Iska - Die Flucht. Jürgen Ruhr
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Iska - Die Flucht
Roman
© by Jürgen H. Ruhr
Mönchengladbach
Vorwort
Im Jahr 122 a.D. weilte der Kaiser Publius Aelius Hadrianus (Hadrian) in der römischen Provinz Niedergermanien und in der Stadt Colonia Ulpia Traiana.
Die folgende Geschichte ist frei erfunden, basiert aber auf diesem realen geschichtlichen Hintergrund.
Prolog
Freundlich schien das Sonnenlicht auf die kleine Lichtung. Bunte Sommerblumen bildeten einen duftenden Teppich und schmiegten sich an die Körper eines Jungen und eines Mädchens. Der süße Duft des Sommers lag in der Luft und betäubte die Sinne.
Träge drehte sich der Junge zur Seite und stützte seinen Kopf in die Hand. „Was hast du da?“ Er sprach die Worte unter mühsam unterdrücktem Gähnen aus. Langsam ließ er den Blick von dem Mädchen über die sonnendurchflutete Lichtung bis zum Waldrand schweifen. Ein leichter Wind spielte in den Baumwipfeln. Sanftes Rauschen hüllte die beiden jungen Menschen ein. Am Himmel segelten kleine weiße Wölkchen langsam dahin. Ein Hase hoppelte durch das dichte Gras, blickte neugierig auf die beiden Personen und setzte seinen Weg dann fort. Der Junge beobachtete das Tier versonnen und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Ihrer Aufgabe, Beeren im Wald zu sammeln, waren sie rasch nachgekommen. Die kleinen Weidenkörbe waren voll reifer, lecker riechender Früchte und es blieb ihnen sogar noch Zeit für ausreichend Müßiggang. Der Junge dachte an die vielen Beeren, die sie direkt gegessen hatten. Jetzt genossen sie satt und zufrieden die warmen Strahlen Sunnas. Erneut schaute er zu dem Mädchen. „Iska, komm sag schon, was hast du gefunden?“
Seine Schwester antwortete nicht. Verträumt hielt sie ihren Fund gegen die Sonne und war ganz vertieft in den Anblick. Sie schien dieser Welt vollkommen entrückt zu sein. Jetzt wurde der Junge erst recht neugierig. Er setzte sich auf. „Iska, wenn du mir nicht sofort sagst, was du da in der Hand hältst, dann komme ich zu dir herüber!“ Angesichts seiner augenblicklichen Trägheit waren das mutige Worte, denn er beabsichtigte jetzt bestimmt nicht, sich mehr als unbedingt notwendig zu bewegen.
Doch die Drohung schien Wirkung zu zeigen. Seine Schwester wandte den Blick von ihrem Fund ab und sah den Jungen an. „Ich weiß nicht, was es ist. Aber nachdem ich den Dreck abgekratzt habe, erschien ein Bild darauf und wenn ich es in die Sonne halte, leuchtet es gelb.“
Schließlich siegte die Neugier des Jungen doch und langsam erhob er sich. „Zeig doch mal.“
Iska hielt ihm den kleinen Gegenstand hin. „Hier, Wiborg, aber mache es nicht kaputt!“
„Keine Sorge, ich bin doch kein kleines Kind.“ Wiborg nahm seiner ein Jahr jüngeren Schwester den Gegenstand vorsichtig aus der Hand. „Hmm, das ist das Bild einer Frau mit einer Ähre; vielleicht eine Göttin?“
„Eine Göttin? Ich kenne keine solche Göttin. Könnte es eine Göttin der Römer sein?“ Iska hielt bittend die Hand auf.
Wiborg überlegte. „Vielleicht. Auf jeden Fall muss es jemand um den Hals getragen haben. Siehst du das kleine Loch dort? Da lässt sich bestimmt eine Schnur durchziehen.“ Er gab es Iska zurück.
Die schaute ihren Bruder fragend an: „Was für ein Material könnte das sein? Ich habe so etwas noch nie gesehen.“
Wiborg legte die Stirn in Falten. Mit seinen siebzehn Jahren war er zwar fast schon ein Mann, doch auch er fand nicht auf alle Fragen eine Antwort. „Also, ein Metall ist es nicht, dafür ist es zu leicht. Und Holz ist es auch nicht. Und die Sonne scheint hindurch.“ Dann kam ihm eine Idee. „Wir sollten es Thoralf, dem Dorfältesten, zeigen. Der kann uns bestimmt sagen, um was es sich handelt!“
Langsam nickte Iska. „Ob ich es behalten darf?“
„Bestimmt, wir machen ein Band dran und du kannst es um den Hals tragen. Vater wird sicherlich nichts dagegen einzuwenden haben.“
Beide Kinder saßen jetzt nebeneinander im Gras und schauten gedankenverloren auf das Fundstück in Iskas Hand. „Wer mag so etwas hier verloren haben?“ Das Mädchen war schon immer ein wenig träumerisch veranlagt gewesen und in ihrer Phantasie sah sie eine hochgewachsene Römerin über die Lichtung schweben, das Medaillon um den Hals. Lachend folgte ihr ein festlich gekleideter Mann und als er die schöne Römerin einholte und die Arme um sie schlang, zerriss das Band, das das Medaillon hielt. Aber weder der Römer, noch die Frau bemerkten es, sondern fanden jetzt im innigen Kuss zueinander.
Wiborg bemerkte, dass Iska wieder einmal in ihre Phantasiewelt entrückt war und mit einem Schmunzeln auf den Lippen hauchte er seiner Schwester einen Kuss auf die Wange. „Komm in die Realität zurück, Schwesterchen! Wer weiß, wie das Ding hier hingekommen ist.“ Iska gab ihm einen Stups in die Seite. „Lass das, du gemeiner, gemeiner ...“ Ihr Satz ging im Lachen ihres Bruders unter. Dann musste sie plötzlich auch lachen und übermütig ließen sie sich nebeneinander in das weiche Gras plumpsen.
I. Das Geheimnis
So lagen sie dort eine ganze Weile, schon nachdem sie sich lange beruhigt hatten, und schauten in den blauen Himmel. Hin und wieder verdunkelte eine weiße Wolke ein wenig die Sonne und wenn Iska jetzt nicht plötzlich aufgesprungen wäre, hätte der Schlaf zumindest Wiborg übermannt. „Was ist jetzt los? Warum springst du auf?“, murmelte er träge und ein wenig mürrisch. Seine Gedanken wanderten eben noch durch ihr kleines Dorf und verweilten bei einem Mädchen namens Elfrun. Und dieser Name passte auch wirklich zu ihr. Immer wenn Wiborg an sie dachte, wurde ihm ganz warm ums Herz. Und jetzt störte seine kleine Schwester schon wieder seine Träume ...
„Hast du vergessen, was du mir versprochen hast?“
Wiborg wurde ernst. Was seine Schwester da plante, und was er im hitzigen Eifer eines Spieles so voreilig versprochen hatte, war kein Spaß mehr. „Iska, was du da tun willst, ist dumm. Du wirst deiner Heirat mit Guntram nicht entgehen. Im Gegenteil. Vater wird sehr böse werden und du beziehst wieder einmal Prügel!“
Darin war Iska ganz groß: Es schien ihre Bestimmung zu sein, gegen Regeln und Gebote ihres Vaters zu verstoßen. Regelmäßig war er dadurch gezwungen, sie zu verprügeln. Allerdings blieb die Frage offen, wer dabei mehr Schmerz verspürte, sie oder ihr Vater. Iska verzog trotzig den Mund. „Ich will Guntram nicht heiraten. Ich liebe ihn nicht.“
„Liebe, Liebe. Man heiratet nicht aus Liebe. Wo hast du denn solch einen Unsinn her? - Liebe!“ Wiborg schüttelte den Kopf. Dabei dachte er erneut an Elfrun. Empfand er da etwa so etwas wie Liebe? Noch war das Mädchen niemandem versprochen.
Iska sah ihren Bruder ernst an: „Du hörst dich genauso an wie Vater. Aber ich will Guntram einfach nicht. Er ist widerlich und grob - und dumm“, fügte sie nach kurzer Überlegung hinzu.
Wiborg erkannte, dass es mit der Ruhe nun endgültig vorbei war. Unwillig stand er auf, trat