Tod eines Agenten. Lars Gelting

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Tod eines Agenten - Lars Gelting

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      Und endlich Kai!

       Keine Suchergebnisse zu „Dr. Werner Stocher“ aus der Zeit nach 1990. Auch aus der Zeit davor nur magere Ausbeute: Der Kerl war Stasi-Oberst in seiner Funktion als leitender Arzt der Psychiatrie. Merkwürdigerweise sind kaum weitere Angaben zu finden. Kann nur bedeuten, dass seine Schweinereien vergraben wurden. Jedenfalls ist der Kerl unter dem Namen „Stocher“ aktuell nicht existent.

       Zu Ulrike Teisch: Gut gehende neurologische Praxis in Kiel. War bis 1989 übrigens Ärztin im Krankenhaus in Waldheim. Ab 1991 niedergelassene Ärztin in Kiel. Lebt mit einem Dr. Snelting zusammen. Das war’s.

       Diese Anneke aber ist der Hammer. Die hat dir Nebelkerzen vor die Füße geworfen. Mitnichten handelt die mit Erotikspielzeug. Sie und ihr Mann sind Inhaber einer Sicherheitsfirma: „SE.Protect“ – vollkommen unerotisch. Das ist eine Riesen-firma, die im ganzen Land aktiv ist – auch für die Regierung. Ihr wird Rechtslastigkeit nachgesagt. Die Vita dieser Anneke ist übrigens nur geschlagener Schaum. Würde mich sehr wundern, wenn die nicht auch dem Land „der blühenden Landschaften“ entstammt. Annäherung also nur mit dem Elektroschocker – gibt’s vielleicht ja in Form von Erotikspielzeug.

       Mit dem „Stocher-Ergebnis“ bin ich auch nicht zufrieden. Wenn du ein Foto von ihm gesehen hast, muss es ihn ja auch geben – unter anderem Namen vielleicht. Mal sehen.

       Ich grüße dich. K.

      Anneke! Konnte das sein? Diese reizvolle, smarte Frau? Handel mit Sexspielzeug, das mochte er sich bei Anneke gut und gerne vorstellen. Aber das jetzt. Wow! Die Munition im Handschuhfach erschien so in einem ganz anderen Licht.

      Im gleichen Augenblick zog sich in seinem Bauch etwas zusammen:

       Das wäre gut für dich!

      Warum hatte Anneke das gesagt? Wäre es aus ihrer Sicht vielleicht schlecht für ihn, wenn sie wüsste, dass er an der Pizzeria war? Dass er das Geschehen als Zeuge hautnah miterlebt hatte?

      Verdammt! Er rutschte immer tiefer in diesen ganzen Mist. Wo war er hier hingeraten? Er würde sich vorsehen. Bis Montag noch.

      Im nächsten Augenblick drohte ihm der akute Herzstillstand: Eine Nachricht von Sture Bengtson!

      Die Nachricht war vom 16.09.2016 – 13:38 Uhr.

      „hau ab. komm nicht her.“

      Er ließ das Smartphone los. Ließ es auf den Tisch fallen, als wäre es plötzlich elektrisch geladen.

      Der arme Kerl hatte genau gewusst, was da auf ihn zukam. Der hatte ihm, quasi bevor die Kerle ihn in die Mangel nehmen konnten, noch eine Warnung gesandt. Etwa um diese Zeit war er schon auf dem Parkplatz gewesen.

       Sture, es tut mir leid! Und es tut mir leid für dich.

      Er riss das Ladekabel vom Gerät, schob das Smartphone in die Tasche. Alles war wieder da. Wie im Zeitraffer gestaucht geschah alles noch einmal, hatte er alles vor Augen: den dunklen Van, die rennende Frau mit Kind, das Dach, wie es mit ungeheurem Druck in die Luft flog, und diese Kerle, wie sie in den Van stiegen.

      Er musste raus, sofort. Raus an die Luft. Sein Körper reagierte, ließ sich nicht beherrschen, bebte und zitterte. Irgendetwas musste er jetzt tun. Irgendetwas ganz anderes. Bevor die Frauen zurückkamen, musste er sich selbst und die Gedanken wieder in den Griff bekommen. Anneke! Die war ohnehin misstrauisch gewesen. Holz hacken! Läge jetzt Holzschnitt da draußen, er würde glatt eine Stunde lang Holz hacken.

      Erik lief über die Wiese zum See hinüber. Folgte dort, ohne besonderes Ziel, einem schmalen, unbefestigten Fußweg am Ufer entlang. Als der Weg nach zehn Minuten vom See abbog und in den Wald führte, lief er einfach weiter. Lief den buckeligen, von unzähligen Wurzeln durchzogenen Weg eine lange Steigung hinauf und dann ein ganzes Stück durch den Wald, bis er an die Straße kam. Es gab nur diese eine Straße, die hier durch den Wald führte, und er glaubte zu wissen, wo er sich gerade befand. Die Straße führte von hier aus in einem langen Bogen zum Haus zurück. Er wandte sich um, lief den Weg durch den Wald zurück.

      Als er die Wiese hinter dem Haus wieder erreichte, wurde er langsamer, stand endlich einen Augenblick vornübergebeugt und hungerte nach Luft.

      Der Schweiß lief ihm in Bächen über das Gesicht, sein Hemd war durchgeschwitzt, seine Schuhe und seine Hose nicht mehr vorzeigbar, aber seine Gedanken flossen wieder in geordneten Bahnen. Er konnte wieder klar denken.

      Er richtete sich auf, sah noch einmal über den glitzernden See hinweg zum anderen Ufer. Es war ein schöner Spätsommertag geworden, mit wenigen Wolken, einem schwachen Wind, der auf der Oberfläche des Sees nur hier und da das Wasser kräuselte, und es war warm.

      Er wandte sich dem Haus zu, begann damit, sein durchgeschwitztes Hemd auszuziehen.

      Die Angst war immer noch da, er fühlte das. Sie lauerte unter der Oberfläche, bereit, jederzeit über ihn herzufallen. Er musste hier fertig werden, Montag, und dann ganz schnell weg.

      Seine Gedanken stockten, er blieb stehen, wenige Schritte vom Haus entfernt. Etwas stimmte nicht. Er scannte seine Umgebung, zog dabei das Hemd ganz aus.

      Der große Range Rover. Ulrikes Range Rover stand vor dem Haus. Um diese Zeit am falschen Ort, es war gerade elf Uhr.

      Anneke. Nach dem, was Kai herausgefunden hat, konnte er sich durchaus vorstellen, dass sie ihm noch einmal auf den Zahn fühlen wollte.

      Er entschloss sich, die Hintertür zu benutzen.

      Behutsam näherte er sich dem Haus, alle Antennen ausgefahren. Öffnete vorsichtig die Tür, horchte. Im Haus war es still. Vielleicht kein gutes Zeichen. Er ließ die Tür leise ins Schloss gleiten, stand angestrengt lauschend im halbdunkeln Flur. Wenn beide Frauen im Hause waren, dann würden sie miteinander reden. Es blieb still. Entweder war nur eine Frau im Haus: Anneke. Oder es war etwas geschehen und niemand war im Haus.

      Er ging durch zur Wohnstube, schob die Tür auf. Niemand war im Raum.

      Hinter ihm schob jemand einen Stuhl über den Boden.

      Im Bad. Im Bad gab es einen schweren Holzhocker, der einem oft im Wege stand. Ulrike oder Anneke, eine von beiden war im Bad. Er würde es an der Kleidung oder an den Jagdstiefeln erkennen.

      Draußen vor der Tür standen Ulrikes Stiefel, bis oben hin voller schwarzem Morast, von innen durchnässt. Ihre Jagdhose lag daneben, im gleichen Zustand, schwarz und vollgesogen.

      Irgendwo war sie hineingerutscht oder hineingefallen. Er ging zurück, klopfte an die Tür zum Bad. Keine Antwort. Im Bad war niemand. Drei Minuten zuvor war Ulrike noch im Bad gewesen, ganz sicher. Sie musste ihn gehört haben. Er verstand das Spiel, sah den Flur hinunter. Die Tür zum Schlafraum der Frauen war nur angelehnt.

      Er könnte jetzt wie ein Pudel durch den Reifen springen. Das lag ihm nicht. Außerdem klebte noch der Schweiß an seinem Körper. Er hatte sich inzwischen abgekühlt und fühlte sein Hemd kalt auf seiner Haut.

      Für schwedische Verhältnisse war das Bad ziemlich groß und die Dusche mit einer zwei Meter langen Glas-Trennscheibe hell und modern. Es hing noch der Dampf vom Duschen in der Luft. Er schmunzelte.

      Der warme Duschstrahl

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