Ardantica. Carolin A. Steinert

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Ardantica - Carolin A. Steinert Ardantica

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und sichergehen, dass niemand hier war, in dieser unheimlichen Fata Morgana.

      Ihr Blick huschte von den Regalen links, durch den Raum, über die Tische und Stühle – und war das etwa ein versteinerter Federkiel, ein Tintenfass?! Es war alles so detailreich! – zur rechten Seite. Diese Seite lag im Dunkeln. Ein unbeweglicher schwarzer Vorhang hing vor dem letzten Fenster und das Licht von vorne hatte nicht die Kraft, um in die hintersten Ecken vorzudringen. Leyla machte einen Kamin aus und … aus der Dunkelheit daneben schälten sich zwei furchterregende, leuchtend gelbe Augen.

      Sie verlor die Fassung, schrie und machte einen Satz auf die Tür zu, doch noch bevor sie diese erreicht hatte, machte sie ein Flackern aus und stand mit weit aufgerissenen Augen im Universitätsflur. Augenpaare – normalfarbene – richteten sich auf sie. Leyla klappte den Mund zu und hörte auf zu schreien. Sie lächelte nervös und entschuldigend und lief die Treppe hinunter – so schnell sie konnte.

      »Die Hygiene hier an der Uni ist wirklich unterirdisch«, hörte sie jemanden sagen, während sie auf die Portaltür zusteuerte. Jemand packte sie an der Schulter. Sie holte Luft, doch der Laut erstarb auf ihren Lippen, als sie Majik erkannte.

      »Warst du das, die geschrien hat?«, fragte er verblüfft und musterte sie von oben bis unten. »Du bist ganz weiß, geht es dir gut?« Er hielt sie immer noch fest.

      »Komm mit!«, keuchte sie ohne auf seine Fragen einzugehen, packte ihn und zog ihn die Treppe rauf.

      »Was?«, fragte er und machte sich los. »Was soll das? Ley, ich kann da nicht rein, das ist das Mädchenklo!«

      »Aber …«

      »Was ist los, Kleines?«

      »Komm schon. Bitte! Du musst das sehen!«

      Widerwillig ließ er sich mitzerren. Leyla stieß die Tür mit dem Fuß auf und bedeutete ihm einzutreten.

      »Hey!«, rief eine empörte Stimme. »Das ist das Mädchenklo. Was soll das?«

      Nichts war passiert.

      Majik stand im Vorraum des Mädchenklos und sah sie fragend an.

      »Könntest du mir mal bitte erklären, was los ist?«, fragte er leise, während er sich mit einem entschuldigenden Lächeln rückwärts bewegte.

      »Aber …«, stammelte Leyla.

      »Kleines?« Besorgt sah er sie an.

      »Lass uns essen gehen«, sagte sie schwach und hatte das Gefühl, dass ihre Beine sie plötzlich nicht mehr tragen wollten.

      »Du bist überarbeitet, Ley!«, sagte er, nachdem sie ihm erzählt hatte, was sie gesehen hatte. »Mach dich nicht verrückt. Wir machen uns ein richtig cooles Wochenende und entspannen. Du wirst sehen, danach sieht die Welt wieder ganz anders aus.«

      Sie presste ihre Lippen zusammen, sodass sie noch schmaler wurden und stierte in ihren Nudelsalat.

      »Vermutlich hast du Recht.«

      »Habe ich immer«, sagte er und lehnte sich lässig zurück. Er musterte sie nachdenklich. Fragend sah sie ihn an. »Ich dachte nur«, meinte er, »dass das aber eine ziemlich geile Geschichte wäre. Wir könnten es zeichnen. Oder versuchen einen Film daraus zu machen. Oder einen Film aus unseren Zeichnungen. Ich hab’ auch schon eine Klaviermelodie im Kopf.«

      Sie lachte und griff nun endlich nach der Gabel.

      »Und wie willst du dein Kunstwerk nennen?«, fragte sie grinsend.

      »Der Riss in der Wirklichkeit!«

      S

      ie sah es wieder. Am Montagmorgen in der Uni. Gerade als sie den Vorlesungssaal betreten wollte, flackerte es in ihrem Sichtfeld. Doch der Schreck blieb dieses Mal aus. Sie hatte sich am Wochenende tatsächlich ziemlich entspannt und jetzt war sie sich sicher, dass es weder Überarbeitung noch irgendein physisches Symptom war. Nervosität paarte sich mit einem Hauch von Neugier, als sie sich von dem Vorlesungssaal abwandte und sich auf das Flimmern zubewegte. Sie fixierte die Stelle und kaum, dass sie diese erreicht hatte, wurde die Welt um sie herum rabenschwarz.

      Sie zögerte, machte dann jedoch noch ein paar weitere Schritte. Sie war in einem langen Flur, dem ihrer Uni nicht unähnlich, wenn man von der Schwärze absah. Ein riesiges Fenster spannte sich über die Decke und ließ wieder dieses kalte, graue Licht ein, sodass Leyla einiges erkennen konnte. Flammenzeichnungen zogen sich über die Wände. Fasziniert trat sie näher und ließ ihre Finger vorsichtig darüber gleiten. Es war so detailliert, sah so echt aus! Wie eingefrorenes Feuer. Ihr Blick wanderte weiter. Eine geschwungene Treppe zu ihrer Rechten führte in die unteren Stockwerke. Sie lehnte sich übers Geländer und blickte nach unten. Doch dort schien die Schwärze geradezu undurchdringlich. Leyla sah sich nach einem Lichtschalter um. Es gab keinen. Dann erst bemerkte sie, dass zahlreiche erloschene Fackeln an den Wänden hingen.

      »Das ist ja wie im Mittelalter«, murmelte sie zu sich selbst und schüttelte gleich darauf den Kopf. Dazu war der Raum, den sie vergangene Woche gesehen hatte, viel zu modern gewesen. Na, was hieß modern. Vielleicht könnte dieser aus dem 19. Jahrhundert gewesen sein. So genau wusste Leyla das aber auch nicht, Geschichte war nicht unbedingt ihre Stärke. Noch einmal warf sie einen Blick nach unten und entdeckte die schweren, schwarzen Vorhänge. Aha. Dort unten gab es also auch Fenster. Den Mut hinunter zu gehen und die Vorhänge beiseitezuziehen, hatte sie allerdings nicht. Im Gegenteil. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie unglaublich dumm es von ihr war, überhaupt hier zu sein. Wo auch immer »hier« gerade war. Plötzlich fielen ihr wieder die gelben Augen ein und aus dem unguten Gefühl wurde plötzlich wieder die altbekannte Angst. Sie wandte sich ruckartig wieder dem Gang zu und sah sich beinahe hektisch um. Wo war der schimmernde Fleck? Durch ihn musste sie doch wieder zurückkommen, oder? Dort! Unweit von ihr entfernt. Sie machte ein paar Schritte darauf zu und hielt wieder inne. Ihr Herz raste, doch aus irgendeinem Grund konnte sie sich nicht dazu durchringen, weiter auf das Flackern zu zugehen. Eine gefühlte Ewigkeit stand sie da und starrte auf den Flecken. Ihr Verstand schrie danach hindurch zu gehen, aber etwas anderes in ihr hielt sie zurück. Also machte sie einen Bogen um das Flackern herum und ging weiter den Gang hinunter.

      Zahlreiche Türen gingen von dem Flur ab – ganz wie in ihrer Uni. Sie wollte eine der Türen öffnen, doch die Klinke ließ sich nicht einen Millimeter bewegen. Sie war aus Stein. Nun drückte und zog Leyla testhalber am Griff, doch auch die Tür bestand aus massivem Gestein und bewegte sich nicht. Es schien, als wäre sie mit dem Rahmen verwachsen. Oder war es gar keine Tür, sondern nur Wanddeko? Leyla kniff die Augen zusammen und versuchte es zu erkennen. Erfolglos. Sie ging weiter, zog hier und da mal wieder an einer Steintür und erreichte das Ende des Ganges. Auch hier führte eine Treppe mit reichverziertem Geländer hinab, doch waren die großen Fenster an dieser Seite nicht von schweren Vorhängen verhangen. Leyla trat näher. Die Scheiben wirkten sonderbar matt und grau und waren für das Zwielicht im Innern verantwortlich, obwohl – so konnte sie sehen – sich draußen keine Wolke am Himmel befand und sich somit ein strahlendes Blau über einem schwarzen Park und weiteren gigantischen, schwarzen Gebäuden erstrecken musste. Sie begann zu frösteln. Was war das hier? Gegen ihren Willen bewegten sich ihre Füße nun doch auf die Treppe zu und sie nahm die ersten Stufen. Es hallte sonderbar und sie konnte nicht ausmachen, ob der Klang vom Material oder der Einsamkeit kam.

      Etwas erregte im unteren Stockwerk sofort ihre Aufmerksamkeit. Eine der zahlreichen Türen stand offen!

      »Oh,

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