Tod eines Agenten. Lars Gelting

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Tod eines Agenten - Lars Gelting страница 18

Автор:
Серия:
Издательство:
Tod eines Agenten - Lars Gelting

Скачать книгу

Noch während er die Worte aussprach, spürte er, deutlich, dass er jetzt zu weit ging. „Entschuldige. Das war unüberlegt. Ich sollte das nicht fragen.“

      „Genau.“ Sie nahm die letzte Gabel mit Nudeln, schob den Teller etwas von sich. „Aber du hast es gefragt.“

      „Jaa, es tut mir leid. Nach dem Gespräch über Anneke ist mir das einfach so rausgerutscht. Du bist halt eine interessante Frau. Ich möchte einfach mehr über dich erfahren, wer du bist, wie du lebst. Das ist doch ganz normal.“

      „Ich hoffe, ich habe mir jetzt keinen Stalker eingehandelt.“ Ulrike sah ihn unter den Augenbrauen hervor fragend an.

      „Quatsch! Ich fahre am Montag, und das war´s dann wohl. Leider. Aber, wir müssen ja auch nicht darüber reden.“

      „Bist du verheiratet oder in einer Beziehung?“

      „Verheiratet nein. Die Beziehung ist vor vierzehn Tagen zerbrochen.“

      Ulrike schob ihren Kopf weit über die Unterarme hinaus über den Tisch, sah Erik fragend an. „Und wann hast du das letzte Mal Sex gehabt?“

      „Solltest du die Frage stellen?“

      „Wenn wir jetzt schon mal dabei sind.“

      „Denke dann bitte daran, dass du mir noch eine Antwort schuldig bist. Okay? Also, das letzte Mal war an einem verregneten Sonntagnachmittag. Das ist jetzt drei Wochen her.“

      „Das habe ich mir gedacht. Das erklärt, warum du so ausgehungert, so aufgestaut warst.“

      „Hm-hm, war ich das? Wundert mich, dass du das überhaupt gemerkt hast. Du bist abgegangen wie ein junges Fohlen. Für eine Frau deines Formats sehr ungewöhnlich.“ Erik schaute sie übertrieben fragend an.

      Ulrike saß unverändert, sah ihn lange mit verengten Augen an, nachdenklich, überlegend.

      „Meines Formats. Ich hätte wohl reservierter sein sollen. Mich vornehm zieren, bis du mich dann hoffentlich auf den Rücken geworfen hättest. Das meinst du doch, wenn du von Format sprichst.“ Sie lehnte sich auf den Stuhl zurück, ihre rechte Hand spielte auf dem Tisch mit der Serviette.

      „Dass ich dich heute Morgen geradezu genötigt habe, war diesem besonderen Ort, der Gelegenheit und meinem Hunger geschuldet. Ich wusste nicht, dass ich das tun würde. Ich habe es nicht geplant, aber ich habe es getan.“

      „Bitte? Was ist jetzt los? Du bekommst doch jetzt keinen Gewissenskasper, oder doch?“

      „Du verstehst das nicht, Erik. Ich habe mich dir wie eine reife Frucht angeboten. Du brauchtest mich nur zu nehmen und zu genießen. So etwas habe ich noch nie getan und nur ganz selten gedacht. Es gehört nicht zu mir, aber es war richtig.

      Du hast heute etwas in mir wachgerufen, von dem ich gar nicht wusste, dass es noch in mir schlummerte. Ich lebe noch und habe mich gefühlt, als wäre ich gerade erst dreißig. Du hast mir das Gefühl gegeben, dass alles möglich ist, dass ich mich absolut gehen lassen kann, dass ich mich vergessen kann. Ein Gefühl für die Ewigkeit und das war sehr schön.“

      Sie sah ihn direkt und gerade heraus an, „Ich bin das letzte Mal von meinem Partner beschlafen worden am Samstag, den zweiten Juli. Wir haben das fünfzehnte Jahr unserer offiziellen Beziehung gefeiert. Am zweiten Juli.“

      Erik sah sie einen Atemzug lang sprachlos an, schüttelte leise den Kopf.

      „Was ist denn das für eine Beziehung? Entschuldige, aber dein Partner erscheint mir wie ein Clochard mit einer gefundenen Rolex am Arm. Ist das dein Leben?“

      „Willst du jetzt wissen, ob ich glücklich bin? Was ist schon normal, was ist Glück? Ich hab´s vergessen und mich in meinem Leben eingerichtet.“

      „Warst du vor deiner jetzigen Beziehung mal verheiratet? Wäre ja möglich.“

      „Na hör mal, du stöberst in meinem Leben herum, Erik. Warum sollte ich dir sowas erzählen?“

      „Ich weiß nicht. Tu es doch einfach. “

      Sie beugte sich wieder weit über ihre Arme hinaus zu ihm vor, sah ihn mit lächelnd staunendem Gesicht an. „Was machst du junger Kerl mit mir?“

      „Diese Unterscheidung passt überhaupt nicht, meine Liebe. Er schob ihr sein Gesicht ein wenig entgegen: Was kümmern mich die Jahre, wenn du mir deine Schönheit, deine Lust und Leidenschaft nur schenkst.

      „Wow. Du bist ja ein Multitalent, vollendeter Liebhaber, Frauenversteher und dann auch noch Poet. Das war sehr schön.“

      Sie lehnte sich zurück, sah einen langen Augenblick auf ihre Hände, die auf dem Tisch ruhten. Dann, als würde sie sich einen Ruck geben, sah sie ihn direkt an, kühl.

      „Ich war nie verheiratet, nie fest gebunden. Das, was mich jetzt bindet, habe ich mir selbst angelegt. Ich hätte gewarnt sein können.“

      „Weil es angeblich anderen Frauen auch so geht und die Männer alle Verbrecher sind?“

      Sie lacht. „Du Verbrecher weißt bald mehr über mich, als ich mir selbst jemals klargemacht habe. Nein. Weil ich mich habe blenden lassen. Ich war jung und fühlte mich ungeheuer gut, als der Herr Chefarzt sich ausgerechnet für mich Assistenzärztin interessierte. Ich habe mich dann ein wenig in ihn verliebt und wir hatte damals eine wirklich gute Zeit: Verbotene Liebe hinterm Zaun. Wie in einem kitschigen Arztroman.“ Sie stieß die Luft durch die Nase aus, „Und jetzt beenden wir die Graberei in unseren Beziehungstiefen. Du weiß schon mehr über mich, als guttut.“ Sie stand auf und brachte ihren Teller hinüber zur Spülmaschine.

      „Du hast mir noch nicht gesagt, warum du hättest gewarnt sein können.“

      „Das werde ich dir auch nicht sagen.“ Sie stand mit dem Rücken zu ihm, hatte das ganz spontan gesagt und wandte sich nun um.

      „Erik, an dieser Stelle ist unbedingt Schluss. Wir haben nur noch einen gemeinsamen Tag. Ich möchte mich nur auf mich und auf dich konzentrieren, nur auf das, was zwischen uns passiert. Es ist kostbar. Lass die Schatten draußen.“

      „Okay. Ich werde mal kurz hinüber gehen zum See, und wenn ich wieder zurück bin, könnten wir doch ins Theater oder ins Kino gehen. Was meinst du?“

      „Sehr gute Idee. Hier draußen im Reservat gibt es das ultimative Angebot.“ Ulrike blickte an ihm herunter, tat irritiert. „Du solltest dir nur vorher noch etwas anziehen.“

      Der BMW sah wieder aus wie neu. Er stand auf dem Hof der Werkstatt und blinzelte ihm frisch gewaschen entgegen, so als wäre nie etwas gewesen. Damit war das erlebte Abenteuer endgültig beendet – dachte Erik.

      In den folgenden Tagen arbeitete er seine Termine ab, führte Gespräche mit Journalisten, mit Vertretern der wichtigsten Parteien und der Antifa-Bewegung. Am Freitagabend nahm er die Fähre von Göteborg nach Kiel.

      Was ihm die ganze Zeit nicht aus dem Kopf ging, war die „Verbotene Liebe hinterm Zaun“. Waldheim!

      Kapitel 7

      Freitag, 23.09.

Скачать книгу