Tod eines Agenten. Lars Gelting

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Tod eines Agenten - Lars Gelting страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Tod eines Agenten - Lars Gelting

Скачать книгу

Firma vergisst einen nicht. Helmut besorgt mir eine neue Identität, nur für den Übergang. Für die ersten Jahre. Alles andere ist vorbereitet. In den Akten ist mein Name sauber.

      Habe die zugeteilten Verfügungsgelder des Klinikbereiches flüssig gemacht, bevor es jemand anders tut. Liegen auf Abruf. Hier nimmt jeder, was er an Nützlichem kriegen kann. Aber nach außen wahren wir die Fassade.

      Katrin hat Sorgen, aber sie steht zu mir. Was soll ich tun? Kann sie ja nicht zurückweisen.

      Ich fürchte, sie wird es mit den Kindern schwerhaben, wenn ich erst mal weg bin.

       Montag, 18. Dezember

      Vera Kotitsch war heute im Haus. Sehr unangenehme Person. Hat mir gedroht. Und ich kann mich nicht wehren!! Wo sind wir hingekommen.

      Jedenfalls wird es nun höchste Zeit. Wollte heute die Akten der Vorjahre sichten und „bereinigen“. Sind nicht mehr da! Nicht mehr im Hause greifbar! Geht’s jetzt los?

      An die Kotitsch habe ich gar nicht gedacht. Hatte nur den Lehrer im Auge. Das Weib ist „klebrig“.

      Werde im Westen als „Doktor med. Robert Snelting“ leben. Muss so ein Kerl gewesen sein wie der Slavik, dieser Doktor Snelting. Jedenfalls hat er sich in der Haft selbst verabschiedet. Gut für mich. Aber, ganz wohl ist mir bei der Sache nicht. Will doch nicht mit dem Namen eines Staatsverräters herumlaufen.

       Mittwoch, 17. Januar 1990

      Treffen mit Helmut. Jetzt ist sogar Helmut aufgebracht und in großer Sorge: Der Pöbel hat die Firmenzentrale in Berlin gestürmt. Die haben Zugriff auf die Akten!

      Im Nachhinein fragt man sich, welche Trottel uns da regiert haben. Dieses Material hätte der Erich längst in den Ofen werfen können.

      Jedenfalls geht’s jetzt ums Ganze. Was fehlt sind die Papiere und Geld natürlich. Die werden uns schon bald ihre schöne Westmark aufdrängen.

      In der nächsten Woche bringt Helmut die Papiere.

       Mittwoch, 24. Januar

      Helmut ist nicht gekommen! Der wird mich ja wohl nicht hängen lassen? Auch Helmut ist nur ein Mensch, er soll es nicht wagen. Das Wasser steht uns allen bis zum Hals.

       Mittwoch, 28. Februar

      Keine Nachricht von Helmut. In all den Wochen keine Nachricht! Bin nahe daran, mich selbst zu behandeln.

      Alle „Politischen“ sind aus der Haft entlassen worden! Ich fasse es nicht! Als hätten wir die nur zum Spaß inhaftiert. Als ob wir Sadisten waren.

      Jedenfalls kann jeden Tag hier die Bude hochgehen. Und diese Quertreiber und Unruhestifter werden sich nicht bei uns für die „Vorzugs-Behandlung“ bedanken.

      Ich habe das Gefühl, die stehen schon unten vor der Tür, die Slaviks, Kotitsch und wie sie alle hießen.

      Meine Papiere, Helmut!!

       Mittwoch, 04. April

      Endlich! Endlich! Helmut war am Treffpunkt. Und er hat die Papiere mitgebracht! Endlich! Geburtsurkunde, Pass, Meldebescheinigung usw., alles, was man so braucht, um als zivilisierter Mensch zu gelten.

       Mittwoch, 20. Juni

      War heute mit Helmut zusammen in Dresden. Wir haben uns ein Konto bei der „Dresdner Bank“ eingerichtet. Habe das Klinikgeld bereits eingezahlt (63.000 Ostmark). Soll ja 1:1 umgetauscht werden. Damit wäre ich erstmal aus dem Gröbsten raus. Außerdem haben wir ja noch 12.000.- Mark auf unserem Familienkonto in Waldheim. Ich habe es verdient, und ich nehme es mit. Lasse Katrin 3800.- Mark Übergangsgeld da. Danach muss sie sich halt umschauen. Wir leben alle unser eigenes Leben.

      Kapitel 1

      Oslo, 12. September 2016.

      Ein Montag, trübe, regnerisch, ohne jede Verheißung. Erik sah aus dem Hotelfenster, die Arme vor der Brust verschränkt. Schon seit zwei Tagen saß er hier fest, sah hinaus in den Regen und wartete darauf, dass es endlich losging. Wie er das hasste. Wie er diese Typen überhaupt hasste. Hier ging es um alles oder gar nichts und diese Typen spielten mit der Zeit.

      Unten im Hafen schob sich eine Fähre der „Stena Line“ behäbig aus ihrer Anlegebucht, quirlte das dunkle Wasser an ihrem Heck schaumig auf. Schob sich dann wie in Zeitlupe an einer mächtigen, blauen Fähre vorbei, deren Heck eine endlose Schlange von PKWs und LKWs absonderte.

      Erik sah das alles nicht. Unzuverlässigkeit war etwas, was ihm geradezu physische Schmerzen verursachte. Zumal, wenn es sich um solche riskanten Aktionen handelte. Sein Blick flog zum x-ten Mal hinüber zur Uhr am rechten Rathausturm: vierzehn Uhr fünfzig.

      „Verdammt! Es reicht jetzt! Komm schon, Bengtson! Komm schon! Lass mich nicht hängen, Kerl!“

      Mit zusammengepressten Lippen brannte er seinen Blick auf der Uhr fest. Er kam an diesem verdammten Bengtson nicht vorbei, aber geahnt hatte er es. Im Voraus schon, von Anfang an. Er kannte diese radikalen Typen. Die lebten nur in ihrer eigenen Welt, kannten nur ihre eigenen Regeln, waren einfach…

      Hinter ihm auf dem Tisch gab das Smartphone ein klares „Ping“ von sich. Er fuhr so heftig herum, dass er gegen die Tischkante stieß. Griff nach dem Smartphone und öffnete die eingetroffene Mitteilung.

      „Hau ab! Verschwinde aus Oslo. Sofort! Treffen achtzehn Uhr Scandinavian in Arvika. S.B.“

      Was sollte das denn jetzt? Verschwinden! Er zog seine Tasche heran, schob sein Laptop noch hinein und war schon an der Tür. Offensichtlich hatte der Bengtson tatsächlich was ziemlich Heißes in der Pfanne. Davon war im Voraus nicht die Rede. Verdammt! Und dann jetzt „Arvika“. Wo lag denn das jetzt? Wo lag Arvika? Er hetzte zu seinem Auto, weckte sein Navi, sah sich die Karte an: Arvika in Schweden, hundertsechzig Kilometer von Oslo entfernt. Er brauchte nur der E18 zu folgen. Mit etwas Glück war das machbar. Aber das war auch wieder so etwas. Warum nicht neunzehn Uhr? Du verdammter Kerl weißt genau, dass ich hier in Oslo bin. Er schaltete das Navi aus, fädelte sich in den Verkehr ein.

      Zwanzig Minuten später lag Oslo hinter ihm, die Grenze nach Schweden überfuhr er um sechzehn Uhr fünfunddreißig. Der Regen wurde stärker.

      Zwei Kilometer hinter Töcksfors kroch vor ihm ein mit Baumstämmen beladener LKW aus einem Waldweg auf die Fahrbahn. Erik ließ sich etwas zurückfallen, wollte nicht den hochgewirbelten Dreck auf der Scheibe haben.

      Die Zeit rann dahin. Er setzte mehrere Male zum Überholen an und musste doch wieder hinter den LKW zurück. Und dann wurde er allmählich unruhig. Er saß fest hinter dem LKW, während ihm die Zeit davonlief. Als er ihn endlich an einem Berg überholen konnte, war es siebzehn Uhr fünfundzwanzig. Er fuhr am Ortseingangsschild von Arjäng vorbei.

      Arjäng! Nur einen Atemzug lang stockte er, dann wusste er, dass etwas verkehrt lief. Er war noch auf der E18, aber Arjäng lag nicht auf seiner Strecke. Dort gab es vor Arvika keinen Ort dieser Größe.

      Er steuerte den nächsten Parkplatz an, stieg aus und lief durch den Regen zu einem Toilettenhaus. Die eintönige Fahrt hinter dem LKW,

Скачать книгу