Tod eines Agenten. Lars Gelting

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Tod eines Agenten - Lars Gelting

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an Türen, suchte nach einem Ausgang wie die Ratte im Käfig.

      Abrupt blieb er stehen: Aus der Helligkeit kam ihm ein Mensch entgegen. Tauchte schemenhaft im gleißenden Licht auf, kam rasch auf ihn zu.

       Sture Bengtson!

      Und noch bevor sie sich begegneten, tauchte hinter ihm, im hellen Licht, ein weiterer Sture auf und bald darauf wieder einer. In bodenlangen steingrauen Gewändern schwebten ihm diese Gestalten entgegen. Und sie schwebten groß auf ihn zu, waren wesentlich größer als er. Waren dünn wie ausgehungert. Ihre Gesichter hager, fahl, mit großen, dunklen, aber ausdruckslosen Augen und einem zum Schrei geöffneten Mund.

      Unfähig, sich zu rühren, sah er ihnen entgegen. Sah zuerst noch einen nach dem anderen kommen, bald aber tauchten gleich mehrere zur gleichen Zeit auf. Aus der Helligkeit heraus kamen sie direkt auf ihn zu, als hätten sie nur auf ihn gewartet. Er wich ihnen aus, ließ sie ins Leere schweben, bevor sie ihn erreichen konnten, einmal und dann wieder und wieder. Lief endlich los, von Angst gejagt, zwischen ihnen hindurch. Aber es wurden mehr und mehr und immer mehr. Der Strom seelenloser Sture Bengtsons wurde dichter und dichter, drängte sich immer näher an ihn heran.

      Und dann packte ihn das Entsetzen, als er realisierte, dass er dabei war unterzugehen, von den Kreaturen aufgezehrt zu werden. Noch einige wenige kraftlose Schritte voran, ein letztes verzweifeltes Aufbegehren. Er kam nicht mehr weiter. War eingeschlossen, gefangen von einem Heer dämonischer Sture Bengtsons, die ihn ohne einen Laut anschrien.

      Er war verloren, fühlte es, wollte selber schreien und bekam keine Luft mehr.

      Das war das Ziel. Jetzt drängten sie hart an ihn heran. Drückten ihn, pressten ihn, so dass er nicht mehr atmen konnte. Er schlug um sich, keuchte, röchelte, gierte nach Luft, drohte zu ersticken…

      Erik wachte auf, fuhr hoch im Bett.

      Einen Augenblick lang saß er im Dunkeln auf der Bettkante, sog die Luft in sich hinein, schnaufte wie nach einer großen Anstrengung. Sein Hemd klebte an seinem Körper. Seine Bettdecke lag auf dem Boden vor dem Bett.

      Er musste raus. Griff nach seiner Hose, seinem Pulli. Raus aus dem Raum, raus aus dem Haus, hier bekam er keine Luft. Alles um ihn herum war plötzlich zu eng.

      Auf der Wiese hinter dem Haus zog er Hose und Pulli über seinen Pyjama und ging zum See hinüber. Mit verschränkten Armen stand er eine Weile nur da, sah auf das dunkel blinkende Wasser, den Kopf voller Bilder, aber ohne klaren Gedanken.

      Auf einmal war da etwas. Erik fühlte, dass er nicht alleine hier draußen war; jemand war in seiner Nähe. Angestrengt horchte er, ging einen Schritt zur Seite, weg vom Wasser. Endlich wandte er sich um.

      Ulrike stand hinter ihm. Gut einen Meter von ihm entfernt und etwas seitlich stand sie dort, die Arme ebenfalls vor der Brust verschränkt, und beobachtete ihn. Er hatte sie nicht kommen hören.

      „Du hast laut gestöhnt, vorhin, im Haus. Laut gesprochen und gestöhnt. Geht es dir nicht gut?“

      „Ich habe schlecht geträumt. Es tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe.“

      „Hast du öfter solche Träume?“

      „Fragst du mich das jetzt als Neurologin?“

      „Träume können sehr aufschlussreich sein. Es interessiert mich halt.“

      „Eigentlich schlafe ich traumlos, glaube ich. Ich wache morgens auf, ohne mich an einen Traum zu erinnern. Heute, das war außergewöhnlich. Und es tut mir leid, Ulrike.“

      „Sagtest du schon. Vielleicht war dein Tag heute ja außergewöhnlich.“

      Erik sah sie nicht an, sah aufs Wasser hinaus, nickte leise mit dem Kopf.

      „Wohl wahr, das war er.“

      „Du bist als Journalist hier. Ich denke, du hast dich mit diesem Bengtson getroffen. Oder?“

      Augenblicklich war er hellwach. Annekes Äußerung schallte in seinem Kopf:

      „Das wäre gut für dich.“

      „Lassen wir das, Ulrike. Ich weiß nicht, wer dieser Bengtson war. Anneke hat mich am Abend auch schon damit genervt. Nur weil ich in Arvika war, während diese Geschichte passiert ist, muss ich doch nicht zwangsläufig daran beteiligt gewesen sein. Das ist doch naiv, das ist Unsinn – oder Wunschdenken.“

      „Gut, lassen wir das. Ich wollte dich nicht aushorchen. Ich hatte das Gefühl, dass dich etwas bedrückte, und ich habe nur versucht, mit dir darüber zu reden. Manchmal geht es einem danach ja besser. Also dann, ich gehe jetzt wieder rein. Kommst du mit?“

      „Nein. Einen Moment bleibe ich noch, sonst träume ich gleich noch die Fortsetzung. Es tut mir leid. Ich wollte nicht grob sein.“

      Erik blickte hinter Ulrike her, die über die Wiese zum Haus zurückging. Diese Frau war ihm ein Rätsel. Aber wie auch immer, sie wäre genau das, was ihn heute Nacht aus seinem Jammertal holen würde. Wäre.

      Er wandte sich wieder dem dunklen Wasser zu.

      Was war das heute für ein Scheißtag. Einer von der Sorte, an denen man noch lange herumkaute. Aber genau genommen war das ganze Unternehmen vom ersten Tag bis hierher einfach nur Bockmist. Hätte er sich nicht verfahren, wäre ihm dieser ganze Schiet erspart geblieben. Er hätte seine Story und wäre schon wieder zu Hause.

      Er ging bis an die Wasserkante, setzte sich dort auf einen großen Stein.

      Wie stand er jetzt da? Ohne Sture Bengtson. Sture hatte ihm einen Paukenschlag, eine politische Explosion versprochen.

      Und dann noch die Sache mit seinem Vater.

      Er musste diese Reportage zu Ende bringen. So gut, aber auch so schnell wie es ging. Und danach würde er sich mit diesem Kerl befassen.

      Kapitel 6

      Der folgende Samstagmorgen ließ noch nichts von dem Potential erahnen, welches er im Laufe des Tages noch entfalten sollte. Das begann schon mit dem Wetter, das sich diesig verhangen zeigte, als die Frauen in der Frühe das Haus verließen.

      Erik hatte versprochen, nach dem Frühstück ein wenig aufzuräumen. Ein leicht zu erfüllendes Versprechen. Lediglich der Windfang verlangte nach etwas mehr Zuwendung, da hier Schuhe und Stiefel abgestellt wurden und sich ein wenig Schmutz sammelte.

      Danach widmete er sich seinem Smartphone und schaltete es wieder ein. Eine notwendige Aktion, wie sich sofort zeigte. Kaum eingeschaltet, warnte es ihn mit Dringlichkeit, dass ihm die Energie ausginge und meldete sich sogleich wieder ab. Ohne Zögern nutzte er Ulrikes Ladekabel, das gleich neben ihm noch in der Steckdose steckte, rief das Smartphone zurück ins Leben und checkte die eingegangenen Mitteilungen.

      Es war nichts dabei, was seinen Adrenalinspiegel auch nur hätte beeinflussen können. Die Werkstatt in Arjäng ließ ihn wissen, dass sein BMW wie vereinbart am Montag abgeholt werden könne. Mehrere Verlagsnachrichten und Terminvorgaben zur laufenden und zu geplanten Reportagen. Sein Freund Sven, der IT-Könner in ihrer Clique, hatte seinen neuen iMac für das Netzwerk eingerichtet. Alles lief perfekt. Svens glänzenden Augen konnte er sich gut vorstellen. Enttäuscht wollte er sich abwenden, als

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