid«, sagte sie lächelnd und umarmte ihn. »Ich bin zurzeit nicht gut drauf. Komm, lass uns etwas essen gehen und dann erzählst du mir den neuesten Straßenklatsch von Ilmenau. Ich will mir nur noch schnell die Hände waschen. Ich möchte gar nicht wissen, was da unter meinem Stuhl geklebt hat.« Angewidert sah sie auf ihre Hände. Majik war augenblicklich versöhnt.

      »Okay. Ich warte hier auf dich.«

      Sie nickte und stieg die Treppe hinauf.

      Ein leichtes Prickeln überzog ihre Haut, als sie sich der Toilettentür näherte. Sie sah das Flackern und obwohl sie sich davor gefürchtet hatte, erstaunte es sie nicht wirklich, als die Welt plötzlich wieder schwarz wurde. Es beruhigte sie sogar ein wenig. Wenn es immer an denselben Stellen geschah, konnte das doch nichts mit ihr zu tun haben, oder? Zögernd blieb sie stehen und zum ersten Mal rannte sie nicht weg, sondern sah sich um.

      Sie stand in einem Raum von der Größe eines Seminarraums. Durch die hohen Fenster gegenüber fiel kaltes Licht und beleuchtete schwach Regale voller Bücher an der linken Seite, einen alten Sekretär davor und viele schlichtere Tische und Stühle. In der Tat sah es aus wie ein Klassenraum. Ein Klassenraum, in dem jedes einzelne Detail schwarz war. Leyla schauderte und machte ein paar weitere Schritte in den Raum. Ihre Schritte hallten auf dem schwarzen Steinboden wider und verklangen in der Leere. ›Stein!‹, dachte sie und fuhr mit den Fingern über den reichverzierten Sekretär. Es schien, als wäre alles aus Stein. War es ein Filmset? Ein Museum? Sie schüttelte den Kopf. Das war eindeutig ihre Phantasie, die mit ihr durchging. Hatte sie sich überarbeitet? Sie musste mit Majik reden. Eilig ging sie auf die angelehnte Tür zu. Dann zögerte sie. Was wenn sie durch die Tür nicht zurück in die Wirklichkeit kam? Vielleicht war irgendetwas in ihrem Kopf, ein Tumor oder ähnliches und sie war ohnmächtig geworden und befand sich in einer Art Koma? Ihr Nacken fing unangenehm an zu Prickeln und sie erschauderte. Sie hatte das Gefühl, als würden sich unsichtbare Augen in ihren Rücken bohren. Mit aller

Скачать книгу